Die untere Fründenschnur zieht etwa 200 m oberhalb des Öschinensees auf einem Grasband dahin. Diesesn sehr ausgesetzten, aber technisch unkomplizierten Steig sollte man nur machen, wenn man absolut schwindelfrei und trittsicher ist - dann aber ist das landschaftlich ein ganz großartiges Erlebnis!
Ich habe die Schnur von Underbärgli Richtung Fründen gemacht - dann hat man die einzige etwas knifflige Stelle - am Ende - aufwärts zu steigen, das dürfte etwas angenehmer sein als abwärts. Im Prinzip ist es aber kein großer Unterschied.
NACHTRAG am 22.02.2009
Jetzt, da ich mich hier in diesem Forum etwas besser auskenne als noch vor einigen Monaten, darf ich die letztjährige Tour genauer beschreiben - sie ist es wert. Auch ein paar zusätzliche Fotos werde ich bei dieser Gelegenheit veröffentlichen.
Ich starte in Kandersteg an der Talstation des Sesselliftes gegen 5 Uhr. Zuerst geht es den Wanderweg hinauf zum Öschinensee (1593m), immer bestens beschildert und markiert; noch vor 7 Uhr erreiche ich dieses erste Etappenziel des heutigen Tages. Es herrscht noch völlige Stille - das wird sich völlig ins Gegenteil verkehrt haben, als ich an diesem Schönwetter-Sommertag nachmittags auf dem Rückweg vorbeikomme! Allmählich werden die Gipfel von Doldenhorn (3643m), Fründenhorn (3369m) und Blümlisalp (3665m) von der aufgehenden Sonne beschienen - wie schön!
Dann geht es am Nordufer des Sees weiter Richtung Underbärgli. Ein ganzes Stück vorher kann man die Untere Fründenschnur recht gut einsehen - mit dem Fernglas schaue ich hinüber und erkenne, daß zwei Bergsteiger bereits jetzt zu früher Morgenstunde in entgegengesetzer Richtung die Schnur begehen. Ich beobachte sie eine Weile, sie gehen zügig und scheinen keine Probleme zu haben. Beruhigend für mich als Alleingänger - so schlimm kann dieser Abenteuerpfad nicht sein, obwohl er in der Frontal-Ansicht schon sehr beeindruckend aussieht.
Ich treffe die beiden Alpinisten kurze Zeit darauf bei der Brotzeit an der oberen Almhütte von Underbärgli. "Ja, geht schon ganz gut, die entscheidenden Stellen sind sowieso mit Fixseilen bestückt", so wird mir mitgeteilt. Es wird sich kurze Zeit später als zutreffend erweisen.
Kurz nach 8 Uhr quere ich, zunächst noch ganz harmlos, südwärts das Wiesengelände zum Beginn der Schnur. Es ist anfangs weder exponiert noch steil - ein Wiesenpfad. Das ändert sich dann aber zusehends - die Wiese fällt nach Westen zum Öschinensee hin immer steiler ab, gleichzeitig wird aus dem Hang ein zwar technisch unproblematisches, aber ausgesetztes Band, das auf eine charakteristische Einbuchtung etwa in der Mitte der Fründenschnur zuleitet, die schon aus der Ferne ganz deutlich zu erkennen ist. Die Schlüsselstelle der Begehung? Sie kommt erst, wie sich noch zeigen wird, hinterher, denn diese Einbuchtung ist mit Fixseilen gut abgesichert und erstaunlicherweise viel weniger kritisch, als es den Anschein hat.
Man beachte zwischendurch auch mal den phänomenalen Blick, den man hinunter auf den Öschinensee und auf die gegenüberliegende Lohnergruppe hat! Wirklich ein Traumpfad, den uns die Natur hier beschert!
Unmittelbar nach der Einbuchtung stehe ich um 8:30 Uhr auf einer Felskanzel - sie sah vorhin vom Wanderweg noch außerordentlich ausgesetzt aus, ist es aber erstaunlicherweise nicht: man kann noch nicht einmal senkrecht hinunter zum Ufer des Sees blicken, dazwischen liegen viele kleine Felsabsätze! Ein Aussichtspunkt par excellence, hier lohnt sich ein kurzes Innehalten, es ist dies vielleicht die schönste Stelle dieses Bandes, sofern man derartige Prädikate überhaupt vergeben kann.
Erst nach dieser Felskanzel wartet die Schlüsselstelle der Fründenschnur mit einer ungesicherten Passage auf: nach einem zunächst noch drahtseilgesicherten Pfadstück folgen etwa 20m des Steiges leicht ansteigend ohne Fixseil, wo es rechtsseitig sehr ausgesetzt zum 200m tiefer gelegenen See hinunter geht. Hier darf nicht passieren - aber es besteht auch keinerlei Veranlassung! Schritt für Schritt setze ich - automatisch höchst konzentriert - einen Fuß vor den anderen.
Nach dieser Passage folgt kurze Zeit später ein schrofiger Absatz, der - wiederum drahtseilversichert - zu ersteigen ist. Das Gelände wird nun leichter - so meint man, aber man täuscht sich: ein letztes Mal folgt auf einen drahtseilversicherten Abstieg ein wieder technisch unschwieriger, aber exponierter und grasiger Abschnitt, der rechts (westseitig) sehr steil abfällt. Danach aber hat man es geschafft: der Steig wird wieder zum Weg und führt über Schrofenhänge ein ganzes Stück aufwärts, um dann nach Westen umzubiegen und hinüberzuqueren zum Aufstiegsweg Richtung Fündenhütte.
Gegen 9:30 Uhr erreiche ich die Vereinigungsstelle der beiden Wege, habe also 1,5 Std für die Begehung der Fründenschnur gebraucht. Dies ist allerdings nicht die reine Gehzeit, da ich unterwegs sehr viele Fotos und Genießerpausen machte; die reine Gehzeit ist mindestens 30 Minuten kürzer.
Was jetzt machen mit diesem angefangenen Schönwettertag? Ich beschließe, noch zur Fründenhütte aufzusteigen. Landschaftlich immer sehr eindrucksvoll und aussichtsreich, steigt man nun wieder ohne jegliche Schwierigkeiten die Hänge "In den Fründen" hinan, wobei man schon recht bald den Fahnenmast der Hütte hoch droben über einen Felsriegel herüberspitzen sieht. Um 11 Uhr habe ich die Fründenhütte (2562m) erreicht. Sie liegt auf einem künstlich eingeebneten Schotterplatz und bietet natürlich ebenfalls eine grandiose Aussicht - speziell an einem schönen Sommertag, wie ich ihn erleben darf! Besonders eindrucksvoll sind die Berge südlich der Hütte - Blümlisalp, Fründenhorn und Doldenhorngruppe. Aber auch der Blick auf die gegenüberliegenden Ketten von Dündenhorn und Bundstock lohnt sich.
Nach längerer Rast steige ich dann wieder hinunter zum Öschinensee, vorbei an vielen malerischen Wasserfällen, die von der Doldenhorngruppe herunterkommen und in wild schäumenden Bächen zum See hinab eilen. Gegen 15 Uhr bin ich wieder drunten in Kandersteg.
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