Von Freiburg auf dem Querweg nach Engen: 100 km Biwak Tour in 2,5 Tagen, Tag 2 Wutachschlucht


Publiziert von jaschwilli , 12. Dezember 2014 um 11:22.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum:31 Oktober 2014
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 2 Tage 8:00
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Strecke:gesamt 101,4 km, 2. 32,6 km; Auf- und Abstieg nur 2. Tag

Teil 1 der Tour ist hier:    http://www.hikr.org/tour/post88075.html

2. Tag meiner 100km Wanderung, heute soll es von Lenzkirch – Kappel hinunter zur Haslachmündung, durch die Wutachschlucht und hinauf nach Blumberg gehen.
Ziemlich steif und vergrätet schäle ich mich aus Schlafsack und Zelt und schlüpfe in die Stiefel, draussen ist alles taufeucht, über der Wiese schwebt ein Nebelschleier, während hinten durch den Wald erste Sonnenstrahlen brechen. Eine wunderschöne Morgenstimmung. Zuerst packe ich den Rucksack, dann baue ich das Zelt ab, schüttele es aus und lasse es noch über einem Ast hängen, auch den Rucksack hänge ich hoch an einen Aststummel. Die Glut von gestern lässt sich nochmals anfachen und so wärme ich mich an meinem kleinen Feuer beim Frühstück. Kaffee vermisse ich jetzt sehr, aber das Extragewicht hätte ich doch nicht schleppen wollen.
Vom Lagerplatz führt der Querweg noch ein Stückchen eben durch den Wald, bevor er steil abbricht hinunter zur Schlucht der Haslach, dabei passiere ich ein malerisch gelegenes altes aufgelassenes Bahnhofsgebäude und ich verpasse irgendwo auch den Abzweig des Querwegs. Als ich die Haslach erreiche, gibt es nur einen Weg, und der führt flussaufwärts, weg von der Wutach. Nach kurzem Kartenstudium steige ich auf der anderen Seite wieder hoch und finde eine monotone Waldfahrstrasse,  kurz vor der Haslachmündung führt dann ein Fusspfad steil hinab. Dieser kleine Umweg hat wahrscheinlich entscheidend dazu beigetragen, die Gesamtstrecke über die 100 km zu hieven!
Die nun folgenden 11 km bis zur Schattenmühle pendelt der Weg beständig zwischen der Wutach und dem oberen Rand der hier noch zahmen Schlucht, sodass entgegen der Erwartung einige Höhenmeter zu bewältigen sind. Einige Male muss der Weg auch weit ausholen, um Quereinschnitte von Zuflüssen zu umgehen. Als ich die Schattenmühle erreiche, ist der Kaffeedurst längst handfesteren Trinkbedürfnissen gewichen und auf einer sonnigen Terrasse mache ich eine kurze Pause. Von hier sind es noch 20 km bis Blumberg und es geht durch den bekanntesten Abschnitt der Wutachschlucht.
Diese Schlucht ist deswegen so spektakulär, weil die Wutach einst ihren Lauf geändert hat. Sie floss zuerst der Donau zu, sehr gemächlich, sind es doch nur 900 Höhenmeter bis zur Mündung im fernen schwarzen Meer. Dies kann man anhand von Geröll in einem heute trocken liegenden Tal rekonstruieren. Durch irgendein Ereignis, sei es Erosion oder ein besonders starkes Hochwasser überfloss die Wutach aber die Wasserscheide zum Rhein hin und stürzte nun auf wenigen Kilometern Luftlinie hinunter zum Rhein auf 300 Meter Höhe – dadurch erhielt die Wutach eine enorme erosive Kraft und schuf diesen so jungen Canyon. An einigen Stellen sieht man, wie lebendig die Schlucht ist und sich verändert, wenn etwa 30 Jahre alte Brücken nur bis zur Mitte des heutigen Flussbetts reichen.
Kurzweilig ist die Wanderung also allemal. Lange Passagen laufen entlang der Schattenseite, der Weg ist hier oft besonders glitschig und feucht, Moose und Flechten zeigen an, dass dies für die ganze Schlucht gilt.
Mit erreichen des Sägewerks und einer Strasse endet dieser Teil der Sclucht und nach einem Tag in diesem engen bewaldeten zweidimensionalen Schlauch freue ich mich über die plötzliche Weite und den Anblick von Wiesen. Durch ein nun etwas weiteres Tal mit Wiesen und Dörfern geht es – mittlerweile etwas zäh und mit Rückenschmerzen – auf Blumberg zu. Ich variiere alle 10 Minuten den Sitz von Schulter und Beckengurt, sodass das Gewicht mal auf dem Becken, mal auf den Schultern sitzt.
Gemeinerweise gibt es nun noch einen knackigen Schlussanstieg auf Blumberg zu, doch erstaunlicherweise geht es bergauf deutlich leichter als in der Mühsal der Ebene.
Kurz vor Erreichen von Blumberg auf einer erdrutschbedingten Umleitung läuten die Glocken der Kirche, für den Wanderer vor dem Etappenziel ein schönes Gefühl.
Zu Blumberg muss man nicht viele Worte verlieren, das ist keine besonders schöne Stadt. Aber einen Gasthof gibt es – mit gutem Essen und einer sehr, sehr freundlichen Bedienung (Franziska).
Wie gestern auch ist es nach dem Essen dunkel und ich laufe zurück zu dem Abzweig des Querwegs, am Friedhof vorbei ins Dunkle. Meine Taschenlampe mit Handaufzug rattert, aber die Markierung des Querwegs ist generell hervorragend, sodass ich auch jetzt keine Orientierungsprobleme habe. Dafür ist der Weg tief lehmig und rutschig, er führt einen Bergrücken hinan, sodass ein Biwak hier nicht möglich ist. Wie schön ist dann aber der Rastplatz oben auf dem Gipfel des Buchbergs??? Zwei Bänke, eine Feuerstelle und zum Übernachten gar eine offene Wetterschutzhütte – da spare ich mir den Zeltaufbau.
Same procedure as yesterday – Brennholzsammeln und ein kleines Feuer machen und den Blick hinunter Richtung Wutachschlucht geniessen, so endet der 2. Tag – mit vernehmlichen Meckern des Rückens, aber Füsse und Knie ohne Probleme.

Zum Höhenunterschied: Ich glaube, der Tracker spuckt im ebenen Gelände falsche Werte aus, es sollen 1900 Höhenmeter gewesen sein. Gleichwohl ist es in der Schlucht ein beständiges Auf und Ab. Ich habe jetzt kursorisch auf 1200 Meter Höhenunterschied geschätzt.

Tourengänger: jaschwilli


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»