Dent du Chamois - interessanter Aufstieg und "sehr anregende" Gratbegehung


Publiziert von Felix , 17. Mai 2015 um 21:03. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Freiburg
Tour Datum:13 Mai 2015
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-FR 
Aufstieg: 940 m
Abstieg: 940 m
Strecke:Vallée du Motélon, Motélon, Chalet du Chamois - Les Cernielles, P. 981 - La Quartenouda - Groins du Milieu, P. 1349 - Groins dessus, P. 1463 - Les Matseru - Col des Combes - Dent du Chamois - Dent du Chamois, Sommet Est - La Forcla - Le Coula - Les Plans - La Draillarda - Petit Cuâ - P. 1024 - Pinte du Pralet - P. 965 - Vallée du Motélon, Motélon, Chalet du Chamois
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW Charmey - Vallée du Motélon, Motélon, Chalet du Chamois
Zufahrt zum Ankunftspunkt:PW via Charmey, Broc, Unterfahrung Bulle, Autobahn Bulle - Kirchberg, Burgdorf, Lueg und Schwarzenbach nach Wyssachen
Kartennummer:1225

Der sehr empfehlenswerte neue Alpinwanderführer des SAC von Daniel Anker und Zaza beschreibt, in unmittelbarer Nähe unseres superben Logis’, kurz eine „knackige“ Tour auf den mittleren der drei kecken Felszähne - dessen Highlight wird im Büchlein mit „auf dem schönen Grat“ beschrieben; nach unserer Begehung formulierten wir „auf dem schön luftigen Grat“ ;-)

 

Nach einer kurzen Fahrt ins enge, recht wilde, Tal beginnen wir unsere Runde in Vallée du Motélon, Motélon, Chalet de Chamois; erst gemütlich, im Schatten noch, schreiten wir im Wald aufwärts bis zu den von den „süssen“ Schwarznasenschafen bevölkerten Weiden beim Hof Les Cerniettes.

Nach einer weiteren, nun flachen, Waldpassage, wandern wir, kaum Höhenmeter gewinnend, weiter über Weideflächen zu einer nächsten Hütte - noch einmal einer Herde der sympathischen Schafe begegnend.

Kurz danach steigen wir steiler und weglos an bis zu einem Stacheldrahtverhau bei einem kurzen Waldstück, nach welchem wir, wiederum weglos, zum Hof La Quartenouda aufsteigen.

 

Ab hier folgt nun ein längerer Abschnitt an der bereits sehr wärmenden Sonne auf der Alpstrasse via Groins du Milieu hinauf nach Groins dessus. Hier wird nun die Unterlage naturnaher; auf einem Feldweg streben wir der noch nicht bestossenen Alp Le Matseru entgegen; hier rasten wir; bei zunehmenden, leicht kühlem, Wind benutzen wir den Windschatten der Hütte, um uns für den Aufstieg zum Pass, v.a. jedoch auf den Gipfel, zu stärken.

 

Inmitten üppiger Löwenzahnwiesen erreichen wir den Col des Combes, wo nicht unerwartet ein starker, kühler Wind weht - so dass wir möglichst rassig dem in NNW-Richtung verlaufenden Gratrücken zustreben, auf welchem wir weglos auf Weiden dem Waldrand entgegenlaufen. Hier erblicken wir kurz vor dem Waldrand den von poudrieres erwähnten Übergang über den Weidezaun - wir „liegen“ also richtig.

 

Ebenso klar sind im nachfolgenden Waldaufstieg die im Führer erwähnten guten Trittspuren zu erkennen: ein recht deutliches Pfädlein leitet direkt hoch zur Felswand, welche erst etwas abweisend erscheint, bei der Annäherung jedoch ein recht gut gestuftes felsiges Couloir „anbietet“. Zwar noch etwas feucht - und doch einige der Tritte und Griffe nicht sehr stabil - doch insgesamt doch recht unproblematisch zu ersteigen, gewinnen wir bald den gegen W sehr schnittigen Grat; wir jedoch steigen ostwärts auf einem steilen Grashang mit Flueblüemlis weiter hoch. Die Herausforderung auf diesem Abschnitt besteht für uns darin, dass nicht erkennbar ist, ob (und wie) man die nächsten Felswände bezwingen kann, oder ob es Umgehungsmöglichkeiten gibt (und ob dabei Abgründe mental zu bewältigen wären). Nun - mit Zazas Worten: es löst sich alles in Minne auf: wir erreichen ohne grössere Schwierigkeiten das westliche Ende des Gipfelgrates auf einem Grasplateau. Hier frohlocken wir ein erstes Mal; doch erkennen wir sogleich, dass bis zum Hauptgipfel nebst dem abschüssigen Grasgrat es auch einige Felsstufen noch zu übersteigen gilt. Letzteres gelingt dank den hier festen und gutgestuften Felsen recht angenehm; hingegen erhalten wir schon auf dieser Passage einen Eindruck der doch beträchtlichen Ausgesetztheit des Grates - dieser Charakter der Überschreitung wird sich wenig später noch intensivieren …

Doch: rasch stehen wir alsdann auf dem Gipfel des Dent du Chamois - und jubeln; hingegen sind wir erstaunt doch ob der nun einsichtbaren längeren Gratfortsetzung: das Gipfelkreuz erscheint uns noch weit entfernt - und in mir steigen unangenehme Vertigo-Gefühle hoch beim Anblick der linksseitig beinahe senkrecht abfallenden Felswände wie auch der zur Rechten sehr abschüssigen Seiten, welche einen Fehltritt nicht verzeihen würden …

 

Mit der nötigen Vorsicht und gut gewähltem Aufsetzen der Schuhe auf dem oft sehr schmalen Grat bewegen wir uns auf dem schönen Grat (tatsächlich - doch eben teilweise sehr luftig) im Auf und Ab dem Dent du Chamois, Sommet Est, entgegen; eine gut „Trainingseinheit“ fürs Vertigo - insgesamt doch ohne grösseres Schaudern bewältige ich den Grat, welcher vor dem letzten Aufschwung doch „zahmer“ wird, und wo eine Spur im Grasgelände zum Gipfelkreuz hochführt. Die vielen Rückblicke unterwegs zum Hauptgipfel bestätigen uns darin, dass wir einen doch ansehnlich kecken Grat überschritten haben; die Gipfelrast (wenig unterhalb des Kreuzes wegen des doch auch hier unangenehm frischen Windes) geniessen wir mit besten Gefühlen; froh sind wir, kurzfristig diese Tour ausgewählt zu haben.

 

Der nachfolgende Abstieg ist vergleichsweise sehr einfach: ein gutes Weglein, wrw markiert, führt ohne Schwierigkeiten über etwas steilere Grashänge und Waldabschnitte zu den auch hier riesigen Löwenzahnfeldern bis zur Wegweisertafel des Pässchens La Forclaz. Von hier leiten nur schwache Spuren, zwar wanderwegmässig ausgeschildert, über Wiesen hinunter zur Alp Le Coula.

 

Ab hier beginnt nun der längere, vergleichsweise etwas eintönigere, Abschnitt auf dem Alpsträsschen weiter hinunter - immerhin stellen die Felsgrate des Dent du Chamois und des  Dent de Broc doch gute Blickfänge dar. Und zwischen Les Plans, La Draillarda und Petit Cuâ erfreuen uns Dutzende von kunstvoll aufgeschichteten Steinmännern; dessen Künstler gelang es ausgezeichnet, die Balance der oft knapp meterhohen Gebilde herzustellen.

Nach dem letzten dieser Höfe, er mit feinem Schindeldach und aufs Kamin integrierter Solaranlage, gelangen wir auf dem Strässchen bei Le Pralet wieder ins Vallée de Motélon. Wenige Meter bachabwärts erreichen wir die gemütliche Pinte du Pralet, wo wir auf der Terrasse - entgegen der schriftlichen Ankündigung - sogar sehr freundlich bedient werden.

 

Nach diesem kurzen Trinkhalt wandern wir entlang des oft rauschenden und malerischen Ruisseau de Motélon via Vallée du Motélon, P. 965, zurück zu unserem Startpunkt, Vallée du Motélon, Motélon, Chalet du Camois.

 

ñ 1 ½ h bis Col des Combes

 

ñ 1 h bis Gipfelkreuz, Sommet Est

 

ò1 h 20 min bis Pinte du Pralet

 

ò 20 min bis Motélon, P. 928 


Tourengänger: Ursula, Felix
Communities: Freiburg


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