Final destination - Clariden als Saisonabschluss


Publiziert von Zoraya , 27. Mai 2018 um 15:57.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:27 Mai 2018
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Ski Schwierigkeit: ZS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   CH-UR   Claridengruppe   Ortstockgruppe 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m

Letztes Jahr, ebenfalls am letzten Sonntag im Mai, stand ich zum ersten Mal auf dem Märcherstöckli. Wir genossen den Ausblick und blickten nach gegenüber. Gegen die 100 Skitourenfahrer beobachteten wir am Clariden. Ich dachte mir damals; man das muss eine tolle Tour sein. Aber leider total überrannt, sobald der Klausenpass seine Tore öffnet. Weder traute ich mir damals die Schwierigkeit zu, noch motivierte mich dieses Gerangel um den Gipfel. Also, was macht man dagegen? Genau, man wartet ein Jahr und startet die Tour mitten in der Nacht. 

Mein Cousin mit Hund Akira, sein Kollege und ich beschlossen also heute den Clariden zu besteigen. Die Route war meinem Cousin bekannt, er war letztes Jahr schon oben. Um der Masse zu entfliehen starteten wir bereits um 03.00 Uhr auf dem Klausenpass. Geschlafen habe ich sage und schreibe etwa eine Stunde. Dementsprechend fit fühlte ich mich. Nicht. Aber die Nacht war klar, trotz heftige Gewitter am Vorabend und wir waren die einzigen, die so früh los marschierten. Das war Motivation genug.

Mit Stirnlampen stiegen wir hoch zu unserem Ziel. Da es um diese Zeit noch stockdunkel ist, sollte natürlich jemand dabei sein, der die Route kennt. Mein Cousin führte uns problemlos hoch zum Iswändli. Nach 50 Minuten liefen wir alle im T-shirt. Es war unglaublich warm, der Schnee ebenfalls sehr weich. Erst unterhalb des Iswändli wurde er hart. Ja sogar ziemlich eisig. Trotzdem gingen wir vorerst ohne Harscheisen weiter. Das war aber eher mühsam. Ständig rutschte ich wieder rückwärts und das zerrte an meinen Kräften. Zudem wurde es bedeutend kühler. Wenigstens konnten wir von dort aus den Sonnenaufgang bewundern. Wunderschön, ja wirklich. Nach dem Iswändli, ca. 200 Meter vor dem Skidepot trennten sich unsere Wege. Für Akira ist der Aufstieg auf den Gipfel definitiv nichts, deshalb blieb mein Cousin mit ihr zurück. Die Route ist aber an diesem Punkt selbst erklärend. Wir montierten die Harscheisen und stiegen auf zum Skidepot. Dort angekommen blickten wir zurück und da war sie...die Masse! Aber noch in weiter Ferne. Mit Pickel in der Hand und ohne Skier gings weiter auf den Vorgipfel. Steigeisen hatten wir im Rucksack, benötigten wir aber nicht. Guter Trittschnee. Nun kam aber das Problem, dass ich öfters habe ab Höhe 3000: Meine Beine mutieren zu Blei. Ich war nicht unglücklich als wir auf dem Vorgipfel standen. Allerdings fehlt an diesem Punkt immer noch ein gutes Stück bis zum Gipfel. Ein kurzer Abstieg gilt es zu absolvieren und man steht am Einstieg, der an heiklen Stellen mit Ketten ausgestattet ist. Obwohl ich wirklich sehr müde Beine hatte und den nicht näher kommenden Gipfel manchmal verfluchte, empfand ich Freude beim Aufstieg. Er ist abenteuerlich mit grandioser Aussicht und einem Hauch Nostalgie. Stand ich doch bereits vor 21 Jahren auf dem Clariden, damals als Hochtour im Sommer. Das Herumgekraxel mit Skischuhen hielt mich bis anhin immer von solchen Touren ab. Heute habe ich gesehen, dass das tatsächlich ganz gut funktioniert. Wir erreichten problemlos den Gipfel des Clariden, welcher wir für uns alleine hatten. Das schrecklich frühe Aufstehen hatte sich also gelohnt. Traumhafter Ausblick, zum Teil etwas dunstig aber trotzdem...ein Traum. Und hinter uns massenhaft Leute. Bei diesem Ansturm stelle ich mir das Kreuzen am Gipfelzustieg sehr, sehr mühsam vor. Nur Wenige befanden sich bereits im Aufstieg, als wir abstiegen. Wir bemerkten, dass wir die einzigen ohne Steigeisen waren. Ich sage mal, wer will kann. Unbedingt nötig war es nicht. Ausserdem mag ich es überhaupt nicht mit Steigeisen im Fels zu klettern. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden. Rasch erreichten wir wieder unser Skidepot. 

Die Abfahrt: Ich hätte es schlimmer erwartet. Der Aufstieg war ab Höhe 2700 extrem eisig. Die Sonne vermochte den Schnee eeeetwas aufzuwärmen. Weiter unten wurde er dann richtig sulzig, Obwohl meine Oberschenkel zum Teil brannten, machte die Abfahrt spass. Es waren noch zig Skitourenfahrer im Aufstieg unterwegs. Meine Güte, ich war soooo froh, dass wir den Gipfel und den Aufstieg für uns hatten. Der Ansturm ist wirklich extrem. Um ca. 09.00 Uhr trafen wir wieder am Klausenpass ein. 

Man das WAR eine tolle Tour. Genau das dachte ich heute, ein Jahr später, als ich den Clariden damals sehnsüchtig anstarrte. Unsere Idee so früh zu starten war goldrichtig. Abgesehen davon hat man danach noch den ganzen Tag vor sich. Irgendwie war ich irritiert, als man mich mit "Guten Morgen" ansprach. Aber für diese Personen begann der Tag ja erst, unser Tag hatte bereits ein grossen Abenteuer hinter sich. Meine letzte Skitour dieser Saison war mein grösstes Highlight. 




Tourengänger: Zoraya


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