Pala di San Martino 2982m Normalweg


Publiziert von bergteufel , 24. Dezember 2018 um 16:49.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 5 August 2018
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 700 m
Strecke:Rif. Pradidali - Passo Pradidali Alto - Kote - Pala di San Martino
Zufahrt zum Ausgangspunkt:siehe Beschreibung Cima Canali
Kartennummer:Tabacco Karte Nr. 022 Pale di San Martino

An alle Normalwegliebhaber- innen, servus!

Die Pala di San Martino gleicht eher einer Felsbastion, als einem formschönen Bergkörper. Bastion trifft es gut, denn auf den ersten Blick ist sie rundherum uneinnehmbar. Nach Westen hat sie vergessen einen Pfeiler loszuwerden und dort läuft die begangene Kletterroute "Gran Pilastro" (SG IV-) nach oben. An ihrer Ostseite entsendet sie 5 grazile Zacken, die ziemlich unnahbar ausschauen, aber hier findet sich der Normalweg. Allein die Synonymfähigkeit ihres Namens "Pala di San Martino" mit dem italienischen Namen für das ganze Massiv "Pale di San Martino" beweist die Wichtigkeit dieses Gipfels.

Folglich für den Bergteufel ein Muß, sich auf das stolze Haupt dieses Berges zu stellen.
Auf unseren gestrigen Gipfelerfolg an der Cima Canali
http://www.hikr.org/tour/post138658.html
folgte eine ziemlich unruhige Nacht. Stundenlang prasselte ein schweres Gewitter auf das Hüttendach ein, unter dem wir nächtigten. Lange haben wir ob unseres Planes beratschlagt. Geplant hatte ich die Überschreitung der Pala di San Martino, bedeutet die Kletterführe Gran Pilastro hoch, Normalweg runter. Der Wetterbericht machte diesen Plan bedingungslos zu nichte. Den Gipfel der Pala ziert eine Biwakschachtel, der vor Tagen extra so gepackte Rucksack gibt ein Biwak her, das Zeitfenster könnte reichen, deshalb die Entscheidung, den Normalweg hoch und oben übernachten. In zwei Tagen dann instabiles Wetter, also die Route gut merken, sollte man im Nebel runter müssen.
Von der Pradidalihütte folgt man zunächst dem Wandererhighway Nr. 709. Nach dem kleinen Lago Pradidali, verläßt man den markierten Weg nach links und steigt auf schmalem Pfad den Schotterstreifen Richtung Cima Immink nach oben. Du querst rechtzeitig den Graben nach rechts und steigst über steilen Schotter auf zur Scharte vor dem Passo Pradidali Alto. Nun links das Schrofengelände (SG I) oder die tiefe Rinne (Schnee) hoch oder noch kurz gerade weiter zum Passo und dann links auf dem Kamm weiter. Schließlich erreichst du die Kote 2831m.
Die Kote ist eine unscheinbare Erhebung ganz am Rande der Hochfläche. Von ihr fällt es steil ab ins Val Pradidali. Ihren Gipfel zieren 3 große Steinmänner, nach Westen ziehen die Zacken zur Pala di San Martino weg. Hier beginnt der Normalweg.
Zunächst kurz absteigen zu einer kleinen Scharte und gegenüber hoch (SG I). Dann beginnt das sehr ausgesetzte, teilweise brüchige Querungsgelände. Es gibt kleine, neongelbe (wenige verblasste rote) Punkte, Bohrhaken und Steinmänner. Bis zum dritten Turm geht es hauptsächlich quer, immer etwas rauf, runter. Dann steigt man ab zur auffälligen, spitzigen Felsnadel, der Fiale. Kurz hoch zu ihrem Felskörper und dann links (südlich) daran vorbei und wieder ein paar Meter runter zur Schlüsselpassage. Die Taktik bis hierhin ist, das Seil relativ kurz zu nehmen und sich parallel zu bewegen, sonst verlierst du viel Zeit.
Nun 15 m hoch am vierten Turm in perfektem IIIer Felsgelände, alles fest, toll. Dann rechts rausqueren (Abseiler, Haken), wieder ausgesetzt abklettern und dann am fünften Turm in einfacherer Rinne hoch zum Schotterplateau. Dann den Steinmännern folgend den Gipfelaufbau ansteigen und weiter zum sichtbaren Biwak.
Du stehst auf der Pala di San Martino, der Berg, dem das ganze Massiv seinen Namen gibt. Stark. Es gibt ein Biwakbuch, aus ihm ist ersichtlich, daß "alle" (ca. 40 Seilschaften pro Jahr) über den Gran Pilastro hochklettern. Die Pala hat ein riesiges Gipfelplateau. Die Biwakschachtel ist von 2015 und glänzt knallrot. Wir sind ins Biwak gespurtelt, denn das angekündigte Gewitter wollte uns unbedingt zeigen, was es drauf hat. Dort haben wir verwundert erkannt, daß es nur 4 Liegen gibt, ziemlich klein das Hüttchen.
Vorsichtig, wenn ihr da auf einen Stammplatz hofft. Bei uns kam zum Glück keiner mehr, aber das haben wir nicht gewußt. Dann knistert es, dann donnert es, dann hagelt es kurz, dann schüttet es.... ja, so wollten wir`s. Geil. In der Abendstimmung kam die Sonne nochmals durch, es hatte einen Regenbogen, die Farben golden, glutrot, rosa... ein Spektakel. In diesem Naturkino sitzt du in der ersten Reihe, stark.

Es wurde eine ruhige Nacht, aber es hat immer wieder geregnet. Der Abstieg am nächsten Tag war dann stark bewölkt, zum Glück bis zur Rosettahütte trocken. Die Hütte erreichst du indem du von der Kote den Steinmännern zur Cima delle Scarpe folgst, südseitig durchquerst (kleine Höhle) und beim Einschnitt der Rodetta das Hochplateau nach unten steigst, bis du auf den Wanderweg Nr. 707/709 triffst (wenn du das in anderer Richtung, heißt von der Hütte kommend, machen möchtest, dann verläßt du Nr. 707/709, sobald der Pfad zu steigen beginnt, nach rechts. Es beginnen sofort viele Steinmänner).
Das Rifugio Pedrotti, über diesen "Palast" möchte ich meine früher geäußerte Meinung grundlegend revidieren. In der Hütte darfst du nur Platz nehmen, wenn du vorher fragst (sie legen Wert darauf, das alles reserviert und kontrolliert ist) und dann für die Zeit in der du etwas ißt und trinkst. Sonst oder dann kannst gehen! Damit ist alles gesagt. Jetzt ist mir klar geworden, warum man hier nichts über einen Normalweg erfährt, wenn man nachfragt, alles ist ausgerichtet auf Komerz.

Danach geht es weiter Richtung Passo di Ball / San Martino di Castrozza (Weg Nr. 702 & 715), einen tollen alten Kriegssteig mit sanfter Steigung nach unten. Bei der Gabelung weiter nach San Martino (Nr. 702), nach dem Tunnel dem Weg Nr. 724 und dann Nr. 713 zur Malga Civertaghe, bzw. bis zum Auto folgen. 1600 Hm Abstieg vom Gipfel der Pala di San Martino, 7-8 Std.
Nochmal ein Blick zum Sass Maor hoch, an dem wir anfingen:
http://www.hikr.org/tour/post138437.html

Drei Tage Palagruppe vom Feinsten schließen sich. Wir hatten viel Glück mit dem Wetter, wir blieben gesund, wir hatten Spaß, wir können jubeln, trotzalledem, es sind drei ernste Bergfahrten. Ich habe mich bemüht euch diese Berge so zu beschreiben, daß ihr sie vielleicht mal versucht, es gibt doch kaum eine deutsche Beschreibung darüber. Die drei Gipfel gehören zum Edelsten, was die Dolomiten zu bieten haben. Für mich war die Cima Canali die Beeindruckendste und auch die Fordernste. Der Sass Maor ist der Spektakulärste. Die Pala di San Martino ist die Unscheinbarste, die Leichteste. Jeder dieser drei Gipfel ist einen Besuch wert.

Bis demnächst, habe die Ehre,
der Bergteufel





Tourengänger: bergteufel


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Kommentare (2)


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Werner_Ki hat gesagt:
Gesendet am 24. Dezember 2018 um 18:53
Und der nächste Glückwunsch steht an!
Wieder ein toller Bericht, der zum Nachmachen anregt und ist auch schon in die Merkliste aufgenommen :)
Grüße aus dem hohen Norden

bergteufel hat gesagt: RE:
Gesendet am 25. Dezember 2018 um 17:46
Herzlichen Dank Werner.
Dann wünsche ich Dir viel Erfolg, wenn Du diesen Teil Deiner Merkliste angehst. Würde mich über eine kurze Erfolgsnachricht freuen.
Grüße aus München


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