SKT Seebergspitze – von Süden und Norden in die Zange genommen


Publiziert von algi , 15. März 2018 um 19:34.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:15 März 2018
Ski Schwierigkeit: WS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1350 m
Abstieg: 1350 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Besucherparkplatz Pertisau beim Eingang ins Pletzach-/Falzthurntal

Die Seebergspitze habe ich schon zweimal im Winter mit Skiern besucht, einmal direkt von Pertisau aus über den Südgrat, und ein andermal via Pasillsattel über den Westgrat. Letztes Jahr bei meiner Wanderung zur Hohen Gans ist der Gedanke gereift, auch mal die NW-Flanke und den N-Grat anzugehen.

Ausgangspunkt ist wieder Pertisau, da mir der Zustieg von Achenkirch, wegen der langen Querung hinüber zur Pasillalm, mit Skiern nicht so lohnend erscheint, außerdem hoffe ich auf Firnverhältnisse bei der Abfahrt vom Pasillsattel. Am besten fährt man mit dem Fahrrad bis zur Pletzachalm ( ist geöffnet ). Beim Blick hinauf in Richtung Pasillsattel kommen mir schon Zweifel, ob diese Tour noch Sinn macht, der Hang sieht schon ziemlich ausgeapert aus. Die Forststraße hinauf zum Schleimsattel sieht aus dieser Perspektive und Entfernung aber noch schlechter aus. Deshalb: Probieren geht über Studieren und los geht’s.

Beim Aufstieg bin ich wirklich überrascht, dass doch noch mehr Schnee liegt als ich vermutet habe, die ausgeaperten Stellen können alle problemlos umgangen werden. Beim Auf- und Abstieg habe ich wegen Schneemangel meine Skier nicht abschnallen müssen. Der Untergrund ist hart gefroren, und da meine Felle noch relativ neu sind, kann ich auch ohne Harscheisen die vielen steilen Passagen hinauf zum Pasillsattel meistern. Leider zieht es ziemlich schnell zu und der Wind hat, wie vorhergesagt, auch ordentlich zugelegt.

Eine kurze pulvrige Abfahrt bringt mich hinab zu den Pasillalmen. Nun führt der Aufstieg durch einen eigentlich herrlichen Lärchenboden bis unter den Sattel am Beginn des Nordgrates zur Seebergspitze. Die fehlende Sonne lässt den Lärchenboden aber leider nicht so zur Geltung kommen, wie ich mir das gewünscht hätte. Zuletzt steil hinauf in den Sattel, die Pulverschneeauflage auf dem harten Untergrund zwingt mich schließlich, wegen fehlender Haftung, die Skier hoch zu tragen.

Den Nordgrat hatte ich bei winterlichen Verhältnissen in mehrfacher Hinsicht unterschätzt.
Die Schneebeschaffenheit wechselt alle paar Meter von hart bis grundlos. Der Ansatzpunkt der großen Wechten ist für mich nur sehr schwer bestimmbar, obwohl ich sehr vorsichtig bin, stecke ich zweimal bis zur Hüfte in Wechtenspalten, unterhalb der Beine gibt es keinen festen Untergrund mehr. Zudem hat der Wind mehrere sehr steile und grieslige Schneegebilde modelliert. Ich überwinde die Dinger in Rampftechnik: Arme möglichst weit oberhalb mind. bis zu den Ellenbogen in den Schnee stecken, nachtreten und hoffen, dass, falls die Füße abgleiten, die „Arm-Anker“ halten, nächste Runde, usw. Glücklicherweise ist nichts passiert, aber ein gutes Gefühl hatte ich bei dieser Art der Fortbewegung nicht gerade, da direkt unterhalb die NW-seitigen Felsabstürze liegen.

Am Gipfel wütet ein Sturm, so dass ich Mühe habe mich auf den Beinen zu halten, also nur schnell ein paar Fotos ablichten und dann schnell wieder zu Fuß runter. Auf halber Strecke zwischen Sattel und Gipfel gibt es noch eine Senke, von der ein NW-seitiger Steilhang zum Lärchenboden hinab zieht. Über diesen Hang schwinge ich anfangs in Bruchharsch, nach Überwindung einer Zone mit Schneerutschen, in Pulverschnee auf hartem Untergrund hinab zu den Pasillalmen. Nun nochmal die gut 100 Hm zum Pasillsattel hinaufspuren, ehe mich die südseitige Abfahrt hinunter zur Pletzachalm erwartet.

Ich bin absolut begeistert, bester Firn bis hinab zu den Loipen, und dazu noch eine durchgehende Schneedecke, was will man mehr an so einem arbeitsfreien Tag.

 

Fazit: schöne Skitour, die man sowohl im Hochwinter als auch im Frühjahr unternehmen kann.
Bei der Begehung des Nordgrates sollte man vor allen Dingen die Gefahr die von den Wechten ausgeht nicht unterschätzen. Wenn man sich beim Hochgehen in der Spurarbeit abwechseln kann, dann sind die letzten Meter wohl auch nicht so mühsam wie bei mir heute.

Viele Grüße

Albert


Tourengänger: algi


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Kommentare (2)


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ADI hat gesagt:
Gesendet am 15. März 2018 um 19:46
Coole Tour....
Da kann man nur gratulieren!
Wird nicht oft gemacht....

Beste Grüsse!

ADI

algi hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. März 2018 um 08:13
Servus ADI,

der Aufstieg direkt am N-Grat ist im unteren Teil nicht ungefährlich. Weiß gar nicht wo der Sommerweg hier empor führt, evt. kann man diesen felsigen Aufschwung auf der rechten Seite großräumig umgehen.

Viele Grüße
Albert


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