5. Hornspitze 3146m - 37 Meter mehr oder weniger


Publiziert von georgb , 24. August 2016 um 18:29.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:23 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I   A 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Sand in Taufers-Luttach-Weissenbach
Kartennummer:tabacco Sand in Taufers

Darauf kommt es nicht an, dachten sich auch die Erbauer des Gipfelkreuzes, haben es auf 3109m gestellt und die fehlenden Meter zum Hauptgipfel einfach dazugeschrieben!? Dabei machen genau diese fehlenden 37 Meter den Unterschied zwischen einer einfachen Hochtour und einem abenteuerlichen Unternehmen mit reichlich Adrenalinkick. 
Zum Vorgipfel rennen inzwischen Massen, vor allem im Winter, aber auch im Sommer wird das Kreuz auf der 5. Hornspitze regelmäßig besucht. Niemand intressiert sich mehr für den eigentlichen Gipfel, 37 Meter höher dahinter. Vergeblich suchen wir nach Informationen über den Schwierigkeitsgrad und Wegverlauf. Es bleibt nur eine Möglichkeit es herauszufinden: "Es gibt nichts Gutes, außer man tut es"!
So begeben wir uns auf den langen Zustieg über die Gögealm und später auf dem Stabeler-Höhenweg am Moos vorbei Richtung Gelenkscharte. Deutlich vor dem Übergang weist links ein großer Steinmann den bequemsten Weg durch den gewaltigen Südhang. Ein Labyrinth aus Gletscherschliffen und unterschiedlich gefärbten Blöcken. Noch haben wir für den ganz besonderen Reiz der Umgebung wenig Sinn, denn teils schwebt uns der fragwürdige Übergang zum Hauptgipfel im Kopf herum, teils bläst uns der eisige Nordwind brutal ins Gesicht. Nach gut 1700 Höhenmetern stehen wir schon einigermaßen angestrengt am Kreuz und das eigentliche Unternehmen soll ja erst hier beginnen!? Wir ignorieren die geschwindelte Höhenangabe und steigen forsch weiter dem unheimlichen, schmalen Grat entgegen. Zunächst stehen zwei Türme im Weg, die wir direkt übersteigen (II). Begehungsspuren oder Markierungen suchen wir vergebens und nach einem Blick in die abschüssige Westflanke sind wir geneigt umzudrehen. Ostseitig schauts allerdings machbar aus und so steigen wir vorsichtig weiter. Nach einer etwas heiklen Querung stehen wir vor dem ultimativen Gipfelaufbau. Den höchsten Punkt erreichen wir von Norden und atmen tief durch. Auch wenn die Kletterschwierigkeiten maximal den oberen 2. Grad erreichen, ist das Gelände nicht zu unterschätzen. Es geht schwindelerregend ausgesetzt zu, Orientierungshilfen fehlen komplett und welcher Block hält und wie lange noch, gilt es selbst herauszufinden!? So steigen wir umgehend wieder zurück, Entspannung finden wir erst am Vorgipfel in einer windgeschützten Senke.
Der Rest könnte Genuss pur sein, die Sonne lacht, kein Wölkchen trübt die klare Fernsicht und die gröbsten Schwierigkeiten sind überstanden. Doch kaum sind wir wieder im freien Gelände erwischt uns die erste Böe, der stürmische Wind will nicht nachlassen und wird uns bis nach Weissenbach begleiten. Außerdem beginnen die Beine langsam zu schwächeln und die Schritte verlieren ihre federnde Elastizität. So fordert der Abstieg noch einmal viel Zeit, gut, dass uns Steinmänner und gelegentliche rote Markierungen durch das Felsenmeer lotsen (Stellen I+). Am Stabelerweg begrüßt uns eine Herde Schafe, die einzigen Lebewesen, denen wir heute begegnen. Steil und einmal sogar mit Drahtseil versichert gehts am zauberhaften Moos vorbei. Ein magischer Ort, mit fantastischen Inselchen voller Wollgras, er wurde schon in vorgeschichtlichen Zeiten besucht. Gemächlichen Trittes staksen wir zurück zum Parkplatz, die Kräfte schwinden und die Knie beginnen schon zu zwicken, keine 37 Meter mehr hätten es sein dürfen.


Tourengänger: georgb


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Kommentare (5)


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Menek hat gesagt:
Gesendet am 24. August 2016 um 18:56
Bravo Georg...quante persone hai incontrato??? :)

georgb hat gesagt:
Gesendet am 24. August 2016 um 19:05
39 pecore ;-)))

Menek hat gesagt: RE:
Gesendet am 24. August 2016 um 19:10
Meglio di 39 idioti!!!

Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II hat gesagt: Die ganze Wahrheit
Gesendet am 11. April 2024 um 08:12
Interessanter Bericht! Die Leute, die bei "facebook" posten, eine Skitour zur V. Hornspitze gemacht zu haben, schummeln, wenn man es ganz genau nimmt, denn am Kreuz steht man noch weit unterhalb des höchsten Punktes!

georgb hat gesagt: RE:Die ganze Wahrheit
Gesendet am 11. April 2024 um 08:20
Seh es als VI. Hornspitze ;-)


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