Ein Traumtag im verschneiten Karwendel! Mit Schneeschuhen vom Achensee auf den Juchtenkopf (1826 m)
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"Herbst bis Heilig Drei König, anschließend Vorfrühling bis Ostern" scheint das Motto dieses Winters zu sein. Es ist Ende Januar, die Amseln singen schon und die Schlüsselblumen verwelken schon wieder. Unsere Voralpen schauen so müde, grau und abgeschrammt aus: ich hab`s einfach nicht mehr ausgehalten! Ich wollte richtige Winteraussichten auf hohe Karwendelberge genießen, die in weißem Schnee gitzern und ich wollte mich auch auf demselben Schnee mit Schneeschuhen zu einem vielversprechenden Aussichtsplatz vorwärtsbewegen.
Am Achensee bin ich schließlich fündig geworden und so soll es heute auf den Juchtenkopf (1826 m) im Karwendel gehen, der mich schon lange interessiert und der mich auch wegen seines schönen Namens gereizt hat. Der Juchtenkopf ist ein vielversprechender Gipfel des langen Schreckenspitzkamms, der genau bei ihm nach Osten zur Seebergspitze hinüberschwenkt. Er steht 150 Hm über dem Pasillsattel und als Eckpfosten garantiert er bei gutem Wetter noch bessere... Aussichten. Ich kenne den Juchtenkopf noch nicht und bin natürlich dementsprechend gespannt!
Der Juchtenkopf kann man auch googeln und landet...
...nicht gerade viele Treffer. Aber einen einzigen, aus dem Spätherbst 2014 stammenden Tourenbericht auf den Juchtenkopf gibt es immerhin schon: bei "Stein und Schnee". Aber dadurch ist dieser latschenbewehrte Eckpfosten des Vorkarwendels noch lange kein Massenziel geworden und im Winter dürfte kaum jemand hinaufgehen: zum Pasillsattel war jedenfalls heute nicht gespurt...
Für mich sieht er auf der Karte dennoch ausgesprochen wintergeeignet aus. Die Hänge sind bis zum Pasillsattel nicht allzu steil und die Latschen auf dem flach 150 Hm ansteigenden Aufweg vom Pasillsattel zum Gipfel werden hoffentlich einigermaßen verschneit sein...
Wegbeschreibung
Die Tour startet am P. in Pertisau. Von dort geht es ausgeschildert auf der im Winter für den Fahrverkehr gesperrten Straße zur Pletzachalm. Ich kann schnell gehen, es geht fast eben dahin. Schöne Blicke zum Sonnjochkamm und zur Lamsenspitze.
An der Pletzachalm sind von weitem die Schilder: „Pasillsattel“ und „Seebergspitze“ zu sehen. Nun nimmt der gelegentlich markierte Wanderweg einen direkteren Weg als die umständlichen Straßenserpentinen. Ich treffe es ganz gut, verhaue mich im Schnee allerdings auch einmal, lande aber bald wieder auf der Straße, viel kann man nicht falsch machen, wenn man die Karte hinzuzieht.
Auf einer Höhe von etwa 1200 m gibt es noch eine Gabelung des verschneiten Forstwegs und ich nehme natürlich den rechten, nach Norden und aufwärts führenden Abzweig. Diese Straße verengt sich nach wenigen Metern zu einem verschneiten Pfad und breite Latschengassen beginnen. Diese führen immer links des auf der Karte so bez. „Mahdgrabens“ gemächlich aufwärts. Zuletzt ein Schwenk nach links und wieder zurück: an einem Hochsitz, den man sich als zu erreichende Landmarke für den Abstieg merken sollte, beginnt die freie Fläche des „Mahdbergls“ zum Pasillsattel anzusteigen. Die Höhe des Hochsitzes ist etwa 1400 m (geschätzt).
Nun im unteren Teil des langen Hangs bequem und im oberen Teil steiler zum Pasillsattel empor. Dort, wo es steiler wird, setze ich es etwas zu direkt an: die dünne Schneedecke dieses Südhangs, auf den die Januarsonne fast im 90° - Winkel einstrahlt, ist jetzt weich und rutschig: das ist heute der anstrengende und auch zeitraubendende Teil dieser Tour. Je früher man da hinaufgeht, desto besser!
Der Pasillsattel ist landschaftlich im Winter sehr schön und am Grat liegt eine Menge Schnee. Der gar nicht so kurze, aber nirgendwo steile Weiterweg zum Juchtenkopf ist heute ein Schneeschuhtraum gewesen. Schöne Buckel über verschneiten Latschen.
Bei besten Aussichten immer vergnüglich über den Harschdeckel hinwegzuwandern: ich denke mir, wie gut, daß ich im Januar hier bin, denn die flache Sonne weicht den tiefverschneiten Grat nicht wirklich auf und der Harschdeckel hält! Schließlich, es zieht sich etwas, ist der ganz freie Juchtenkopf erreicht (siehe Bilder). Ein schöner Gipfel, tolle Aussichten!
Am Rückweg breche ich ein paar mal übel ein und sehe, wie tief das ganze eigentlich unter dem Harsch verschneit ist: erst mal den Körper aufrichten, dann den Fuß ausgraben, dann den in Latschenästen eingeklemmten Schneeschuh bergen, das ganze Procedere…
Das Mahdbergl hinab treffe ich die Serpentinen besser als im Anstieg und zum Schluß geht es im flacheren Teil dirittissima vergnüglich hinab zum Hochsitz. Nach einer Pause folge ich meinen Spuren und erreiche den Pletzachalm- Gasthof, als ich schon Pferde wiehern höre... Ein Cappucino auf der Terasse, eine Zigarette mit der Kutscherin und schon zeichnet sich eine gemütliche Hinausfahrt zum P. in einer Kutsche nach Pertisau ab: es dauert schließlich fast so lange wie zu Fuß, aber es ist einfach so nett. Trampen im Karwendel, das hat was...
Bilanz
Superschöne Schneeschuhtour. Je früher hinaufgehen, desto besser! Erfahrung mit weglosen, winterlichen Unternehmungen, auch, was die Orientierung betrifft, notwendig. Ev.für die Latschengassen im unteren Teil wg. möglicher Vereisung Grödeln mitnehmen (heute wären sie im Rucksack geblieben). Technisch unschwierige SST.
Lawinengefahr?
Nicht im unteren Teil (Straße, Wald) oder nach dem Pasillsattel oben auf dem breiten, flachen Grat.
In den Latschengassen wohl nur bei üppigstem Schnee. Den langen, freien und oben steilen Hang des Mahdbergls hinauf zum Pasillsattel müssen die Verhältnisse aber unbedingt stimmen: siehe also den aktuellen Lawinenlagebericht! Hier ist derjenige vom Tourentag.
-----------------------Info: ----------------------------------------------------------------------
Der Juchtenkopf und sein Name
Der Juchtenkopf in Tirol hat sich erdgeschichtlich sehr viel früher herausgebildet, als sein Name in sprachlicher Hinsicht, doch auch die etymologische Herleitung reicht weiter zurück, als man zunächst vermuten möchte....
Juchten- lederne Bergschuhe werden heute vielfach in Tirol hergestellt und man könnte die kehlige Bezeichnung "Juchten" für hochwertiges, strapazierfähiges Leder zunächst durchaus für tirolerisch halten, doch weit gefehlt: schon im Mittelalter kam über die Ostsee aus Russland weiches, gegerbtes Leder (russ: "jucht") zu uns. Ursprünglich stammt der Begriff aber von dem altiranischen Wort "yuxta" mit der eigentlichen Bedeutung: "Gespann". In einem übertragenen Sinn wurde dann auch Leder "yuxta" genannt, weil immer zwei Lederhäute zusamengespannt in die Gerbfässer gegeben wurden. Also lässt sich auch der Name für den Juchtenkopf über 3000 Jahre bis weit in die vorzoroastrische Zeit zurückverfolgen.
Bliebe nur noch zu klären, was genau der schöne Latschengipfel im Karwendel eigentlich mit dem hier vielverwendeten Juchtenleder zu tun hat...
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Am Achensee bin ich schließlich fündig geworden und so soll es heute auf den Juchtenkopf (1826 m) im Karwendel gehen, der mich schon lange interessiert und der mich auch wegen seines schönen Namens gereizt hat. Der Juchtenkopf ist ein vielversprechender Gipfel des langen Schreckenspitzkamms, der genau bei ihm nach Osten zur Seebergspitze hinüberschwenkt. Er steht 150 Hm über dem Pasillsattel und als Eckpfosten garantiert er bei gutem Wetter noch bessere... Aussichten. Ich kenne den Juchtenkopf noch nicht und bin natürlich dementsprechend gespannt!
Der Juchtenkopf kann man auch googeln und landet...
...nicht gerade viele Treffer. Aber einen einzigen, aus dem Spätherbst 2014 stammenden Tourenbericht auf den Juchtenkopf gibt es immerhin schon: bei "Stein und Schnee". Aber dadurch ist dieser latschenbewehrte Eckpfosten des Vorkarwendels noch lange kein Massenziel geworden und im Winter dürfte kaum jemand hinaufgehen: zum Pasillsattel war jedenfalls heute nicht gespurt...
Für mich sieht er auf der Karte dennoch ausgesprochen wintergeeignet aus. Die Hänge sind bis zum Pasillsattel nicht allzu steil und die Latschen auf dem flach 150 Hm ansteigenden Aufweg vom Pasillsattel zum Gipfel werden hoffentlich einigermaßen verschneit sein...
Wegbeschreibung
Die Tour startet am P. in Pertisau. Von dort geht es ausgeschildert auf der im Winter für den Fahrverkehr gesperrten Straße zur Pletzachalm. Ich kann schnell gehen, es geht fast eben dahin. Schöne Blicke zum Sonnjochkamm und zur Lamsenspitze.
An der Pletzachalm sind von weitem die Schilder: „Pasillsattel“ und „Seebergspitze“ zu sehen. Nun nimmt der gelegentlich markierte Wanderweg einen direkteren Weg als die umständlichen Straßenserpentinen. Ich treffe es ganz gut, verhaue mich im Schnee allerdings auch einmal, lande aber bald wieder auf der Straße, viel kann man nicht falsch machen, wenn man die Karte hinzuzieht.
Auf einer Höhe von etwa 1200 m gibt es noch eine Gabelung des verschneiten Forstwegs und ich nehme natürlich den rechten, nach Norden und aufwärts führenden Abzweig. Diese Straße verengt sich nach wenigen Metern zu einem verschneiten Pfad und breite Latschengassen beginnen. Diese führen immer links des auf der Karte so bez. „Mahdgrabens“ gemächlich aufwärts. Zuletzt ein Schwenk nach links und wieder zurück: an einem Hochsitz, den man sich als zu erreichende Landmarke für den Abstieg merken sollte, beginnt die freie Fläche des „Mahdbergls“ zum Pasillsattel anzusteigen. Die Höhe des Hochsitzes ist etwa 1400 m (geschätzt).
Nun im unteren Teil des langen Hangs bequem und im oberen Teil steiler zum Pasillsattel empor. Dort, wo es steiler wird, setze ich es etwas zu direkt an: die dünne Schneedecke dieses Südhangs, auf den die Januarsonne fast im 90° - Winkel einstrahlt, ist jetzt weich und rutschig: das ist heute der anstrengende und auch zeitraubendende Teil dieser Tour. Je früher man da hinaufgeht, desto besser!
Der Pasillsattel ist landschaftlich im Winter sehr schön und am Grat liegt eine Menge Schnee. Der gar nicht so kurze, aber nirgendwo steile Weiterweg zum Juchtenkopf ist heute ein Schneeschuhtraum gewesen. Schöne Buckel über verschneiten Latschen.
Bei besten Aussichten immer vergnüglich über den Harschdeckel hinwegzuwandern: ich denke mir, wie gut, daß ich im Januar hier bin, denn die flache Sonne weicht den tiefverschneiten Grat nicht wirklich auf und der Harschdeckel hält! Schließlich, es zieht sich etwas, ist der ganz freie Juchtenkopf erreicht (siehe Bilder). Ein schöner Gipfel, tolle Aussichten!
Am Rückweg breche ich ein paar mal übel ein und sehe, wie tief das ganze eigentlich unter dem Harsch verschneit ist: erst mal den Körper aufrichten, dann den Fuß ausgraben, dann den in Latschenästen eingeklemmten Schneeschuh bergen, das ganze Procedere…
Das Mahdbergl hinab treffe ich die Serpentinen besser als im Anstieg und zum Schluß geht es im flacheren Teil dirittissima vergnüglich hinab zum Hochsitz. Nach einer Pause folge ich meinen Spuren und erreiche den Pletzachalm- Gasthof, als ich schon Pferde wiehern höre... Ein Cappucino auf der Terasse, eine Zigarette mit der Kutscherin und schon zeichnet sich eine gemütliche Hinausfahrt zum P. in einer Kutsche nach Pertisau ab: es dauert schließlich fast so lange wie zu Fuß, aber es ist einfach so nett. Trampen im Karwendel, das hat was...
Bilanz
Superschöne Schneeschuhtour. Je früher hinaufgehen, desto besser! Erfahrung mit weglosen, winterlichen Unternehmungen, auch, was die Orientierung betrifft, notwendig. Ev.für die Latschengassen im unteren Teil wg. möglicher Vereisung Grödeln mitnehmen (heute wären sie im Rucksack geblieben). Technisch unschwierige SST.
Lawinengefahr?
Nicht im unteren Teil (Straße, Wald) oder nach dem Pasillsattel oben auf dem breiten, flachen Grat.
In den Latschengassen wohl nur bei üppigstem Schnee. Den langen, freien und oben steilen Hang des Mahdbergls hinauf zum Pasillsattel müssen die Verhältnisse aber unbedingt stimmen: siehe also den aktuellen Lawinenlagebericht! Hier ist derjenige vom Tourentag.
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Der Juchtenkopf und sein Name
Der Juchtenkopf in Tirol hat sich erdgeschichtlich sehr viel früher herausgebildet, als sein Name in sprachlicher Hinsicht, doch auch die etymologische Herleitung reicht weiter zurück, als man zunächst vermuten möchte....
Juchten- lederne Bergschuhe werden heute vielfach in Tirol hergestellt und man könnte die kehlige Bezeichnung "Juchten" für hochwertiges, strapazierfähiges Leder zunächst durchaus für tirolerisch halten, doch weit gefehlt: schon im Mittelalter kam über die Ostsee aus Russland weiches, gegerbtes Leder (russ: "jucht") zu uns. Ursprünglich stammt der Begriff aber von dem altiranischen Wort "yuxta" mit der eigentlichen Bedeutung: "Gespann". In einem übertragenen Sinn wurde dann auch Leder "yuxta" genannt, weil immer zwei Lederhäute zusamengespannt in die Gerbfässer gegeben wurden. Also lässt sich auch der Name für den Juchtenkopf über 3000 Jahre bis weit in die vorzoroastrische Zeit zurückverfolgen.
Bliebe nur noch zu klären, was genau der schöne Latschengipfel im Karwendel eigentlich mit dem hier vielverwendeten Juchtenleder zu tun hat...
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Tourengänger:
Vielhygler

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