Es ist schon ein Weg für die großen Sünder vor dem Herrn: der überlange und ab der Reiselsbergbrücke nicht mehr geräumte, 11,5 Kilometer lange Fahrweg von Halblech zur Kenzenhütte, der sich im Sommer so locker mit dem Mountainbike oder gar mit dem Wanderbus befahren lässt.
Allenfalls die Spuren des Schneemobils von der Bergwachthütte erleichtern im Winter das mühselige Tiefschneegestapfe. Am besten ist es daher, wenn die Schneehöhe gering ist.
Sollte der weitere Aufstieg ab der Kenzenhütte über den Bäckenalmsattel zum Grubenkopf so wie heute pulvrig und jungfräulich unverspurt sein, sind endgültig eine gute Kondition und viel Kraft im Quadrizeps gefordert.
Wer sich von diesen Rahmenbedingungen nicht abschrecken lässt, erlebt dann allerdings neben der großen Einsamkeit ein landschaftliches Erlebnis der Sonderklasse. Allein der Übergang von den sanften Waldkuppen zu den im Winter sehr einsamen Hochgipfeln der Ammergauer ist schon die Aufstiegsplage wert.
Zur Schwierigkeit:
Die schwierigste Passage ist der Steilhang über dem Bäckenalmsattel. Dieser ist bei guten Verhältnissen mit WT 4 zu bewerten. Schlussaufstieg zum Gipfel WT 3, oben oft große Wächten, die nach Osten überhängen. Bis zur Kenzenhütte leicht.
Außerdem ist die Lawinengefahr zu beachten. Heute sind bei LWS 2 noch zahlreiche kleinere Lockerschneerutsche zu verzeichnen, die zwar nicht lebensbedrohlich sind, aber die Aufstiegsspur verschütten und einen Übertritt zuweilen heikel werden lassen. Dasselbe gilt von der Querung dreier Rinnen über der Kenzenhütte. Das Gelände dort erreicht allerdings nur ein WT 3.
Zum Zeitbedarf:
Stramme 11 Std und 10 min droht das Winterwanderbuch der Allgäuer Alpen an. Das wäre zu dieser Jahreszeit ohne Stirnlampe nicht zu schaffen. Nur gut, dass es selbst bei nicht optimalen Verhältnissen doch nicht so lang ist.
Halblech-Reiselsbergbrücke: 40-45 min
Reiselsbergbrücke-Kenzenhütte: 1 Std 35 min
Kenzenhütte-Bäckenalmsattel: 35 min
Bäckenalmsattel-Grubenkopf: 1 Std 5 min
Grubenkopf-Kenzenhütte: 55 min
Kenzenhütte-Halblech: 2 Std 5 min
Zum Routenverlauf gibt es nicht mehr allzu viel mitzuteilen. Deswegen beschränke ich mich auf die entscheidenden Passagen.
Durch das Halblechtal gibt es zwei Wege. Die Nordvariante ist Teil der Allgäuer Wandertrilogie. Von der Reiselsbergbrücke stehen ebenfalls zwei Möglichkeiten zur Verfügung, eine davon allerdings unmarkiert. Im Winter ist meist nur die Fahrstraße durch das Lobental einigermaßen vernünftig gangbar. An diese halte ich mich konsequent im Auf- und Abstieg, um das Zeitbudget einzuhalten und nicht auf meine obligatorische Stunde Gipfelpause verzichten zu müssen.
Von der Durchschreitung des Bockstalltobels am Ende des Lobentals sollte man bei viel Schnee und/oder Vereisung die Finger lassen und der Fahrstraße weiter folgen. Dasselbe gilt von der Wegvariante, die ab der Wankerfleckkapelle dem Kenzenbach bis kurz vor die Bergwachthütte folgt. Hier kann man viel Zeit verlieren.
Vom Bäckenalmsattel wird nicht direkt aufgestiegen, sondern man überquert die Scharte, dabei eventuell auf der anderen Seite einen Abstieg von einigen Höhenmetern in Kauf nehmen. Dann erst den steilen, vom Sattel unsichtbaren Hang und eine verschneite Felsstufe hoch, anschließend längere Querung nach Osten durch besagtes Lawinenrutschgelände.
Beim Abstieg vom Gipfel im kammnahen Bereich in der Südflanke ist bei tageszeitlicher Erwärmung Vorsicht geboten. Ein Abrutschen mit einer Gleitschneelawine dürfte keinen großen Spaß machen.
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