Eine reizvolle Begegnung im Val Tomè


Publiziert von chabarrou , 25. Mai 2015 um 13:25.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum:24 Mai 2015
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Monte Zucchero 
Strecke:Broglio - Bassa di Pertüs - Sornico

Eine schöne Tour vorbei am schönen Lago di Tomeo, die uns leider von einer unsympathischen Begegnung zum Teil vermiest wurde.

Also, gleich zum Unangenehmen: wir haben gegen Erwartung und telefonische Auskünfte (die mit einem vielversprechenden Aufhängen beendet wurden) die neue Tomeohütte offen gefunden. Obwohl die alte Hütte sich noch sehr gut sehen lässt, war der Entscheid schnell getroffen, und wir haben es uns in dem perfekt eingerichteten, mit Panoramafenstern ausgestatteten neuen Bau gemütlich gemacht - und das alleine.

Am nächsten Tag aber kommt die Hüttenverantwortliche mit drei Begleitern hoch, als wir noch am frühstücken sind (übrigens um 10h...). Sichtlich unzufrieden, dass wir in ihr Revier eingedrungen sind, fängt sie gleich an, uns mit Willkommensfragen zu bombardieren begrüssen:
- "Habt ihr die Hütte offen gefunden?" - "Ääh... nein, wir haben uns den Weg mit dem Axt reingeschlagen".
- "Habt ihr euch im Hüttenbuch eingetragen?" - "Es liegt in der anderen Hütte, aber wir machen das noch".
- "Habt ihr von i nostri viveri / unserem Vorrat gegessen"? Mann, erwischt! Wozu leugnen? Ja, wir haben uns tatsächlich eine Rivella und eine Thunfischbüchse einverleibt, wie uns die Preisliste dazu angelockt hat.

Dann bringt uns diese freundliche Gestalt das Hüttenbuch und ein Zettel, wo die "geklauten" Vorräte eingetragen werden müssen. Wir sind noch am frühstücken, gell? Nur damit du dir vorstellen kannst, du lieber Leser, wie angenehmen das alles sich anfühlt.
Ein paar Minuten später kommt einer der Begleiter zu uns mit einem der auszufüllenden Zettel. "Ha, ihr habt schon eins?" ...

Und dann, der Clou: "Das Akku ist/könnte (das habe ich nicht verstanden) ziemlich leer sein... Bis wann habt ihr das Licht benutzt? Um wieviel Uhr seid ihr ins Bett gegangen?", fragt sie ganz schroff - Jetzt weiss ich: das war ein Traum. Ich bin nicht in einer Berghütte, sondern auf der Polizeiwache.

Der Ehrlichkeit halber muss ich sagen, dass die Begleiter - auch der, der uns das Zettel gebracht hat - ganz nett waren. "Von wo seid ihr gekommen? was habt ihr heute vor? Ja, es hat Schnee, aber es sollte gehen..." -> was zivilisierte Wanderer halt sagen.

Da ich schon einen Bericht schreibe, werde ich versuchen, den Rest der Wanderung zu beschreiben. Obwohl es eigentlich nicht viel zu sagen gibt, da der Weg und der Routenverlauf ziemlich einfach sind. Wichtig zu wissen ist, dass momentan im Val Tomè intensiv gearbeitet wird: wenn ich es richtig verstanden habe, soll eine Wasserleitung entstehen und das Wasser vom See ins Tal bringen. Oder so etwas. Was es für die Zukunft dieses wunderschönen Sees heisst, kann ich nicht sagen, aber für den Wanderer, heisst es ca. 45 Min. auf Röhren, um Bagger herum und entlang rot-weisse Bänder laufen zu müssen. Ich kann mir nur vorstellen, wie es da an einem Wochentag ist! Vor und nach der Baustelle ist das Val Tomè aber reizvoll, bestens markiert und bis zur Hütte schneefrei.

Am zweiten Tag sind wir über den Basso di Pertüs nach Sornico Prato gelaufen. Auf der Tomè-Seite findet man Schnee ab ca. 1950 m, der stört aber nicht weiter. Auf der anderen Seite ist der Schnee tiefer und man versinkt nicht selten bis zum Knie in Löcher. Wirklich steil wird es nie, aufpassen sollte man trotzdem: ein Bänderriss kann wehtun. Ab 1850 m ist man wieder trockenen Fusses unterwegs. Ich persönlich habe das Val di Pertüs landschaftlich nicht so lohnend gefunden, was vermutlich daran liegt, dass man lange durch Erlenwälder geht, wobei ich eher der Lärchen- und Tannentyp bin.

Ab M. die Predee braucht man dann noch ca. 45 Min. bis nach Sornico Prato. Der Wanderweg wird zur Forststrasse, welche jedoch durchaus ihren Reiz hat.

Fazit: Gehen! Aber am besten ausserhalb der Saison - die alte Hütte, wo kein Thunfisch zu klauen ist, ist ja das ganze Jahr über offen.

Tourengänger: chabarrou


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