Kastanienwälder und Burgruinen: Hohlandsbourg und Pflixbourg


Publiziert von ABoehlen , 20. Dezember 2017 um 16:36.

Region: Welt » Frankreich » Alsace
Tour Datum:26 September 2017
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: F 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 500 m
Abstieg: 500 m
Strecke:Tuckheim – St-Gilles – Ehrbergkopf – Hohlandsbourg – Pflixbourg – St-Gilles – Turckheim
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ter Colmar – Metzeral
Unterkunftmöglichkeiten:Hôtel Berceau du Vigneron und weitere in Turckheim
Kartennummer:IGN TOP25, 3718 OTR Colmar-Kaysersberg-Le Bonhomme

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Gesättigt vom reichhaltigen Frühstück im Hôtel Berceau du Vigneron machen wir uns heute gegen 09:30 Uhr auf den Weg. Im Gegensatz zu gestern startet der Tag nebelfrei, dafür liegen hohe Wolken über dem Elsass, welche die Sonne aber gut zu durchdringen vermag. Auch die Temperatur ist sehr erfreulich, sodass die Jacke vorderhand im Rucksack verbleibt. Gleich wie gestern benutzen wir den Jakobsweg, nun allerdings in die andere Richtung. Er führt uns in die Ebene des Munstertales hinaus, welche mit Reben bestanden ist. Darüber ragt im Norden der 982 m hohe Gipfel des Grand Hohnack in die Höhe. Obwohl nur wenig höher als der Bantiger zuhause, wirkt er durch die geringe Höhe des Talbodens natürlich viel mächtiger. Ebenfalls auffallend – wenn auch von weitaus bescheidenerer Höhe – ist der Hügel, wo sich der Bergfried von Château Pflixbourg ausmachen lässt. Dies ist eines der Ziele der heutigen Wanderung.

Bald erreichen wir die südliche Talbegrenzung und steigen beim Hof St-Gilles in den Wald hinauf. Anders als auf der Nordseite, wo die unteren Bereiche mit Reben bestanden sind, ist hier alles komplett bewaldet. Aber es ist ein Wald, der mich überrascht: Die dominierende Baumart ist die Edelkastanie. Weit nördlich des nördlichsten Punktes der Schweiz werden wir mit einer Szenerie konfrontiert, die nicht sehr verschieden von einem Tessiner Wald ist. Die überall herumliegenden Granitbrocken verstärken diesen Eindruck noch.

Um etwa 11:15 Uhr erreichen wir den Gipfel, der je nach Karte l'Ehrberg oder Ehrbergkopf heisst (509 m) und komplett im Wald liegt. Entsprechend sieht man nicht allzuviel, ausser an einer Stelle, wo wir sowohl die Pflixbourg, wie auch das Château du Hohlandsbourg sehen können, unser nächstes Ziel. Bis dorthin ist es nicht mehr sehr weit. Ein angenehmer und tadellos markierter Zickzackweg führt zum Burghügel hinauf. Es ist dies der « Sentier Lazare de Schwendi ». Geboren als Lazarus von Schwendi 1522, diente er Kaiser Karl V als Ratgeber und hat 1563 die Burg Hohlandsberg käuflich erworben. Bekannt wurde er aber vor allem durch seine militärischen Erfolge gegen die Türken in Ungarn, wo er als oberster kaiserlicher Feldhauptmann erhebliche Gebiete besetzen und von den Türken zurück erobern konnte, beispielsweise in Sathmar (Satu Mare) im heute rumänischen Kreischland. von Schwendi hat die Burg Hohlandsberg, mit deren Bau 1279 begonnen wurde, modernisiert und ausgebaut. Endgültig zerstört wurde sie 1637 und erst seit 1985 wurde sie saniert und teilweise wiederaufgebaut. Heute kann sie während der Öffnungszeiten besichtigt werden und dient für kulturelle Veranstaltungen.

Als wir ziemlich genau um 12:00 Uhr den 645 m hohen Gipfel erreichen, ist die Burg aber noch geschlossen. Wir setzen uns auf eine Bank und geniessen den Blick in die Ebene nach Colmar. Leider ist es noch dunstiger als gestern und so ist heute nicht mal der Kaiserstuhl sichtbar. Bei schönem und klarem Wetter muss die Fernsicht aber grossartig sein.

Wir knabbern unsere Cherrytomaten und gerösteten Nüsse (mehr braucht es nach diesem Frühstück nicht), machen uns dann aber bald auf den Weiterweg, weil es nicht besonders warm ist. Die Burg würde erst um 13:00 Uhr öffnen, aber schliesslich haben wir ja noch eine weitere Burgruine vor uns; mal sehen, was uns dort erwartet.

Dies ist die Pflixbourg, und um diese zu erreichen, müssen wir erst mal wieder den Zickzackweg hinunter. Dann geht es über den breiten Bergrücken bis zu einer Einsattelung auf 422 m, von wo der Weg steil zum Burghügel hinaufführt. Dieser liegt auf 458 m. Im Gegensatz zur Hohlandsbourg ist diese Ruine frei zugängich, allerdings sehr stark zerfallen und vom Dickicht überwuchert. Dominierend ist der 23 m hohe Bergfried, der leider unzugänglich ist, da im Innern teilweise zerfallen. Bestimmt hätte man von dort oben einen tollen Blick über das Munstertal. Erbaut wurde die Burg zwischen 1212 und 1219 im Auftrag Friedrichs II und erstmals erwähnt als «Blickisberc» 1220. Zuletzt wurde sie von den Rappoltsteinern bewohnt, deren Wurzeln in Rappoltsweiler liegen, das heute Ribeauvillé heisst. Sie gaben die Burg schlussendlich auf, worauf der Zerfall einsetzte. Seit 1968 steht sie unter Denkmalschutz.

Für einige Zeit hat sich die Sonne in Szene gesetzt und wir geniessen ihre wärmenden Strahlen auf den Resten der Burgmauer. Dann wird es allmählich Zeit, den Rückweg anzutreten, der uns durch den Wald wieder nach St-Gilles hinunterführt. Auch hier ist der Boden voller Kastanien-Igelchen und -blättern.

Durch die Ebene geht es zurück nach Turckheim, wo wir zum Schluss durch die Altstadt schlendern und noch einen kleinen Einkauf einlegen. Dann folgt eine Ruhephase, ehe wir uns abermals in die Altstadt begeben, um zu speisen. Unsere Wahl fällt diesmal auf « La Forge », wo es uns sehr gut gefällt. Das Ambiente wirkt heller und insgesamt freundlicher als gestern im « La Tour » und die Speisekarte wird wie dort geprägt von lokalen Spezialitäten. Fazit auch hier: äusserst lecker!

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Tourengänger: ABoehlen, Stini


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