Bolivien - Reisebericht: Titcacasee, La Paz, Valle de las Animas, Muela del Diablo


Publiziert von boerscht , 27. Februar 2019 um 14:46.

Region: Welt » Bolivien
Tour Datum:10 November 2018
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: BOL   PE 
Zeitbedarf: 5 Tage
Kartennummer:openstreetmap.org

Eigentlich der 2. Teil der Reise, aber für den Peru bericht habe ich irgendwie noch keine Zeit gefunden, daher Bolivien zuerst. Nach 16 tollen Tagen in Peru (Bericht folgt irgendwann noch) geht es von Puno am Titicacasee mit dem Bus über die Grenze nach Bolivien und dort zur Stadt Copacabana.

Tag 1:

Copacabana - Isla del Sol - Cerro Kheuwani - Yumani - Copacabana T2; 4-5 h mit Bootsfahrt:

Die Stadt Copacabana macht ihrem Namen, naja, nicht unbedingt alle Ehre. Strand gibts hier leider keinen wirklich, nur jede Menge Touri Boote, welche zur Isla del Sol fahren.
Dafür eine schöne Promenade mit vielen netten Bars, Restaurants und einer entspannten Atmosphäre. Nur halt alles total touristisch.
Der Bus macht hier etwa 5 h halt, was wir für eine Bootsfahrt und Wanderung auf der Isla del Sol im Titicacasee nutzen. Das Wetter ist, wie schon den ganzen Urlaub über, perfekt. Sonne und etwa 15°C, bestes Wanderwetter.
Die Bootsfahrt an sich ist unspannend und dauert etwa 45 min. Vom südöstlichen Ufer aus geht der Weg an Ruinen des Templo del Sol vorbei und führt aussichtsreich und einfach über den Cerro Kheuwani. Verrückt ein 4000er nur ein paar hundert Meter über dem See, welcher groß wie ein Meer ist. Wir kommen aber trotz akklimatisierung in Peru und kaum Höhenmetern etwas ins Schnaufen. Vielleicht hat die eine Woche im Dschungel die Akklimatisation wieder zerstört ? Hoffentlich nicht.
Bald erreichen wir das Dorf Yumani und den Hügel Cerro Palla Khasa. Die Aussicht zur Cordilerra Real ist super und die Gegend gefällt ganz gut. In der Hauptsaison ist hier wohl aber arg viel los.
Aus der Bucht bei Yumani gehts mit dem Boot wieder zurück nach Copacabana.

Über Nacht mit dem Bus dann von hier nach La Paz, wobei hier noch die Straße von Tiquina mit einer Fähre überquert werden muss. Der Bus nimmt die Fähre, die Passagiere müssen im Dunkeln in winzigen, nach Diesel stinkenden Nusschalen rüber, spannende Sache. Immerhin gibts auf der anderen Seite leckeres Streetfood.


Tag 2:

La Paz:


Puh, der Text über La Paz und die dortigen Eindrücke könnte ewig werden, wenn ich da alles beschreiben würde, daher lasse ich das hier mal weg. Wir sind einmal mit der Seilbahn quer durch die Stadt gefahren, Märkte besucht, Gefängnis, Regierungsviertel und jede Menge Essen ausgechekt. Sehr coole Stadt in der es verdammt viel zu sehen gibt.


Tag 3:

Uni - Cuesta de las Animas oder zumindest diese Gegend T4, I; 4h:

Eigentlich war der Plan für heute ins Valle de las Animas zu gehen, aber irgendwie haben wir letztenlich nicht das Richtige Valle de las Animas gefunden und sind wo anders gelandet, doch alles der Reihe nach.
Früh am Morgen, leider nicht so früh wie geplant, da wir gut verpennt haben, gehts mit dem Taxi vom Hostel ins Valle de las Animas. Bzw. eben nicht, da der Taxifahrer keine Ahnung hat wo das ist und wir uns irgendwie auch nicht so recht informiert haben.
Wir enden irgendwo im Nirgendwo in einem recht weit entfernten Vorort von La Paz, namens Uni. Der Taxi fahrer hat keine Lust mehr weiter zu fahren, und da die Umgebung hier eigentlich auch nicht schlecht aussieht steigen wir halt einfach mal aus und schauen was wir nun machen, das Valle de Las Animaz ist es hier auf jeden fall nicht. Kurz nach Sonnenaufgang starten wir also eine völlig ungeplante Wanderung in einer unbekannten Gegend, ohne Karte. Dummerweise haben wir in der Hektik am Morgen auch Proviant vergessen und nur noch einen halben Liter Wasser dabei, was uns leider erst später auffällt.
An einer Straßenbrücke zweigen wir nach Norden in eine vielversprechende Schlucht ab.
Wir folgen der Schlucht, welche von bizarren Felsformationen umgeben ist bis fast ans Ende. Ein kleiner Pfad zweigt nach links oben ab, diesem folgen wir. Die Aussciht unf umgebung wird nun immer besser. Überall hat es verrückte Erdnadeln, welche spitz aus dem Boden herausragen. Das Morgenlicht lässt das ganze fast unwirklich aussehen. In der Ferne leuchtet der vergletscherte, imposante Illimani.
WIr kraxeln noch weiter hinauf, nun wieder weglos und wollen noch bis zu einem Grat nach oben, um eine Aussicht auf die andere Seite nach La Paz zu bekomen. Der Schlussaufstieg zum Grat ist brüchig, es geht jedoch gerade noch so.
Oben angekommen wird der Blick nach La Paz und zum Huayna Potosi frei. Hier machen wir viele Fotos und trotz Wassermangel einen Mittagsschlaf in der Sonne. Die Gegend ist wirklcih der wahnsinn, sowas habe ich noch nicht gesehen. Kein Mensch unterwegs, und dies so nahe an La Paz.
Irgendwann reißen wir uns los und gehen den selben Weg weider zurück nach Uni. Ob, und auf welchem Gipfel wir da oben waren lässt sich schwer sagen, irgendwie gibt es keien gescheiten Karten für die Gegenden. Könnte Cuesta de las Animas gewesen sein, der nahe Gipfel Achachi Quala war es jedoch nicht. Auf jeden Fall waren wir etwa 4200 m hoch.
In Uni laufen wir etwas die Straße entlang, bis wir einen Minibus anhalten, welcher uns zurück nach La Paz bringt.


Tag 4:

Muela del Diablo (engl. Devils Tooth) T4, I; 20 min:

Auf der Rückfahrt von der gestrigen Tour haben wir noch mehr, noch größere Erdnadeln in der Entfernung entdeckt. Das müssen wir uns auch noch unbedingt anschauen. Ein kurzer Check auf Google Maps und Openstreetmap und schon ist die Gegend gefunden.
Muela del Diablo, übersetzt Devils Tooth oder Teufelszahn. Uhhh das klingt ja schonmal spannend. Also wieder im Hostel ein Taxi für den nächsten Morgen auf 5 Uhr bestellt, da wir diesmal nicht verpennen wollen und zum Sonnenaufgang oben sein wollen.
Der Taxi fahrer hatte natürlich noch nie von der Gegend gehört, also muss mein Handy als Navi helfen. Durch die ziemlich heruntergekommenen Vororte Chasquipampa und Pedegral gehts in der Dämmerung in Richtung des Ziels. Laut Maps kann man fast direkt bis vor den Felsaufbau fahren und es scheint, als hätte es sogar einen Parkplatz dort oben. So ist es dann auch. Die Piste nach Chiaraque ist allerdings nicht gerade für das kleine, nicht 4x4 Taxi gedacht. Egal der Taxifahrer fährt uns bis ins Dorf und sogar noch die Buckelpiste hinauf zum Parkplatz unter dem Muela del Diablo. Er war hier noch nie und wundert sich über die tolle Umgebung, hat ihm sichtlich Spaß gemacht, mal aus der Stadt rauszukommen. Die Fahrt hier hoch hat ungefähr 80 Bolivianos=10 Euro gekostet. Im Vergleich hierzu hat uns der Fahrer gestern Früh ordentlich abgezockt.

Vom Parkplatz zunächst einfach auf einem Pfad zum Beginn des Felsaufbaus. Hier wechselt sich nun etwas Kraxelei (I) und unschöner Schutt ab. Schnell erreicht man ein Plateau, von dem aus 3 große Türme ausgehen. Der Größte ist der eigentliche Gipfel. Wir versuchen uns kurz am Aufsieg, lassen es dann aber ohne Seil doch lieber sein. Der Fels ist erstaunlcih fest und es hat Bohrhaken sowie gute Stände mit Ketten. Kletterschwierigkeit ist etwa III-IV .
Der Sonnenaufgang ist leider etwas vernebelt, trotzdem eine schöne Stimmung. Uns gefällts hier ganz gut und wir sind weit und breit die einzigen Menschen.

Muela del Diablo - Felsnadeln Chiaraque T4; 45 min:

Vom Felsaufbau des Muela del Diablo, vorsichtig über teils unschönes Geröll wieder hinab zum Parkplatz. Von hier aus folgen wir auf der Anhöhe einfach einem Pfad in Richtung der gegenüberliegenden, riesigen Erdnadeln. Über diese oben drüber zu gehen ist leider keine Option, da das Zeug verdammt brüchig ist, da ist Nagelfluh bombenfest im Vergleich. Schön zu sehen ist, dass auf jeder Erdnadel ein Stein auf der Spitze liegt. Durch Regen wird die Erde drumherum abgewaschen und so entstehen diese bizarren Formationen.
Wir queren Weglos unterhalb der Nadeln nach Westen und steigen am Rand über offenes Gelände hinauf in einen Sattel. Von hier kann man etwas steil und brüchig bis unter die höchste Erdnadel kraxeln.
Die Aussicht über La Paz und Chiaraque mit den Erdtürmen drum herum ist super, und wir machen hier erstmal ausgiebig Mittagspause. Über Weiden und offene Flächen gehts dann weglos ins Dorf Chiaraque hinunter.

Chiaraque - Pedregal - Chasquipampa T1; 30 min:

Im Dorf Chiaraque angekommen, fährt uns der Schulbus leider direkt vor der Nase weg. Außer ein paar Eseln und alten Frauen, sowie der Schule mit schönem Fußballplatz, gibts hier nicht viel. Minibusse oder Taxi, fehlanzeige. Mist, dann müssen wir wohl zurück nach La Paz laufen, oder auf Anhalter warten, wobei wir bei denen hier in den Vororten lieber etwas vorsichtig sein sollten.
Die Piste hinunter nach Pedegral kann glücklicherweise auf erkennbaren Pfaden abgekürzt werden, so geht der Weg hinunter schneller als gedacht.
Durch den scheinbar sehr armen Vorort Pedegral geht es weiter nach unten. An einem Cafe stehen zwar jede Menge Minibusse, die Fahrer sind jedoch alle mit Kartenspielen und Bier beschäftig, da stören wir lieber nicht und laufen weiter hinab nach Chasquipampa. Trotz der ärmlichen Gegend, fühlen wir uns eigentlich nicht unwohl hier herumzulaufen und werden auch nicht doof angeschaut oder ähnliches.
In Chasquipampa finden wir schlißelich einen Minibus, der uns mit nach La Paz zum nächstgelegenen Teleferico Terminal nimmt. Mit der Seilbahn gehts zurück zum Hostel.

Tag 5:

La Paz - Penas - Cerro Calvario de Penas (T4, I);


Übermorgen soll es auf den Huayna Potosi gehen, morgen ins Basecamp. Unser Bergführer Davide hat uns angeboten, doch noch einen Tag vorher zu Besuch in seinem Dorf Penas vorbeizukommen. Dort gibts tolle Kletterrouten, welche er unter anderem mit eingerichtet hat. Kostenlos übernachten könnten wir dort auch und am nächsten Tag dann in Richutng Huayna Potosi starten. Klingt gut. Das mit dem Klettern wurde letztendlich zeitlich allerdings nichts mehr, schade.
In La Paz leihen wir am Mittag noch die Schlafsäcke und Bergschuhe aus, das Gepäck weches wir zum bergsteigen nicht brauchen, bleibt im Hostel zurück.
Mit der Seilbahn gehts von der Estation Central (Rote Linie) hinauf nach El Alto. Hier wird in die Blaue Linie umgesteigen, welche El Alto fast komplett durchquert. An der Endstation Rio Seco steigen wir aus.

El Alto hat mittlerweile mehr Einwohner als La Paz selbst (etwa 1 Mio.). Von der Seilbahn aus wird einem die Dimension richtig bewusst und man bekommt einen guten Eindruck davon was hier so abgeht. Uns fällt auf, dass die meisten Häuser nur im Erdgeschoss bewohnt sind und oben drüber eigentlich nur der Rohbau steht. Später erfahren wir, dass die Häuser nicht fertig gebaut werden, da die Preise für Immobilien aufgrund des enormen Wachstums der Stadt irre schnell steigen und die Bauherren daher die Häuser vorerst aus Kostengründen nur halb fertig bauen und dann wenn der Preis gestiegen ist das helbfertige Haus zu enormen Preis weider verkauft wird. Der Gewinn ist dann dementsprechend hoch. Fanden wir sehr interessant.
In El Alto selbst findet das Leben und alles drum herum auf der Straße statt. Hier kann man alles kaufen was es zu kaufen gibt. Je nach Viertel gibt es unterschiedliche Waren. Ein Viertel zum Beispiel besteht nur aus Läden für Baustoffe, ein anderes wiederum für Autoteile.


In Rio Seco sollten wir einen Minibus richtung Penas nehmen, gar nicht so einfach. Hier hat es gefühlt 1000 Minibusse und es ist ein riesen Gewusel auf der Straße, da blickt man erstmal überhaupt nichts. In welche Richtugn wir sollen, ist uns auch nicht ganz klar. Der Zielort, zu dem die Minibusse fahren, liegt jeweils als Schild in der Windschutzsscheibe. Bis wir einen mit der Aufschrift Penas entdeckt haben, vergeht sicherlich 1 Stunde. Wir sind die einzigen Touristen weit und breit, man wird jedoch nirgends komisch angeschaut und auf nachfragen bei den Leuten nach dem Bus nach Penas in Englisch und Spanisch übersetzer App, wird uns überall nur freundlich versucht zu helfen.
Naja, also Bus ist gefunden und wir sind die einzigen beiden Fahrgäste. Über endlose Straße gehts immer noch durch El Alto, wobei die Häuser immer unfertiger aussehen und alles einer riesigen, unkoordinierten Baustelle gleicht. Ich fand das sehr krass zu sehen, wie schnell und einfach hier gebaut wird, um dem Zuwandern der Menschen aus dem Umland gerecht zu werden.

Auf dem Weg nach Penas über öde Hochebene sehen wir den Huayna Potosi in voller Größe. Schon ein schöner Berg, da sind wir mal gespannt wie das wird.
Am Dorfplatz in Penas angekommen, haben wir bis zum Treffen mit Davide noch etwas Zeit. Wir deponieren unsere Rucksäcke irgendwo hinter dem Dorf in den Felsen und kraxeln einfach mal drauf los. Der Fels hier ist bombenfest und bestimmt toll zu klettern. An ein paar gut eingerichteten Routen kommen wir vorbei. Wir kraxeln wohl bis zum Gipfel Cerro Calvario de Penas hianuf, kann aber auch ein anderer sein. Die Aussicht über die Hochebene in Richung Cordillera Real ist gigantisch, ein Kondor zieht seine Kreise und wir genießen noch einen tollen Sonnenuntergang hier oben.
Zurück in Penas werden wir von Davides Frau aufgesammelt und zum Essen eingeladen. Es scheint, als ob das ganze Dorf in einer Halle versammelt ist und gemeinsam isst. Es laufen gerade Vorbereitungen für ein jährliches Fest im Dorf (habe leider den Namen des Festes vergessen, es hat irgendetwas mit Ehrung der Toten und Krieg gegen die Spanier zu tun gehabt). Am Abend gibts noch Live Musik, lustiges Tanzen und jede Menge Spaß, da haben wir genau die Richitge Zeit hier erwischt.
Am nächsten Morgen werden wir von Latstaker Bob Marley Musik geweckt, die auf der Bühne auf dem Dorfplatz läuft. Schade, das fest hätten wir gerne mitbekommen, doch für uns gehts nun in Richtung Huayna Potosi.

Die Umgebung von La Paz und auch die Stadt selbst fande ich ungemein interessant und faszinierend, hier gäbe es noch viel spannendes zu Entdecken. Wie so oft war die Zeit dort eigentlich viel zu kurz und man könnte glatt nochmals hin. Fortsetzung des Berichts ist hier die Besteigung des Huayna Potosi.

Tourengänger: boerscht


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Kommentare (2)


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DonMiguel hat gesagt: Wunderschöne Fotos!
Gesendet am 28. Februar 2019 um 12:27
..hast du hier in einer äusserst spannenden Gegend geschossen. Könnte wohl ewigs verweilen bei diesen Felsformationen! Gruss Don

boerscht hat gesagt: RE:Wunderschöne Fotos!
Gesendet am 28. Februar 2019 um 15:57
Vielen Dank Don, freut mich !


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