Biim Muni uff Bsuech – nicht etwa im Stall, nein!


Publiziert von Henrik , 26. Oktober 2018 um 14:59.

Region: Welt » Schweiz » Solothurn
Tour Datum: 2 September 2018
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SO 
Aufstieg: 35 m
Abstieg: 35 m
Strecke:Gourmessa mit Barbara und Claudia
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Claudiamobil
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Claudiamobil
Kartennummer:Mit Barbara

... ein nebliger Tag, etwas frisch. „Bitte reserviere einen Tisch für uns drei, wo wir noch nie gewesen sind!“. Und bitte keine lange Anfahrt...  Im Claudiamobil haben wir noch Barbara dabei. Unlängst haben wir bei der „Wärme“-Wanderung auf dem Gempen-Hochwald-Plateau unterwegs auf Büren hinuntergeblickt – dies blieb mir irgendwie hängen. In Büren waren wir schon Jahre, wenn nicht Jahrzehnte zurück – zusammen. Doch für mich ist Büren nicht irgendein weisser Fleck, ich bin öfters in dieser Region mit dem Range Rover Classic unterwegs. Die Haarnadelkurven gefallen mir und die durchaus erlebbare Abgeschiedenheit (...) sind nicht ganz von der Hand zu weisen. Wir sind im Claudiamobil, heute Sonntag, 2. September, es hat auch Nebel.
 
... in Büren, am westlichen Hang des Plateaus, unterhalb der weitgestreuten Neubausiedlung Nättenberg/Hochwald entspringt die Oris, hier noch als Orisbach. Oris ist auch eine Uhrenmarke, die noch heute in Hölstein produziert: man beachte die Ausdrucksweise... „Oris wird im Schweizer Städtchen Hölstein gegründet, 1904“. Man beachte auch diese Aussage: „Sie geben ihrer Firma den Namen des in der Nähe fliessenden Bachlaufs Oris“. Das ganz in der Nähe ist nicht ganz so nah... aber fertig mit diesen Rechthabereien! In Hölstein fliesst die Vordere Frenke ... man stelle sich vor, die Uhrenmanufaktur hätte mit dem Namen Frenke Weltruhm erreicht?
 
... der Tisch ist reserviert – die „Location“, das musste ja mal kommen, nein, hallo, das widerspricht mir dann doch... einfacher, lokaler, regionaler, der Flecken Büren überrascht uns mit einer Perle – Claudia ist hin und weg. Und Barbara auch. Die Linde in Büren ist klein und man bringe unbedingt Zeit und Innehalten-Können mit. Deren Plätze sind angelegt auf ganz wenige – mit uns sitzt noch eine Familie gegenüber und ein Ehepaar zu Tische, draussen ist noch an einfachen Tischen Platz, da sind Wanderstöcke gern gesehen. PP auch kein Problem. Gerne verweisen wir auch darauf hin, dass das Wirtepaar etwas kürzer treten möchte und die Öffnungszeiten auf Donnerstag bis Sonntag beschränkt. Sehr sympathisch: statt Mail ... man spricht per Telefon für die Reservierung. Was uns besonders gefallen hat,  die menschliche, beinahe mystische Note, die man nicht in Worte kleiden kann. Wenn ich von Textur schreibe, dann meine ich das auch. Auch das ist manchmal nicht ganz so leicht zu verstehen...
 
... auch das haben wir dann eingangs unseres Spaziergangs anfänglich  nicht verstanden... auch dazu ist Zeit nötig: die Urnengrabstätte im Wald und die gekennzeichneten Bäume, in der Gemeinde Nuglar – St. Pantaleon: „Die Bestattungskultur befindet sich im Wandel. Viele Menschen suchen eine naturnahe, freie Art der Bestattung“. Gleich ein paar Schritte von der Verbindungsstrasse hinauf zum Gempen stösst man auf den Friedwald. Die Bäume sind mit kleinen runden Plaketten gekennzeichnet, darauf der Name des Verstorbenen. Die gewählten Bäume im Vergleich zum Umgebungswald, wie ich ihn sonst kenne, erscheinen mir gänzlich anders. Man möge es selbst gesehen und auf sich wirken lassen. „Ein FriedWald ist Teil eines natürlichen Waldes. Er ist frei zugänglich für alle Waldbesucher. Durch den Kreislauf in der Natur und durch den Wechsel der Jahreszeiten verändert der Wald immer wieder sein Aussehen. Hier ist nichts überflüssig oder unordentlich“. Der Gang über diesen Weg hat uns still werden lassen, angestrengt und diskursiv haben wir nach Verlassen des Autos uns in Debatten eingeschossen... hier sind wir still! Und staunen.
 
 
 
... kurze Zeit später staunen wir über die Flurnamen, die hier einen „stallähnlichen“ Geruch uns glauben lassen: Muni und Schweini, so die gerodete Fläche bei Punkt 564. Hier noch auf Solothurner Boden, etwas weiter weg dann schon im Baselbiet
findet sich der Säuboden. Aber nochmals ein Muni. Es lohnt der ergänzende Blick auf weitere Namen: der Wolf kommt vor, der Galgenhügel, der Christen und der Chuzenchopf. Manchmal liegt der Ursprung eines Flurnamens gar nicht im Kontext dessen, wie er heute ausgesprochen und einen eine Vorstellung z. B. eines „Muni’s“ abgibt, viele Namen sind mehrere Hundert Jahre alt:
 
Die Toponomastik „wird als eine selbständige, im Grenzgebiet der Sprachwissenschaft, der Geschichte und der Erdkunde liegende Wissenschaft aufgefasst, die sowohl sprachwissenschaftliche, als auch historische Methoden anwenden und immer geographisch orientiert sein muss [was für Böhmen gilt, hat auch Relevanz für uns].
 
Flurnamen sind entstanden, um die Orientierung in der Landschaft zu erleichtern, die einzelnen Objekte zu differenzieren. Die Charakteristika gewisser Orte wurden sehr gut von unseren Vorfahren unterschieden und beschrieben. Die Objekte wurden nach ihrer Natur oder Kulturverbundenheit (d.h. Kultur des Menschen, seine Arbeit, geistliches Leben) kurz und klar erfasst. In den Flurnamen sind wichtige Informationen über unsere Geschichte enthalten, es sind die Wirtschafts-, Sozial- und Kulturverhältnisse unserer Vorfahren. Man kann auch die Existenz der untergegangenen Orte, den wechselnden Umfang von verschiedenen Flächen (Wälder, Teiche), Bergbau oder typische Pflanzen einer Region betrachten“.
 
... der „Muni“ im bewaldeten  Hochplateau an der Grenze gegen Nuglar SO ist urkundlich bereits 1336 nachgewiesen... „in loco dicto vf Munbian“. Meine Kenntnisse reichen nur bis hierher. Ich kann also hier auch nicht weiterhelfen, trotz oder gerade mit dem Web!  Wir sind in diesem Wald unterwegs und erreichen in einer Kurve den „Chuzechopf“. Die Assoziation Kauz ist hier also  implizit.  In der Nähe liegt eine Tugmatt, die nichts Assoziatives wiedergibt.  Nach  diesem halben Dutzend Flurnamen sind wir doch schliesslich auf dem Rückweg, etwas nach innen gekehrt und erreichen eine opulente Feuerstelle in der Nähe Pt. 558. Mitten auf der Kantonsgrenze.  Gerne hätten wir doch nach soviel „Etymologie“ noch einem Stallbesuch folgen lassen können... einer offenen Tür, wir fanden keine. So bleibt also das Schweini und der Muni auf der Karte oder gelegentlich wieder mal auf einem Teller, en Guete!

Tourengänger: Henrik
Communities: Touren und Tafeln


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Kommentare (1)


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Makubu hat gesagt: Frenca ...
Gesendet am 26. Oktober 2018 um 23:34
... war eine Uhrenmarke der Fabrik Buser Frères in Niederdorf. Später fusionierte die Firma mit Revue Thommen in Waldenburg.


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