Geheimnisvoll: Milířská dolina (Kohlhautal)


Publiziert von lainari , 7. Juli 2019 um 22:17.

Region: Welt » Tschechien » Lužické hory
Tour Datum:25 Mai 2019
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ 
Zeitbedarf: 4:15
Aufstieg: 560 m
Abstieg: 560 m
Strecke:17,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis zur Fa. Helix in Dolní Podluží oder Zug der ČD bis Jedlová
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 13 Šluknovsko a Česke Švýcarsko

Historischer Bergbau nördlich des Stožecké sedlo (Schöberpass) II
 
Heute war auf Grund günstiger Vorzeichen eine thematische Wiederholung meiner Ostermontagstour möglich. Dazu suchte ich mir ein weiteres Tal in der herrlichen Landschaft der Lužické hory (Lausitzer Gebirge) zur Erkundung aus. Nördlich des Stožecké sedlo (Schöberpass) liegt rechts der Hauptstraße 9 auf einer Höhenlage zwischen 410-650 m. ü. M. die Talmulde Milířská dolina/Údolí Milířky (Kohlhautal). Entwässert wird das Areal vom Bach Milířka, der im Deutschen einst ebenfalls Goldflössel genannt wurde.
 
Eine zeitige Anreise führte mich zunächst an die Bahnstrecke nach Svor (Röhrsdorf), denn der Umlaufplaner der ČD hatte baustellenbedingt einen verkürzten, lokbespannten Umlauf Rumburk - Bezděz der Schnellzüge zwischen Kolín und Rumburk eingelegt. Rechtzeitig brachte ich mich in Position für den ersten Talfahrer. Dann überquerte ich den Stožecké sedlo auf der Hauptstraße I/9, fuhr bis zum Kreisverkehr und nahm dort die Ausfahrt nach Dolní Podluží (Niedergrund). Unmittelbar danach bog ich auf eine Anliegerstraße ab und parkte am Waldrand bei der Firma Helix. Hier machten mich ein großer Stickstofftank, Abdampffahnen, Plastegitterboxen und Säcke mit „leeren Hülsen“ neugierig. Die Hülsen erwiesen sich bei näherer Betrachtung als Schneckenhäuser: Die Firma Helix ist der einzige Schneckenverarbeiter der Tschechischen Republik. Ihre Produkte, der Natur entnommene Weinbergschnecken, werden in verschiedenen Verarbeitungsstufen vornehmlich nach Frankreich exportiert.
 
Ein Forstweg führte ab hier durch das Tal Milířská dolina aufwärts. Ich absolvierte zunächst etwa das untere Taldrittel. Dann bog ich nach rechts auf den mit einem grünen Schrägstrich markierten Hornická naučná stezka (Bergbaulehrpfad) ab und stieg steil auf den Kamm des Kozí hřbet (Ziegenrücken) hinauf. Hier kamen erste Pingen, Schürfmulden und ein Schacht eines frühen (mittelalterlichen) Bergbaues in Sicht. Das Areal erfuhr sein bergbauliches Interesse von der kreuzenden Störungszone der Lausitzer Überschiebung, welche zur Bildung von Umwandlungsgesteinen beitrug. Markant für die Region sind zudem Quarzgänge, die sich in Gesteinsklüften gebildet haben. Ob diese je erzführend waren, ist umstritten. Der Untergrund der ersten Hälfte des Kammes besteht aus einem grobkörnigen, stark quarzhaltigen Granodiorit. Seine Konsistenz schwankt dabei zwischen krümelig und bombenfest. Im Bereich einer kleinen Einsattelung erreichte ich die Grenze der Lausitzer Überschiebung. Hier wechselte der Untergrund auf einen harten, verkieselten Sandstein. Die obere Hälfte des Kammes wird als Čertova pláň (Teufelsplan) bezeichnet. In Steigrichtung rechts des Kammes erkundete ich alte Sandsteinbrüche und fand die Reste einer alten Bergschmiede. Am Abzweig des Wanderweges bog ich nach links auf den Forstweg Nová cesta auf und lief ohne Markierung vorbei an der Hütte Chata Na Milíři. Kurze Zeit später bog ich im Bereich eines sich schwach abzeichnenden Grabens weglos nach links ab und kürzte damit zwei weite Schleifen des talführenden Forstwegs ab. Unten musste ich einen Entwässerungsgraben überwinden. Ich sprang hinüber und bekam beim schrägen Auftreffen einen Krampf in den Oberschenkel. Auf dem Forstweg Pod Šébrem strebe ich so zügig es eben ging bis zur Hauptstraße. Nach der Überquerung ging ich auf dem gelb markierten Forstweg Točna weiter. Dabei forcierte ich das Tempo nochmals, um rechtzeitig zum Bahnhof Jedlová - nádraží zu gelangen. Hier wartete ich auf die Vorbeifahrt eines Schnellzuges und eines Wochenendeilzuges. Weit vor der Planzeit kam überraschend als erstes der bergfahrende Güterzug daher. Nachdem dann alle Motive im Kasten waren, lief ich entschleunigt auf dem gelben Weg wieder zurück. An einer äußerst bequemen Sitzgruppe mit Blick auf die Berge der Lužické hory ließ ich die Beine baumeln und döste ein wenig. Die positive Wirkung blieb heute dabei aus. Als ich dann rennend die dreispurige Straße überqueren musste, bekam ich gleichzeitig Krämpfe in beiden Unterschenkeln und wäre beinahe über meine eigenen Füße gestolpert. Mit wenig Elan suchte ich danach in einem Areal rechts des Weges nach dem Denkmal Lichtenštejnský památník. Dabei soll es sich lediglich um eine Gedenktafel an einem Naturstein handeln. Das Gelände war durch Fallholz mit aufgestellten Wurzeltellern und verstreuten Horzeln sehr unübersichtlich. Ich fand den Gedenkstein daher nicht. Über einen steilen Holzabfuhrweg ging ich zum Nová cesta hinauf und legte dann neben der Chata Na Milíři eine gemütliche Mittagsrast ein. Den Abstecher zum Weberberg, der trotz seiner Lage auf tschechischem Gebiet nur einen deutschen Namen hat, verwarf ich für heute. Gestärkt machte ich mich auf den weiteren Weg. Die Reste der Krämpfe zogen sich mittlerweile als deftige Verspannung bis in Hüfthöhe durch alle Bereiche der Beine, so etwas hatte ich bisher noch nicht erlebt.
 
Am Wegweiser Pod Ptačincem bog ich nach links ab und wanderte vorsichtig das Tal Milířská dolina hinunter. Das Tal hatte ich bereits einmal im Rahmen einer früheren Tour begangen, die Bergbaugeschichte dabei aber nur kurz gestreift. Nach kurzer Zeit hielt ich mich daher heute nach links um die spitzwinkling einmündende Einkerbung des Bergwerklochs zu erkunden. Die heute natürlich anmutende etwa 250 m lange Tallage soll vom Abbau eines Quarzganges im Tagebau herrühren. Es wird vermutet, dass hier bereits ab dem 13. Jh. die örtlichen Waldglashütten ihren Rohstoffbedarf deckten. Unterhalb des Bergwerklochs waren im Haupttal am verbuschten linken Hang mehrere verbrochene Stollen (-ansätze) auszumachen, am Talboden selbst eine große Schachtpinge mit quarzhaltigen Haldenschüttungen. Rechts entlang des Baches Milířka befand sich anschließend das Areal der Zeche Berghaus. Der Stollen Berghaus unterfuhr das Gelände mit nur wenig Überdeckung seitlich des Baches, so dass seine Ausmündung heute verbrochen und der (intakte) Rest komplett wassergefüllt ist. Hier in etwa Talmitte, mit dem querenden Verlauf der Lausitzer Überschiebung lag die Hauptaktivität des frühen Bergbaus. In Schriften um 1800 wurden die Bergbaurelikte bereits 200 - 300 Jahre alt genannt. Ich begab mich annähernd auf den Verlauf des Stollens štola Milířka, untersuchte dabei zunächst den darüber liegenden rechten Talhang. Hier waren Schachtpingen und ein weiterer, allerdings verbrochener Stollen auszumachen. Nun stieg ich zum intakten Stollen ab und erkundete den Talboden im Bereich des Stollenportals. Der Stollen wurde etwa 190 m in den Berg vorangetrieben, der hier aus Mylonit, einem Umwandlungsgestein besteht. Anschließend lief ich talwärts weiter. Kurz vor dem auf dem Hinweg begangenen Abzweig zum Ziegenrücken passierte ich noch den štola U Knížecí studánky/štola Antonín (Stollen am Fürstenbrunn/Antonistolln). Dieser soll 208 m lang sein. Da es zunehmend warm und gewitterhaft wurde, was meinem Befinden nicht zuträglich war, lief ich jetzt zum Startpunkt zurück. In der laubfreien Zeit wird sicher noch einmal eine weitere Nachschau im Tal erfolgen. Mit dem Auto setzte ich zur Rückfahrt an und besuchte dabei den Bahnhof Rybniště (Teichstatt). Dort traf ich auf den lokbespannten Zug, der mittlerweile in einem Personenzugumlauf unterwegs war, aber der avisierte Güterzug war längst vorfristig auf der Heimfahrt in den Feierabend. Ich tat es ihm nun gleich.
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 4 h 15 min.
Die absolvierte Wegstrecke ist größtenteils als Wanderweg markiert und mit T1 zu bewerten. Die weglosen Passagen haben die Schwierigkeit T2.

Tourengänger: lainari


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