Kurzbericht 

Clariden auf seltenen Wegen


Publiziert von Dolmar , 25. Juni 2017 um 19:42.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:24 Juni 2017
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   CH-UR   Claridengruppe 
Zeitbedarf: 12:30
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1580 m

Die Ski sind mittlerweile aufgeräumt, nun fehlt mir in diesem Jahr noch meine mittlerweile schon übliche Nordwand, heute sollte diese Tour nun denn sein.
Mit neuen Hochtourenschuhen mach ich mich am Vorabend auf nach Vorfrutter Hüttli am Klausenpass.
Etwas spät am morgen um 5:00 Uhr geht`s los. Die neuen Schuhe sind noch etwas ungewohnt, hoffe mal ohne Blasen am Ende des Tages da zu stehen, der Rucksack ist wieder mal prall gefüllt, Hauptgewicht Bringer sind diesmal Seil und Hardware sowie 1,5 Liter Flüssigkeit.
Es geht weglos durch das Claridenbödemli zum Griesssee, welcher das Ende des Gletscher bildet.
Unter einem Berg von Geröll und Schutt findet hier der Gletscher mit einer nicht zu verachtenden Eiswand sein Ende im See.
Ich möchte durch die Clariden Nordwand auf einer selten bisweilen eher nie begangenen Route aufsteigen, Die im Winter mittlerweile stark frequentierte Linie durch den Trichter habe ich selbst schon bestiegen und ist deshalb außen vor. Die Route 778 schlängelt sich östlich der Hauptwand zum Grat und führt dann nur noch kurz über den Grat zum Gipfel.

Zunächst geht es mühselig über den schuttbedeckten Gletscher, wenn man es nicht wüsste würde es nirgends auffallen, das sich unter einem Eis befindet.
Der Einstieg befindet sich am weitest vorspringenden Felssporn links der Hauptwand.
Der Übergang vom Firn zum Fels ist problemlos, der Firn liegt komplett an. In leichtem Klettergelände ziehe ich von recht nach links ansteigend in die steiler werdende untere Riegelwand hinauf.
Die Felsqulaität ist glarnertypisch von passabel bis bedingt fest. Rechts eines Wasserlaufs erscheint mir der geeignete Aufstieg durch die untere Riegelwand, in teils erfrischender Kletterei an guten Griffen erreiche das erste große Band. Über dieses in losem Geröll gerade aufwärts, kurz über ein kleines Restschneefeld zu einem Felsaufschwung. Dieser überrascht dann mit sehr guter Felsqualität. Das kommende Band wird wiederum aufwärts überschritten zu einer weiteren großen Wandstufe. Auf dem Band hätte auch bequem nach westen (links) gequert werden können, ich wollte aber nicht auf die Steigeisen wechseln und so habe ich meinen Weg durch den Fels gesucht.
Nach 20m gerade aufwärts, kommt ein schwaches aber gutes schneefreies Band, auf diesem immer leicht ansteigende Querung nach westen um den Felsriegel herum. Nun weiter in Fels einige Stufen überwindend gerade aufwärts bis zum Schneefeld.
Vom Ausstiegsband unter der finalen Wand trennen mich nun nur noch das 80-100 m lange Schneefeld und eine kleine Felsstufe auf das Band.
Hier ziehe ich doch lieber die Steigeisen auf, der Schnee ist war tief, aber das Schneefeld hat doch 45° Grad und von hier scheint das Ausstiegsband ebenfalls schneebedeckt. Ich peile ein markanten Riss in der hellen Wandstufe an, durch diesen mehrheitlich erfrischend durch den Wasserlauf auf gut gespültem Fels zum Band. Weit gefehlt, das Band weitgehend schneefrei. Bei jedem weiteren Schritt auf diesem hätte ich mir eine ordentliche Schneedecke mehr den je gewünscht. Wie so oft ist auch dieses morsche Band der Adrenalinbringer dieser Tour, Auf schmierigem schwarzen Dreck oder haltlosem Geröll suche ich meinen Weg aufwärts, Finde den besten halt ganz oben am Band, hier ist die Felsstruktur gangbar. Das Band führt direkt an den letzten oberen Hängegletscher, es kann aber schon lange vorher in Fels leicht nach oben zum Grat ausgestiegen werden. Nun noch kurz über den Grat und nach 5 3/4 Std. ist das Gipfel erreicht.
Ich kann ohne Überteibung sagen, das ich über den Wolken stehe, das Wolkenspiel ist fantastisch.
Nach Fussmassage und ausgiebiger Rast, beginne ich den Abstieg via Claridenfirn zum Bocktschingel.
Das Ziel war eine Überschreitung dessen.
Der Weg führt mich zunächst an den Grat. "Laut Führer soll es auf der Nordseite über Bänder unter der Hauptwand durchgehen bis zu einem eisgefüllten Couloir welches zum Gipfel leitet. Falls kein Schnee/Eis mehr auf den Bändern ist, nur kurz in die Nordwand queren und über einen Riss durch die Wand und weiter über gutes Band zum Grat, über diesen zum Gipfel".
Von weiterem habe ich meine Zweifel an diesem unterfangen, und drehe kurz vor dem Grat wieder um, um kurz darauf wieder umzukehren, versuchen will ich es dann doch, schon oft hat sich die Situation von näherem als doch machbar erwiesen.
Mit Ende des Schnees am Grat geht es sofort in Bruch und Schutt über, Ich lasse die Steigeisen an den Schuhen und steige unter der überhängenden Wand auf die Nordseite, Es macht mir keinen Spaß, die Bänder wären recht gut gangbar was die Neigung angeht, aber es ist halt alles haltlos, mit den Eisen habe ich zwar recht guten Gripp im Geschiebe aber nie wirklich 100% halt. Ein weitergehen bis zum Couloir und ob dieses dann gangbar ist bei wenig bis kein Schnee wird mir zu heikel zu mal nicht mal erkennbar ist wann dieses dann kommt. Den Riss für die zweite Variante habe ich gefunden, aber das ist absolut nicht machbar, gut 30m durch die senkrechte Wand in abdrängender seichten Verschneidung zum Band, Dieser Riss hat mit (ZS) nichts zu tun. Solo ohne Sicherung  ein No Go für mich.

Vorsichtig schwimme ich durch den Schutt zurück ins Sonnenlicht zum Grat.
Über den Claridenfirn steige ich weiter ab um den Bocktschingel herum. Nun denn nehme ich halt den Easy Going Aufstieg von Südosten. Eine Firnflanke mit kurzer Felsstufe leitet hinauf zum Gipfel. 3 Std. nach dem Clariden stehe ich um 14:00 Uhr oben. Die Zeit drängt zum Aufbruch, ohne groß Pause geht es sofort an den Abstieg, weiter über den Claridenfirn der Claridenhütte entgegen. Auf der Claridenhütte nehme ich ein schnelle Bier und Esse mein restliches Vesper. Kurz nach der Hütte verschluckt mich die Wolkendecke. Gut das in dieser dichten Nebelsuppe ein Wanderweg zum Fisetenpass führt. Nach knappen 2 Std. erreiche ich die Bahn, zwei weitere Wanderer fahren mit mir unter die Wolkendecke nach Urnerboden hinab, freundlicherweise fahren mich die beiden dann noch hinauf zu meinem Ausgangspunkt Vorfrutter Hüttli.  
 


Tourengänger: Dolmar


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