Überschreitung der Plattspitzen; Gatterlköpfe am Abend bei heranziehendem Gewitter


Publiziert von Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II , 31. Juli 2017 um 23:50.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Wetterstein-Gebirge
Tour Datum:29 Juli 2017
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   D 
Zeitbedarf: 1 Tage 12:30
Aufstieg: 1950 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit Zug von Garmisch nach Ehrwald, zu Fuß zur Ehrwalder Almbahn, Bergfahrt
Unterkunftmöglichkeiten:Knorrhütte

Am 29.07.17 nahm ich in Garmisch um 08.04 Uhr den Zug nach Ehrwald. Dort hätte ich mehr als eine halbe Stunde auf den Bus zur Almbahntalstation warten müssen. Ich entschloss mich, zu Fuß hinzugehen u. kalkulierte dafür eine halbe Stunde ein. Tatsächlich vergingen dabei 45min u. kurz vor der Talstation fuhr der Bus an mir vorbei! Später fiel mir ein, dass mir das schon einmal passiert war! Am besten man geht die 10min. bis zum Kirchplatz, um die Wartezeit zu verringern u. wartet dort auf den Bus! Jedenfalls nahm meine Anstiegsleistung dadurch um 110hm zu! Allerdings verringerte ich sie dadurch, dass ich nicht wie geplant zu Fuß zur Ehrwalder Alm wanderte, sondern die Bahn benutzte. Ohne das hätte ich die Tour nicht komplett durchziehen können! Allerdings hätte ich die beiden letzten Gipfel am Abend nicht mehr angegangen u. hätte ihre Besteigung nach einer Nacht auf der Knorrhütte einfach auf den nächsten Tag verschoben. Außerdem hätte ich wohl das abendliche heftige Gewitter nicht im Freien erleben müssen. Da ich mich Abenteurer nenne, möchte ich diese abenteuerliche Erlebnis aber nicht missen!
Auf der Hütte musste ich dann sowieso übernachten, da ich nach Beendigung der Tour den letzten Zug in Ehrwald nicht mehr hätte erreichen können, nicht davon zu reden, dass der Abstieg im Gewitter hätte stattfinden müssen!
Die 400 ersparten hm waren mit 12 Euro aber ganz schön teuer. Es gibt Bahnen, da legt man für dieses Geld mehr als doppelt soviele davon zurück.

An der Ehrwalder Bahn begann mein Aufstieg zum Gatterl. Es waren zahlreiche Wanderer u. ein Mountainbiker dorhin unterwegs. Ich sah eine Aufstiegsmöglichkeit auf den Östlichen Gatterlkopf, teilweise über Grashänge. Diese konnte ich Ende September 15 wegen Nebels. von dem es im Wetterstein reichlich gibt, nicht nutzen, einfach weil ich sie nicht sehen konnte. Ich war es gewohnt gewesen, im Herbst in diesen Höhen schon über dem Hochnebel zu sein, der das Tal von der Sonne abschirmt.

Vom Gatterl marschierte ich noch ein Stück auf dem Weg Richtung Knorrhütte, bevor ich ihn nach Westen verließ. Es ging über steinbedecktes Gras, dann Felstrümmergelände, zwischen Felsblöcken hindurch , zuletzt über Geröll. Es ist vorteilhafter, im Talgrund aufzusteigen, statt den Geröllhang unter den Plattspitzen zu queren. Vor mir sah ich 3 Wanderer im weglosen Gelände. Nach einer Pause waren sie verschwunden. Ich erreichte eine Felsrippe unter der Westlichen Plattspitze, an der ich meinen Rucksack deponierte. Ich stieg auf u. erreichte die im AV-Führer erwähnte Rinne. Es ist einfacher, rechts oder links der Rinne aufzusteigen, als in ihr. Weiter oben erreichte ich ein Doppelseil, das vom Grat herunterhing u. das mir den Aufstieg erleichterte. Unter dem Grat gibt es eine kurze II-er-Passage, von der im Führer keine Rede ist (er schreibt I).

Nach Erreichen des Grates war es nur noch ein kurzes Stück im Gehgelände auf den Westgipfel.
Ich blieb nicht lange auf diesem, sondern stieg in eine Scharte ab, um zum Mittelgipfel zu gelangen. Ich überwand einen steilen Grataufschwung (I). Der Grat wurde schmaler u. ausgesetzter. Ich drehte auf ihm dann um, da ich dachte, er fällt zur Scharte hin sehr steil ab u. wäre mir zu schwierig abzuklettern. Das war ein Fehler, denn nachdem ich den Grat abgestiegen u. unten in der Südflanke gequert hatte, sah ich, dass die Befürchtung unbegründet war! Ich kletterte schließlich wieder hinauf auf den Grat (I-II) u. stand einige min. später auf dem schmalen Mittelgipfel.

Ich stieg in die nächste Scharte ab, wo der dort scharfe Grat schwierig zu begehen ist. Es folgt eine Rinne unter dem Grat, die ich mir nicht genau anschaute, ob sie zu begehen ist. Es war rechts ein schmales, ausgesetztes Band zu erkennen, auf dem ich den Gipfelaufschwung umging. Ich ging um eine Ecke herum u. ich konnte wenig schwierig über die Südseite auf den Ostgipfel steigen.

Ich stieg wieder in die Scharte ab u. schaute mir in ihrem Bereich die Rinne an, die man lt. Führer für den Abstieg hernehmen kann. Sie ist teilweise sehr steil u. geröllbedeckt. Sie gefiel mir nicht u. ich entschloss mich, dieselbe Route wieder zurückzugehen. Ich musste sowieso zum abgelegten Rucksack zurück.
Diesmal beging ich den schmalen Gratabschnitt von der Mittleren zur Scharte vor der Westlichen Plattspitze.

Nach dem Abstieg über dieselbe Route querte ich im Grund des schmalen Tales unter die Gatterlköpfe.
Ich hatte 2015 gesehen, dass "algi" einen Tourenbericht über die Überschreitung der Gatterlköpfe veröffentlich hat. Sie erschien mir zu schwierg. Im Führer hatte ich kurz vor dieser hier geschilderten Tour gelesen, dass die Überschreitung der Gatterlköpfe IIIer-Kletterstellen aufweist.

Über die steile Nordflanke meinte ich schon auf dem Weg zu den Plattspitzen eine Aufstiegsmöglichkeit auf den Westlichen Gattterlkopf entdeckt zu haben. Sie schien mir bei genauerem Betrachten aber etwas sehr steil zu sein. Die Aufstiegsmöglichkeit, die der Führer nennt, konnte ich nicht finden. Ich schaute dann nach einer Aufstiegsmöglichkeit zum Mittleren Gatterlkopf. Der Führer nennt dann die über die Nordkante. Die Kante muss man von Westen erreichen. Dabei spricht er von einer III. Das schien mir schon aus der  Ferne gesehen unrealistisch. Tatsächlich musste ich nur ein paar IIer-Stellen überwinden, sonst I u. Gehgelände. Die Kante ist auch zum größeren Teil steiles Gehgelände, sonst meist I. Auf einer plattigen Felspassage (II) musste ich auf Reibung gehen. Das letzte Stück zum Grat ist sehr steil (I-II).

Über eine kurze Gratpassage im Gehgelände erreichte ich den Gipfel des Mittleren Gatterlkopfes. Ich sah hinüber zum Östlichen Gatterlkopf, den ich Ende September 15 erstiegen hatte. Damals erschien mir eine Überschreitung aller Gatterlköpfe zu schwierig. IIIer-Stellen im Grat kann man allerdings umgehen, wie ich nun in Erfahrung gebracht hatte. Damals drohte auch Nebel aufzukommen, sodass ich rasch wieder absteigen wollte.

Ich sah den Westlichen Gatterlkopf u. wollte ihn auch noch mitnehmen. Im Süden war der Himmel großflächig von einer Gewitterwolke bedeckt. Ich konnte wegen ihrer langsamen Bewegung nicht ihre Strömungsrichtung erkennen. Ich ging wie schon mehrmals in der Vergangenheit davon aus, dass sie vorbeizieht. Bisher war das immer gut gegangen!

Ich stieg steil über Geröll in die Scharte ab u. kam an zwei Felszacken südlich vorbei, die von der Nordseite aus gesehen, nicht zu überwinden schienen. Der eine weist ein großes Loch auf, ein Felsfenster.
Dahinter geht es wieder steil aufwärts (I-II) auf einen Gipfel, den ich für den Westlichen Gatterlkopf hielt. Als ich oben ankam, sah ich weiter westllich noch einen Gipfel, der im Führer Westgipfel des Westlichen Gatterlkopf genannt wird. Er ist etwas höher als der, auf dem ich stand. Da noch hinaufzuklettern, kam um ca. 19.30 Uhr nicht mehr in Frage. Ich sah, dass das Gewitter nun nähergekommen war! Ich ging dieselbe Route eilig zurück u. begann den Abstieg über die Nordkante des Mittleren Gatterlkopfs. Es fing an, leicht zu regnen. Unterwegs blitzte es einmal westlich auf dem Bergkamm u. drei sek. später donnerte es bereits. Ich stieg flott ab mit der Erkenntnis, dass es unwahrscheinlich ist, vom Blitz getroffen zu werden! Die letzten IIer-Stellen musste ich im nassen Fels klettern.

Ich nahm den Rucksack u. begann im mit Felstrümmern bedeckten Gelände Richtung Knorrhütte zu gehen. Es regnete nun stärker, dauernd gab es Blitze u. kurz darauf donnerte es immer. Ich war mitten im Gewitter! Ich kam an einen hausgroßen Felsblock, der auf der einen Seite überhängend ist. Ich stellte mich darunter, allerdings tropfte es sehr stark vom Fels. In kurzen Abständen wurde die Landschaft erhellt von Blitzen, gefolgt von heftigem Donner, der mehrmals nach nur 1sec. zu hören war. So wartete ich ca. eine halbe Stunde, bis das Gewitter endlich weitergezogen war u. es nur noch leicht regnete. Ich marschierte in weniger als einer halben Stunde zur Knorrhütte, wo ich kurz vor der Nachtruhe ankam, trank noch ein Bier u. legte mich dann erschöpft hin.


Statistik: Anzahl der von mir bestiegenen Gipfel mit über 2000m Höhe im Wetterstein: 68




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