Fibbia und Orsirora, Blöcke und Seelein am Gotthard


Publiziert von Kik , 9. September 2016 um 11:42.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum: 6 September 2016
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Pizzo Lucendro   CH-UR   Gruppo Pizzo Centrale 
Zeitbedarf: 2 Tage

Die Berge westlich des Gotthardpasses kenne ich mehrheitlich vom Winter, wenn die Skis hindernislos über Blockfelder und zugefrorene Seelein gleiten. Jetzt möchte ich die Gegend im Sommer kennenlernen.
 
6.9. Mit einer Kollegin, die vor allem zum Fotografieren gekommen ist, gehe ich vom Hospiz auf dem Passweg nach NW bis zur Unterführung und folge dann der Wegspur, die nach SW ins Valletta die San Gottardo geht. Sie verläuft im Tälchen bis zu einer zweiten Wasserfassung, danach auf der südöstlichen Rippe, von der das Wasser nach rechts in das Seelein 2387m, bzw. die Reuss, nach links in den Ri de la Valletta und damit in den Ticino abläuft.  Das Tälchen hat den Vorteil, dass wir vor der starken Bise etwas geschützt sind. Über dem Seelein endet die deutliche Spur. Meine Kollegin bleibt zum Fotografieren hier.
 
Auf einem grossen Block sitzt ein kleines Steinmännchen. Es weist mich auf die beste Stelle hin, die Felsbänke zu übersteigen, die das Tälchen östlich begrenzen. Oben entdecke ich weitere Männchen. In der Blocklandschaft heben sie sich kaum ab, wie in einem Vexierbild. Nun jage ich Steinmännchen. Jedes gefundene bringt mir Höhenpunkte. Schwach sichtbare stärke ich mit zwei zusätzlichen Steinen. Wo die Rippe ausläuft, geht es erst hinab in einen kleinen Kessel. Der folgende Aufschwung wird östlich auf einer Rampe und durch eine Blockrinne umgangen. Ab etwa 2550m wird es flacher, der Regenmesser auf dem Gipfel wird sichtbar. Vor einer grossen silbernen Felsplatte lege ich einen Stop ein. Die Männchen zeigen direkt über die rauhe Platte mit griffigen Rissen aufwärts. Andere umgehen die Platte im Westen, meist über Gehgelände. Hier werde ich nachher absteigen. Auf der Fibbia herrscht absolute Klarheit vom Rheinwaldhorn bis zum Monte Rosa. Die Böen sind so stark, dass ich mich halten muss. Vom Urserental her kriecht eine Wolkenschlange über den Pass. Diese verzieht sich aber wieder, so dass ich ohne Sucherei auf gleichem Weg zum Pass zurück gelange. (insgesamt 4.5 Std. T4).
 
7.9. Wir brechen im schönsten Morgenlicht via Lucendrosee in Richtung Gatscholalücke auf. Der Weg über die Cassina di Giacobbe ist gesperrt, es wird an der Wasserleitung gearbeitet. Unterwegs gibt es so viel zu bestaunen, dass ich erst um halb Zwölf von der Lücke Richtung P. Orsirora aufbreche, während meine Kollegin mit einem weiteren Fotografen den Lago d'Orsino anpeilt. Anfänglich folge ich einer Spur über den Bergrücken. Sie geht nach Pt. 2563 ins Orsino hinab. Ich möchte oben beiben und durch das Blocktälchen nach Pt. 2601 zu Pt. 2598 weiter, wie Daenu auf seinem Rückweg vom Winterhorn beschreibt. Die erste Senke bietet kein Problem. Das nächste, verflixt tief eingeschnittene Tälchen bremst mich aus. Beim Versuch, auf den Grund des Trichters abzusteigen, beginnt der grosse Block, auf dem ich stehe, zu wackeln. Ich gehe zurück zu einer höheren Scharte auf der nördlichen Seite und versuche dort, im Schutt zu traversieren. Da rutscht unter meinem Fuss eine Platte weg. Ich fühle mich wie eine Ameise im Sandtrichter eines Ameisenlöwen und kehre um.
 
Nun folge ich der vorher verschmähten Spur hinab ins Orsino, die ziemlich tief unten mit gelegentlichen Steinmännern das Tal traversiert und auf den Südgrat von P. 2629 (Westgipfel des Winterhorn) leitet. Zuoberst gibt es eine Blockkraxelei, die meine schon gestern strapazierten Knie ziemlich fordert. Aber wenigsten hier hinauf will ich noch. Es ist bereits halb zwei. Der Weg zum Winterhorn sieht nicht nach Gehgelände aus und bräuchte inklusive einer dringend benötigten Pause hin und zurück vermutlich eine Stunde. So steige ich wieder ins Orsino hinab und gehe, ohne "rechten" Gipfel, aber mit sehr viel Aussicht und Seelein in Erinnerung zum Gotthardpass zurück.

Tourengänger: Kik


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Kommentare (6)


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kopfsalat hat gesagt:
Gesendet am 9. September 2016 um 12:25
Besten Dank fürs Rekognoszieren. In die Gegend wollen wir dieses Wochenende auch.

Kik hat gesagt: RE:
Gesendet am 9. September 2016 um 14:25
Sehr schön, viel Vergnügen!

mst hat gesagt:
Gesendet am 12. September 2016 um 18:12
Ich habe dich um genau einen Tag verpasst! Gab es auf der Fibbia wirklich kein Gipfelbuch oder war ich zu doof?

Kik hat gesagt: RE:
Gesendet am 12. September 2016 um 22:36
Ich habe auch keins gefunden, in der vermurksten Gamelle auch nichts erwartet.
Ich habe am 7.9. den 16 25 Bus nach Airolo genommen. Warst Du auch da drin?
VG Kik

mst hat gesagt: RE:
Gesendet am 14. September 2016 um 15:24
Ja, da war ich drin und hab dann in Airolo auf den verspäteten Zug gewartet :)

Kik hat gesagt: RE:
Gesendet am 15. September 2016 um 11:06
Dann haben wir uns nicht verpasst, sondern nicht erkannt. Für ein weiteres Zufallstreffen: ich habe einen froschgrünen Rucksack.


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