Piz Bianco (bzw. optional Piz Bernina) - Gabarrou-Pfeiler
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Dass man sich im Bergsport gesunde Grenzen setzt und sich gut einzuschätzen weiss, dient der Lebenserwartung. Dennoch möchte man manchmal auch seine Limiten auslotsen, um sich zu versichern, sich keinen unnötigen physischen und psychischen Mauern errichtet zu haben. In diesem Dilemma steckend und meinen Erwägungen zur Lösung dieses Spannungsfeldes frönend, reifte der Entscheid, eine anspruchsvolle Tour mit einem Bergführer anzugehen, auch um - für zukünftige Projekte gleicher Art als Seilschaftsführender - ein Gefühl zu entwickeln, wie es sich in Touren im gehobenen Schwierigkeitsgrad Bergsteigen lässt.
Das Tourenziel auszuerküren war eine Herkulesaufgabe, denn meine (Touren-)Ansprüche waren ganz unbescheiden wählerisch: Eine schöne, eindrückliche Linie musste es sein, die auf einen hohen Gipfel führt, wobei sich die Route vorwiegend mit Fels schmücken sollte, denn zuviel Eis und Schnee waren ein Killerkriterium. Die Suche führte schliesslich zum (erst) 1993 vom französischen Spitzenbergsteiger und -führer Patrick Gabarrou eröffneten Gabarrou-Pfeiler in der Westwand der Piz Bernina, der direkt auf den Piz Bianco führt.
Die an diesem Tag gut besuchte Tschiervahütte sollte als Ausgangspunkt der Tour dienen. Nach einer kurzen Nachtruhe erfolgte um ca. 02.30 Uhr der Weckruf. Nachdem ich das Frühstück angespannt, wenig hungrig und eher pflichtbewusst denn genüsslich heruntergewürgt hatte, liefen wir kurz nach 03.00 Uhr dem Gipfel entgegen; vorerst auf dem Weg, der auch auf den Biancograt führt. Auf dem "Vadret da Tschierva" angekommen heisst es, gegen rechts in Richtung P. 3385 aufzusteigen. Beim Fuss des Pfeilers angekommen sieht man etwas weiter oben das markante, nur noch mit wenig Schnee gefüllte Geröllband, das den Pfeiler horizontal quert und zum Routeneinstieg führt. Den Einstieg ins Band erreicht man rechterhand des Pfeilers über den Firn der Westwand-Route; das Band wird gegen links bis zum eigentlichen Routeneinstieg gequert, der durch zwei Bohrhaken formidabel gekennzeichnet ist.
Die ersten 6 (langen) Seillängen stellen klettertechnisch gleich die Pièce de Résistance der Tour dar: Konstante Kletterei im Grad UIAA VI. Da die Verhältnisse (kaum Schnee, trockener Fels) gut sind, können gar die mitgebrachten Kletterfinken eingesetzt werden. Nachdem der erste Kuhnagel an Fingern und Zehen überstanden ist, geht der Eroberungssturm mit Handschuhen und Kletterfinken bewaffnet los. Für den Verlauf der Kletterei bietet der Routenbeschrieb im SAC-Führer eine dienliche Orientierung. Generell kann gesagt werden, dass die Route dem auf Sicht einfachst möglichen Verlaufe folgt, ansonsten die Schwierigkeiten wohl schnell garstig werden. Der Fels ist grundsätzlich von sehr guter Qualität, dennoch empfiehlt es sich, einzelne Griffpunkte kurz testhalber zu belasten.
Zur Ausstattung der Route selber ist zu sagen, dass die Stände mit 2 Haken gebohrt, Zwischensicherungen aber wenige bis keine vorhanden sind. Bohrhaken sind in der Regel nur dort angebracht, um als Hilfestellung für den groben Weiterverlauf der Route zu dienen; ansonsten ist alles selber abzusichern, wofür jedoch der Fels in regelmässigen Abständen genügend Gelegenheiten bietet. Die Route und insbesondere die Stände sind mit sehr viel Köpfchen gebohrt, denn die Seillängen sind jeweils fast haargenau 50m lang und enden grundsätzlich an sehr angenehmen Standplätzen. Da hat der Erschliesser ganze Arbeit geleistet, Chapeau!
Nach den ersten 6 Seillängen legt sich der Pfeiler zurück und die nächsten 300 Höhenmeter werden im Grad UIAA III bis IV+ erklommen. Es empfiehlt sich, ziemlich bald nach den Schlüsselseillängen am gestreckten Seil weiterzuklettern, damit sich die Ankunft auf dem Piz Bianco nicht in den Nachmittag hinein erstreckt.
Bereits am Vorabend fiel der Entscheid, den Abstieg nicht über die Piz Bernina via Spallagrat nach Morteratsch hin anzugehen, sondern über den Biancograt wieder zur Tschiervahütte hinabzusteigen. Da liess es sich auch problemlos verschmerzen, dass die Besteigung der Piz Bernina ausblieb.
Fazit: Mein bisheriges Tourenhighlight diesen Sommer! Eine einsame Tour in gutem Fels, die einer schönen Linie folgt, gerne wieder! Besten Dank auch an meinen Bergführer, der mir ein Erlebnis ermöglicht hat, das ich diese Saison als Seilschaftsführender (noch) nicht gewagt hätte.
Das Tourenziel auszuerküren war eine Herkulesaufgabe, denn meine (Touren-)Ansprüche waren ganz unbescheiden wählerisch: Eine schöne, eindrückliche Linie musste es sein, die auf einen hohen Gipfel führt, wobei sich die Route vorwiegend mit Fels schmücken sollte, denn zuviel Eis und Schnee waren ein Killerkriterium. Die Suche führte schliesslich zum (erst) 1993 vom französischen Spitzenbergsteiger und -führer Patrick Gabarrou eröffneten Gabarrou-Pfeiler in der Westwand der Piz Bernina, der direkt auf den Piz Bianco führt.
Die an diesem Tag gut besuchte Tschiervahütte sollte als Ausgangspunkt der Tour dienen. Nach einer kurzen Nachtruhe erfolgte um ca. 02.30 Uhr der Weckruf. Nachdem ich das Frühstück angespannt, wenig hungrig und eher pflichtbewusst denn genüsslich heruntergewürgt hatte, liefen wir kurz nach 03.00 Uhr dem Gipfel entgegen; vorerst auf dem Weg, der auch auf den Biancograt führt. Auf dem "Vadret da Tschierva" angekommen heisst es, gegen rechts in Richtung P. 3385 aufzusteigen. Beim Fuss des Pfeilers angekommen sieht man etwas weiter oben das markante, nur noch mit wenig Schnee gefüllte Geröllband, das den Pfeiler horizontal quert und zum Routeneinstieg führt. Den Einstieg ins Band erreicht man rechterhand des Pfeilers über den Firn der Westwand-Route; das Band wird gegen links bis zum eigentlichen Routeneinstieg gequert, der durch zwei Bohrhaken formidabel gekennzeichnet ist.
Die ersten 6 (langen) Seillängen stellen klettertechnisch gleich die Pièce de Résistance der Tour dar: Konstante Kletterei im Grad UIAA VI. Da die Verhältnisse (kaum Schnee, trockener Fels) gut sind, können gar die mitgebrachten Kletterfinken eingesetzt werden. Nachdem der erste Kuhnagel an Fingern und Zehen überstanden ist, geht der Eroberungssturm mit Handschuhen und Kletterfinken bewaffnet los. Für den Verlauf der Kletterei bietet der Routenbeschrieb im SAC-Führer eine dienliche Orientierung. Generell kann gesagt werden, dass die Route dem auf Sicht einfachst möglichen Verlaufe folgt, ansonsten die Schwierigkeiten wohl schnell garstig werden. Der Fels ist grundsätzlich von sehr guter Qualität, dennoch empfiehlt es sich, einzelne Griffpunkte kurz testhalber zu belasten.
Zur Ausstattung der Route selber ist zu sagen, dass die Stände mit 2 Haken gebohrt, Zwischensicherungen aber wenige bis keine vorhanden sind. Bohrhaken sind in der Regel nur dort angebracht, um als Hilfestellung für den groben Weiterverlauf der Route zu dienen; ansonsten ist alles selber abzusichern, wofür jedoch der Fels in regelmässigen Abständen genügend Gelegenheiten bietet. Die Route und insbesondere die Stände sind mit sehr viel Köpfchen gebohrt, denn die Seillängen sind jeweils fast haargenau 50m lang und enden grundsätzlich an sehr angenehmen Standplätzen. Da hat der Erschliesser ganze Arbeit geleistet, Chapeau!
Nach den ersten 6 Seillängen legt sich der Pfeiler zurück und die nächsten 300 Höhenmeter werden im Grad UIAA III bis IV+ erklommen. Es empfiehlt sich, ziemlich bald nach den Schlüsselseillängen am gestreckten Seil weiterzuklettern, damit sich die Ankunft auf dem Piz Bianco nicht in den Nachmittag hinein erstreckt.
Bereits am Vorabend fiel der Entscheid, den Abstieg nicht über die Piz Bernina via Spallagrat nach Morteratsch hin anzugehen, sondern über den Biancograt wieder zur Tschiervahütte hinabzusteigen. Da liess es sich auch problemlos verschmerzen, dass die Besteigung der Piz Bernina ausblieb.
Fazit: Mein bisheriges Tourenhighlight diesen Sommer! Eine einsame Tour in gutem Fels, die einer schönen Linie folgt, gerne wieder! Besten Dank auch an meinen Bergführer, der mir ein Erlebnis ermöglicht hat, das ich diese Saison als Seilschaftsführender (noch) nicht gewagt hätte.
Tourengänger:
danueggel

Communities: 4000er auf Abwegen
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Kommentare (2)