Marathon um das Val de Villé

Manche Touren entstehen zufällig, da ist man an einem Ort und hat die Möglichkeit einen Tag zu wandern, das Gebiet ist schön, also früh los, keine lange Anfahrt sondern direkt von der Ferienwohnung aus in den kühlen Morgen gestartet. So war es letzte Woche im Val de Villé, westlich von Selestat. Von dem Gebiet hatte ich keine Ahnung, wusste allerdings, dass es auf dem nahen Taennchel wunderschöne Sandsteinformationen (Konglomerate) gibt. Das Val de Villé zeichnet sich durch seinen weitläufigen Charakter aus, es hat nicht diese streng eindimensionale Richtung vieler anderer Täler.

Vorgesehen hatte ich eine Umrundung des weiten bauchigen Tales soweit es eben ginge, beginnend mit der Ruine Frankenberg und dem Rocher du Coucou direkt oberhalb Neubois. Und was lag näher als eine Woche nach dem ersten Auftauchen eines Kuckucks in diesem Jahr dem gleichnamigen Felsen einen Besuch abzustatten?

Auf schönen schmalen Pfaden sind die ersten beiden Ziele auch schnell erreicht, über den Stangenplatz erreiche ich bald darauf weitere bizarre Felsen, die Roche de Table Ronde, die Höhlen unter dem Roche de Fees und schliesslich auch La Saliere Rocher. Um weiter auf der Gipfellinie zu bleiben folge ich nun der Beschilderung Col de Fouchy und Col de Noirceux. Hinter Letzterem wartet eine Kette kleiner namenloser Gipfel zwischen 820m und 850m Höhe, die Anstiege auf diese kleinen Kuppen sind jeweils direkt und sehr steil - richtig kleine Giftzwerge die ordentlich in den Waden zwicken können, aber gleichzeitig immer wieder neue Ausblicke in die Täler ringsum ermöglichen. Hier fällt mir auch der Climont ins Auge und wird mir zum Ziel der heutigen Tour.

Nun deutlich ereignisärmer geht es gemütlich zum Col de Urbeis. 350 Meter Anstieg warten am Climont. Glücklicherweise gibt es hier ein kleines Quellbecken, sodass ich Wasser nachfüllen kann.
Auf dem Gipfel steht ein 17 Meter hoher Turm. Dort oben plane ich den Rückweg mit Karte und Landschaftsbild. Über den Höhenzug möchte ich nach Villé absteigen, komme dabei noch an Villés Hausberg vorbei, der kongenial lakonisch Le Mont heisst.

Nach kurzer Pause in Villé mit Ortsbummel geht es zunächst über Feldwege, dann über die Landstrasse durch die Orte Neuve Eglise und Dieffenbach zurück nach Neubois.

Diese letzten 6 km  waren - obwohl die einfachsten der Tour - doch recht anstrengend und das linke Knie hat laut und deutlich gemeckert. Als ich jetzt wieder daheim die Tour nachgebaut habe war mir auch klar warum: mit 43 km habe ich meinen ersten Marathon geschafft, wegen fehlender Anfahrtszeit konnte ich direkt loslaufen und so kamen 11 Stunden reine Laufzeit zusammen.

Auch wenn die großen Gipfelziele auf dieser Tour fehlen - für mich ist das Val de Villé ein 5 Sterne Wandergebiet, vor allem die Felsen im ersten Teil der Tour sind echte Wanderleckerbissen. Schön auch die unterschiedlichen Waldbilder; vom Kiefern- über Eichenwald und Esskastanien bis zu Tannen und Douglasien war alles dabei.