Grenzwanderung Schweiz * Konstanz - Steckborn


Publiziert von laurentbor , 6. Dezember 2018 um 07:20.

Region: Welt » Schweiz » Thurgau
Tour Datum:22 Juli 2018
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   CH-TG 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 108 m
Abstieg: 108 m
Strecke:18,8 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Zürich - Konstanz
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Steckborn - Kreuzlingen - Zürich

Konstanz ist heute vorallem als Ferienort und für Schweizer natürlich als Einkaufsdestination bekannt und geschätzt. Doch schon seit langer Zeit ist die alte Handelsstadt am Bodensee auch Brücke zwischen der Eidgenossenschaft und dem badischen Land. Den Wirren der Geschichte ist es geschuldet, dass der Thurgau seine heimliche Hauptstadt nie als sein Eigen nennen konnte, doch Konstanz war eben immer auch eine stolze und eigenständige Stadt. Der Bummel durch die Altstadt ist somit auch eine Grenztour, den diese liegt als einziges deutsches Territorium linksrheinisch. Hauptdarstellerin der mittelalterlichen Stadt ist das gotische Münster mit dem 78 Meter hohen Turm. Dieses war zwischen 1414 bis 1418 der offizielle Sitzungsort des Konstanzer Konzil, der grössten politisch-religiösen Tagung im mittelalterlichen Europa. Die 6000 Einwohner mussten wärend vier Jahren ca. 50'000-70'000 Besucher beherbergen. Heute zählt Konstanz selbst 82'000 Einwohner und hat sich zu einer modernen Universitätsstadt entwickelt.

Wir spazieren durch die Gassen der Altstadt, vorbei an Geschäften und Restaurants bis zum Zollübergang nach Kreuzlingen. Der Wanderweg führt nun der Landesgrenze entlang Richtung Osten ins Tägermoos. Diese ehemalige Gemeindeallmende der Stadt Konstanz ist politisch zwar schweizerisch, jedoch werden einige Verwaltungsaufgaben durch die Stadt Konstanz übernommen. Verwirrende Kleinigkeiten welche man auf so einer Grenztour immer wieder antrifft und einem ins Bewusstsein ruft wie künstlich eigentlich Grenzziehungen sind und dem Wesen des Menschen eigentlich überhaupt nicht entsprechen.

Der Wanderweg führt nun durch einen lichten Auenwald mit mächtigen Pappeln. Wir spazieren am Seerhein entlang. DIeser vier Kilometer lange Wasserweg verbindet den Obersee mit dem Untersee und hat ein Gefälle von ca. 20 cm. Entsprechend träge fliesst das Wasser dahin und wir tun es ihm gleich und kehren in der nächsten Gartenwirtschaft ein. Kuhhorn heisst diese, und tatsächlich grüsst der Kneipenbesitzer das vorbeifahrende Kursschiff mit einem lauten Ton aus einem echten Kuhhorn. Gleich zwei kostenlose Badestellen gibt es hier bei Tägerwilen am Fluss.

Bald erreichen wir Gottlieben. Der durch die knusprig-süssen Hüppen bekannt gewordene Ort begrüsst Gäste mit einem hübschen Fachwerkensamble und einem stattlichen Schloss. Das Restaurant Drachenburg mit seinen Geranien an den Erkern und dem drachenartigen Wasserspeier ist ein wahres Fachwerkschmuckstück. Der Weg entlang der Uferpromenade des Seerheins ist ein kurzweiliges Vergnügen, dies auch weil Gottlieben mit knapp 32 Hektaren eine der drei flächenmässig kleinsten Gemeinden der Schweiz ist.

Nach Gottlieben verbreitert sich das Wasser und wir sind nun am Untersee. Der Weg führt nun etwas langweilig den Schienen der Bahnstrecke Kreuzlingen - Schaffhausen entlang. Bei Triboltingen liegt eine schöne Badewiese zwischen dem breiten Schilfgürtel und wartet darauf entdeckt zu werden. Wir gehen jedoch weiter der Bahnlinie entlang bis ins hübsche Ermatingen.

Auf dem grössten Bachdelta des Untersees liegt Ermatingen wie eine Perle aus Fachwerk. Hinten steigt der Seerücken steil an und vorne glitzert das Wasser. Gegenüber locken die UNESCO Kulturgüter der Insel Reichenau. In Ermatingen stehen neben alten und prächtigen Riegelbauten auch einige Schlösschen und Villen welche zu Zeiten Napoleons III von illustren Gästen aus halb Europa besucht wurden.

Im Ermatinger Ried welches wir nun durchschreiten herrscht heute ein absolutes Jagdverbot, doch noch vor nicht so langer Zeit stritten die Bewohner von Ermatingen mit Naturschützern aus dem ganzen Thurgau ob das Ried für die Vogeljagd zugänglich bleiben sollte. Weiter geht es dem Bahndamm und dem Schilfgürtel entlang. Von oben grüsst Schloss Arenenberg. Hier residierte Napoleon III bevor er nach Frankreich zurückkehrte um Kaiser zu werden.

In Mannenbach flanieren wir durchs Dorf und entdecken einen schönen unbewachten Badeplatz. Toll für eine kleine Pause. Von hier führt im Sommer eine Solarfähre hinüber zur bekannten Insel Reichenau. Bei der Mannebacher Büüge führt der Weg direkt dem See entlang auf einem schmalen abenteuerlichen Trampelpfad. Schöne Ausblicke auf den Untersee sind für einmal möglich. Bald jedoch wechseln wir auf die andere Seite der Bahnlinie und Strasse und kommen nach Berlingen.

Dort wo der Seerücken am steilsten und höchsten sowie der Untersee am breitesten ist, dort liegt das verträumte Dörfchen Berlingen. Was sofort auffällt sind die schönen und mächtigen Holzriegelbauten im Dorf. Der Kehlhof im Zentrum übertrumpft sie alle - hier lebte einst der Klostermeier der für den Abt des Klosters Reichenau den Zehnten einzog. Heute lockt ein kleines Weinfest am Hafen und wir gesellen uns ein wenig dazu...

Nun wird der Abhang des Seerücken steiler und ist so nahe am Ufer des Sees, dass neben der Strasse und Eisenbahn kein Platz mehr bleibt für einen schönen Fussweg. Daher führt unser Pfad hinauf auf den "Wiise Felse" ein Sandsteinabbruch der mit einer Holztreppe begehbar gemacht wurde. Hier sollen sogar Gämsen leben - wir sehen heute jedoch nur Wandervögel. Kurz nach dem Felsen tauchen wir in die Reblandschaft von Steckborn ein. Beim Jochental gibt es eine kleine Schänke wo wir ein Stück Kuchen bekommen...herrlich dieser Ausklang eines langen Wandertages. Das nächste Mal erkunden wir dann Steckborn.

Hier geht es zur nächsten Etappe



Tourengänger: laurentbor


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