Brennerberge: 2 Tage unterwegs zwischen Kraxentrager (2999m) und Wolfendorn (2776m)


Publiziert von Andi_mit_i , 25. November 2018 um 12:53.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Tuxer Alpen
Tour Datum: 8 Juli 2018
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   I 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1940 m
Strecke:23 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Wipptal/Brennerbundesstraße bis kurz vor dem Brennerpass. Bei der ehemaligen Haltestelle "Brennersee" unter der Bahn durch, rechts und links ein paar kostenfreie Stellplätze für Pkw.
Unterkunftmöglichkeiten:Landshuter Europahütte (2693m)

Vor 5 Jahren wollte ich den Kraxentrager in den Brennerbergen schon einmal machen, leider musste ich im Schlußanstieg wegen eines anrückenden Gewitters die Tour abbrechen. Dieses Jahr ein neuer Versuch, diesmal mit Übernachtung auf der Landshuter Europahütte und eine Überschreitung zum Wolfendorn am nächsten Tag.

Juli 2018, vom in weiten Teilen Deutschlands mittlerweile gefürchtetem Jahrhundertsommer hier in den Nordalpen keine Spur, ein instabiles Wochenende folgt dem nächsten, Regenschauer fast jeden Tag. Die Vorhersage für Sonntag auf Montag war eigentlich recht gut, daher freigenommen, aber bereits bei der Anfahrt Richtung Brenner hängen überall die Wolken in den Bergen und die Vorhersage war inzwischen deutlich pessimistischer und man muss Glück haben trocken zu bleiben. Als wir kurz vor dem Brennerpass bei der ehemaligen Haltestelle "Brennersee" hinter einer Unterführung unter der Bahn einen der wenigen Stellplätze für die Landshuter Europahütte erreichen hoffen wir, dass es beim Aufstieg doch noch aufreißt und der zweite Tag schöneres Wetter bringen wird.


Aufstieg zur Landshuter Europahütte (2693m) über das Venntal, T2

Wir starten auf ca.1350m direkt neben Auto- und Eisenbahn und wählen den Forstweg rein ins Venntal. Auf dem Wegweiser werden 4 Stunden für den Aufstieg zur Landshuter Europahütte angegeben. Bereits nach wenigen Metern lassen wir den durch die Brennerautobahn intensiven Zivilisationslärm hinter uns. Die ersten 2,5 Kilometer geht es auf der Forststraße in das idyllische Tal hinein, an den Höfen des Weilers Venn vorbei bis zu einer kleinen Alm auf 1527m. Hier zweigt der Aufstieg zur Landshuter Hütte rechts über die Weideflächen ab (Wegweiser an der Alm). Der Weg ist hier etwas schlecht ersichtlich, aber am oberen Ende der Weidefläche findet man den Weg in den Wald hineingehen. Durch eine wilden und verwachsenen Wald geht es steinig und immer wieder in Serpentinen nach oben und das Tal weiter rein. Vor der Baumgrenze auf ca. 1900m ist das einzig erwähnenswerte die mit einem Materl gekennzeichnete Antoniusquelle (ca. 1850m) direkt neben dem Weg. Sobald der Wald in Buschwerk übergeht wird der Blick auf das sich weitende Kar am Talende frei. Der Kraxentragen ist für uns leider nicht zu sehen, versteckt er sein Haupt in den sich stauenden Wolken. Es geht nun schwächer ansteigend über die mit Alpenrosen leuchtenden Weideflächen der Venner Alm, wo etliche entspannte Kühe herumliegen und das Leben genießen. Ab 2300m gehen die Wiesenflächen langsam immer mehr in Fels-, Schutt und Blockgelände über und man steigt rechts eines markanten Felskopfes zu einer Scharte auf (ca. 2500m). An der Scharte hat man erstmals einen Blick auf das weite Blockgelände wo mittendrin die Landshuter Europahütte steht. Die letzten Meter sind recht bald hinter uns gebracht und nach 3 1/4 Stunden ist die 2693m hoch gelegene Hütte erreicht.

Bis hierhin ca. 8 Wegkilometer und 1330 Höhenmeter.
Schwierigkeit: T2


Ein paar Worte zur Hütte, zu weiteren Details verweise ich auf die Hüttenhomepage (http://www.europahuette.it):
Die Landshuter Europahütte liegt genau auf der Grenze zwischen Nord- und Südtirol und damit auch zwischen Österreich und Italien. Die Kriegswirren und die Grenzziehung hatten zur Folge, dass erst in den 90er Jahren die Hütte wieder vollständig renoviert und eröffnet wurde. Seitdem wird sie gemeinsam von den Sektionen Landshut des AV und Sterzing des CAI betrieben. Die Hütte hat weder eine Fahrstraße, noch eine Materialseilbahn und wird durch den Hubschrauber versorgt. Der kürzeste Anstieg erfolgt vom Pfitscherjoch (ca. 2,5h).


Für diesen Tag war eigentlich noch die Besteigung des Hüttengipfels, dem Kraxentrager geplant. Allerdings hüllte er sich bei unserer Ankunft auf der Hütte in Wolken, so dass wir uns erstmal in der gemütlichen Stube was Warmes zu trinken genehmigten. Nachdem es draußen neben dem frischen Wind auch noch angefangen hat zu regnen und zu graupeln haben wir von weiteren Unternehmungen an diesem Tag abgesehen und uns auf der sehr leeren Hütten gemütlich gemacht. Die Hütte ist in einem hervorragendem Zustand, unser Vierbettzimmer war top und die Stube auch sehr sauber. Das Essen (Tiroler Knödeltris, sehr empfehleswert) war sehr gut und wird auf hüttemeigenen(!) Geschirr serviert. Mit der Hoffnung auf besseres Wetter am nächsten Tag ging es früh ins Bett.

Am nächsten Morgen sah es draußen schon deutlich freundlicher aus. Es war nach wie vor sehr windig und frisch und immer noch wolkenverhangen, aber teilweise riss es schon auf. Nach dem Frühstück entschieden wir uns zum Aufwärmen dem Kraxentrager einen Besuch abzustatten, auch wenn der Gipfel sich nach wie vor in Wolken gehüllt hat.


Aufstieg zum Kraxentrager (2999m), T4-

Direkt hinter der Hütte ein paar Meter abwärts und dann den Wegweiser folgend durch Blockgelände dem Rücken rauf. Nach einigen Höhenmeter quert man schließlich zu einen Grashang rüber in die Südflanke und steigt dort in Serpentinen hoch zum Grat der zum Kraxentrager führt. Auf diesem schmäler werdenden Grat leicht luftig bis zu einem Felskopf der südseitig auf umgangen wird. Hinter dem Felskopf erreicht man eine mit einem Steinmann markierte Kuppe. Von dieser Kuppe muss man nun steil nordseitig eine leicht bröslige Rinne absteigen an dessen Ende man luftig um eine Felsen in die Scharte steigt. Von der Scharte südseitig eine Felsrinne nochmal ein paar Meter abwärts. Diese Schlüsselstelle der Tour ist mit einem Drahtseil und einigen Krampen gut gesichert und sieht deutlich schwieriger aus als es wirklich ist. Anschließend quert man unter einer kleinen Felswand über Bruch wieder zum nun deutlich sanfteren Grat hoch der sich zum sanften Rücken wandelt je näher es man dem Kraxentragergipfel kommt. Die letzten Meter steigt man westseitig in Serpentinen bis zum Gipfegrat hoch. Der GIpfel mit Kreuz (2999m) ist recht luftig am südöstlichen Ende des Grats der in allen anderen Richtungen steil abfällt. Abstieg zur Hütte über den gleichen Weg.

Ab der Hütte ca. 1 Stunde, 1,35 Wegkilometer und ca. 280 Höhenmeter (einfach).
Schwierigkeit: T4-
- Einige Meter technisch einfacher aber ungesicherter und etwas luftiger Grat
- Drahtseilgesicherte Rinne und einfache Kraxelei um Felsen und einer kleinen Wandl runter mit etwas Luft unterm Hintern.
- Bei Nässe, Schnee und Vereisung abzuraten.


Bei uns war leider auf den letzten 50 Meter kaum mehr Sicht, da der Gipfel sich nach wie vor in den Wolken versteckt hat. Nur kurz hat es mal aufgerissen und konnten dabei einen Blick in die steile Nordostflanke des Kraxentragers und in das drunterliegende weite Stierkar werfen. Nachdem es gleich wieder zugezogen hat und es recht frisch war sind wir recht schnell wieder zur Hütte abgestiegen.


Der Weg über den Kamm vom Pfitscherjoch bis hinter die Flatschspitze trägt auch den Namen "Landshuter Höhenweg". Wir wollen jetzt am zweiten Tag einen Teil dieses Höhenwegs bis zum Wolfendorn folgen und von dort wieder zum Brenner absteigen.


Landshuter Höhenweg: Landshuter Europahütte (2693m) - Wildseespitze (2733m), T3+

Der Weg beginnt gleich an einem Wegweiser westlich hinter der Hütte (die teilweise extrem optimistischen Zeitangabe zum Wolfendorn die man immer wieder mal sieht sollte man nicht ganz ernst nehmen, die ist wohl nur für den einheimischen Trailrunner). Der Weg geht gut markiert zuerst leicht absteigend durch Blockgelände und Grasflächen und findet sich meist leicht südseitig des Grats zur formschönen Wildseespitze. Den See, den man am Fuß der WIldseespitze sieht, ist übrigens nicht der Namensgeber, dieser ist auf Karten unbenannt. Der Wildsee findet sich auf der anderen Seite. Sehr aussichtsreich und hoch über dem Pfitschtal geht es auf dem Blockgrat dahin. Man verliert erstmal ca.100 Höhenmeter bevor es langsam auf die Wildseespitze zugeht. An zwei Steilaufschwünge am Grat quert man nordseitig rein und steigt drahtseilgesichert steil wieder zum Grat rauf, bevor es wieder südseitig vom Grat flacher wird. Man quert südseitig in die Blockhänge unterhalb der Wildseespitze rein und steigt dann steil und wiederum an schwierigen Stellen drahtseilgesichert in Serpentinen hoch zum blockigen Gipfel der Wildseespitze (2733m).

Ab der Landshuter Europahütte 45 Minuten, 1,5 Wegkilometer und 110 Höhenmeter.
Schwierigkeit T3+.
- Mehrere leicht ausgesetzte, drahtseilgesicherte aber gut begehbare Passagen

Vom Gipfel der Wildseespitze hat man nun einen Blick auf den Weiterweg zum markanten Wolfendorn. Das erste Stück verläuft dabei über einen sanften grasigen Schrofenrücken. Wir halten uns nicht lange am Gipfel aus weil es schattig und windig ist.


Landshuter Höhenweg: Wildseespitze (2733m) - Wolfendorn (2776m), T3

Die ersten Meter am Gipfel der Wildseespitze kämpft man sich durch wildes Blockgelände dann erreicht man bequeme Grasflächen. Nach wenigen Metern Abstieg steht ein Wegweiser der zur Landshuter Europahütte in die brüchige Südflanke weist. Laut Berichten im Netz wird abgeraten diesen Weg zu nutzen, da er stark steinschlaggefährdet ist. Man sollte lieber den gut markierten und gesicherten Weg über den Gipfel gehen. In der Gegenrichtung wird einem die Wahl gar nicht gelassen und sämtlicher Verkehr über den Gipfel geleitet.
Der nächste halbe Wegkilometer bis zum P2672 ist einfachstes, fast ebenhes Wandergelände immer entlang der Grenze die durch Grenzsteine aus dem Jahr 1920 ersichtlich ist. Am P2672 ist ein Abzweigung Richtung Grubbergalm und Kematen im Pfitschtal. Wir folgen natürlich dem Wegweiser Richtung Wolfendorn. Während die Zeitangaben Richtung Europahütte realistisch sind, sind die angegebenen 50 Minuten zum Wolfendorn auch weiterhin ausschließlich für Trailrunner (wir haben bei gutem Tempo fast die doppelte Zeit benötigt!).
Beim Blick zurück zur Wildseespitze fällt der herzförmige Wildsee an dessen Fuß auf. 
Ab dem P2672 lässt sich der zweite Teil des Weg bis zum Wolfendorn einsehen. Es geht nun ein Stück runter und der sanfte Rücken spitz wieder etwas zu bis es zum felsigen Wolfendorn raufgeht. Nach blockigen Abstieg vom P2672 verläuft der Weg weitgehend durch die grasige Südflanke. Wir queren unterwegs ein Blockfeld durch das sich ein beeindruckender Streifen mit großen weißkritallinen Felsen zieht. Anschließend gelangt man an eine durch sehr dunklen Fels nach oben abschließende Formation die an dessen Fuß südseitig gequert wird. Im weiteren Verlauf zieht der Weg durch eine sehr kleinsplittrige Rinne in diesem dunklen Gestein zum Grat hoch. Über diesen geht es nun auf eine Burg wirkenden und nach beiden Seiten über Felswände steil abfallende breite grasige Hochfläche mit einem kleinen See. Im linken Teil fällt eine Schuttrinne mit einem Serpentinenweg auf den wir über ein Band erreichen. Auf den gut begehbaren Serpentinen steigen wir nun einige Höhenmeter auf. Der Serpentinenweg geht oben in einen beeindruckenden kleinen Canyon den man hier so nie vermuten würde. Der Canyon wird südseitig über weitere Serpentinen recht bald verlassen. Der befestigte breite Weg führt nun immer nah am südseitigen Abbruch zum höchsten Punkt des Grats. Je näher wir uns dem Gipfelaufbau des Wolfendorn kommen desto wilder wird der Weg, er verläuft nun nicht mehr auf der sanfteren Nordseite vom Grat, sondern auf einem direkt unter der Gratkante in den Fels geschlagenem Band und zielt auf das breite Grasband das den Wolfendorn südseitig zwischen dem senkrechten Gipfelaufbau und den weiter unten befindlichen senkrechten Abstürzen trennt. Auf dem Grasband geht es schräg bis zum Fuß der Felswand vom Gipfelaufbau rauf und quert direkt unter den Felswänden auf die sanfte Westseite des Wolfendorns. Hier trifft man auf die Wege vom Flatschjoch und vom Brenner. Der Wegweiser zur Europahütte zeigt hier eine zwar sportliche, aber realistische Zeitangabe von 2,5h, (solange haben wir in der Gegenrichtung benötigt). Über einen breiten und teilweise etwas verwitterten Serpentinenweg geht es die letzten Meter hoch zum Gipfel des Wolfendorn (2776m).

Ab der Wildseespitze 1 3/4 Stunden, 3,3 Wegkilometer und ca. 220 Höhenmeter.
Schwierigkeit T3.
- Die breiten Wege kurz vor dem Gipfelaufbau sind unschwierig aber fallen auf einer Seite teilweise senkrecht abwärts. Die Querung unter dem Gipfelaufbau sieht schlimmer aus, als sie es wirklich ist.


Die befestigten Wege hier am Kamm dürften alle aus der Zeit Mussolinis stammen, als er angefangen hat den Alpenwall zu bauen (https://de.wikipedia.org/wiki/Alpenwall_in_S%C3%BCdtirol). Die etwas merkwürdige Wegführung kurz vor dem Wolfendorn dürfte durch den Grenzverlauf verursacht worden sein. Nachdem die Grenze zu Österreich wohl durch den Grat definiert ist waren die Italiener gezwungen ihre Militärwege in die deutlich schwierigere Südflanke reinzuschlagen. Der logische und einfache Weg wäre eher auf der sanfteren (österreichischen) Nordseite. Bergwanderer bietet sich so allerdings eine deutlich spektakulärere Wegführung. Wegspuren an dem Band unter dem Gipfelaufbau zeigen, dass hier einige direkt rüber auf die sanftere österreichische Seite wechseln und auf den Anfang des Canyon zielen und durch diesen abkürzen.

Während unserer Überschreitung wurde das Wetter immer besser und jetzt am Gipfel vom Wolfendorn zeigt sich endlich die wärmende Sonne. Die Aussicht ist zwar nach wie vor durch Wolken eingeschänkt, sollte aber bei Fernsicht sehr viel bieten. Im Osten der Tuxer Hauptkamm, im Südosten die ZIllertaler Alpen, dahinter die Dolomiten und auf der andere Seite vom Brenner die Stubaier Alpen mit den Tribulaunen und der Gletscherwelt dahinter. Nach Norden die sanften Tuxer Voralpen und dahinter die hellen Kalkwände des Karwendel. 


Abstieg vom Wolfendorn zum Brenner über das Silltal, T3

Als letztes Stück der Tour folgt nun der lange Abstieg zurück zum Brenner. Wir entschieden uns über das Silltal abzusteigen, um so fast ohne Talhatscher wieder am Ausgangspunkt am Brenner rauszukommen. Im Internet war über diesen Weg, der auch Teil des TIroler Höhenwegs ist, kaum was zu finden. Wir waren deshalb gespannt was uns erwarten wird.
Vom Gipfel geht es wieder über den Serpentinenweg runter und folgen dann dem Wegweiser "Brenner über Griesbergalm 2,5h". Fast eben geht es auf einem breitem Militärweg auf die Nordseite des Wolfendorns, wo es schließlich abwärts geht. Es folgt eine Abzweigung mit einer Abstiegsmöglichkeit zum Brenner über die Postalm, wir bleiben allerdings auf dem Weg über die Mäuerlscharte und Griesbergalm.
Der Pfad geht nun sanft absteigend durch welliges Gelände mit einer sehr ungewöhnlichen Geologie. Sämtliches Gestein in diesem Bereich vom Wolfendorn scheint nur aus sehr dünnen Schichten zu bestehen. Überall liegen und stehen Felsblöcke herum die aussehen wie dicke Bücher mit unzähligen Seiten. Eine spektakuläre Landschaft die nur sehr wenige Wanderer zu sehen bekommen, so wenig begangen wie dieser Weg zu sein scheint. Ich habe schon viele Touren gemacht, aber solch eine Landschaft ist mir noch nicht zu Gesicht gekommen, allein dafür lohnt es sich mal über das Silltal zum Wolfendorn auf- oder abzusteigen!
Schließlich wird der Hang steiler und die "Buchfelsen"-Strukturen verschwinden. Steil geht es in Serpentinen oberhalb des Postkessels zur Mäuerlscharte (2333m) runter. An der Scharte quert man nun in das weite Kar der Griesbergalmen ein. Das wunderschöne weite Kar wird in einem großen Bogen absteigend durchquert. Die unbewirtschaftete Griesbergalm ist bereits sehr früh gut erkennbar. Streckenweise verläuft sich der Weg in den Grasflächen und man muss ausgehend von der letzten sichtbaren Markierung die nächste suchen. Sollte man sie verlieren die nördliche Begrenzung des Kars etwas oberhalb der Alm anvisieren. Hier ist ein GPS mit den Austrianmaps sehr hilfreich, diese zeigen den Weg ziemlich exakt an, während die Kompasskarte eine sehr fantasievolle Wegführung hat. 
Vor der Griesbergalm geht es schließlich wieder in die bunten Alpenrosen rein und mit den ersten Zirben und Kiefern kommt man wieder an die Baumgrenze. Nach knapp 2 Stunden wunderschönen Abstiegs durch dieses weite Kar erreichen wir schließlich die Griesbergalm (1953m). Ab hier ist dann leider die Idylle vorbei und man kämpft sich durch steile Wiesenflächen in denen der wenig begangene Pfad nur noch schwach im hohen Gras erkennbar ist. Regelmäßige Markierungen an Bäume helfen allerdings den Weg nicht zu verlieren. Weit nerviger ist allerdings der Lärm und die Aussicht auf einen riesigen Steinbruch auf der anderen Seite vom Silltal. Da ein Werktag ist, vernimmt man den Krach von Baumaschinen und LKWs die hier munter den Berg abtragen. Je weiter wir im Tal runterkommen, desto wilder ist der Weg verwachsen und wir sind sichtlich erleichtert, als wir auf einer Höhe von ca. 1600m über einen Holzsteg den verwachsenen Weg verlassen und die Baustellenstraße erreichen. Ein Forstweg der etwas vorher erreicht wird muss übrigens gequert werden. Die Fortsetzung des Pfads unterhalb des Forstwegs ist durch den Bewuchs nicht ganz leicht erkennbar!
Die letzte halbe Gehstunde runter zum Ausgangspunkt ist nicht ganz so schön und dürfte an einem Wochenende angenehmer sein, wenn nicht regelmäßig die LKWs zum Steinbruch an einem vorbeifahren. Der endgültige Kulturschock nach der Einsamkeit am Berg schließlich am Brenner mit Autobahn, Outletcenter und Grenzbahnhof...
Auf der Straße geht es oberhalb der Autobahn die letzten Meter zurück zum Parkplatz.

Für den Abstieg haben wir ungefähr 3 Stunden benötigt. 7,5 Wegkilometer und 1400 Höhenmeter werden dabei zurückgelegt.
Schwierigkeit: T3+
- Das gibt es "+" für den stark verwachsenen und schlecht begehbaren Weg unterhalb der Griesbergalm.

Eine Bemerkung zum Abstieg über das Silltal: Bis oberhalb der Griesbergalm ein wunderschöner und gut zu begehender Weg. Unterhalb ist es dagegen durch dem Verwuchs ziemlich anstrengend. Wir hatten Glück, dass das Gras trocken war, sollte es vorher geregnet haben dürfte es noch unangenehmer werden und man wird bauchabwärts durch die ganzen Pflanzen deren Wasser man abstreift extrem nass sein...
Es bleibt zu hoffen, dass der Weg stärker begangen wird wodurch die Vegetation zurückgedrängt wird.


Kuriosität am Rande. Als wir aus dem Silltal rauskommen und oberhalb der Autobahn zurückgehen will ein Trupp vom österreichischen Bundesheer, die hier oberhalb der Autobahn die Grenze überwachen, unsere Ausweise sehen. Als würden wir stinkenden und verschwitzten Bergsteiger wie illegale Flüchtlinge aussehen... :-)


Fazit

Zwei sehr abwechslungsreiche Tage in einer wunderschönen und recht einsamen Gegend direkt oberhalb des vielbefahrenen Brenners. Eine schöne hochalpine Hütte, nicht langweilige Wege auf diverse Gipfel und eine beeindruckende Geologie bieten hier Vieles. Die Gratwanderung zum Wolfendorn ist sehr aussichtsreich, die Einsamkeit und Wildheit des Kars oberhalb der Griesbergalm beeindruckt. Es sind zwar anstrengende Wege mit vielen Höhenmetern zu bewältigen, aber der einsamkeitssuchende Bergwanderer wird für das was ihm geboten wird die Strapazen gerne auf sich nehmen. Für mich eine 5*****-Tour.

Tourengänger: Andi_mit_i


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Geodaten
 42734.gpx Aufstieg über das Venntal
 42735.gpx Kraxentrager
 42736.gpx Europahütte-Wolfendorn
 42737.gpx Abstieg Silltal

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