Les Diablerets - Daillon - Sion 1972


Publiziert von FJung , 27. April 2017 um 20:50.

Region: Welt » Schweiz » Waadt » Waadtländer Alpen
Tour Datum:23 März 1972
Ski Schwierigkeit: WS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   CH-VD 
Zeitbedarf: 1 Tage
Abstieg: 1780 m
Strecke:Col du Pillon - Les Diablerets - Tal de la Morge

Es war Familienbesuch angesagt, da mußte diesmal eine Seilbahn herhalten.
Beim  Col du Pillon stiegen wir in eine der ersten Gondeln ein, die uns zur Station Pierres Pointes und weiter zur Cabane des Diablerets  brachten. Das Wetter war herrlich wie immer in den letzten beiden Wochen. Von der Kabine sahen wir auf die Gummfluh, Leysin, den Pic Chaussy, auf die  Berge überm Genfersee und des Simmentales. Über uns sahen wir die Gipfelstation auf dem Sex Rouge, 2970 m hoch, während wir erst 2525 m hoch waren. Ohne Masten führten die Seile von der Station in die Höhe, 400 m über dem Steilhang des Gl. du Dar, der unter uns im Schnee verborgen war.
Endlich konnten wir bei der Gipfelstation aussteigen Was würde uns die Sicht auf die Walliser Berge bescheren? Über uns war blauer Himmel, auch über der anderen Seite des Rhonetales ließ sich keine Wolke erblicken, nur über dem Gl. de Tsanfleuron lag in der Ferne ein kleiner Dunstschleier. Nun konnte ich die Gipfel erklären, die Aig. Rouges d'Arolla, die Pigne d'Arolla, das Bishorn, Weißhorn, Dent Blanche, Matterhorn, das waren die ersten Eindrücke über dem Gletscher unter unseren Füßen.
Es war noch früh am Tag. Ulrike und ich schnallten uns die Skier an, um einmal zur Oldenalp abzufahren und wieder zurückzukommen. Die "Restfamilie" sonnte sich erstmal.
Der Schnee war noch hart, die Sonne hatte noch nicht die Kraft, ihn aufzuwärmen. Ulrike glitt hinter mir in der Spur um das Oldenhrn herum zum Punkt 2737 der LK. Bis hierher war das Skifahren ein Kinderspiel, aber sofort stürzte sich die Piste einen Steilhang hinunter, Schneebuckel war neben Schneebuckel, die Piste war sehr ausgefahren, der Schnee war hart, afst vereist. Noch hatte die Sonne dieses Hochtal nicht erreicht, im Osten von uns stand das Sanetschhorn und verdeckte die Sonne noch. Kein Wunder, daß wir am frühen Morgen hier die ersten, einzigen Skifahrer waren.
Als wir am Talboden endlich in die Sonne kamen, war der Schnee sofort gefügiger, und auf schon etwas sulzigem Boden glitten wir der Sesselbahn zu, die uns von der Oldenalp zur Oldenstaffel bringen sollte, wo wieder die Luftseilbahn auf uns wartete.
Von dem Sessellift aus sahen wir noch einmal unsere Abfahrt, zuerst steil vom Gletscher herunter, dann zwischen Felsen und Abstürze hindurch zum Talboden, und noch immer war viel im Schatten.
Um 11 Uhr waren wir wieder bei den Zurückgebliebenen. Unser Besuch fuhr wieder nach Montreux, Ulrike und ich nutzten die Gelegenheit zu einer längeren Skiabfahrt.
Um 12.15 Uhr rauschten Ulrike und ich wieder über dem Gl. de Tsanfleuron abwärts. Der Schnee war weich, trug aber sehr gut, ohne Sorge konnten wir machen, was wir wollten. Wir warfen die Arme vor Freude in die Luft, sahen an uns den Tour St. Martin vorbeifliegen, der über dem südlichen Rand des Gletschers steht wie ein Gendarm, und die Sage erzählt, daß die Teufel auf dem Gletscher gekegelt hatten, nur dieser Turm blieb stehen, während die anderen zu Tale stürzten und riesige Steinlawinen am Fuße der Les Diablerets hinabstürzen ließ. 
Wir fuhren über glattgeschliffene Felsen des sich zurückgezogenen Gletschers ohne viel Höhenverlust, aber in einere abwechselungsreichen Landschaft bis zur Alp de Tsanfleuron, (?) wo wir uns eine längere Rast gönnten, hinüber zum Col du Sanetsch schauten, der im Sommer mit dem Auto erreichbar ist, im Tal sahen wir die ersten Häuser.
Ich hatte vor, am östlichen Hang bis zu den ersten Häusern hinabzufahren, aber dort lag schon kein Schnee mehr. Wir fuhren, uns westlich haltend, den Hang hinab. Der Felsen, der manchmal aus dem Schnee ragte, ließ mich an ein altes Gletscherbett erinnern, Risse und spalten waren im Felsen, und als wir tiefer kamen, sanken wir zwischen Tannen und Alpenrosenbüschen oft bis zu den Knien zwischen den Felsen ein. Die Sonne schien heiß auf uns herab, ich fuhr noch im Unterhemd, denn ich dachte mir schon, was auf uns zukommen würde: Der alte Gletscherabbruch, steile Felsen, ein Weiterkommen war unmöglich. wir mußten also wieder zurück im weichen Schnee, der schelmenhaft die die Risse in den Felsen zudeckte, so daßa wr oft genug mit einem Ski und Bein in einem Spalt zwischen den Felsen steckten. endlich erreichten wir den Seitenhang, an dem auch Skispuren zu erkennen waren. Wir hätten bei der Abfahrt, ohne die Alpage zu berühren, direkt hier herabfahren können, aber ich sah die Skisuren bei der Abfahrt nicht, und so machten wir diesen Fehler, der uns viel Schweiß und Kraft kostete. 
Ulrike war aber guter Laune, mit einer bewundernswerten Kondition lief sie hinter mir her. An Ski fahren war nicht mehr zu denken. Der Schnee war gefährlich, unter einer harten Schicht, nur einige Zentimeter dick, verbarg sich weicher Schnee, wir sackten mit den Skiern ein, konnten keine Kurven machen, nur Spitzkehren. Aber wir wußten, daß wir das Schlimmste überstanden hatten, denn die Häuser unter uns kamen unaufhaltsam näher. Wir überquerten die Contheysanne, einen Nebenfluß der Morge, auf der anderen Seite sahen wir Häuser, wir dachten, es sei Tsarein, aber es war erst Genièvre in 1837 m Höhe. Wieder überquerten wir den Bach, fuhren an seinem Hang entlang, bis wieder eine Felswand uns ein Näherkommen verhinderte. Endlich erblickte ich ein steiles, glitschiges Couloir, das aber nicht sehr tief war. Wir kletterten hinab, kamen endlich bei den Häusern von Glarey an. Kein Haus war bewohnt, aber wir waren nun auf einem breiten Weg. Der Schnee war hart. Ulrike und ich waren froh, wieder in der Zivilisation zu sein, obwohl wir seit unserem Start am Mittag noch keinen Menschen gesehen hatten. Nun war es schon 17 Uhr. Wir wußten, daß wir den letzten Bus um 18.07 Uhr von Daillon verpassen würden. Trotzdem fuhren wir, so schnell es ging, bis wir links und rechts des Weges Schneemassen sahen. Eine Lawine? Beunruhigt fuhren wir darauf zu. Auf der Straße stand eine Schneeschleuder und hatte die Straße bis hierher freigeräumt.
Noch ein kurzes Stückchen konnten wir auf der dünnen Schnee- und Eisschicht über dem Asphalt fahren, bei Cernet in 1340 m Höhe mußten wir endgültig die Skier abschnellen und sie auf den Rücken nehmen. Mit den schweren Schuhen war das Gehen nicht leicht, das dreckige Wasser floß von den Skiern in den Kragen hinein. 
Der Weg führte einfach nicht bergab, er schlängelte sich am Hang entlang, nach Coppet, wo ein Restaurant stand, das aber natürlich geschlossen war. Später erreichten wir eine Straßenabzweigung über die Pont du Diable nach Savièse und Chandolin, wir entschlossen aber, weiter auf dieser Seite der Morge zu bleiben, hier hatten wir eher eine Chance, von einem Autofahrer bis nach Sion gebracht zu werden. 
Lagsam senkte sich der Abend über das Land. Über Sion, in Thyon und Les Agettes wurden die Lichter angezündet, ebenfalls Nax war nun klar zu erkennen. Die Skier wurden immer schwerer. Endlich sahen wir die ersten Lichter vor uns, wir rochen einen Heuhaufen, waren zwischen Häusern. ein Auto fuhr vor unserer Nase weg, ein Restaurant gab es nicht. Ich munterte Ulrike auf, noch bis Daillon zu gehen. Nun, kurz vor dem Ende dieses langen Tages, vergaßen wir alle die Schweißtropfen, wir stellten endlich die Skier vor ein Restaurant, bestellten ein Bier, lehnten uns in der Bank zurück.
Ein  Gast mußte noch hinab nach Sion. Er brachte uns zum Bahnhof, wo wir ihn noch zu einer Tasse Kaffee einladen durften. Dann kam der Zug und wir wurden in Montreux am Bahnhof abgeholt, denn ich hatte telefonisch unsere Ankunft angekündigt.
Zum Abschluß des Tages gab es noch ein Fondue Bourgignogne, dann war auch dieser Tag zu Ende.







Tourengänger: FJung


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