Rund um das Kaisertal (Teil 4) - Durchs Kaisertal nach Kufstein


Publiziert von Grimbart , 25. September 2015 um 19:07.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Kaiser-Gebirge
Tour Datum:27 August 2015
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 2:30
Aufstieg: 70 m
Abstieg: 960 m
Strecke:ca. 9,5 km
Zufahrt zum Ankunftspunkt:mit den ÖBB nach Kufstein
Unterkunftmöglichkeiten:Vorderkaiserfeldenhütte (DAV)
Kartennummer:Kompass WK-Nr. 09 (Kufstein, Walchsee, St. Johann i. T.); AV-Karte Nr. 8 Kaisergebirge

Am vierten Tag hieß es Abschied zu nehmen vom Kaisergebirge und den landschaftlichen Schönheiten des Kaisertals. Die anstehende Wanderung hinab nach Kufstein wartete neben den Blicken auf die Nordwände des Wilden Kaisers aber auch noch mit anderen nicht vermuteten Reizen auf. Da wäre einmal die 1711 erbaute Antoniuskapelle im mittleren Kaisertal zu erwähnen. Mit der Ellmauer Halt im Hintergrund, wohl eines der begehrtesten Fotomotive. Zur richtigen Stund' verwöhnt aber auch noch die am Ausgang des Kaisertals gelegene „Neapelbank“ den Wandersmann mit unerwarteten Klängen der Kufsteiner Heldenorgel. Und zu guter Letzt entführt die Tischhoferhöhle in die Vergangenheit: Sie stellt Tirols älteste Fundstelle menschlicher Erzeugnisse dar. Die bis zu 28.000 Jahre alten Funde werden heute im Heimatmuseum auf der Festung Kufstein aufbewahrt und ausgestellt. Aber auch in jüngerer Vergangenheit war die Tischhoferhöhle für die Einheimischen von lokaler Bedeutung. So diente sie während der Napoleonischen Kriege den Tiroler Freiheitskämpfern als Versammlungsort und Waffenversteck.

 

Mit einem „local guide“ ausgestattet blieben uns diese kulturellen Zeugnisse menschlicher Siedlungsgeschichte im Kaisertal natürlich nicht verborgen. Dank den launigen Geschichten unseres Kufsteiner Gastgebers war für einen kurzweiligen Abstieg somit schon einmal vorgesorgt.

Zum Wegverlauf gibt’s an sich nicht viel zu sagen, verläuft dieser doch großteils auf unspektakulären Fahrwegen. Lediglich von der Vorderkaiserfeldenhütte hinunter zur Ritzaualm geht das Gefälle ein wenig auf die Knie.

Von der Ritzaualm könnte man über einen Wanderweg den Abstieg hinunter nach Kufstein erheblich verkürzen. Wir wählten aber den langen Weg über den Forstweg, der uns von der Ritzaualm wieder ein gutes Stück talein führte. Bei einer Kehre ging's dann allerdings nicht geradeaus, sondern nach rechts Richtung Hinterkaiserhof, dem ältesten ganzjährig betriebenen Bauernhof im Kaisertal.

Unweit des Hinterkaiserhofs befindet sich auch die 1711 von einem Bauern zu Ehren des Hl. Antonius errichtete Antoniuskapelle. An ihrer Stelle stand früher schon eine kleine – dem Hl. Georg geweihte – Kapelle. Im Altarraum ist daher neben der Figur des Hl. Antonius auch jene des Hl. Georg anzutreffen.

Nach der Antoniuskapelle wandert man der Straße folgend hinaus bis zum „Annatunnel“, der das Kaisertal seit 1. Juni 2008 mit dem Inntal verbindet. Davor war das Kaisertal nur mühsam über 285 Treppen zu erreichen. Und genau an jener Kehre, die den letzten (oder auch ersten) Blick auf Kufstein bereithält, befindet sich die „Neapelbank“, die in Anlehnung an die Redensart „Neapel sehen und sterben“ auf Kufstein umgemünzt wurde.

Zur Mittagsstund' dort angelangt kamen wir dann auch in den Genuss des Orgelspiels der Kufsteiner Heldenorgel. Pünktlich zu Mittag ertönen jeden Tag über Kufstein die Klänge der weltweit größten Freiluftorgel. Die Windbedingungen meinten es an diesem Tag allerdings nicht all zu gut mit uns. Dennoch ließen sich ein paar Lieder identifizieren, so zB. auch das 1809 entstandene Lied „Ich hatt' einen Kamerad“. Kennt man die Entstehungsgeschichte dieses Liedes, das eng verknüpft mit den Tiroler Freiheitskämpfern ist, so ist die Symbolik auch heutzutage noch unverkennbar (auch wenn das Orgelspiel in „offiziellem Sprech“ zum Gedenken an die Gefallenen der beiden Weltkriege stattfindet).

Nach dem Orgelspiel ging's von der Neapelbank wieder ein kurzes Stück zurück zu einer Abzweigung. In steilem Zick-Zack führt ein Steig hinunter zum Kaiserbach. Auf etwa halber Höhe des Abstiegs zweigt dann nach rechts der Weg zur Tischhoferhöhle ab. Die ungefähr 40m lange Höhle wurde in der Steinzeit nicht nur von Menschen, sondern wie Funde von Knochen belegen auch von Bären und anderen Tieren benutzt. Nicht alle davon wurden aber auch vom Menschen erlegt. Höhlenbären waren wohl die „ersten Mieter“.

Nach Inspektion der Tischhoferhöhle ging es nun endgültig hinab in die Klamm des Kaiserbachs. Über eine Brücke aus Beton gelangt man auf die andere Seite. Im Anschluss führt der Steig über zahlreiche Holztreppen wieder steil aus der Klamm hinaus. Dies sind dann auch die letzten zu bewältigenden Höhenmeter. Oben angelangt geht’s dann über einen Fahrweg hinab zur Theaterhütte. Die Veranda unseres „locals“ vorziehend, nahmen wir den vor der Hütte nach links abzweigenden Wiesenweg allerdings unverzüglich in Angriff und verzichteten auf eine Einkehr in der Theaterhütte.

 

Gehzeiten:

Vorderkaiserfeldenhütte – Ritzaualm – Hinterkaiserhof (ca. 1' 10'') – Neapelbank (ca. 50'') – Tischhoferhöhle (ca. 10'') – Theaterhütte – Kaiserlift, Talstation (ca. 30'')


Tourengänger: Grimbart


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