Untere Fründenschnur - Fründenhütte (2562m)


Publiziert von gero , 18. Januar 2009 um 00:25.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Frutigland
Tour Datum:24 Juli 2008
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1460 m
Abstieg: 1460 m
Strecke:Kandersteg - Untere Fründenschnur - Fründenhütte - Kandersteg
Kartennummer:Blatt 264 - Jungfau

Die untere Fründenschnur zieht etwa 200 m oberhalb des Öschinensees auf einem Grasband dahin. Diesesn sehr ausgesetzten, aber technisch unkomplizierten Steig sollte man nur machen, wenn man absolut schwindelfrei und trittsicher ist - dann aber ist das landschaftlich ein ganz großartiges Erlebnis!

Ich habe die Schnur von Underbärgli Richtung Fründen gemacht - dann hat man die einzige etwas knifflige Stelle - am Ende - aufwärts zu steigen, das dürfte etwas angenehmer sein als abwärts. Im Prinzip ist es aber kein großer Unterschied.


NACHTRAG am 22.02.2009

Jetzt, da ich mich hier in diesem Forum etwas besser auskenne als noch vor einigen Monaten, darf ich die letztjährige Tour genauer beschreiben - sie ist es wert. Auch ein paar zusätzliche Fotos werde ich bei dieser Gelegenheit veröffentlichen.

Ich starte in Kandersteg an der Talstation des Sesselliftes gegen 5 Uhr. Zuerst geht es den Wanderweg hinauf zum Öschinensee (1593m), immer bestens beschildert und markiert; noch vor 7 Uhr erreiche ich dieses erste Etappenziel des heutigen Tages. Es herrscht noch völlige Stille - das wird sich völlig ins Gegenteil verkehrt haben, als ich an diesem Schönwetter-Sommertag nachmittags auf dem Rückweg vorbeikomme! Allmählich werden die Gipfel von Doldenhorn (3643m), Fründenhorn (3369m) und Blümlisalp (3665m) von der aufgehenden Sonne beschienen - wie schön!

Dann geht es am Nordufer des Sees weiter Richtung Underbärgli. Ein ganzes Stück vorher kann man die Untere Fründenschnur recht gut einsehen - mit dem Fernglas schaue ich hinüber und erkenne, daß zwei Bergsteiger bereits jetzt zu früher Morgenstunde in entgegengesetzer Richtung die Schnur begehen. Ich beobachte sie eine Weile, sie gehen zügig und scheinen keine Probleme zu haben. Beruhigend für mich als Alleingänger - so schlimm kann dieser Abenteuerpfad nicht sein, obwohl er in der Frontal-Ansicht schon sehr beeindruckend aussieht.

Ich treffe die beiden Alpinisten kurze Zeit darauf bei der Brotzeit an der oberen Almhütte von Underbärgli. "Ja, geht schon ganz gut, die entscheidenden Stellen sind sowieso mit Fixseilen bestückt", so wird mir mitgeteilt. Es wird sich kurze Zeit später als zutreffend erweisen.

Kurz nach 8 Uhr quere ich, zunächst noch ganz harmlos, südwärts das Wiesengelände zum Beginn der Schnur. Es ist anfangs weder exponiert noch steil - ein Wiesenpfad. Das ändert sich dann aber zusehends - die Wiese fällt nach Westen zum Öschinensee hin immer steiler ab, gleichzeitig wird aus dem Hang ein zwar technisch unproblematisches, aber ausgesetztes Band, das auf eine charakteristische Einbuchtung etwa in der Mitte der Fründenschnur zuleitet, die schon aus der Ferne ganz deutlich zu erkennen ist. Die Schlüsselstelle der Begehung? Sie kommt erst, wie sich noch zeigen wird, hinterher, denn diese Einbuchtung ist mit Fixseilen gut abgesichert und erstaunlicherweise viel weniger kritisch, als es den Anschein hat.

Man beachte zwischendurch auch mal den phänomenalen Blick, den man hinunter auf den Öschinensee und auf die gegenüberliegende Lohnergruppe hat! Wirklich ein Traumpfad, den uns die Natur hier beschert!

Unmittelbar nach der Einbuchtung stehe ich um 8:30 Uhr auf einer Felskanzel - sie sah vorhin vom Wanderweg noch außerordentlich ausgesetzt aus, ist es aber erstaunlicherweise nicht: man kann noch nicht einmal senkrecht hinunter zum Ufer des Sees blicken, dazwischen liegen viele kleine Felsabsätze! Ein Aussichtspunkt par excellence, hier lohnt sich ein kurzes Innehalten, es ist dies vielleicht die schönste Stelle dieses Bandes, sofern man derartige Prädikate überhaupt vergeben kann.

Erst nach dieser Felskanzel wartet die Schlüsselstelle der Fründenschnur mit einer ungesicherten Passage auf: nach einem zunächst noch drahtseilgesicherten Pfadstück folgen etwa 20m des Steiges leicht ansteigend ohne Fixseil, wo es rechtsseitig sehr ausgesetzt zum 200m tiefer gelegenen See hinunter geht. Hier darf nicht passieren - aber es besteht auch keinerlei Veranlassung! Schritt für Schritt setze ich - automatisch höchst konzentriert - einen Fuß vor den anderen.

Nach dieser Passage folgt kurze Zeit später ein schrofiger Absatz, der - wiederum drahtseilversichert - zu ersteigen ist. Das Gelände wird nun leichter - so meint man, aber man täuscht sich: ein letztes Mal folgt auf einen drahtseilversicherten Abstieg ein wieder technisch unschwieriger, aber exponierter und grasiger Abschnitt, der rechts (westseitig) sehr steil abfällt. Danach aber hat man es geschafft: der Steig wird wieder zum Weg und führt über Schrofenhänge ein ganzes Stück aufwärts, um dann nach Westen umzubiegen und hinüberzuqueren zum Aufstiegsweg Richtung Fündenhütte.

Gegen 9:30 Uhr erreiche ich die Vereinigungsstelle der beiden Wege, habe also 1,5 Std für die Begehung der Fründenschnur gebraucht. Dies ist allerdings nicht die reine Gehzeit, da ich unterwegs sehr viele Fotos und Genießerpausen machte; die reine Gehzeit ist mindestens 30 Minuten kürzer.

Was jetzt machen mit diesem angefangenen Schönwettertag? Ich beschließe, noch zur Fründenhütte aufzusteigen. Landschaftlich immer sehr eindrucksvoll und aussichtsreich, steigt man nun wieder ohne jegliche Schwierigkeiten die Hänge "In den Fründen" hinan, wobei man schon recht bald den Fahnenmast der Hütte hoch droben über einen Felsriegel herüberspitzen sieht. Um 11 Uhr habe ich die Fründenhütte (2562m) erreicht. Sie liegt auf einem künstlich eingeebneten Schotterplatz und bietet natürlich ebenfalls eine grandiose Aussicht - speziell an einem schönen Sommertag, wie ich ihn erleben darf! Besonders eindrucksvoll sind die Berge südlich der Hütte - Blümlisalp, Fründenhorn und Doldenhorngruppe. Aber auch der Blick auf die gegenüberliegenden Ketten von Dündenhorn und Bundstock lohnt sich.

Nach längerer Rast steige ich dann wieder hinunter zum Öschinensee, vorbei an vielen malerischen Wasserfällen, die von der Doldenhorngruppe herunterkommen und in wild schäumenden Bächen zum See hinab eilen. Gegen 15 Uhr bin ich wieder drunten in Kandersteg.


Tourengänger: gero


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Kommentare (7)


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alpstein hat gesagt: Fründenschnur
Gesendet am 23. Januar 2009 um 07:06
Bei unserer Wanderung auf die Fründenhütte hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass da ein Pfad rüber führt. Schade, wäre eine schöne Alternative auf dem Rückweg gewesen.
Gruß
alpstein

gero hat gesagt: RE:Fründenschnur
Gesendet am 23. Januar 2009 um 15:40
Hallo Alpstein,
ja, schade, daß Du die Fründenschnur nicht gemacht hast - überaus eindrucksvoll. Solltest dir überlegen, das mal nachzuholen - obwohl die eigentliche Schnur, dieses Grasband hoch über dem Ö.see, nur 30 Minuten reine Gehzeit benötigt. Das sieht übrigens grimmiger aus, als es ist!
Ich bin damals dann auch noch hinauf zur Fründenhütte gestiegen - ein toller Tag.
Übrigens gibt es auch eine "Obere Fründenschnur"; die führt weit oben zum sattel an der Blümlisalp hinauf. Du hast sicher Fotos davon (von der Fründenhütte einfach hinüber nach Osten auf das Massiv der B.alp) - nur bist Du Dir dessen nicht bewußt! Sieh mal genau hin, durch den riesigen Hang führen teilweise Steigspuren hinauf. Vielleicht probiere ich das heuer mal...
Ebenfalls Berggruß, Georg

alpstein hat gesagt: RE:Fründenschnur
Gesendet am 23. Januar 2009 um 16:48
Hallo Georg,

danke für das Feedback. Auf einem der Fotos in meinem Bericht

www.hikr.org/tour/post9005.html

wird die obere Fründenschnur in etwa zu sehen sein. Die Gegend um Kandersteg ist auf jeden Fall einen weiteren Besuch wert.

Viel Spaß noch in den Bergen
alpstein

moonlight4 hat gesagt: Wegbeschreibung zur Fründenhütte
Gesendet am 10. Mai 2009 um 19:06
hallo gero,

ich habe soeben deinen bericht von dieser tour gelesen und muß sagen, ich bin wirklich begeistert !
Begeistert von der Beschreibung dieser Tour und mit den dazu gehörigen Fotos worauf man sehr schön erkennen kann, was auf einen zukommt bei dieser Tour. Wirklich klasse von Dir gemacht !
So etwas macht richtig Spaß zu lesen und ist vorallem auch sehr sehr hilfreich für die, die diese Tour zur Fründenhütte noch machen möchten ! Grade auch wegen der ausführlichen Bebilderung dieser Tour !
Ich bin mal gespannt, welche Touren ich hier noch von dir finde.

liebe Grüße von Susi :-)

Mel hat gesagt:
Gesendet am 11. Juli 2010 um 09:58
hallo gero
bin eben auf diesen bericht gestossen und er hat mich sehr gluschtig gemacht, diese tour auch mal zu machen :-)
vielen dank für die inspiration!
lg
mel

calamus hat gesagt: fründenschnur
Gesendet am 2. Februar 2011 um 01:02
Il me semble que tous les rapports ne présentent pas de la même manière la "sécurité" relative (par temps sec évidemment) de la Fründenschnur. Ma question: est-elle objectivement dangereuse ou faisable en étant attentif ?

gero hat gesagt: RE:fründenschnur
Gesendet am 2. Februar 2011 um 21:02
Hi Calamus,

my French is not good enough, so at first I will answer in German and finally give a French summary:


Mir scheinen die beiden Fragen nicht unmittelbar miteinander zu tun zu haben:

Ich würde die F.schnur eher nicht als objektiv gefährlich einschätzen - Steinschlag beispielsweise sollte kein Thema sein, da man sich meist im unmittelbaren Wandbereich und somit nicht in der Zone möglicherweise herabfallender Steine (weiter aussen) aufhält.

Erhöhte Aufmerksamkeit ist auf alle Fälle notwendig, sie stellt sich aber auf Grund der Ausgesetztheit des Geländes automatisch ein. Wirklich gefährlich würde ich den Steig nicht einschätzen, obwohl man natürlich - wie so oft - auf keinen Fall ausrutschen darf.

Und in diesem Sinne ist Trockenheit unbedingte Voraussetzung - bei Nässe muß ich absolut von der Begehung abraten.

Im übrigen ist die eigentliche F.schnur mit höchstens 30 Minuten Länge relativ kurz - und damit stellt sie die psychische Belastbarkeit auf eine nicht allzulange Probe.


Il me semble que la F.schnur ne soit pas objectivement dangereuse - elle est faisable avec attention augmentée en condition sec et en marcher d'un pas ferme etant absolument libre du vertige.
(C'est juste, tu comprends ?)

Beste Berggrüße, Georg


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