Pilatus zu Fuß, in der Luft und auf dem Wasser - 1966


Publiziert von FJung , 2. April 2017 um 12:59.

Region: Welt » Schweiz » Luzern
Tour Datum:13 August 1966
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Pilatusgebiet   CH-NW   CH-OW 
Aufstieg: 1108 m
Abstieg: 1684 m
Strecke:Luzern - Chrienser Egg - Pilatus-Kulm - Alpnachstad - Brunnen
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit der SSB nach Luzern
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Luftseilbahn Chrienser Egg - zu Fuß zum Gipfel
Unterkunftmöglichkeiten:Pilatus-Kulm

In der Zeit hatte ich mir eine Wanderhose gekauft und eine kleine Campingtasche  (wie bin ich bisher gelaufen, frage ich mich jetzt im Nachhinein). Ich besorgte mir eine Fahrkarte nach Luzern, stieg dort in einen Bus und fuhr nach Kriens hinaus, wo die Schwebebahn zum Pilatus ihren Anfang nimmt. Beim Chrienser Egg (1010 m) stieg ich aus, dann ging es durch Wald, mitunter sogar bergab, nach Fräkmunt, (1403 m) wo mein Magen nach einem Kotelett verlangte und ich dazu eine Flasche Apfelsaft trank. Nach einer halben Stunde Rast hatte ich keine Lust mehr, aufzustehen. Jetzt erkannte ich den Grund auf dem Etikett der Apfelsatzflasche: "Alkoholhaltig". Aber ich wollte weiter, obwohl die unbarmherzig brennende Sonne mir den letzten Schweißtropfen aussog. Der Weg führte in den Fels hinein, hier war es manchmal schattig, aber dann galt es, das große Geröllfeld zu überwinden.
Die Tragetasche drückte fürchterlich, die Steine unter meinen Füßen rutschen immer wieder abwärts, und hoch oben wartete das Klinsenhornhotel und die Kapelle auf meinen Besuch. (Das Hotel gab  es damals wirklich noch, aber da ich keinen Eintrag gefunden habe, daß ich einkehrte, war es wohl schon geschlossen. 1967 wurde es dann abgerissen.) Die kleine Kapelle war schon zu erkennen, im Grase saßen Jungen und Mädchen und warfen mir aufmunternde Worte zu. Die hatten gut lachen dort oben! Aber auch das letzte Stück schaffte ich, mindestens 2 kg dabei abnehmend (gefühlsmäßig)
Das Thermometer an der Hauswand zeigte 31 Grad Celsius im Schatten, in 1869 m Höhe.
Nun hatte ich Zeit, den Apfelsaft zu leeren, und ich legte mich auf den Rücken und streckte alle Viere von mir. Angeregt durch den Apfelsasft, schlief ich hach einer Minute ein.
Aber die Unruhe machte mich wieder wach, und mäßig steil bergan ging ich weiter, zuletzt über eine Leiter durch einen Kamin und auf der endlich dem Ende zugehenden Tour sah ich nun vor mir die Pilatushotels. Schnell bestellte ich mir ein Zimmer im neuerbauten Bellevue-Hotel, denn das alte, sicherlich billigere Hotel wurde gerade umgebaut.
Mein erster Weg führte ins  Bad und daraus stieg  ich nach einer halben Stunde wie ein neuer Mensch. Welch ein Luxus, danals noch bezahlbar, denke ich heute!! Ein wunderschöner Sonnenntergang folgte, die Berge von Säntis bis  Blümlisalp erstrahlten im letzten Glanz, der mächtige Titlis lud mit seiner Scheehaube zum Besuch ein. Herrlich, sich die Berner Alpen anzuschauen! Die riesigen Wände des Eigers, der Jungfrau, der Wetterhörner schienen unbezwingbar, und doch sind mutige Männer und Frauen dort schon durchgestiegen.
Der Vierwaldstättersee wurde immer dunkler, die Lichter der nahen Stadt Luzern leuchteten um die Wette mit der Sternenpracht über mir, unglaublich schöne Welt!
Von meinem Fenster schaute ich nochmals auf Luzern hinab, ich sah die Scheinwerfer der Autos, die beleuchteten Seepromenaden, darüber den Rigi, auf dessen Spitze ebenfalls die Licchter der Hotels leuchteten, und obwohl so viel Leben um mich herum und unter mir war, umgab mich um eine feierliche Stille. 
Um 5 Uhr wurde ich geweckt, erlebte wieder einen Sonnenaufgang, wie er nur in den Bergen zu sehen ist.
Nach dem Frühstück schrieb ich noch einen Brief an meine Eltern auf "Pilatuskulmpapier", alles im Service inbegriffen, und begab mich abwärts.
Den Serpentinen folgend, begleitete mich bald die steilste
Zahnradbahn der Welt. Kühe lagen auf den Schienen, und oft mußte die Bahn hupen und anhalten. Nach 3 Stunden war ich in Alpnachstad. Hier stieg ich in einen Dampfer, der die Wellen des Sees durchpflügte.
Eben war ich noch auf des Gipfels Höhen, nun roch ich schon eine frische Brise und Möwen kreisten um das Schiff. In Brunnen stieg ich aus, und der Zug brachte mich wieder nach Winterthur.
Am nächsten Tag kaufte ich mir einen Rucksack.



Tourengänger: FJung


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