Vogesen-Trekking Teil 2


Publiziert von Domenic , 22. Mai 2009 um 21:12. Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Frankreich » Vogesen
Tour Datum:17 Mai 2009
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: F 
Zeitbedarf: 4 Tage
Aufstieg: 2210 m
Abstieg: 2180 m
Strecke:ca. 100 Kilometer
Zufahrt zum Ausgangspunkt:via Colmar nach Turckheim
Zufahrt zum Ankunftspunkt:von Lièpvre via Séléstat
Kartennummer:Club Vosgien 1:50'000 Nr. 4/8 und 6/8

Vorbereitungstag

Am Samstag vor Tourbeginn treffen wir uns um gemeinsam den Proviant für die Tour einkaufen zu gehen. Anders als auf der letzten Tour wollen wir auf die übliche Trekking-Beutelnahrung verzichten und lieber selber kochen. Leider hat das den Nachteil, dass dadurch die Rucksäcke sperriger und auch schwerer werden. Um Platz zu sparen entfernen wir alle Verpackungen, wodurch sich das Volumen der Verpflegung mindestens halbierte. Nachdem wir die Rucksäcke fertig gepackt haben, kommt uns die glorreiche Idee die Rucksäcke zu wiegen. Das hätten wir vermutlich besser nicht gemacht. Der eine wiegt 33 der andere 25 Kilogramm.

Tag 1

Am frühen Morgen schultern wir unsere Ultraleicht-Rucksäcke und machen uns auf den Weg zum Bahnhof Olten. In Olten erwischen wir gerade noch den Zug in Richtung Basel, wo wir auf den Schnellzug nach Colmar umsteigen. In Colmar müssen wir das Ticket nach Turckheim besorgen, da es anscheinend nicht möglich ist an einem SBB-Schalter ein Ticket für französische Regionalbahnen zu kaufen. Das stellt allerdings kein Problem dar, da wir sowieso 20 Minuten Aufenthalt haben.

Etwa um halb elf Uhr treffen wir in Turckheim ein. Nun geht es los. Zuerst folgen wir einer Hauptstrasse duch das Städtchen, aber unser Weg zweigt schon bald ab und führt uns an der prallen Sonne durch Rebberge in Richtung Niedermorschwihr, wobei sich die Rucksäcke das erste Mal unangenehm bemerkbar machen. Bevor wir aber Niedermorschwihr erreichen, biegen wir ab und kämpfen uns an der Kapelle St. Wendelin vorbei Richtung Trois Épis den Berg hinauf. Da wir beim Aufstieg ziemlich viel Wasser getrunken hatten, müssen wir hier die Gelegenheit nutzen und unsere Wasserflaschen wieder auffüllen. Nach einer kurzen Pause setzen wir unseren Weg durch den Vogesenwald fort und stehen schon bald vor der nächsten Herausforderung: dem Grand Hohnack mit seiner unglaublichen Höhe von 982 Metern über Meer. Der Aufstieg auf diesen Berg führt  unspekulär durch Heidelbeerfelder auf den Gipfel hinauf. Wenn man oben ankommt trifft man auf riesige Felsblöcke, die wie Bauklötze auf dem Gipfel platziert wurden. Da es hier oben recht gemütlich ist und wir Hunger haben nutzen wir die Gelegenheit für die Mittagspause.
Nachdem wir uns mit Mexican-Salat und Kaffee gestärkt haben setzen wir unseren Weg fort und treffen am Fuss des Grand Hohnack das erste Mal wieder auf die Spuren des ersten Weltkrieges, die in den Vogesen überall vorhanden sind. Nun macht sich auch das typische Vogesenwetter wieder bemerkbar, Wolken ziehen auf und in der Nähe grollt ein Gewitter. Wir haben aber Glück und der Weg führt uns vom schlechten Wetter weg. Durch das vom Krieg zerfurchte Gelände gehen wir weiter und erreichen bald das Schratzmaennele, dem höchsten Gipfel des ersten Tages. Langsam wird es Zeit einen Lagerplatz für die Nacht zu suchen, da wir aber nicht unbedingz mitten auf dem ehemaligen Schlachtfeld biwakieren möchten, ist das leichter gesagt als getan. Zu allem Überfluss beginnt es nun doch noch leicht zu regnen. Unterhalb des Schratzmaennele treffen wir wieder auf einen Gasthof, bei dem wir unsere Wasservorräte ergänzen können. Kurze Zeit später finden wir im Wald direkt auf dem Weg eine flache Stelle, die gross genug für unser Zelt ist. Nachdem wir das Zelt aufgestellt haben bereiten wir unser Abendessen zu und verpflegen uns. Anschliessend machen wir uns Kaffee und hören in der Ferne wieder Donner grollen. Anscheinend ist das Gewitter aber doch näher als wir dachten, denn kurze Zeit später beginnt es wie aus Kübeln zu schütten (typischer Vogesen-Regen) und wir können uns gerade noch ins trockene Zelt retten. Der Regen geht bald in Hagel über wir hoffen, dass das Zelt hält. 5 Minuten später ist alles schon wieder vorbei. Bei einem Blick ins Vorzelt stellen wir fest, das ein fast 5cm tiefer Bach mitten hindurch fliest. Nun heisst es also wieder raus aus dem Zelt und einen Abfluss für das Wasser graben. Wie die Kinder planschen wir draussen im Wasser herum und graben Kanäle und bauen Dämme. Als Abschluss des Tages und gegen den Muskelkater trinken wir eine Flasche Wein und verkriechen uns anschliessend im Zelt.

Tag 2

Nach einem ausgiebigen Frühstück mit gebratenem Speck und Kaffee packen wir und machen uns wieder auf den Weg. Nach etwa 5 Minuten Fussmarsch erreichen wir den Col du Wettstein. Hier gibt es schön flache Wiesen und Tische, weshalb sich dieser Ort ideal zum übernachten geeignet hätte. Von hier aus führt uns der Weg abwechslungsweise durch Wälder oder über Weidelandschaften. Wir haben auf diesem Wegstück teilweise eine gute Fernsicht und sehen auf weiter entfernten Vogesenbergen, vermutlich die Gegend um den Grand Ballon, noch Schnee liegen. Schon bald treffen wir am Ufer des Lac Noir ein, wo wir im Gasthof eine kurze Pause einlegen und uns ein wenig Zivilisation genehmigen. Nach der wohlverdienten Pause werden wir gleich wieder gefordert, steil bergauf geht es über nicht immer so leicht erkennbare Pfade zum Observatoire Belmont, von wo aus man eine gute Aussicht bis in die Rheinebene hat. Anschliessend geht es weiter zu einem Aussichtspunkt weit über dem Lac Blanc. Ein gutes Stück unter uns sehen wir die bekannte Statue, die auf einer Felsnadel über dem Lac Blanc thront. Da wir spüren, wie uns langsam die Energie ausgeht, legen wir hier unsere Mittagspause ein.
Nach der Pause folgen wir ein Stück dem Panoramaweg über den Felswänden, verlassen dann aber den Weg dem See entlang und nehmen stattdessen den GR 5, der hier durch eine wunderbare Heidelandschaft zum Col du Calvaire hinunter führt. Hinter dem Pass ist dann noch ein bisschen "Gipfelchen sammeln" angesagt. Über den Petite Tête des Immerlins und den Tête des Immerlins erreichen wir schliesslich den Tête des Faux. Der Tête des Faux war im ersten Weltkrieg stark umkämpft, weswegen es hier oben von Stellungsresten, Bunkern und rostigen Drahtverhauen im Dickicht nur so wimmelt. Durch weitere Stellungsreste steigen wir über den Roche du Corbeau wieder ins Tal ab, bis wir beim Etang du Devin bei einer ehemaligen Pumpstation der deutschen Truppen unseren Lagerplatz erreichen. Dieses Mal haben wir uns einen Platz mit Tischen und Bach ausgesucht. Schon bald hören wir das röhren von Motoren im Wald und kurz darauf rast die Dorfjugend aus dem nahen Bonhomme auf Mopeds an uns vorbei, im Schlepptau haben sie einen stinkwütenden Parkwächter im Geländewagen. Wir sind jedenfalls froh, dass unser Zelt in dem Moment noch nicht steht. Leider liegt der ansonsten perfekte Lagerplatz in einem Kältegraben in dem kalte Luft vom Berg ins Tal ströhmt. Deshalb ist es reckt kühl und wir machen es uns schon bald in den Schlafsäcken bequem.

Tag 3

Nach dem üblichen ausgiebigen Morgenessen setzen wir unseren Weg ins Tal hinunter nach Bonhomme hinunter fort und erreichen den Ort recht bald. In einer kleinen "Gartenwirtschaft" direkt an der Hauptrasse, auf dem der die Sattelschlepper Stossstange an Stossstange vorbei fahren gönnen wir uns eine Cola. Am Dorfbach füllen wir unsere Wasserflaschen wieder auf, damit unsere Rucksäcke beim kommenden Aufstieg nicht zu leicht sind. Anschliessend geht es durch ein Tal hinauf auf den Col des Bagenelles. Dabei führt der Weg stellenweise der Passstrasse entlang, das stellt aber kein Problem dar, da auf der Strasse kaum Verkehr herrscht. Von der Passhöhe aus geht es gleich weiter bergauf auf den nächsten Pass, dem Col du Pré de Raves. Dieses Wegstück führt wieder grösstenteils der Strasse entlang. Über einen schmalen Waldweg gelangen wir am Roche des Fées vorbei, immer schön die Höhe haltend, dem Hang entlang zur Schutzhütte Arbre de la Liberté. Ich hatte eigentlich geplant hier die Mittagspause einzulegen, aber leider lagerte hier bereits eine etwa 40-köpfige Reisegruppe, die einen Riesenkrach machte. Da das nicht so nach unserem Geschmack ist ziehen wir weiter. Bald treffen wir im Wald wieder auf Stellungsreste, was mich sehr überraschte, da mir nicht bekannt war, dass auch dieser Bereich der Vogesen im ersten Weltkrieg stark umkämpft war. Auf dem Weg finden wir eine schöne Wiese, die sich wunderbar für eine Mittagspause eignet. Leider ziehen wie an jedem Tag auch heute wieder Wolken während der Mittagszeit auf, was uns zeitweise die Sonne wegnimmt. Bald taucht auch die 40-köpfige Wandergruppe wieder auf, die alle ganz nett "bon appetit" wünschen und Sprüche über die Kaffeekanne reissen. Nach der Mittagspause setzen wir unseren Weg durch das zerfurchte und stark zugewucherte Gelände in Richtung Col de Sainte-Marie fort. Auf dem Col de Sainte-Marie haben wir riesiges Glück und treffen auf einen geöffneten Kiosk in einer ausgebauten Garage. Wir ergreifen diese Gelegenheit und kaufen uns zwei Dosen "Karlsquell"-Bier um uns den Abend zu verschönern. Leider will uns der Kiosk-Betreiber aber kein Wasser verkaufen, weswegen wir unseren Weg mit mehr oder weniger leeren Flaschen fortsetzen müssen. Dieses Wegstück ist recht eintönig, ein normaler, fahrbarer Waldweg. Wenigstens kommen wir hier gut voran und erreichen schon bald die unbewirtete Schutzhütte Refuge Robinot, wo wir direkt neben der Hütte unser Lager aufschlagen. Zum Glück befindet sich etwa 50 Meter unterhalb der Hütte ein Bach, wo wir Wasser holen können. Am Abend veranstalten wir ein ziemliches "Fressgelage". Zuerst gibt es eine wunderbare Berner Rösti mit Zürigschnetzlete (eigenartige Kombination, ich weiss), anschliessend Tortellini mit Pilzrahmsauce, als Dessert heisse Apfelstücke mit Schokolade überzogen und am Schluss als Tages-Highlight die Dose "Karlsquell".

Tag 4, Endspurt

Heute Morgen dauert es recht lange, bis unsere Rucksäcke gepackt sind, da wir ziemliche Startschwierigkeiten haben. So gegen 10 Uhr sind wir dann doch irgendwann mal abmarschbereit. Gleich zu Beginn der Etappe geht es in einem trockenen Bachbett steil bergauf, bis wir wieder oben auf unseren Weg treffen. Der erste Teil dieser Tagesetappe führt uns bei strahlender Sonne ein paar Kilometer durch eine Heidelandschaft. Leider geht der schöne Waldweg aber bald in einen breiten, fahrbaren Forstweg über und auch das Panorama ist hier nicht mehr vorhanden, da der Wald die Sicht versperrt. Immerhin kommen wir hier zügig voran. Nach etwa einer Stunde Fussmarsch begegnen wir einem probenden Künstler, der optisch eine gewisse Ähnlichkeit mit Che Guevara hat. Er lässt es sich nicht nehmen uns seinen Rückwärtssalto vorzuführen, ausserdem ist er so freundlich uns Trinkwasser anzubieten. Da wir aber schon am Lagerplatz unsere Wasserflaschen aufgefüllt und heute noch kaum Wasser verbraucht haben müssen wir sein Angebot ablehnen. Nach einer kurzen Unterhaltung verabschieden wir uns von Che und setzen den Weg über den Col de Ralaine zum Col de la Hingrie fort. Weiter geht es leicht bergab, an einem Brunnen vorbei, wo wir noch einmal auftanken und anschliessend das letzte Mal bergauf, bis auf einen kleinen Sattel mit Tischen, wo wir die Mittagspause einlegen. Das ganze Stück ist extrem eintönig. Nach der Mittagspause wird der Weg noch einmal interessanter und führt über den Grat eines namenlosen Berges zum Col de Fouchy. Anschliessend erwartet uns schon wieder der Abstieg ins Tal.  Auf Forstwegen steigen wir durch den Wald nach Rhombach-le-Franc ab, wo wir hoffentlich einen Bus nach Séléstat erwischen. Leider haben wir Pech, denn in Rhombach fahren nur am Morgen Busse, und müssen der Strasse entlang nach Lièpvre gehen. Hier sind die Verbindungen sehr gut und wir gelangen schnell via Séléstat in die Schweiz zurück.

Fazit

Possitiv:

- Vor allem an den ersten beiden Tagen sehr interessante Strecke
- Wenig Leute unterwegs

Negativ:
- Letzte Etappe ist recht eintönig
- Zum Teil ist es schwierig an Wasser zu kommen
- Ab der Mittagszeit drohen in den Vogesen an den meisten Tagen Gewitter
- Zum Teil schlechte Verkehrsverbindungen


Tourengänger: Domenic, Steinadler


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Kommentare (4)


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kopfsalat hat gesagt: 33kg
Gesendet am 24. Mai 2009 um 18:34
ich sehe, ihr habt eure durchhaltewoche überlebt ;-)

ich nehme an, du weisst jetzt auswendig, was wieviel wiegt?

falls du immer noch interesse hast am gewichteinsparen, hier ein paar dinge:
- das himalayataugliche familienzelt
- militärschlaf-und -packsack
- therm-a-rest extra-dick
- zwei (2) kocher und drei (3) kartuschen
- ca. 5 (chromstahl) teller und töpfe
- militärstiefel
- 5l (?) faltkannister
- expeditionstauglicher hochleistungswasserfilter
- kaffeekanne
- rösti mit geschnetzeltem, tortellini, rahmsauce! - domenic, ihr wart im elsass, da gibts zig kleine gemütliche auberges mit vorzüglicher gastronomie ... lasst euch verwöhnen ... das ist nicht nur extra leicht für den rucksack sondern auch fürs portemonnaie.

Domenic hat gesagt: RE:33kg
Gesendet am 24. Mai 2009 um 19:48
Ja, wir haben überlebt. Wir waren sogar schneller unterwegs als geplant.
Naja, Gewichtsparen ist ja schön und gut und bei einigen Punkten muss ich dir recht geben:
- Schlafsack ist scheisse (wenn das Budget mal mitmacht gibts was vernünftiges)
- 1 Kocher hätte vermutlich gereicht, aber wie will man mit 1 Kocher gleichzeitig Kaffee kochen und Speck braten.
Beim Rest muss ich wiedersprechen:
-Das Zelt war genial im Vergleich zum alten Zelt (Platz zum versauen)
-Mehrere Töpfe sind notwendig wenn man gleichzeitig Teigwaren und Sauce kocht
-Gore-Tex-Stiefel sind sehr angenehm zu tragen (fast wie Turnschuhe) und geben guten Halt
-Wasserfilter hat uns eine vierte 1.5-Liter-Flasche je Rucksack ersparrt
-Kaffeekanne, Luxus pur, ein bisschen Lebensqualität
-selber kochen ist gut für die Motivation, viel besser als der Trekking-Beutel-Frass, den wir letztes Jahr dabei hatten.
Ausserdem hat es auch seine Vorteile, wenn man mal ein paar Tage schwer schleppt. Auf der kleinen Tour auf den hohen Kasten am Samstag habe ich meinen Rucksack gar nicht mehr gespürt. Ich hatte ständig das Gefühl ich hätte ihn vergessen. ;-)

kopfsalat hat gesagt: RE:33kg
Gesendet am 24. Mai 2009 um 20:22
wir könnten wohl noch stundenlang diskutieren. nur soviel, mit deinen/euren ansprüchen an das wilde outdoor-leben, wirst du wohl nie unter die 20kg marke kommen. aber solange es dir so spass macht, ist das ja ok. das ist ja auch die hauptsache.

Steinadler hat gesagt: RE:33kg
Gesendet am 24. Mai 2009 um 22:58
@ kopfsalat:
das mit den zig Möglichkeiten der netten Verpflegung in den Vogesen hat meine Mutter mir auch gesagt, jedoch finde ich den funfaktor grösser wenn man das was man isst auch selber trägt (vermutlich ist dies ursprungsbedingt, als neanderthaler ging mann ja auch auf die jagd und nicht in die Beiz ;) )

Zur Kaffekanne: Die Namensgebung ist unglücklich ich bevorzuge "Caffetiera"

Zum Rucksack, irgendwie musste ich ja meinen ausgeliehenen 100l Rucksack meines Bergsteigerfreundes füllen =) war eigentlech auch kein Problem da ich das meiste Gewicht mit dem Hüftgurt getragen habe, jedoch spürte ich am 2 Tag zeitweise mein Bein nicht mehr, das war etwas unglücklich sonst gings gut...

man sollte solche Aktionen noch machen solange man jung ist...


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