Bettlerstock 2099 m (via Kletterlernpfad / Mungg)
|
||||||||||||||||
Die Liebe war es, welche mich Anfang dieses Jahres nach Engelberg gebracht hat.
Mitten in den Bergen gelegen, hat der Ort natürlich auch einiges zu bieten, so dass Heimwehgefühle nach dem Talkessel Schwyz stark gemildert werden.
Es gibt natürlich jetzt einiges zu erkunden, obwohl mich insbesondere Klettersteige (Fürenwand, Rigidalstock) schon früher öfter mal in das Gebiet geführt hatten.
Der Bettlerstock fiel mir während einiger Brunni-Besuche bereits ins Auge, und ich hatte mich auch schon über Führerliteratur über den Klettergarten schlau gemacht. Da ich aber maximal eher so im 5er-Bereich am Klettern bin, waren mir die Routen dort (vorwiegend im 6er- und 7er-Bereich) eher zu streng; bisher hatte ich von einem Besuch also abgesehen.
Vor Kurzem entdeckte ich dann, dass zwei Routen im Grad 4c von Nordwesten her auf den Gipfel führen - die sollten auch für mich machbar sein, auch wenn mein Klettertraining im vergangenen Jahr recht zu kurz gekommen ist (also so gut wie gar nicht).
Die beiden Routen wurden von einheimischen Bergführern im 2016 eingerichtet.
Also am Sonntag meine Freundin geschnappt, mit dem Bike zur Brunnibahn, im Ristis die Velos deponiert und mit der Sesselbahn hoch zum Brunni.
Der Weg zum Klettergarten Bettlerstock ist beschildert, man nimmt erst den Weg, der auch zum Zittergrat und weiter zum Rigidalstock führt. Nach etwa 10 Gehminuten zweigt der Weg zum Bettlerstock ab, ebenfalls mit einem blauen Wegweiser-Täfelchen ausgeschildert.
Der schmale Pfad ist blau-weiss markiert - wo keine Steine vorhanden sind, mit kurzen Holzpflöcken. Im Sommer wegen des Bewuchs auch etwas schwieriger zu finden, im Gegensatz zu den Brunnistöckli- und Rigidalstock-Klettersteigen wird der Bettlerstock wohl nicht ganz so häufig besucht. Das Ziel ragt jedoch als markanter Felspfeiler gut sichtbar empor.
Beim Bettlerstock angekommen, kraxelten wir durch das Felsentor empor. Zur Lernpfad-Route folgt man dem Seil rechts.
Die beiden Routen führen in drei Seillängen über Felstürmchen und in einer letzten SL dann auf den Gipfel des Bettlerstocks selbst. Topos finden sich im Internet auf Prime Engelberg bzw. der Gemeinde- und Brunni-Homepage.
Die Routen sind bei den Türmchen jeweils angeschrieben, die Route "Kletterlernpfad" ist mit roten Punkten markiert. Da beide Routen parallel laufen, kann auch während des Aufstiegs variiert werden, wobei die Schwierigkeit bei beiden Routen im Grossen und Ganzen gleich ist.
Zwischen den Felstürmchen besteht stets die Möglichkeit eines Ausstiegs.
Die ersten zwei Seillängen absolvierte ich im Vorstieg noch mit den Bergschuhen, wechselte ab der dritten dann aber (aufgrund des momentan fehlenden Trainings) auf die Kletterfinken.
Die Routen sind jedoch gut abgesichert und für den geübten Bergsteiger auch mit schwerem Schuhwerk machbar.
Die letzte Seillänge fasziniert schliesslich vor allem durch ihre Ausgesetztheit.
Das Original-Gipfelbuch von 1971 wurde zu Restaurationszwecken entfernt, das neue ist erst seit wenigen Jahren oben. Beim durchblättern wird schnell klar, dass der Bettlerstock-Gipfel nicht übermässig stark frequentiert wird - was ihn für Kletterer, die ihre Gipfelziele lieber etwas abseits vom Touristenstrom suchen, eigentlich ganz attraktiv machen sollte :)
Nachdem wir die Aussicht noch etwas genossen hatten, ging's ans Abseilen. Ein kleines Bödeli gleich unterhalb des Gipfels ist mit einer gut sichtbaren Standsicherung ausgerüstet.
Da meine Freundin noch nicht so lange klettert und ich kontrollieren wollte, dass sie sich beim Abseilen richtig einband, liess ich ihr den Vortritt mit der rudimentären Instruktion, dass es wichtig sei, den nächsten Stand nicht zu verfehlen, und "schubste" sie quasi ins kalte Wasser, auch wenn mir dabei etwas mulmig zumute war - zumal ich die Abseilpiste selbst ja auch nicht kannte.
Das Abseilen an der Route bei der Verschneidung erwies sich dann als ungünstige Wahl.
Da der Sichtkontakt fehlte, mussten wir uns durch lautes Rufen verständigen, und so schallte es dann auch aus der Tiefe von meinem Schatz, dass der Stand weiter links von ihr sei und dass es schwierig werden würde, diesen zu erreichen.
Ich wartete noch und hoffte, noch eine Rückmeldung von meiner Freundin zu kriegen, ob es ihr gelang, zum Stand hinzukommen. Nach zwei, drei Minuten Funkstille begann ich dann jedoch vorsorglich einen Flaschenzug einzurichten, im Bewusstsein, dass mein Schatz wahrscheinlich sogar im Überhängenden baumelte. Sollte sie es nicht schaffen, wollte ich zumindest bereit sein, um sie schnellstmöglich hochziehen zu können.
Dann, endlich und zu meiner Erleichterung, der Ruf von unten, dass sie am Stand sei und die Entspannung des Seils.
Der Tausendsassa von meiner Freundin hatte es per Seilwurf um einen Felszacken und rüberziehen geschafft, dass nächste Bödeli zu erreichen.
Es ist also zu empfehlen, sich beim Abseilen mit einem 50er- oder 60er-Einfach-Seil (letzteres in unserem Fall) etwas weiter westlich zu halten, respektive entlang der Südwand-Route. Man befindet sich dann direkt über dem Felsentor.
Auf weitere Experimente in Bezug auf die Seillänge wollte ich mich dann nicht mehr einlassen und warf das Seil dann über die hintere Seite des Felsentors. Das gestattete mir dann auch, vom nächsten Absatz einen Blick runterzuwerfen, um zu checken, ob das Seil wirklich bis zum Boden reichte. Tat es auch, und kurz darauf hatten wir glücklich wieder festen Boden unter den Füssen.
Anschliessend gab's noch eine Rast am Brunni-Seelein, dann mit Sessellift runter ins Ristis und mit dem Bike zurück nach Engelberg.
Superschöne und vor allem im letzten Teilstück eindrückliche Kletterei mit Tiefblick.
(Alternativ kann wohl auch über die Aufstiegsroute am Nordgrat abgeseilt werden und von dort zu Fuss um die Ost-/Südseite des Bettlerstocks zurück zum Pfad.
T3 für den Zustieg: Weg nicht immer so gut sichtbar und kurze Kraxelei durchs Felsentor.)
Mitten in den Bergen gelegen, hat der Ort natürlich auch einiges zu bieten, so dass Heimwehgefühle nach dem Talkessel Schwyz stark gemildert werden.
Es gibt natürlich jetzt einiges zu erkunden, obwohl mich insbesondere Klettersteige (Fürenwand, Rigidalstock) schon früher öfter mal in das Gebiet geführt hatten.
Der Bettlerstock fiel mir während einiger Brunni-Besuche bereits ins Auge, und ich hatte mich auch schon über Führerliteratur über den Klettergarten schlau gemacht. Da ich aber maximal eher so im 5er-Bereich am Klettern bin, waren mir die Routen dort (vorwiegend im 6er- und 7er-Bereich) eher zu streng; bisher hatte ich von einem Besuch also abgesehen.
Vor Kurzem entdeckte ich dann, dass zwei Routen im Grad 4c von Nordwesten her auf den Gipfel führen - die sollten auch für mich machbar sein, auch wenn mein Klettertraining im vergangenen Jahr recht zu kurz gekommen ist (also so gut wie gar nicht).
Die beiden Routen wurden von einheimischen Bergführern im 2016 eingerichtet.
Also am Sonntag meine Freundin geschnappt, mit dem Bike zur Brunnibahn, im Ristis die Velos deponiert und mit der Sesselbahn hoch zum Brunni.
Der Weg zum Klettergarten Bettlerstock ist beschildert, man nimmt erst den Weg, der auch zum Zittergrat und weiter zum Rigidalstock führt. Nach etwa 10 Gehminuten zweigt der Weg zum Bettlerstock ab, ebenfalls mit einem blauen Wegweiser-Täfelchen ausgeschildert.
Der schmale Pfad ist blau-weiss markiert - wo keine Steine vorhanden sind, mit kurzen Holzpflöcken. Im Sommer wegen des Bewuchs auch etwas schwieriger zu finden, im Gegensatz zu den Brunnistöckli- und Rigidalstock-Klettersteigen wird der Bettlerstock wohl nicht ganz so häufig besucht. Das Ziel ragt jedoch als markanter Felspfeiler gut sichtbar empor.
Beim Bettlerstock angekommen, kraxelten wir durch das Felsentor empor. Zur Lernpfad-Route folgt man dem Seil rechts.
Die beiden Routen führen in drei Seillängen über Felstürmchen und in einer letzten SL dann auf den Gipfel des Bettlerstocks selbst. Topos finden sich im Internet auf Prime Engelberg bzw. der Gemeinde- und Brunni-Homepage.
Die Routen sind bei den Türmchen jeweils angeschrieben, die Route "Kletterlernpfad" ist mit roten Punkten markiert. Da beide Routen parallel laufen, kann auch während des Aufstiegs variiert werden, wobei die Schwierigkeit bei beiden Routen im Grossen und Ganzen gleich ist.
Zwischen den Felstürmchen besteht stets die Möglichkeit eines Ausstiegs.
Die ersten zwei Seillängen absolvierte ich im Vorstieg noch mit den Bergschuhen, wechselte ab der dritten dann aber (aufgrund des momentan fehlenden Trainings) auf die Kletterfinken.
Die Routen sind jedoch gut abgesichert und für den geübten Bergsteiger auch mit schwerem Schuhwerk machbar.
Die letzte Seillänge fasziniert schliesslich vor allem durch ihre Ausgesetztheit.
Das Original-Gipfelbuch von 1971 wurde zu Restaurationszwecken entfernt, das neue ist erst seit wenigen Jahren oben. Beim durchblättern wird schnell klar, dass der Bettlerstock-Gipfel nicht übermässig stark frequentiert wird - was ihn für Kletterer, die ihre Gipfelziele lieber etwas abseits vom Touristenstrom suchen, eigentlich ganz attraktiv machen sollte :)
Nachdem wir die Aussicht noch etwas genossen hatten, ging's ans Abseilen. Ein kleines Bödeli gleich unterhalb des Gipfels ist mit einer gut sichtbaren Standsicherung ausgerüstet.
Da meine Freundin noch nicht so lange klettert und ich kontrollieren wollte, dass sie sich beim Abseilen richtig einband, liess ich ihr den Vortritt mit der rudimentären Instruktion, dass es wichtig sei, den nächsten Stand nicht zu verfehlen, und "schubste" sie quasi ins kalte Wasser, auch wenn mir dabei etwas mulmig zumute war - zumal ich die Abseilpiste selbst ja auch nicht kannte.
Das Abseilen an der Route bei der Verschneidung erwies sich dann als ungünstige Wahl.
Da der Sichtkontakt fehlte, mussten wir uns durch lautes Rufen verständigen, und so schallte es dann auch aus der Tiefe von meinem Schatz, dass der Stand weiter links von ihr sei und dass es schwierig werden würde, diesen zu erreichen.
Ich wartete noch und hoffte, noch eine Rückmeldung von meiner Freundin zu kriegen, ob es ihr gelang, zum Stand hinzukommen. Nach zwei, drei Minuten Funkstille begann ich dann jedoch vorsorglich einen Flaschenzug einzurichten, im Bewusstsein, dass mein Schatz wahrscheinlich sogar im Überhängenden baumelte. Sollte sie es nicht schaffen, wollte ich zumindest bereit sein, um sie schnellstmöglich hochziehen zu können.
Dann, endlich und zu meiner Erleichterung, der Ruf von unten, dass sie am Stand sei und die Entspannung des Seils.
Der Tausendsassa von meiner Freundin hatte es per Seilwurf um einen Felszacken und rüberziehen geschafft, dass nächste Bödeli zu erreichen.
Es ist also zu empfehlen, sich beim Abseilen mit einem 50er- oder 60er-Einfach-Seil (letzteres in unserem Fall) etwas weiter westlich zu halten, respektive entlang der Südwand-Route. Man befindet sich dann direkt über dem Felsentor.
Auf weitere Experimente in Bezug auf die Seillänge wollte ich mich dann nicht mehr einlassen und warf das Seil dann über die hintere Seite des Felsentors. Das gestattete mir dann auch, vom nächsten Absatz einen Blick runterzuwerfen, um zu checken, ob das Seil wirklich bis zum Boden reichte. Tat es auch, und kurz darauf hatten wir glücklich wieder festen Boden unter den Füssen.
Anschliessend gab's noch eine Rast am Brunni-Seelein, dann mit Sessellift runter ins Ristis und mit dem Bike zurück nach Engelberg.
Superschöne und vor allem im letzten Teilstück eindrückliche Kletterei mit Tiefblick.
(Alternativ kann wohl auch über die Aufstiegsroute am Nordgrat abgeseilt werden und von dort zu Fuss um die Ost-/Südseite des Bettlerstocks zurück zum Pfad.
T3 für den Zustieg: Weg nicht immer so gut sichtbar und kurze Kraxelei durchs Felsentor.)
Hike partners:
Staeffl
Minimap
0Km
Click to draw, click on the last point to end drawing
Comments (2)