Kurzbericht 

Große Schafkarspitze (2532m) Nordgrat und über die Gramaiser Spitze (2505m) zum Großstein (2632m)


Publiziert von Andy84 , 11. August 2016 um 19:24.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum: 7 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:45
Aufstieg: 2000 m
Abstieg: 2000 m
Strecke:ca. 18km
Kartennummer:AV 3/3 Lechtaler Alpen - Parseierspitze

Im Lechtal gibt es sehr viele tolle Gegenden, zu den schönsten gehört eindeutig das Gebiet um das kleine Gebirgsdorf Gramais. Vorallem Bergsteiger welche anspruchsvolle und komplett einsame Gipfel suchen werden hier fündig. Besonders schön ist die Hochebene um den Roßkarsee, welcher trotz markiertem Weg sehr einsam daliegt.
Eigentlich war heut zusammen mit Yeti69 eine nette Tour hier geplant, leider hat er in der Früh doch noch kurzfristig absagen müssen, weswegen ich diese Gegend heute einmal alleine erkunden wollte. Das Hauptziel war die Große Schafkarspitze, aber es wurde dann doch einiges mehr und ein absoluter Traumtag.


Hirschleskopf     T3

Startpunkt der heutigen Tour ist das traumhaft gelegene Gebirgsdorf Gramais. Von dort geht es über den bestens ausgeschilderten Weg recht steil und zügig hinauf auf den Hirschleskopf. Vom Tal aus scheint der Hirschleskopf ein Gipfel zu sein, dabei ist es nur der letzte Ausläufer des langen Westgrates der Großen Schafkarspitze. Das Kreuz lädt zum verweilen ein, die Aussicht ist wirklich klasse.

Kleine Schafkarspitze    T4, I

Nach einer kurzen Rast geht es nun auf hinüber zum Schafkarsee. Dabei kann man schon gut den Aufstiegsweg zur kleinen Schafkarspitze begutachten. Auch bekommt man schon sehr gute Einblicke auf den Nordgrat zur Großen Schafkarspitze. Schaut schon recht wild aus.
Aber zunächst geht es über das Gras und Schrofen recht einfach hinauf zum Schafkarjöchl. Von dort sind es nur noch ein paar Minuten zum Gipfel. Der erste Aufschwung kann entweder überstiegen oder linkerhand einfach umgangen werden. Den letzten Aufschwung einfach direkt hoch und schon steht man am kleinen Gipfelsteinmann. Buch ist leider keins vorhanden.
Dafür wird man mit schönen Ausblicken belohnt.

Große Schafkarspitze Nordgrat     T6, III-

Allzulang wird die Pause jedoch nicht, immerhin steht heut ja noch einiges auf dem Programm. Vom Schafkarjöchl geht es nun an die ersten Ausläufer des Nordgrates. Man kommt erstaunlich schnell und einfach voran, da die aus dem Schafkar noch so bedrohlich wirkenden Felstürme ganz gemütlich westlich umgangen werden. Die richtigen Schwierigkeiten beginnen nach gut der Hälfte des Grates. Nach dem Abstieg in eine kleine Scharte folgt nun der erste anspruchsvolle Aufschwung. Nach kurzem antesten ist klar das es gleich gut zur Sache geht, der obere II-te, eher schon der III-te Grat wird hier benötigt. Zudem muss gut auf das brüchige Gestein geachtet werden. Das ich richtig bin merk ich gleich überhalb, ein alter Schlingenstand weist auf ehemalige Begeher hin. Danach geht es etwas einfach weiter, einige Felstürme werden entweder umgangen oder direkt überklettern, die Schwierigkeiten halten sich in Grenzen. Bald baut sich dann ein doch deutlich größeres Hindernis auf, das müsste den Karten nach P.2442 sein welcher schon vom See aus gut zu sehen war.
Dieser ist jedoch erstaunlich einfach zu erklimmen, eine breite brüchige Rinne führt auf den höchsten Punkt hinauf. Dieser wird nun vom einem kleinen Steinmann geziert. Es macht auf jeden Fall Sinn P.2442 zu besteigen, erhält man doch von hier einen informativen und unversperrten Blick auf den nun folgenden Gipfelaufschwung. Der Abstieg in die nächste Scharte ist wieder einfacher, und auch hier baut sich wieder ein hoher Aufschwung auf, welcher sich im oberen zweiten Grat erklimmen lässt.
Die weitere Wegführung auf den Gipfel ist schwierig zu beschreiben, es gibt sicher einige Möglichkeiten.
Ich hab mich eher links gehalten und bin unter den beiden senkrechten Gipfelfelsen nach rechts in äußerst brüchigem Gestein auf den Grat wieder aufgestiegen. Über diesen geht es dann einfach auf den höchsten Punkt, welcher von einem großen Steinmann mit improvisiertem Gipfelkreuz geziert wird. Auch ein Gipfelbuch ist vorhanden, viel los ist hier nicht.
Die Erleichtung war groß den Grat so überraschend einfach gemeistert zu haben, zumal ich darüber so gut wie keine Informationen gefunden habe.

Gramaiser Spitze    T6, II

Nach einer ausgiebigen Rast mit überragenden Ausblicken entschließe ich mich spontan doch gleich noch den weiteren Übergang zur so gut wie unbekannten und sehr selten bestiegenen Gramaiser Spitze zu versuchen. Dazu geht es zunächst auf dem markierten Normalweg hinunter an die Abstiegsrinne.
Beim Blick hinüber zur Gramaiser Spitze erkennt man das sich ein weiterer begrünter Zwischengupf auf dem Grat befindet. Leider kann man die tiefe Rinne zwischen der Schafkarspitze und dem Zwischengupf und auch nicht den weiteren Weg einsehen. Ganz nach dem Motto "Wird schon schiefgehen" geht es nun an die Scharte heran. Schnell steht man direkt über einer senkrechten Wand, ein schmaler Grat trennt die Wand von einer sehr brüchigen Rinne, welcher ein gutes Stück hinunter führt. Teils auf dem Grat, teils in der Rinne in Spinnentechnik geht es runter, halten tut nicht wirklich viel. Nach der Hälfte bekommt man endlich einen Einblick in den tiefsten Punkt und auf den danach folgenden Aufschwung. Wieder ist die Erleichterung groß, das Ganze schaut wirklich machbar aus. Der Abstieg ist jedoch "gehtechnisch" der anspruchsvollste Teil der heutigen Tour, der Aufschwung ist dann mit einem guten II-er geschafft und geht im leichteren Schrofengelände auf den breiten Zwischengupf. Und hier ist die Freude dann groß, der Übergang zur Gramaiser Spitze schaut sehr einfach aus und auch der Gipfelaufschwung verbreitet keine Schrecken.
Über Schrofengelände in die nächste Scharte und am Grat entlang an die Gramaiser Spitze heran. Unter dem Gipfel nach links in eine steile Geröllrinne queren und über diese zum höchsten Punkt.
Ein Steinmann ziert den Gipfel und seit letztem Jahr gibt es sogar ein Gipfelbuch. Mein Eintrag ist der zweite und der erste dieses Jahr.
Von der Gramaiser Spitze hat man einen exklusiven Blick auf den Roßkarsee.

Großstein    T5, II

Eigentlich sollte es heute ja nur auf die Große Schafkarspitze gehen, jetzt ist mit der Gramaiser Spitze schon ein weiterer klasse Gipfel dazugekommen. Und es ist grad mal gegen 13.00 Uhr und von drüber winkt der Großstein herüber. Naja, wenn mer schon mal sind ;-)
Leider schaut der nun folgende Gratübergang nicht machbar aus, auch die Erkundung des Abstiegs in die tiefe Scharte ergibt keine anderen Einblicke sondern verstärkt den Eindruck zu hoher Schwierigkeiten gepaart mit extremer Brüchigkeit. Also beschließe ich diesen Grat komplett zu umgehen. Dazu geht es wieder ein Stück der Schafkarspitze entgegen und über den breiten Geröllgürtel ins Seebleskar abzusteigen. Während es oben noch sehr brüchig ist kann man im unteren Bereich gut auf dem Geröll absurfen. Ca. 220hm geht es hinunter, diese müssen nun natürlich leider auf der anderen Seite wieder gewonnen werden, was sich nun als wahrer Geröllkampf entpuppt. Aber hilft ja nix, man will es ja so.
Etwas zu früh steige ich wieder auf den Grat, 2-3 kleine Felstürme werden noch überstiegen und dann befinde ich mich auf dem Normalweg hinauf zum Großstein. Dieser ist markiert und im Vergleich zum vorigen nicht sonderlich schwer. Rote Markierungen führen nach rechts auf den Westgrat hinauf, die Schlüsselstelle ist eine kurze unter dem Gipfel zu kletternde Platte im II-ten Grat.
Auch der Großstein ist eine geniale Aussichtswarte und lädt förmlich zum verweilen ein.
Vor allem der Blick nach Westen auf die bekannten Lechtaler ist genial.

Abstieg

Nach einer ausgiebigen Rast geht es über den Normalweg wieder ins Grasschartl und über das Gras-Schrofen-Band runter ins Roßkar. Der Einstieg aus dem Kar wird am oberen Ende der Geröllrinne von einem großen Steinmann markiert. Über einige Hügel geht es nun an den Roßkarsee, die Beine sind dankbar über die Abkühlung. Zum baden muss man aber schon echt hart im nehmen sein. ;-)
Nach einer längeren Rast entschließe ich mich die Grüntalspitze heut nicht mehr mitzunehmen, ihr sind ja mit der Mittagspitze und dem Schafkopf noch zwei nette Gipfelchen vorgelagert womit sich eine nette Runde ergibt.
Also geht es nun direkt hinunter ins Tal, der Abstiegsweg ist dabei wirklich genial. Man kommt an einigen Wasserfällen vorbei und es wird nicht langweilig. Auch lässt sich dieser Weg wunderbar hinunter joggen.

Zeiten und Schwierigkeiten:

Gramais Hirschleskopf 60 min T3
Hirschleskopf Kleine Schafkarspitze 35 min T3 bis zum See
T4, I Kleine Schafkar
Kleine Schafkarspitze Große Schafkarspitze 110 min T6, III-  Nordgrat
Große Schafkarspitze Gramaiser Spitze 35 min T6, II Abstieg in die Scharte
T5+, II Gramaiser Spitze
Gramaiser Spitze Großstein 65 min T5+, II Abstieg ins Seebleskar
T5+, I Aufstieg zur Scharte
T5, II Großstein
Großstein Roßkarsee 50 min T5, II
Roßkarsee Gramais 55 min T3+


Fazit:

Meine bisherige Highlight-Tour 2016. Eine wirklich tolle und anspruchsvolle Überschreitung über die ich im voraus so gut wie nichts herausfinden konnte. Das es dann doch so gut geklappt hat lässt mich auch beim schreiben noch grinsen.
Der Nordgrat der Großen Schafkarspitze ist für den versierten Bergsteiger ein schöner und aussichtsreicher Anstieg und damit lässt sich der Gipfel sehr gut überschreiten. Allerdings sollte man den Anforderungen gewachsen sein und ein hohes Maß an Orientierungsvermögen mitbringen.
Der Übergang zur Gramaiser Spitze ist der schwerste Teil der Tour aufgrund der extremen Brüchigkeit, der Großstein stellt dazu noch das i-Tüpfelchen dar.
Ein absoluter Traumtag im Lechtal. Das Gebiet um den Roßkarsee ist aber auch ohne diese Gipfel einen Besuch wert, die Gegend ist wirklich wunderschön.


PS:
Es sind ein bisschen mehr Bilder geworden in diesem Bericht, aber damit lässt sich meiner Meinung nach die Wegführung und Schwierigkeiten etwas deutlicher darstellen.

Tourengänger: Andy84


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