Drei Klettersteige am Tegelberg und Branderschrofen-Nordgrat


Publiziert von quacamozza , 13. Juli 2017 um 20:41.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Ammergauer Alpen
Tour Datum:26 Juni 2017
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K4 (S)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 1260 m
Strecke:Talstation Tegelbergbahn-Tegelbergsteig-Fingersteig-Branderschrofen-Tegelberghaus-Gelbe Wand-Tegelberg Talstation (12 km)
Kartennummer:AV-Karte Bayerische Alpen BY 6 1:25 000 Ammergebirge West Hochplatte, Kreuzspitze

Der Tegelberg ist nicht nur als Ski- und Wandergipfel bekannt, sondern auch für seine Klettersteige. Diese werden insbesondere an den Wochenenden exorbitant frequentiert.

Aufgrund des Klettersteigbooms und der Nähe zur Zivilisation kommt es des Öfteren vor, dass Ferraristi einsteigen, die den Anforderungen der Steige nicht hinreichend gewachsen sind. Die beiden anspruchsvolleren Wege, der Tegelbergsteig und der Fingersteig, sind nämlich nichts für Anfänger, auch wenn das oft anders kommuniziert wird.

Zur Lektüre empfehle ich den *Bericht von yuki samt *Post über die Verhältnisse. Im Zweifel lieber mit erfahrenen Bergsteigern gehen oder mit leichteren Klettersteigen anfangen, bevor es zum Fiasko kommt.

Während der Tegelbergsteig eine beachtliche Länge aufweist und insbesondere keine Notausstiege besitzt (!), außerdem gerne zu niedrig bewertet wird, ist der Fingersteig zwar recht kurz, aber nochmals schwieriger. Hier ist so mancher senkrechte bis überhängende Aufschwung zu meistern, bei der eine gut trainierte Armmuskulatur nicht schadet.

Abrunden kann man den Fingersteig noch durch die Besteigung des Fingers (ca. 1570m), einem kecken Felszacken, der sich nach dem ersten Drittel der Tour mittels schwieriger Kletterei (IV-V) in zwei Seillängen ersteigen lässt. Für dieses Abenteuer sollte auch die Mitnahme von Kletterfinken überlegt werden.

Mehrmals schon habe ich dieses Jahr den Tegelbergsteig begangen. Nun war es an der Zeit, nach der Wandertrilogie die Klettersteigtrilogie anzugehen. Das ist als Tagestour kein großer Act, so dass sich für mich auch eine weitere Runde am Branderschrofen noch ausgeht. Als Abschluss steige ich den Klettersteiglehrpfad durch die Gelbe Wand hinunter.  



Zur Schwierigkeit:

Tegelbergsteig: C (ZS+), Länge: 1000m 
Fingersteig: D (S), Länge: 400m
Branderschrofen Nordgrat: T 5 und Stellen II
Gelbe Wand: A (L-WS), Länge: 400m, viel Gehgelände bis T 4


Zum Zeitbedarf:

Tegelbergbahn Talstation-Einstieg Tegelbergsteig: 40-45 min
Tegelbergsteig bis Ausstieg: 1 Std 15 min
Ausstieg bis Einstieg Fingersteig: 35 min
Fingersteig: 1 Std
Ausstieg P.1645-Grüble-Latschenschrofensattel-Branderschrofen: 35 min
Branderschrofen-Tegelberghaus: 15-20 min
Tegelberghaus-Gelbe Wand-Tegelbergbahn Talstation: 1 Std 15 min



Für die detaillierte Darstellung der drei Klettersteige hat das Bergsportzentrum Tegelberg einen informativen Flyer mit benötigter Ausrüstung, Gehzeiten, Längen, Abbruchmöglichkeiten und allerlei Sicherheitsinfos angelegt. Dieser ist vor Ort an der Mountain Lodge oder an der Tegelbergbahn erhältlich und vermittelt auf wenig Platz viele nützliche Kenntnisse.

Nach dem Fingersteig, der auf dem P.1645 nordöstlich der Bergstation endet, steige ich wie zwei Stunden zuvor hinunter ins Grüble (1570m) und dann hoch in den Sattel am Latschenschrofen. Noch kurz vor dem Sattel führt eine Spur rechts unterhalb des Nordgrates durch die Latschen zu einer sehr bröseligen Steilrinne, in der ein dünnes Seil herabhängt, das sich weder zum Hochziehen noch zum Sichern eignet.  
Durch die Rinne (Stellen II) auf den Grat und weiter in unschwierigem Gelände, einige kleine Felsköpfe überkletternd (I; BH), bis vor den steilen Gipfelaufbau. Hier gibt es zwei Möglichkeiten: a) Entweder direkt durch das Steilgras (T 5, bei Nässe und kurzem Gras in der Vorsaison anspruchsvoller, siehe *hier) in Gratnähe zu einer Stufe oder b) rechts durch eine trichterartige Rinne, die in der Vorsaison mit unangenehmem Stroh, später mit krautigem, hohen Gras aufwartet (T 6-).

Über die Stufe (II) und in leichtem Gelände auf den Gipfel des Branderschrofen (1880m).

Bereits vor Beginn des Gipfelaufbaus besteht die Möglichkeit, in der Nordflanke nach rechts auf den Normalweg zu queren. Diese Variante wurde von mir bis jetzt nicht begangen. Sie wird in der Literatur mit T 4-5 bewertet. Es ist auch die Linie, die der AVF vorschlägt. Meiner Meinung nach ist es aber logischer, dem Gratverlauf bis zum Gipfel zu folgen.

Als Abstiegsroute wähle ich heute ausnahmsweise mal nicht die Skipiste, sondern die Gelbe Wand. Das dauert zwar eine Viertelstunde länger, ist aber die landschaftlich wesentlich schönere Alternative. 
Unten im Kneippbecken gibt's dann die obligatorische Kühlung für die heiß gelaufenen Füße.




Tourengänger: quacamozza


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