Pizzo dei Torói 2526 m Pizzo d'Era 2618 m Pizzo di Campello 2660 m - Eine wilde Tessiner Triologie


Publiziert von Ivo66 , 12. Oktober 2015 um 20:25.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:12 Oktober 2015
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Pizzo Molare 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1250 m
Abstieg: 1250 m
Strecke:Segno - Brönich - Gana Rossa - Nordostgrat - Pizzo dei Torói - Pizzo d'Era - Bocchetta Gana Rossa - Pizzo di Campello - Bocchetta Gana Rossa - Gana Rossa - Brönich - Segno
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Grosser Parkplatz bei Segno an der Lukmanierstrasse. Nach einem sehr kurzen Tunnel weist ein blaues Schild "P1" nach links (von Olivone herkommend). Gebühr CHF 5.-- pro Tag (Automat)
Kartennummer:1:25'000 Ambrí-Piotta

Die Grathöhe zwischen dem Valle Santa Maria, einem Seitental des Bleniotals einerseits und der Leventina auf der anderen Seite bietet zahlreiche Alpinwandermöglichkeiten und lädt richtig zum Gipfelsammeln ein. Markierte Bergwanderwege sucht man hier oben vergebens, weshalb für Einsamkeit gesorgt ist. Auch heute sind wir weder einem Menschen begegnet, noch haben wir auch in der Ferne welche erblickt.

Die von uns ausgeführte Tour bot wieder mal Tessiner Alpinwandern vom feinsten: Ein wilder Aufstieg durch goldene Lärchen und über verbuschte Hänge ohne jede Anzeichen von menschlichen Begehungen, zerhackte und ausgesetzte Grate gleichermassen und eine unberührte Wildnis, die eher an Kanada oder Alaska erinnerte.

Es ist kalt geworden in den Tessiner Bergen. Die morgendlichen Restwolken hingen hartnäckig über den einsamen Berggipfeln und immer wieder kamen neue Nebenschwaden dazu. Nur wenig blauer Himmel lachte über uns, dafür präsentierte sich die Vegetation umso farbenfroher: Unter den gelben Lärchenwäldern leuchteten die Heidelbeersträucher in warmem Rot, was einen schönen Kontrast zum tristen Grau am Himmel ergab.

Die Aufstiegsroute durch unwegsames Gelände entlang einem Wildbach musste zunächst gefunden werden. Eine Herausforderung war das Überqueren des reissenden Bachs, als wir uns auf der ungünstigeren Seite desselben befanden. Je weiter wir hochstiegen, desto angenehmer, wenn auch steiler wurde das Gelände. Wir wählten für unser erstes Gipfelziel die anspruchsvollere Route mit der Überschreitung des Nordostgrats zum Pizzo dei Torói. Nach harmlosem Beginn wurde der Grat an einigen Stellen sehr ausgesetzt, verbunden mit Kletterstellen im 2. Schwierigkeitsgrad. Der hübsche, der Hauptbergkette etwas vorgelagerte Berg, verfügte nicht einmal über einen Gipfelsteinmann, geschweige denn einen hikr-Eintrag. Seit heute hat er Beides.

Anschliessend lockte der etwas höher gelegene Pizzo d'Era auf der Hauptbergkette, welcher einen schönen Tiefblick in die Leventina bieten würde, wäre da nicht der Nebel gewesen. Schliesslich keimte wieder etwas Hoffnung auf bessere Sicht auf, da die Wolken am Himmel in ständiger Bewegung waren. So beschlossen wir, über den Grat noch den Pizzo di Campello zu besteigen. Die im SAC-Clubführer dafür vorangeschlagenen 30 Minuten von der Bocchetta Gana Rossa, erwiesen sich aber als sehr sportlich - man sollte dafür gegen eine Stunde einplanen (für den Hinweg). Die von uns zunächst als Hauptgipfel ausgemachte Erhebung entpuppte sich dazu lediglich als Zwischengipfel - wir hatten dort erst etwa die Hälfte des Zustiegs bewältigt. 

Auf dem letzten Gipfel für heute verzogen sich dann die Wolkenfelder doch noch etwas und liessen ein paar Blicke auf die weitere Umgebung frei. Es wartete aber noch ein langer, mühsamer Abstieg durch praktisch unberührte Wildnis mit Geröll und hohem, steilem Gras, nach dem wir den Westgrat des Pizzo di Campello im Rückstieg teilweise grossräumig umgingen, um etwas Zeit zu sparen. Auch die Überquerung des Bachs ganz unten glückte wieder mit etwas akrobatischen Einlagen.

Routenbeschreibung:

Segno - Gana Rossa (T3)
Vom grossen Parkplatz folgt man dem Strässchen in Richtung des Weilers Piano und benützt die erste, ausgeschilderte Abzweigung nach links, welche durch Lärchenwald zu den Hütten von Brönich hinaufführt. Man folgt weiterhin einem markierten Weg Richtung Südwesten, den man bald aber verlässt und zunächst weglos rechts des Bachs Ri di Gana Rossa aufsteigt. Man wechselt aber bald die Bachseite, was nicht ganz einfach ist - nur wenige Stellen lassen eine Überquerung überhaupt zu. Auf der linken Seite des Bachs trifft man auf eine deutliche Wegspur. Diese zieht sich bis hinauf zum offenen, wilden Alpgelände bei Gana Rossa.

Gana Rossa - Nordostgrat - Pizzo dei Torói (T5)
Man steigt nun gänzlich weglos in westlicher Richtung die mit Heidelbeer- und Alpenrosenstauden übersähten Hänge auf und peilt den Grat südlich von P. 2320 m an. Der Aufstieg verläuft oben im hohem Gras und ist steil. Nun beginnt die Gratüberschreitung - man steigt zunächst sehr steil über gut gestufte Hänge auf den ersten Aufschwung auf, wo das Gelände flach wird. Auch der nächste Aufschwung lässt sich über einfache Felsen leicht ersteigen.

Vor dem Gipfelaufschwung wird der Grat dann zunehmend ausgesetzter. Einen ersten grösseren Felsaufschwung umgingen wir rechts - in der Folge blieben wir dann auf dem Grat, wo eine Stelle sehr ausgesetzt ist und man auf schmalen Platten steht und sich an der Gratschneide festhält. Zuletzt wichen wir dann auf Pfadspuren - immer noch sehr exponiert - nach links aus. Der Schlussaufstieg zum Gipfel erfolgt dann eher linkshaltend in steilen, aber gut gestuften Gelände, kombiniert aus Fels und Gras.

Abstieg vom Pizzo dei Torói über den Südwestgrat (T4)
Der kurze Abstieg erfordert nur wenig Kletterei im 1. Schwierigkeitsgrad, wobei man einige Felsen auf der Ostseite umgehen kann.

Aufstieg zum Pizzo d'Era (T2-T3)
Auf offensichtlicher Route durch eine Art nur wenig steile Rinne gewinnt man den breiten Grat, dem man gegen Westen über Geröll zum Gipfel folgt.

Abstieg zur Bocchetta Gana Rossa (T3 - T5, je nach Variante)
Der Grat ist an einigen Stellen sehr steil und ausgesetzt. Man kann diese aber auf der Nordseite in Geröll grossräumig umgehen.

Bocchetta Gana Rossa - Pizzo di Campello (T4 - T5, je nach Variante)
Auf offensichtlicher Route folgt man dem Grat über zwei markantere Aufschwünge, der erste, einfach erreichbare Punkt heisst gemäss SAC-Clubführer Motto di Brönich. Der Grat selbst wird in der Folge teilweise ausgesetzt und erfordert immer wieder Kletterei. Einige Felsen können aber auch in der Südflanke umgangen werden - es sind dort teilweise gute Wegspuren vorhanden, das Gelände ist aber durchwegs steil.

Bocchetta Gana Rossa - Gana Rossa (T3+) 
Man steigt von der Einsattelung an den Fuss des Pizzo dei Torói ab und steigt über Geröllhänge, stets nahe der Gratfelsen links ab. Das Gelände ist steil und erfordert ein hohes Mass an Trittsicherheit. Wichtig ist, dass man sich stets in der Nähe des Pizzo dei Torói und dessen Nordostgrat hält. Nach einem Abstieg durch eine breite Rinne bestehend aus Geröll und steilen Grashängen erreicht man die eingangs beschriebene Route, welche ins Tal hinunterleitet.


Tourengänger: Ivo66, Lena


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