Herbstlicher Bummel am Fellhornkamm


Publiziert von quacamozza , 30. Oktober 2018 um 10:40.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:19 Oktober 2018
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 2:30
Aufstieg: 600 m
Abstieg: 400 m
Kartennummer:AV-Karte Bayerische Alpen BY 2 1:25 000 Kleinwalsertal Hoher Ifen, Widderstein

Nachdem ich gestern an der Kleinen Höfats die erholsame Einsamkeit genossen habe, stürze ich mich heute ins Touristengetümmel. Mein Ziel ist dieses Jahr unter anderem, bisher von mir noch nicht aufgesuchte Locations im Allgäu abzuklappern. Da fallen mir zum Beispiel einige Alpen ein, von denen ich letzte Woche schon einige besucht habe. Dieses Mal möchte ich zu den Alpen Schlappold und Bierenwang. Da es ohne Gipfelerlebnis nicht geht, steht heute mal wieder der Fellhornkamm auf dem Programm, seit *Matzes 2004er-Tourenbericht auch als "Mofa-Tour" bekannt.

Das Wetter ist prächtig, oben auf dem Kamm ist die Aussicht spitzenmäßig, da habe ich keine Lust, ewig durch das Skigebiet aufsteigen, sondern fahre seit langem mal wieder mit der Fellhornbahn, und zwar bis zur Station Schlappoldsee. Bergbahnen sind ja, wie wir mittlerweile wissen, alles andere als grauenhaft. Es dürfen halt nur nicht zu viele Touristen mitfahren. Im Gegensatz zum Nebelhorn ist hier bei weitem nicht so viel los. Ich muss nicht in einer endlosen Menschenschlange anstehen, habe eine tolle Aussicht in der Gondel und lerne sogar noch nette Leute kennen. Ein Vater ist mit seiner 28-jährigen Tochter extra für zwei Tage aus Darmstadt angereist. Heute ging's von unten aufs Fellhorn. Morgen soll der Große Krottenkopf bestiegen werden, bevor es wieder heim geht. Das nenne ich Bergbegeisterung.



Zur Schwierigkeit:

meist leichte Wanderung T 2 bis T 3, beim Übergang zum Söllerkopf T 4 


Zum Zeitbedarf:

Station Schlappoldsee-Schlappoldalpe: 20 min
Schlappoldalpe-Söllerkopf: 35 min
Söllerkopf-Fellhorn: 50-55 min
Fellhorn-Bergstation Fellhornbahn: 5-10 min

Station Schlappoldsee-Obere Bierenwangalpe: 10 min
Obere Bierenwangalpe-Station Schlappoldsee: 15 min



An der Station Schlappoldsee geht's los. Sanfte Kuppen bestimmen das Bild, das ist sehr beruhigend, allerdings auch viele Skilifte und Asphaltsträßchen, was irgendwie gar nicht in die schöne Natur passen will.

Den 50 Höhenmeter tiefer gelegenen Schlappoldsee erreicht man über einen Wanderweg oder über den Fahrweg. Von hier kann man ebenfalls entweder auf einem Bergweg (etwas länger und einige Höhenmeter mehr) oder über die Straße zur Schlappoldalpe hinüberlaufen. Für eine Einkehr ist es noch zu früh. In ein paar Jahren sehe ich das aber sicher anders. 

So wandere ich in der Südflanke des Söllerkopfes hinauf zum Vorgipfel und damit zum Kamm, auf dem der bekannte Wanderweg vom Söllereck zum Fellhorn verläuft. Dieser Vorgipfel ist ein idealer Rastplatz. Hier pausen regelmäßig viele Leute. Der eine oder andere entwickelt beim Anblick der scharfen Grasschneide übertriebenen Ehrgeiz. Viele kehren allerdings noch vor den ersten ausgesetzten Stellen wieder um. Ich unterhalte mich auf dem Vorgipfel mit Wanderern, die den Übergang "gefährlich" nennen. Was würden die denn zur Kleinen Höfats sagen? Erst als ich erwähne, dass ich sowas nicht zum ersten Mal mache und das Erfolgserlebnis nicht um jeden Preis brauche, sind sie beruhigt. 

Ein Schild warnt nach einigen Metern: "Vorsicht: Absturzgefahr!". Das ist abschreckend. Es ist ja auch ein Gipfel, den man "gewöhnlich nicht betritt". Auf jeden Fall immer wieder ein Erlebnis, von der Touristentraube begafft zu werden. Auf dem Hauptgipfel bin ich dann natürlich alleine und genieße in aller Ruhe meine Mittagspause, bevor ich mich der Karawane Richtung Fellhorn anschließe. 

Über den Schlappoldkopf wandere ich hinüber zum Fellhorn. Der Übergang wird im Flyer als "schwierig" bezeichnet. Ich muss zweimal hinschauen. Ja, schwierig. Auf diesem Touri-Weg muss man wirklich andere Maßstäbe anlegen. Die schwerste Stelle ist gerade mal T 3 und darüber hinaus seilversichert. Auf dem Fellhorn will so gut wie jeder ein Selfie oder gar ein Gruppenfoto mit Gipfelkreuz machen, als Beweis dafür, dass man ein echter Gipfelstürmer ist. Eine Familie gerät fast in Streit untereinander, wegen der Frage, ob denn die letzte Bergbahn an der Kanzelwand noch zu schaffen wäre. Ich beruhige sie. Auch wenn der Vater keine Kondition hat und das bisherige Tempo sicher nicht mehr lange durchhält: Die Bahn ist nur eine gute Stunde entfernt. Wenn man langsam läuft.

Ich steige auf dem stufigen Weg zur Gipfelstation ab und fahre mit der Bahn runter zur Station Schlappoldsee. Es gibt nur noch Tagestickets (oder viel besser: das Bergbahn-Inklusive-Ticket), da muss man die Bahn auch nutzen. An der nicht weit entfernten, im Skigebiet liegenden Oberen Bierenwangalpe kehre ich ein. Ich glaube, ich war hier doch schon mal vor langer Zeit, aber bestimmt nicht in so entspanntem Zustand. Damals war ich ja auch noch mit Leuten unterwegs, die mich zuweilen gestresst haben.
Am Nachmittag ist deutlich weniger los als über die Mittagszeit. Auf den Bierbänken lässt es sich im Angesicht des Allgäuer Hauptkamms aushalten. Ja, das ist Erholung. Zurück an der Station Schlappoldsee ist meine heutige 3 Gipfel-Relax-Tour beendet.







Tourengänger: quacamozza


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