Rimpfischhorn (4199m) - bei arktischen Verhältnissen
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Hochtourenmonat August; wo warst Du bloss? Zumindest fand er dieses Jahr ohne mich statt, obwohl teilweise gute Bedingungen herrschten. Alle drei geplanten, grösseren Unternehmungen fielen flach; dies aus unterschiedlichen Gründen: die erste Tour wurde abgesagt infolge 50cm (!) Neuschnee. Die zweite Tour konnte infolge Ausfalls des BF's nicht stattfinden (und kurzfristig liess sich in der Hochsaison kein Ersatz finden). Schliesslich musste ich die dritte Tour selbst absagen, da ich innerhalb von 20 Std. nach China reisen musste ...
Sollte der super-Auftakt vom Juni (Blüemlisalp-Traverse) auch gleich der Schlusspunkt sein? Kurzfristig liess sich aber Anfang September doch noch eine Tour realisieren. Infolge sehr bescheidenem Wetter hielt sich die Begeisterung am Schluss trotzdem in Grenzen ... Diverse Meteoseiten vermeldeten "leichte Bewölkung". Hallo?? Ab ca. 3400m war alles zu: dichter Nebel, Sturmwinde im Gipfelbereich, eisige Temperaturen - von wegen leichte Bewölkung ...!
Aber nun zur eigentlichen Tour: am Bahnhofplatz Zermatt traf ich den BF und gemeinsam fuhren wir mit der Standseilbahn bis Sunnegga (2288m). Natürlich könnte man noch weiter hinauffahren (Blauherd, 2571m), aber ein klein wenig wollten wir doch noch laufen …
Via Stellisee wanderten wir gemütlich bis zur Fluhalp (2618m) hoch, einem sehr behaglichen Berggasthaus (keine SAC-Hütte), welches ich nur weiterempfehlen kann. Man fühlt sich sofort zu Hause; die Einrichtung erinnert an „Grossmutter’s Zeiten“, das Essen war ausgezeichnet. Auch wenn die Holzwände dünn wie Papier sind, ist so ein kleines Doppelzimmer nicht zu verachten ... Am Sonntag-Abend war entsprechend wenig los (ca. 15-20 Personen) und zum Rimpfischhorn wollten anderntags ausser uns lediglich 2 weitere Personen.
Um ca. 03.35 Uhr zogen wir los, wohlwissend, dass wir eine ganze Weile im Dunkeln laufen würden. Aber erstens erfordert die lange Tour ein zeitiges Aufbrechen, zum andern erlaubt die erste Strecke auch im Dunkeln ein problemloses Laufen auf dem bwb-Wanderweg. Auf diesem hoch bis zum Pass (Pfulwe, 3155m), danach weglos Richtung Osten hinauf zum Sattel, etwas unterhalb des eigentlichen Pfulwe-Gipfels.
Nun ging’s in einem Klettersteig-ähnlichen Gelände ziemlich steil hinunter (Fixseile, 2 Eisenstifte). Etwas gewöhnungsbedürftig, wenn es stockdunkel ist und man nicht richtig sieht, wohin es geht … Nun weiter über Geröll und plattige Felsen, bis ein Einstieg auf den Längfluegletscher Sinn macht. Inzwischen ohne Stirnlampe über den Gletscher, welcher kein Problem darstellt.
Es war jetzt schon klar, dass wir keine Sicht haben werden; der Gipfel war schon längst vom Nebel umhüllt und auch die Umgebung blieb düster… Als nächstes galt es, den mächtigen Felsriegel zu überwinden. Zumindest im Aufstieg empfand ich denselben als sehr lang – eigentlich als nicht mehr endend wollend …
Auf ca. 4000m betraten wir erneut Gletscher und erreichten den Rimpfischsattel im kompletten Whiteout. Man hätte meinen können, das Gipfelplateau sei erreicht, es gehe nirgends mehr weiter hinauf – natürlich wussten wir es besser … Der Wind legte weiter zu, als wir zum Gipfelaufbau gelangten, wo schemenhaft Felsen zu erkennen waren.
(Spuren waren längst keine mehr auszumachen, die Gruppe vom Vortag war wohl umgekehrt. Die 2er-Seilschaft nach uns, welche viel zu spät gestartet und unseren Spuren gefolgt war, hatte den Gipfel wohl ebenfalls nicht erreicht.)
Nun das steile Couloir hinauf, welches auf guter Schneeunterlage kein Problem darstellte. Das Frontzacken-Gehen gehört trotzdem nicht zu meiner Lieblingsbeschäftigung, denn nach kurzer Zeit schmerzen jeweils meine Unterschenkel tierisch … (egal ob Auf- oder Abstieg).
Zum Schluss wieder über Felsen bis zum Gipfel des Rimpfischhorn, welchen wir um ca. 10.15 Uhr erreichten. Ein, zwei Fotos, dann machten wir uns auch sofort wieder an den Abstieg. Null Sicht, stürmischer Wind, eiskalte Temperaturen luden jedenfalls nicht zum Verweilen ein … Der Wind peitschte waagrecht ins Gesicht, Eiskristalle bildeten sich an der Brille, wodurch auch noch die Sicht eingeschränkt wurde.
Abstieg auf demselben Weg, wobei noch ein kleines Missgeschick geschah: aufgrund des garstigen Wetters hatten wir seit Stunden keine Pause mehr gemacht und kurz vor dem Abstieg des grossen Felsriegels geriet ich in eine Hungerrast, welche ich zunächst nicht als solche deutete.
So torkelte ich auf dem Gletscher plötzlich etwas unkontrolliert hinter dem BF her; zudem machte sich leichter Schwindel bemerkbar. Als wir vor dem Felsabstieg kurz hielten, um uns zu orientieren, nutzte ich die Gelegenheit, etwas zu trinken und Schokolade zu essen. So richtig gut fühlte ich mich trotzdem nicht. Erst beim Gletscherausstieg hielten wir eine ausgiebige Rast und mir ging’s danach auch sofort wieder besser …
Der Rückweg zieht sich bekanntlich ziemlich in die Länge; um 15 Uhr erreichten wir bei leichtem Nieselregen wieder die Fluhalp.
P.S. mein Stock, den ich am Gipfelkreuz verloren hatte, lag am nächsten Tag immer noch da oben und wurde mir freundlicherweise mitgebracht ... ;-))
Fazit:
Ich hab's schon eingangs erwähnt; die Begeisterung hielt sich dieses Mal in Grenzen – wetterbedingt. Während der ganzen, ziemlich langen Tour keine Aussicht … „Leichte Bewölkung“ wäre ja ok gewesen – wer aber hätte aufgrund der Prognosen derart garstiges Wetter erwartet?
Trotzdem eine interessante Tour, von welcher man oft hört, sie sei leicht. Mag sein, dass sie technisch nicht derart anspruchsvoll ist. Konditionell ist die Tour jedenfalls fordernd und man muss sich den Gipfel verdienen.
Zeiten:
Fluhalp – Gipfel: ca. 5 ¾ Std.
Roundtrip inkl. Pausen (Fluhalp – Gipfel - Fluhalp): 11 ½ Std.
Sollte der super-Auftakt vom Juni (Blüemlisalp-Traverse) auch gleich der Schlusspunkt sein? Kurzfristig liess sich aber Anfang September doch noch eine Tour realisieren. Infolge sehr bescheidenem Wetter hielt sich die Begeisterung am Schluss trotzdem in Grenzen ... Diverse Meteoseiten vermeldeten "leichte Bewölkung". Hallo?? Ab ca. 3400m war alles zu: dichter Nebel, Sturmwinde im Gipfelbereich, eisige Temperaturen - von wegen leichte Bewölkung ...!
Aber nun zur eigentlichen Tour: am Bahnhofplatz Zermatt traf ich den BF und gemeinsam fuhren wir mit der Standseilbahn bis Sunnegga (2288m). Natürlich könnte man noch weiter hinauffahren (Blauherd, 2571m), aber ein klein wenig wollten wir doch noch laufen …
Via Stellisee wanderten wir gemütlich bis zur Fluhalp (2618m) hoch, einem sehr behaglichen Berggasthaus (keine SAC-Hütte), welches ich nur weiterempfehlen kann. Man fühlt sich sofort zu Hause; die Einrichtung erinnert an „Grossmutter’s Zeiten“, das Essen war ausgezeichnet. Auch wenn die Holzwände dünn wie Papier sind, ist so ein kleines Doppelzimmer nicht zu verachten ... Am Sonntag-Abend war entsprechend wenig los (ca. 15-20 Personen) und zum Rimpfischhorn wollten anderntags ausser uns lediglich 2 weitere Personen.
Um ca. 03.35 Uhr zogen wir los, wohlwissend, dass wir eine ganze Weile im Dunkeln laufen würden. Aber erstens erfordert die lange Tour ein zeitiges Aufbrechen, zum andern erlaubt die erste Strecke auch im Dunkeln ein problemloses Laufen auf dem bwb-Wanderweg. Auf diesem hoch bis zum Pass (Pfulwe, 3155m), danach weglos Richtung Osten hinauf zum Sattel, etwas unterhalb des eigentlichen Pfulwe-Gipfels.
Nun ging’s in einem Klettersteig-ähnlichen Gelände ziemlich steil hinunter (Fixseile, 2 Eisenstifte). Etwas gewöhnungsbedürftig, wenn es stockdunkel ist und man nicht richtig sieht, wohin es geht … Nun weiter über Geröll und plattige Felsen, bis ein Einstieg auf den Längfluegletscher Sinn macht. Inzwischen ohne Stirnlampe über den Gletscher, welcher kein Problem darstellt.
Es war jetzt schon klar, dass wir keine Sicht haben werden; der Gipfel war schon längst vom Nebel umhüllt und auch die Umgebung blieb düster… Als nächstes galt es, den mächtigen Felsriegel zu überwinden. Zumindest im Aufstieg empfand ich denselben als sehr lang – eigentlich als nicht mehr endend wollend …
Auf ca. 4000m betraten wir erneut Gletscher und erreichten den Rimpfischsattel im kompletten Whiteout. Man hätte meinen können, das Gipfelplateau sei erreicht, es gehe nirgends mehr weiter hinauf – natürlich wussten wir es besser … Der Wind legte weiter zu, als wir zum Gipfelaufbau gelangten, wo schemenhaft Felsen zu erkennen waren.
(Spuren waren längst keine mehr auszumachen, die Gruppe vom Vortag war wohl umgekehrt. Die 2er-Seilschaft nach uns, welche viel zu spät gestartet und unseren Spuren gefolgt war, hatte den Gipfel wohl ebenfalls nicht erreicht.)
Nun das steile Couloir hinauf, welches auf guter Schneeunterlage kein Problem darstellte. Das Frontzacken-Gehen gehört trotzdem nicht zu meiner Lieblingsbeschäftigung, denn nach kurzer Zeit schmerzen jeweils meine Unterschenkel tierisch … (egal ob Auf- oder Abstieg).
Zum Schluss wieder über Felsen bis zum Gipfel des Rimpfischhorn, welchen wir um ca. 10.15 Uhr erreichten. Ein, zwei Fotos, dann machten wir uns auch sofort wieder an den Abstieg. Null Sicht, stürmischer Wind, eiskalte Temperaturen luden jedenfalls nicht zum Verweilen ein … Der Wind peitschte waagrecht ins Gesicht, Eiskristalle bildeten sich an der Brille, wodurch auch noch die Sicht eingeschränkt wurde.
Abstieg auf demselben Weg, wobei noch ein kleines Missgeschick geschah: aufgrund des garstigen Wetters hatten wir seit Stunden keine Pause mehr gemacht und kurz vor dem Abstieg des grossen Felsriegels geriet ich in eine Hungerrast, welche ich zunächst nicht als solche deutete.
So torkelte ich auf dem Gletscher plötzlich etwas unkontrolliert hinter dem BF her; zudem machte sich leichter Schwindel bemerkbar. Als wir vor dem Felsabstieg kurz hielten, um uns zu orientieren, nutzte ich die Gelegenheit, etwas zu trinken und Schokolade zu essen. So richtig gut fühlte ich mich trotzdem nicht. Erst beim Gletscherausstieg hielten wir eine ausgiebige Rast und mir ging’s danach auch sofort wieder besser …
Der Rückweg zieht sich bekanntlich ziemlich in die Länge; um 15 Uhr erreichten wir bei leichtem Nieselregen wieder die Fluhalp.
P.S. mein Stock, den ich am Gipfelkreuz verloren hatte, lag am nächsten Tag immer noch da oben und wurde mir freundlicherweise mitgebracht ... ;-))
Fazit:
Ich hab's schon eingangs erwähnt; die Begeisterung hielt sich dieses Mal in Grenzen – wetterbedingt. Während der ganzen, ziemlich langen Tour keine Aussicht … „Leichte Bewölkung“ wäre ja ok gewesen – wer aber hätte aufgrund der Prognosen derart garstiges Wetter erwartet?
Trotzdem eine interessante Tour, von welcher man oft hört, sie sei leicht. Mag sein, dass sie technisch nicht derart anspruchsvoll ist. Konditionell ist die Tour jedenfalls fordernd und man muss sich den Gipfel verdienen.
Zeiten:
Fluhalp – Gipfel: ca. 5 ¾ Std.
Roundtrip inkl. Pausen (Fluhalp – Gipfel - Fluhalp): 11 ½ Std.
Tourengänger:
Linard03

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