Gratwanderung-Schafwisspitz-Stöllen-Lütispitz-im Toggenburg, (Version 2)


Publiziert von erico , 25. Dezember 2016 um 19:22.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:16 Dezember 2016
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-SG 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1037 m
Abstieg: 1032 m
Strecke:11.25 Kilometer
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Rorschach (Schweiz) - Haag - Gams - Wildhaus - Alt. St. Johann im Toggenburg
Unterkunftmöglichkeiten:diverse in der Umgebung

Heute möchte ich euch eine interessante, anspruchsvolle GRATWANDERUNG im Alpstein etwas näher bringen. Der Grat liegt zwischen den zwei Bergen Schafwisspitz und dem Lütispitz. Der Lütispitz ist ein Berg im westlichen Alpstein in der Schweiz. Er besitzt einen von West nach Ost verlaufenden Gipfelgrat, dessen östliches Ende mit 1987 m Höhe den Gipfel bildet. Auf dem Gipfel befinden sich ein Gipfelkreuz und ein Gipfelbuch.  


Auf dem Parkplatz „Burst“ im Bereich Gubel bei Alt. St. Johann habe ich mein Auto parkiert, es war sehr kalt – 8 Grad. In meinem Rucksack hatte ich unter anderem auch noch meine neu gekauften „Grödel“, wer den Namen Grödel nicht kennt, es sind Kleinsteigeisen mit je sechs Zacken, die Zacken sind so groß wie die der Steigeisen, der größte Unterschied zwischen Grödel und Steigeisen ist, die Grödel haben keine nach vorne gerichtete „Greifzacken“, die im steilen Gelände notwendig sind. Alles schön verpackt und auf meinen Rücken gebunden geht es über einen Wiesenhang und ein Waldstück bis zum Gräppelensee.

 

Oberhalb vom Gräppelensee angelangt habe ich bereits den besten Überblick über mindestens die halbe Tour die mir noch bevorsteht. Rasend schnell gehen die Temperaturen nach oben, nur kurze Zeit später, bereits am Sonnenhang in Richtung Schofwisspitz angelangt, konnte ich meine Funktionsjacke abziehen und im Pullover eher leicht bekleidet weiter marschieren. Beim Rietgarten verlässt man den Wanderweg, der in Richtung Lauchwis, Stoßsattel weitergeht und steigt direkt über eine steile weg lose Alpwiese in Richtung Schofwisalp auf. Auf dem Rücken der Schofwisalp angekommen hat man bereits den besten Ausblick zum Säntis und dem Schofberg. Nun geht es alles die Schofwisalp gerade hinauf, an einer Hütte mit einem „Übungsgrat“ vorbei bis zum Gipfel. Es ist einfach immer wieder herrlich oben auf einem Gipfel anzukommen. Heute soll es aber nicht nur ein Gipfelerlebnis sein, sondern gleich deren drei. Schofwisspitz-Stöllen-Lütispitz.

 

Auf dem Schofwisspitz sehe ich nun praktisch den ganzen weiteren Weg über die Stöllen und den Grat bis zum Lütispitz. Der Anfang vom Weg weiter in Richtung Stöllen geht über einen eher einfachen Grasgrat, weil der Grat aber heute gefroren war und noch mit einer kleinen Schneeschicht oben drauf versehen war, musste ich höllisch aufpassen um nicht auf die Nordseite abzurutschen. Kurze Zeit später stand ich bereits vor den Stöllen, ich habe mich entschlossen dieses Mal die Stöllen komplett zu überschreiten, - es ist auch eine einfachere Variante möglich und dabei kann ein Teil der Stöllen auf der Südseite umgangen werden.

Ich bin direkt über einen kleinen spitzen Grat und eine Kletterstelle auf den ersten Felsen der Stöllen geklettert. Oben angekommen geht es eine kleine Kletterstelle hinunter und nachher durch wilde Felsaufschwünge bis zu einer sehr steilen Rinne die heruntergeklettert werden muss. Am Fuße des höchsten und größten Felsens angekommen geht es in leichter Blockkletterei hinauf zum Gipfel der Stöllen. Nun hatte ich die beste Aussicht zum Grat der noch überwunden werden muss. Nach einer kurzen Fotopause geht es wieder hinunter und über ein Schneefeld auf der Nordseite der Stöllen zum Grat.

 

Der Weg über den Grat bis hinauf zum Lütispitz, der Grat wird nirgends umgangen, es wird immer ganz oben auf der schmalen Gratkante geklettert, ein umgehen von schwierigen Teilstücken auf der Nordseite ist bei diesen Bedingungen nicht möglich, den auf der Nordseite hatte es etwas Schnee und der Boden war glitschig und gefroren. Im Sommer können teilweise Grat Teilstücke umgangen werden.

 

Jetzt bin ich schon sehr nahe beim Nordanstieg zum Lütispitz. Hier hatte ich ein wenig bedenken ob hier meine Grödel genügen für diesen Aufstieg, hätte ich besser die Steigeisen mitnehmen sollen?, im Nachhinein muss ich sagen, ja sicher, hätte ich nicht zusätzlich den Pickel auch noch dabei gehabt wäre ich nicht hinauf gekommen, so habe ich es aber geschafft. Die rote Linie ist mein Aufstiegsweg. Von jetzt an nehme ich auf solche Touren wieder die Steigeisen mit, auch wenn diese ein halbes Kilo mehr wiegen.

 

Über das sehr steile Schneefeld war ich alles sehr nah am Felsen nach oben gegangen und habe das Schneefeld bei diesem Felsvorsprung nach rechts überquert. (Bild 73) Ein ausrutschen auf diesem Schneefeld hätte fatale folgen, es ist total ausgesetzt und hat eine pickelharte Oberfläche, wahrscheinlich würde man fast bis ins Tal "rutschen" wer bei ähnlichen Bedingungen diesen Weg geht, bitte die Steigeisen mitnehmen, Grödel reichen nicht, es fehlen die vorderen Zacken, die es im steilen Gelände einfach braucht, dank dem Pickel mit dem ich Trittstufen in den Schnee gehauen habe war ich erfolgreich. Oben auf dem Lütispitz angekommen war ich etwas erleichtert, es war kein Spaziergang, dieser Weg. Meine einzige Gesellschaft auf dem Gipfel vom Lütispitz waren Alpendohlen.

 

Nach einer eher kurzen Pause auf dem Gipfel geht es über die Westflanke auf einem stark ausgelaufenen Wanderweg einen Grasrücken in einem stetigen hin und her hinunter zur Alphütte auf dem Foggboden. Kurze Zeit später sehe ich bereits wieder den „schwarz“ zugefrorenen Gräppelensee vor mir. Zu diesem Zeitpunkt war die Sonne schon sehr tief und die Berge wurden von einem hellen sehr starken, orangefarbenem Sonnenlicht bestrahlt, das man so in dieser Ausprägung selten sieht. Nach einem kurzen Eistest, - es hat mich gut ausgehalten, geht es wieder über das Chrinnpässchen und den Wald zum Ausgangspunkt.

 

Diese Tour ist anspruchsvoll und sollte nur von Berggänger mit einiger Erfahrung gegangen werden. Vom Parkplatz Burst bis zur Schofwisalp ist die Schwierigkeit im T2+3 Bereich, nachher gibt eine kontinuierliche Steigerung von T3, Schafwiesspitz, über die Stöllen, T4 und über den Grat und hinauf zum Lütispitz T5. Diese schöne Tour habe ich dieses Jahr bereits das zweite Mal begangen, und es wird nicht das letzte Mal sein, dass ich auf diesem Grat anzutreffen bin. Die Tour beinhaltet alles was sich der anspruchsvolle Berggänger wünscht, super schöne Bergwelt, leichter Anfang und kontinuierliche Steigerung der Schwierigkeitsgrade bis T5, Felskletterei im I Grad, und ein prickelndes Graterlebnis besonderer Güte.

(Ich habe für diese Tour die Schwierigkeit T5+ ausgewählt weil die Bedingungen teilweise bedeutend schwieriger waren als im Herbst.)

 

Viele Grüße

erico


Tourengänger: erico


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