Schäferwandturm - erste Besteigung seit vier Jahren


Publiziert von karstencz , 8. Juni 2017 um 00:53.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Elbsandsteingebirge
Tour Datum:27 Mai 2017
Klettern Schwierigkeit: V+ (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ 
Zeitbedarf: 0:30
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Dresden-Schöna (DB), und Fähre Hrensko, hierher auch mit PkW, Parkplatz am Ortsausgang (30Kronen)
Unterkunftmöglichkeiten:Hrensko Hotels, Rainwies Camping (Mezni Louka) Freiübernachtung am Fels, traditionell üblich, derzeit von tschechischer Naturschutzbehörde untersagt ("Kernzone Nationalpark")

Am Abend des 28.9.1991 hatten wir schon mal einen Versuch gemacht, nach einem erfolgreichen Klettertag an beiden Huschenwächtern, und waren abgewiesen worden. Der Alte Weg auf den Schäferwandturm, erstbegangen am 2.10.1932, im Böhmischen Teil des Elbsandsteingebirges, ist anstrengend und anspruchsvoll, mit dem sächsischen Schwierigkeitesgrad VI sicher nicht zu schwer bewertet.
Der Fels liegt etwas versteckt zwischen Silberwänden und Prebischtor, knapp unterhalb des "Fremdenweges", unweit der Grenze. Jetzt waren wir fast zufällig wiedermal in der Gegend, und haben uns die Sache bei hellem Tageslicht besehen. Es handelt sich bei dem Gipfel um einen Monolith, der einem um 45° abgekippten Teil einer Sandsteinbank entspricht. Daher verlaufen die Strukuteren an ihm nicht wie sonst üblich mehr oder weniger waagerecht und senkrecht. Ein Doppelriss zieht in der Nordwestseite schräg nach links zu einem kleinen Überhang, von dort geht es nach rechts in einem weiteren Riss zum Gipfel. Es gibt keinen Ring, aber unter dem Überhang in ca. 10m Höhe hängt eine alte Schlinge, als Zeichen des Rückzugs bei vorangegangenen Begehungsversuchen. Den Doppelriss erreicht man über ein kleines, fast senkrechtes Wandstück.
Alternativen sind der Escheweg VIIb, mit Unterstützung, von 1940, und eine Turnübung mit ausgiebiger Unterstützung auf halber Höhe in der relativ glatten Talwand, von 1989.
Alles nicht sehr einladend, aber die Seilzweite meinte, jetzt müsse ich es versuchen, es sei vorbestimmt und schicksalhaft, dass wir hier stehen. Also gut, ein paar Schlingen gerichtet, ins Seil gebunden, und den Fels angefasst. Das kleine Wändchen überwinde ich im zweiten Versuch, und schon habe ich den rechten Arm im oberen, den linken Fuss im unteren der beiden Risse. Nach ca. 5 Metern lege ich ein solide Knotenschlinge, und schiebe mich schnell und schwer keuchend den Riss empor. Rechts muss ich mit der Hand und dem Unterarm sowie auch rechtem Bein und Fuss abwechslend klemmen, links kann ich treten und teilweise auch greifen. Überaschend schnell ist die Schlinge erreicht, und eingehängt. Es passt noch eine zweite, gute, unmittelbar daneben. Jetzt kann man sich den Überhang aus der Nähe besehen. Über den untersten Bauch lässt sich eine Bandschlinge legen, ich klicke mich ein und ruhe erstmal. Arm und Fuss sind blutig aufgeschürft, aber das spüre ich jetzt noch nicht. Wenn man sich genügend aufrichten könnte, kann die linke Hand eventuell eine Griff erreichen, mit dem sich der Überhang überwinden lässt. Die Bandschlinge wird noch durch eine etwas kürzere, 11mm-Schlinge mit Knoten ersetzt, so kommt der Sicherungspunkt noch ca. 40cm höher. Das Aufrichten gelingt dann auch tatsächlich, aber der Griff lnks ist enttäuschend, eine abschüssige Auflage. Rechts komme ich mit der Hand nicht hoch genug, und habe dabei jeweils ziemlich viel Zug auf dem anderen Arm. Schliesslich kann ich das linke Bein hinter den untersten Bauch des Überhangs bringen, und so fast auf ihm reiten. Mit der Foot-hook-Technik, also Zug auf dem linken Bein, der Fuss in der Tiefe des Spaltes verklemmt, und Druck auf dem rechten Bein, komme ich hoch genug, um mit der rechten Hand einen kleinen versteckten Untergriff zu erwischen. Mit diesem bekomme ich genug Gegendruck für den schlechten linken Griff, und kann mich damit dann tatsächlich aufrichten, stehe nun mit beiden Füssen auf dem untersten Bauch. Der Rest ist  relativ einfach, noch 2-3 Züge in nicht mehr so steilem Gelände zu einem kleinen Absatz, hier nochmal eine Schlinge, die ich aber eigentich nicht mehr brauche, und über eine Felsstufe zum kleinen Gipfelgrat und der Abseilöse - geschafft!
Leider gelingt es der Seilpartnerin nicht, das Anfangswändchen sauber zu überwinden, und Seilhilfe, ein Strang kommt jetzt direkt von oben, lehnt sie ab.
Im Gipfelbuch lese ich, die letzte Besteigung war am 1.11.2013. Also Berg-Heil 2014-2017 eingeschrieben, den Zusatz v.u.g. (=von unten gesichert) beim Eintrag in der Aufregung vergessen, nur kurz verweilt, und in der Abendsonne abgeseilt, dabei die Schlingen eingesammelt.
Nachahmern sind lange Ärmel ans Herz zu legen, meine Unterarme sahen 10 Tage lang übel aus.

Tourengänger: karstencz


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