Camoghè (Ritóm) 2357 m - Ein wilder Grat in toller Umgebung


Publiziert von Ivo66 , 20. September 2015 um 21:20.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:20 September 2015
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Pizzo del Sole 
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 1350 m
Abstieg: 1350 m
Strecke:Airolo - Madrano - Buco di Ce - Alpe di Lago - Südgrat - Camoghé - abtragen. del Camoghè - Pizzo Tom - Alpe di Lago - Airolo
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Airolo
Kartennummer:1:25'000 Ambri-Piotta

Beim Wort Camoghè denkt man in der Regel zuerst an den höchsten Berg des Südtessins und weniger an dessen Namensvetter hoch über der Leventina. Da die Wetterprognosen heute auch für das Nordtessin schönes Herbstwetter voraussagten, entstiegen wir dem Zug unmittelbar nach dem Gotthardtunnel in Airolo, wo uns unvermittelt ein blauer Himmel begrüsste.

Nie zuvor waren wir im Nordtessin unterwegs; Airolo kannten wir nur von den täglichen Staumeldungen am Radio - und umso mehr waren wir überrascht von der Ruhe und der wunderschönen Berglandschaft, welche hoch über dem Gotthard- Südportal zu einsamen und wilden Bergtouren einlädt. Und dies alles nicht einmal 2 3/4 Zugstunden von unserer Haustüre entfernt.

Ein kühler Nordföhn blies beim Aufstieg durch schöne Wälder, doch die Herbstsonne wärmte angenehm auf. Die Gegend um Airolo erinnert nicht auf den ersten Blick daran, dass man im Tessin unterwegs ist, nicht nur aufgrund der Tatsache, dass die Bergwanderer und Bergsteiger fast ausschliesslich aus dem deutschsprachigen Raum kommen, auch die Landschaft erinnert eher an Graubünden und die typischen Tessiner Steinhütten fehlen weitgehend. Dafür bietet der Schlussaufstieg zum Camoghè über den wilden Südgrat Tessiner Alpinwanderfeeling vom Feinsten: Steile Grasflanken und ein Gelände kombiniert aus geschichtetem Fels und Sträuchern und nicht immer einfacher Wegfindung. Der recht abenteuerliche Aufstieg wurde etwas entschärft durch die Gewissheit des unproblematischen Abstiegs nach dem Gipfel aus der anderen Seite des Bergs.

Das schöne Herbstwetter und die herrliche Nordtessiner Berglandschaft mit vielen Bergseen und wilden Gipfeln lud dazu ein, anschliessend noch den benachbarten und um 4 Meter höheren, aber weniger markanten Piz Tom zu besteigen. Ein lohnendes Unternehmen, hat man von jenem Gipfel doch einen tollen Blick zurück zum Camoghè.

Es duftet überall nach Herbst und die Blätter an den Bäumen beginnen sich allmählich gelb einzufärben; nur die Lärchen brauchen noch einige Wochen für den Farbwechsel. Die Sonne wärmt immer noch angenehm auf und an windgeschützten Plätzchen lässt sich die Stille auch hoch oben immer noch im T-Shirt geniessen.

Routenbeschreibung:

Airolo - Alpe di Lago (T2)
Vom Bahnhof Airolo folgt man den gelben Wanderwegweisern, im Zweifelsfall stets in Richtung "Strada Alta Leventina". In der Folge ist der Bergweg ab Madrano Richtung "Alpe di Lago" ausgeschildert. Die Route folgt zu Beginn für kurze Zeit einem Fahrsträsschen. Bald aber weist ein Schild zum Bergweg in den Wald. Nach kurzem Aufstieg war der Weiterweg durch heruntergestürzte Felsbrocken und Bäume versperrt - die Wegfortsetzung war hier nicht ohne weiteres ersichtlich (20.9.2015). Man kann die Stelle aber links umgehen und gelangt in gleicher Richtung wieder auf den Bergweg, der in der Folge ohne Wegfindungsschwierigkeiten zur Alpe Di Lago hinaufführt.

Alpe di Lago - Camoghè (via Südgrat) T5
Vom Bergsee steigt man weglos in östlicher Richtung immer steiler über Grashänge auf und peilt eine steile grasige Rinne links neben einem markanten, teilweise fast senkrechten felsigen Grataufschwung an. Wir stiegen in gut gestuftem Gelände nicht ganz bis zur Hälfte in der Rinne hoch und verliessen diese dann auf einem schmalen, ausgesetzten, aber gut begehbarem Schrofenbändchen nach rechts, wo wir bis zur Grathöhe aufstiegen. Eine kurze Steilstufe umgingen wir links und in der Folge hielten wir uns stets an den schmalen Grat mit nur geringfügigem Ausweichen in die Flanken in stets steilem Gelände.

Im oberen Teil des Grats sind zwei kurze, fast senkrechte Steilaufschwünge zu bewältigen, wo Grasbüschel und Sträucher als Griffe taugen müssen. Einen Abstieg über diese Route stelle ich mir ziemlich ungemütlich vor.

Camoghè - Btta. del Camoghè (T3)
Man steigt beliebig in mässig steilem Gelände ab. Hin und wieder trifft man auf Wegspuren oder Steinmänner.

Btta. del Camoghè - Pizzo Tom (T3+)
Man folgt mehr oder weniger dem meist wenig ausgeprägten Grat. Unmittelbar vor dem Gipfel ist der Aufstieg sehr steil und etwas ausgesetzt, aber sehr gut gestuft. Man könnte die Stelle aber auch grosszügig links umgehen und zuletzt von links auf den Gipfel gelangen (T3).

Abstieg nach Airolo (T2)
Wir stiegen vom Pizzo Tom zunächst in westlicher Richtung weglos etwas ab und in der Folge über mässig steile Grashänge ziemlich direkt zum Laghetto dell Alpe weiter, wo wir auf die zuvor begangene Aufstiegsroute trafen.

Tourengänger: Ivo66, Lena


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Kommentare (2)


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chaeppi Pro hat gesagt:
Gesendet am 21. September 2015 um 08:04
Der Abstieg vom Camoghè über den Südgrat ist in der Tat ziemlich ungemütlich. Habe das noch bestens in Erinnerung.
VG, Chäppi

Ivo66 hat gesagt: RE:
Gesendet am 21. September 2015 um 19:13
Ja; Deinen Bericht habe ich in der Tourenvorbereitung natürlich gelesen - mein Respekt! Nach uns sind einige Berggänger im Abstieg über den Südgrat umgedreht und wieder zum Gipfel zurückgekehrt...

Herzliche Grüsse
Ivo


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