Über die Kleine auf die Große Klammspitze (1924m)

Die Überschreitung der Klammspitzen ist einer der wenigen schwierigen alpinen Klassiker der Ammergauer Alpen. Sie kombiniert die ohnehin nicht ganz triviale Kleine Klammspitze mit einem anspruchsvollen Übergang zur großen Schwester, dem beherrschenden Gipfel in der näheren Umgebung.

Start dieser Tour ist mal wieder am Bergsteigerparkplatz Linderhof im Graswangtal. Die erste Etappe zu den Brunnenkopfhäusern bedarf keiner großen Beschreibung, in ca. 90min. werden hier auf einem breiten Karrenweg die ersten gut 600hm absolviert. Von der Hütte geht es weiter über den beschilderten Wanderweg Richtung Große Klammspitze, kurz vor dem tiefsten Punkt des Weges, biegt man nach rechts ab und steigt weglos über steiles Gras zum Grat zwischen Kleiner Klammspitze und Brunnenkopf auf. Es folgt eine einfache Querung durch eine Grasflanke in den Sattel südwestlich des Bisonbergs, danach steigt man über eine weitere Grasflanke, begrenzt von Latschen, zum Ostgrat der Kleinen Klammspitze auf. Den Einstieg des Normalwegs markiert eine breite Rinne rechts (nördlich) des Grats, in dieser klettert man zu einem kleinen Tannenbäumchen  bergauf (II). Anschließend folgt man dem wieder einfachen Grat ein Stück weiter, dann ist auch schon der zweite Grataufschwung erreicht, der einen direkt zum Gipfelkreuz leitet (II). Insgesamt ist der Normalweg der Kleinen Klammspitze nicht allzu schwierig (T5 II), auf keinen Fall sollte man sich aber in die linke Seite des Grats (Südflanke) verleiten lassen - hier kommt man in Teufelsküche, wie ich beim letzten Besuch.

Für die Überschreitung zur Großen Klammspitze verlässt man nun den Gipfel und folgt dem Westgrat. Dieser führt zunächst etwa 40m relativ waagrecht aber schmal und ausgesetzt Richtung Wintertalscharte, bis man zu einem Gratabbruch kommt. Diesen umgeht man rechts (nordseitig) durch einen schmalen Kamin mit zwei Klemmblöcken. Steht man am oberen Ende des Kamins fragt man sich erstmal wie es hier denn heruntergehen soll, unter den Klemmblöcken befinden sich nämlich tiefe Überhänge. Dass die Stelle nicht ganz trivial ist, verrät auch der oben eingerichtete Abseilstand. Der Fels ist aber bombenfest und mit etwas Probieren und Spreiztechnik lässt sich die Stelle dann doch gut abklettern, mehr wie eine II+ ist es rückwirkend betrachtet vermutlich gar nicht. Anschließend steigt man über steiles Schrofengelände in die Wintertalscharte ab, den Sattel zwischen beiden Klammspitzen.

Nun folgt der anspruchsvollste Teil der Überschreitung, der Aufstieg zur Großen Klammspitze. Rechts (nördlich) der Ostkante steigt man zunächst über eine brüchige Rinne ein Stück bergauf (II) bis diese wesentlich schmäler und steiler wird. Nun muss man nach links in eine Schrofenrinne direkt rechts der Ostkante gelangen. Hierzu gibt es mehrere Möglichkeiten. Die einzige die mir nach intensivem Testen immer noch zusagte, war der direkte Aufstieg über ein griffarmes Wandl (III). Danach steigt man über die steile Schrofenrinnen zum gelben Fleck an der Ostkante auf und wechselt hier auf die linke (südliche) Seite der Kante (T6). Bei der nächsten Möglichkeit wechselt man wieder zurück zur Nordseite und steigt anschließend einfach über die Gipfelterassen zum Kreuz auf. -->Topo

Schwierigkeiten:
Linderhof - Brunnenkopfhäuser: T1
Wegloser Zustieg zum Ostgrat der Kl. Klammspitze: bis T4
Ostgrat Kl. Klammspitze: T5 II   !Nur auf und rechts des Grats!
Kl. Klammspitze Westgrat: T5 II+ (Abseilstand am Kamin vorhanden)
Wintertalscharte - Gr. Klammspitze: T6 III, brüchig, Routenfindungsgespür wichtig
Gr. Klammspitze - Brunnenkopfhäuser über Wanderweg: T3+ I