Winterbegehung des Plattkofels


Publiziert von Simon_B , 7. Februar 2016 um 20:21.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 5 Februar 2016
Hochtouren Schwierigkeit: L
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT2 - Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 900 m
Abstieg: 900 m

Nachdem wir im letzten Jahr um die selbe Zeit, beim Versuch, den Plattkofel mit Schneeschuhen zu begehen, gescheitert waren, wollten wir es dieses Mal mit Schneeschuhen, Steigeisen und Eispickel nochmal versuchen. Die Bedingungen sahen viel versprechend aus. Es gab noch weniger Schnee als im Vorjahr, etwa 15 cm Neuschnee sorgten wenigstens für echtes Winterambiente und es sollte ein sonniger, allerdings windiger Tag werden. Leider bahnte sich bei mir eine Erkältung an, dennoch wollte ich hier nicht verzichten - die Chance einer solchen Tour bietet sich mir nicht jeden Tag.

Mit dem Sessellift fuhren Anne und ich von Saltria bis zur Bergstation an der Williamshütte. Dort starteten wir unsere Tour gegen 10:15. Bei herrlichen Sonnenschein aber kalten Temperaturen erreichten wir ohne Probleme die im Umbau befindliche Plattkofelhütte. Nach ganz kurzer Pause stiegen wir weiter bis zur Flanke des Plattkofels. Hier legten wir ein Depot an und ließen Schneeschuhe und Stöcke da und wechselten auf Pickel und Steigeisen um.

Im Gegensatz zum ersten Winterversuch im letzten Jahr war der Sommerweg nun weitgehend gut zu erahnen, auch wenn es wieder keine anderen Spuren gab. So folgten wir dem Weg in Serpentinen zuerst auf der linken Seite der "Platte" bergauf. In etwa halber Höhe mussten wir nun an geeigneter Stelle eine markante Rinne nach rechts queren. Im Sommer sicher kein Problem, sammelt sich hier jedoch im Winter viel Schnee an und man muss trotz der geringen Schneelage von einer gewissen Lawinengefahr ausgehen. So querten wir die Rinne an einer engen und flachen Stelle im tiefen Schnee. Die Flanke querend ging es nun weiter in Richtung Gipfel. Die letzten etwa einhundert Höhenmeter zum Grat wurde es dabei noch mal steiler. Außerdem befanden wir uns nun in einer windschattigeren Mulde unter dem Grat, wo sich mehr Schnee ansammelte. Der tiefe Schnee reagierte mit jedem Tritt auf verschiedene Art und Weise: Ideal - er war windgepresst und vereist - man sackte nicht ein und mit den Steigeisen hatte man guten Halt. Weniger gut - weicher Pulverschnee - wo man bis zur Hüfte einsank. Am wenigsten gut - der Überraschungsschnee - ein Schritt hielt, der nächste brach ein - dies Alles erforderte nicht nur eine gute Kondition, sondern auch eine hohe Konzentration mit jedem Schritt und eine gewisse Beweglichkeit in den Gelenken. Endlich erreichten wir den stürmischen Grat. Nach einem letzten kurzen schmalen Gratstück und einem Aufschwung schlugen wir gegen 13:30 am Gipfelkreuz des Plattkofels an. Die Kälte und der Sturm zwangen uns zu einer eher kurzen 15 min-Pause. Beeindruckend war diese wilde Winterstimmung, die Tiefblicke in den Kessel zwischen Lang- und Plattkofel und der Fernblick in alle Richtungen. 

Nach der kurzen Erholung konzentrierten wir uns nun auf dem Abstieg. Unglaublich, was Windböen in dieser Höhe für eine Kraft haben - gerade an dem bereits genannten schmalen Gratstück musste ich dem Wind richtig Kraft entgegen bringen, damit ich auf den Füßen blieb. Der Abstieg zog sich dann natürlich noch ein ganzes Stück, aber unsere eigenen Spuren vereinfachten die Sache erheblich. Kurz vor 16:00 erreichten wir schließlich wieder die Williamshütte, wo wir die Tour bei einem Apfelstrudel zufrieden beendeten. Bis hierher hielt sich meine Erkältung noch einigermaßen zurück - die darauf folgenden Tage bekam ich natürlich die Quittung für unterlassene Bettruhe - bereut habe ich es nicht!

Fazit: Bei der relativ geringen Schneelage war die Tour mit Steigeisen und Eispickel  gut machbar. Durch den Schnee muss man jedoch dennoch deutlich mehr Kraft für den Aufstieg aufwenden. Der im Sommer weitgehend ungefährliche Anstieg (hatte ich 1996 schon mal gemacht) bietet im Winter deutlich mehr Anspruch, Kurzweile und an einigen Stellen auch nicht ganz ungefährliche Stellen. Man sollte dabei immer im Auge behalten, dass der Plattkofel grundsätzlich lawinengefährdet ist und sich diesbezüglich genau informieren. Das Panorama könnte man natürlich auch einfacher im Sommer haben - dann müsste man es sich jedoch mit vielen anderen Menschen teilen und das winterliche Ambiente würde auch fehlen.

Tourengänger: Simon_B


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