Wildmahdspitze und Holzgauer Muttekopf


Publiziert von quacamozza , 26. November 2015 um 09:41.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:31 Oktober 2015
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:15
Aufstieg: 1900 m
Strecke:Hägerau-Hager-Wildmahdspitze-Muttekopf-Vordere Mutte-Hager-Hägerau (21,5 km)
Kartennummer:"die amtliche" Umgebungskarte UK 50-47 1:50 000 Allgäuer Alpen

Die Wildmahdspitze ist ein von weitem unnahbar scheinender Felsgipfel in der Peischelgruppe. Der Gipfel war mal ein "selten besuchter" Berg. Diese Zeiten sind anscheinend vorbei.

Heutzutage ist die Peischelgruppe ein beliebtes Ziel für moderate Bergsteiger, vor allem an schönen Herbstwochenenden. Ich hatte jedenfalls nicht mit so viel Andrang gerechnet. Der erste Aspirant, dem ich später beim Aufstieg wieder begegne (liebe Grüße) ist heute trotz meines frühen Aufbruchs schon vor mir am Start.

Aufgrund des vielen Gerölls ist besondere Vorsicht geboten. Schon auf dem Normalweg sollte der Helm zur Standardausrüstung gehören. Die im AVF angepriesene Alternativvariante über die dunklen Stufen bzw. durch die daneben liegende Rinne ist anspruchsvoll, bis auf die ersten Klettermeter sehr brüchig und alles andere als lohnend.


Der Muttekopf ist im Gegensatz zu den anderen Hauptgipfeln der Peischelgruppe ein Grasberg. Seine Überschreitung kann gut mit der Wildmahdspitze kombiniert werden. Steil ist es allerdings auch hier, und besonders der Weg von Holzgau erfordert neben Kondition und Trittsicherheit zusätzlich noch eine gute Portion Orientierungssinn. Das gilt noch mehr für den Abstieg, falls der dem Tourengänger unbekannt sein sollte.



Zur Schwierigkeit:

Wildmahdspitze: T 4+ und I (Variante: II-III, wegen Steinschlag nicht zu empfehlen)
Muttekopf-Überschreitung: T 4


Zum Zeitbedarf:

Hägerau-Hager: 35 min
Hager-Wildmahdspitze: 1 Std 40 min
Wildmahdspitze-Muttekopf: 1 Std 45 min
Muttekopf-Vordere Mutte: 20 min
Vordere Mutte-Gföll: 1 Std 15 min
Gföll-Hager: 20 min
Hager-Hägerau: 20-25 min



Schaut man in die Literatur und in die bisher veröffentlichten Berichte, so wird immer wieder ein Start in der Neubausiedlung von Hägerau (1107m) vorgeschlagen. In Anbetracht der Tatsache, dass es in der Siedlung keinerlei Parkplätze gibt, das Gebiet nur mittels einer Zufahrtsstraße erreichbar ist, die zu Fuß einen Umweg bis weit außerhalb der Ortsmitte nötig macht und des zeitraubenden Aufsuchens des Wanderwegs ist es empfehlenswerter, gleich in der Ortsmitte an der Kirche oder in der Nebensaison beim nahen Gasthof Schwarzer Adler zu parkieren.


Vom Gasthof Schwarzer Adler noch ein kurzes Stück an der Hauptstraße nach Westen ins "Oberdorf", bis man an der rechten Seite ein gelbes Schild mit der Aufschrift "Hager Höhenweg" sieht. Ein bequemer Wanderweg führt sodann zielsicher Richtung Hager. Später geht es teils auf der Forststraße, teils Abkürzungen ausnutzend, bis zur Hirschquelle (1338m).  Etwas nach links halten, da der Weg hier nicht gut sichtbar ist. Kurz darauf ist der Hager Höhenweg an einer kleinen Jagdhütte (1390m) erreicht.


Jetzt geht's erstmal raus aus der Komfortzone. Der gelbe Wanderwegweiser zeigt die Richtung schräg nach oben auf eine zeitweise bewaldete Geländerippe.  Auf dieser kommt der Kreislauf gut auf Touren. Die Steilheit ist beachtlich. Immer rechts am Waldrand aufsteigen, dort sind rote Markierungen sichtbar, und man kann auch mal eine Verschnauffpause einlegen. 

Auf knapp 1900m wendet sich der nun wieder sichtbare Pfad nach links und führt über eine Grasrippe weiter hinauf. Die verfallene Wildmahdalpe bleibt rechts des Aufstiegsweges. Die Spuren führen an den Gipfelkörper der Wildmahdspitze. Auf einer schon viel beschriebenen Gras-/Schrofenzunge geht es unter die Felsabbrüche. 

Jetzt wird es unheimlich mühsam und steinschlägig. Man sieht stets die roten Markierungen, die allerdings nicht immer an sinnvoller Stelle angebracht sind. Es geht durch viel Geröll unter den Felswänden nach links hinüber, wo schwarze Felsstufen ansetzen. Über diese klettere ich hoch. Von unten kann man nicht erkennen, dass es oben ohne Steine loszutreten nicht geht. Man kann noch so vorsichtig sein. Diese Variante ist nur auf den ersten fünf Metern schön, danach muss man schauen, dass man schnell aus der Geröllrinne raus und Richtung Grat kommt. Prädikat: Nicht empfehlenswert.
Höchste Vorsicht, wenn Bergsteiger oberhalb klettern.

So treffe ich auf dem Grat wieder auf den markierten Weg, auf dem sofort die Felsstufe mit Drahtseilhilfe ansteht. Über Geröll geht es auf den höchsten Punkt der Wildmahdspitze (2489m) und leicht hinunter zum GK und GB.

  
Kurz nach 10 Uhr bin ich der erste, der heute den Gipfel erreicht. Als der Kollege hochkommt, lege ich spontan eine zweite Gipfelpause ein. Bei dem schönen Wetter will man gar nicht mehr weg von hier oben. Gemeinsam steigen wir auf dem Normalweg abwärts, bis sich unsere Wege unter der Felswand wieder trennen. Mittlerweile steigen immer mehr Bergsteiger Richtung Gipfel.


Kaum haben wir uns verabschiedet treffe ich schon die nächsten drei Bekannten, die mich erkennen. Sie waren zunächst auf dem Muttekopf. Genau dieselbe Tour wie ich, nur umgekehrt und mit Start in Holzgau. Die Welt ist echt klein...viele Grüße auch an Euch...nach einigen informativen Worten über den Weiterweg und nettem Austausch steige ich nun Richtung Westgrat des Muttekopfs. Dabei durchwandere ich eine kleine Mulde, bevor es wieder steiler wird. Auch hier sind oft rote Markierungspunkte zu finden. Teilweise führen die allerdings in die Südflanke und weiter zum Normalweg des Muttekopfs. Eine Wegkreuzung habe ich wohl verfehlt bzw. nicht gesehen. Immer Richtung unterer Westgrat ist auf jeden Fall richtig.

Auf dem Westgrat liegt an einigen Stellen Schnee. Von anspruchsvollem Terrain kann aber keine Rede sein. Meine Vorgänger haben gute Trittspuren gesetzt, so dass der Aufstieg selbst im Schnee kein Problem ist. Zu klettern gibt es ohnehin nichts. Meiner Meinung nach ist der Westgrat nicht schwieriger als der Normalweg. Da gibt es ja bekanntlich auch andere Ansichten...

Das GK ist umgefallen und liegt unterhalb des Gipfels auf dem Boden. Außerdem ist die Gipfelbuchkassette leer. Ein trauriger Anblick und recht ungewohnt, auf einem Gipfel für einmal noch scheinbar unversehrte Natur vorzufinden. Ich mache auf dem Muttekopf (2431m) eine lange Rast und beobachte, wie innerhalb einer Stunde sieben Personen auf der Wildmahdspitze zu sehen sind.


Der Abstieg auf dem Normalweg ist zunächst gut zu finden. Nebenbei statte ich noch dem nordöstlichen Vorgipfel (2364m) einen Besuch ab. Als nächster Punkt steht die Vordere Mutte (2122m) auf dem Programm, deren Felsblöcke sich leicht übersteigen lassen.

Nun wird die Orientierung schwieriger. Durch ein Felslabyrinth verläuft die unausgeprägte Spur streng nach links auf die linke der beiden von der Vorderen Mutte hinabführenden Grasrippen. Sehr steil führt das Weglein abwärts. Direkt neben dem Weg kommt man an Lawinenverbauungen vorbei. Auf knapp 1800m zweigen Spuren nach rechts ab. Der Weg geht aber geradeaus über die Gumpegg (1747m) weiter. Kurz darauf zeigt ein gelber Wegweiser die Richtung nach rechts. Es geht für 100 Höhenmeter durch die Lawinenverbauungen durch. Unten am Ende der freien Fläche helfen das GPS und eine gute Karte bzw. der Höhenmesser. Auf ca. 1580m macht der Weg nämlich einen markanten Knick nach rechts (südwärts). Im Wald finden sich wieder rote Markierungspunkte. Hat man diese Stelle hinter sich, ist der Abstieg bis zu den Gföllwiesen (1320m; Bergstation des Holzgauer Skilifts) nicht mehr zu verfehlen.

Über die Wiese hinunter zum Fahrsträßchen (Gföll ca. 1295m). Auf dem Hager Höhenweg schlendere ich nun zurück zu den einzelnen Hütten des Hager. Dabei geht es nochmals gute 100 Höhenmeter bergauf. Schließlich auf dem Aufstiegsweg hinab nach Hägerau.


Im Vergleich zu den anderen Gipfeln der Peischelgruppe ist die Wildmahdspitze am schuttigsten und mühsamsten. Die Peischelspitze ist meiner Meinung nach etwas anspruchsvoller. Der Wilde Kasten schließlich bietet mit seinem Südgrat den lohnendsten und die Ellbogner Spitze den einfachsten Anstieg.  



 

Tourengänger: quacamozza


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Kommentare (4)


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Nic hat gesagt:
Gesendet am 27. November 2015 um 14:37
Tolle Tour! Die Wildmahdspitze steht schon lange auf meiner Liste. Nach deinem Bericht bin ich nun allerdings etwas irritiert. 7 Leute gleichzeitig am Gipfel? Ich dachte immer da gehen im ganzen Jahr nur 15 Leute hoch!?

VG Nico

quacamozza hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. November 2015 um 18:10
Hallo Nico,

wahrscheinlich war es schon ein besonderer Tag. Wochenende, bestes Bergwetter, optimale Verhältnisse...und einige 3er-Gruppen.
Am Muttekopf waren "nur" 5 Leute oben.

Naja, die Peischelgruppe ist im Herbst sicherlich nicht mehr als einsam zu bezeichnen. Wenn man sich im Hochsommer einen abschwitzt hast Du größere Chancen allein zu sein ;-)

Grüßle zurück
Ulf

sven86 hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. November 2015 um 22:28
Hallo Ulf,
Traumhafte Eindrücke, der Bereich fehlt mir auch noch...da freut man sich schon auf den nächsten Herbst!
VG, Sven

quacamozza hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. November 2015 um 23:13
Hallo Sven,

Du weißt ja bereits, wie schön es in der späten Jahreszeit in der Peischelgruppe ist.
Die Runde kann ich Dir sehr empfehlen.

Gruß zurück
Ulf


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