Zuckerspitz SE Wand über das Voie du milieu

Eigentlich wollte ich kürzlich mit einer Kollegin eine leichte und wenig begangene Routen in den Gastlosen klettern. Ich wählte dafür das mit ZS- bewertete Voie du milieu in der Zuckerspitz SE-Wand zwischen den beiden älteren und schwierigeren Voie de droite (ZS) und Voie de gauche (SS-) und neben den beiden neueren - ebenfalls deutlich schwierigeren - Sportkletterrouten Elmar Thürler Gedenkroute (6a) und Via Estimball (6a).

Aber schon beim Einstieg fand sie die Route zu "ablandig" - sprich: zu brüchig, zu grasig und zu wenig gut abgesichert, so dass mir nichts anderes übrig blieb, als vom mühsam durch viel "Kraut und Rüben" erkämpften 1. Zwischenstand wieder 25m abzuseilen. Wir besichtigten dafür noch das anmutige Kirchlein in Abländschen und machten uns dann bald auf den Rückweg, um noch in der Aare zu baden.

Obwohl die Kollegin aus der Nähe betrachtet natürlich recht gehabt hatte, gefiel mit die Route, die sich in elegantem Zickzack über schräge Fels- und Grasbänder durch kompakte Platten hochzieht, von Weitem trotzdem sehr, und ich wollte auf jeden Fall einen weiteren Versuch machen. So fuhr ich heute voller Hoffnungen und Zweifel nochmals nach Abländschen und arbeitete mich durch die SE-Wand hoch. Ich wurde nicht enttäuscht, indem mich der ausgesetzte "Bänderweg" in ein veritables Wandambiente entführte, wie es sonst nur in schwierigeren Sportkletterrouten zu haben ist, und einige knifflige Stellen immer wieder für Abwechslung sorgten. Bis auf das 2. Diagonalband ("un peu délicat"), wo ich nur an fragwürdigen Wacholderzweigen eine Zwischensicherung legen konnte, liess sich die übrige Route - wo notwendig - trotz verbreitetem "terrain russe" zudem gut absichern.

Zustieg
Vom Parking Grand Orgue (1687m) auf dem Fahrweg nach WNW bis ca. 1740m, auf dem weiss-markierten Bergweg Richtung Grubenberghütte nach SW bis zur Brücke, auf Pfadspuren nach WSW bis ca. 1860m unter die Zuckerpsitz SE-Flanke und über Schrofen nach W hinauf zum Einstieg auf ca. 1940m, 45min, T3.

Zuckerspitz SE-Wand (Voie du ilieu)
Einstieg etwa in der Gipfelfalllinie und in einer 1. SL über ein 1. Diagonalband (z.T. brüchiger Fels, Gras, Wacholder) nach links hinauf zur mittleren Tannengruppe (50m, III, Zwischensicherungen [Zs] an Tännchen, dem 1. Bh- Stand der Via Estimball und mit Kk). In einer 2. SL nach rechts über eine Platte (III-)  unter eine Felsstufe, über diese (z.T. brüchig, Schlüsselstelle, III+, Zs mit Kk und Friends) zu einem 2. Diagonalband (Gras), und auf diesem (Zs an Wacholder) auf eine Grasterrasse in der Wandmitte (25m, 2. Bh-Stand der Via Estimball). Die 3. SL führt nach einer Felsstufe (II+) über ein 3. Diagonalband bzw. -couloir (Gras) wieder nach links zu einer Tanne (20m, T5). Ab hier seilfrei weiter durch das Couloir (T5) zu einem Sattel unter der "partie sommitale". Von hier über eine Felsrippe (II) auf den SE-Grat und über diesen einfach zum Gipfel (2133m), 2h-2h 30min, ZS-.

Abstieg
Kurz über den SW-Grat, bis in die S-Flanke abgeklettert werden kann (I-II), durch diese hinunter zum Sattel 1941m (T4+), auf Pfadspuren nach ENE zur Zustiegsroute und auf dieser zurück, 45min, T2.

Material: übliche Kletterausrüstung mit 50m Einfachseil, 5 Schlingen, 7 Express, 3 mittleren Friends und Kk-Set, zudem ein altes Eisgerät.