Auf den Großen Wilden - Bergsteigen inmitten Allgäuer Wahrzeichen


Publiziert von maxl , 22. September 2014 um 17:01. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:16 September 2014
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Am Ende von Hinterhornbach geräumige und kostenfreie Parkgelegenheit direkt an der Brücke über den tief eingeschnittenen Jochbach
Unterkunftmöglichkeiten:keine

Man glaubt es kaum, es bahnen sich doch tatsächlich ein paar schöne Tage an - wahrscheinlich liegt's daran, dass die Schule wieder anfängt, aber nichtsdestoweniger können der Fabian und ich diese Tage voll auskosten. Wir nehmen uns ein Quartier im schönen Hinterhornbach - den urigen, authentischen Gasthof Adler; hier ist nichts zu spüren von der klinisch reinen Plastik-Wellness-Touristen-Welt, einfach toll! - ein Quartier also, dass deswegen in unser Visier gelangte, da wir insbesondere mit dem Ziel angereist sind, den Hochvogel in die Knie zu zwingen. In erster Linie freilich der Fabian, der Hochvogel ist schließlich sein Lieblingsberg, und einmal im Leben sollte man schon draf gewesen sein, wie er bemerkt hat. Ist dann auch gelungen, wie man in Fabians schönem Bericht erkennen kann! Für mich war's der zweite Besuch dort oben, gestört eigentlich nur durch die Menschenmassen, die dort hinaufpilgern. Nicht nur als einsames Kontrastprogramm, sondern auch, um die Verhältnisse am Hochvogel einsehen zu können, beschließen wir, den ersten Tag auf den Großen Wilden zu steigen, einem dreigipfligen Massiv, umgeben von den markanten Allgäuer Berg-Persönlichkeiten Höfats, Schneck und eben dem Hochvogel. Gleichwohl die Tour auf den Wilden (bis auf den kurzen, nicht obligatorischen Abstecher zum Nordgipfel) keine großen technischen Schwierigkeiten aufweist, sei doch auf die nicht ganz triviale Orientierung an diesem Berg hingewiesen. Bei unsicherer Wetterlage, insbesondere bei Nebelgefahr sollte der Berg tabu sein! Auch bei guten Bedingungen ist der Abstieg nach Hinterhornbach nur mit der gebotenen Aufmerksamkeit zu finden! Als Lohn dafür bekommt man einen exclusiven Gipfel und ein einmaliges Naturerlebnis (das man am Hochvogel in dieser Form vergessen kann) - Steinböcke, Schneehühner, Edelweisse, Bergsteigerherz, was willst Du mehr...?!?

Los geht's also in Hinterhornbach an der kostenlosen Parkgelegenheit bei der Jochbachbrücke am Ende vom Ort. Wir schlendern die Teerstraße zu den letzten Höfen, wo sich das Jochbachtal vom Hornbachtal abzweigt. In ersteres geht's nun hinein, erst über Wiesen, dann den zunächst noch tief eingeschnittenen Bachlauf entlang. Den Abzweig zur Jochspitze lassen wir links liegen, kurz darauf verzweigt sich der Weg wieder, beide Möglichkeiten führen aber in's Tal hinein. Der talaufwärts linke ist eindeutig der bequemere. Nach einer guten halben Stunde erreichen wir die idyllischen Jochbachalphütten (T2), hier endet dann bald der Teil der Tour, der über offizielle Steige führt. Im folgenden sei die günstigste Aufstiegsmöglichkeit beschrieben, die wir aber auch erst im Abstieg entdeckt haben:

An den Hütten sieht man den sperrenden, latschigen Riegel vor sich, der überwunden werden will, um die weite Karstfläche unter den Wilden zu erreichen. Das klappt auf markierten Pfadspuren auch ganz prima, nur muss man diese erst mal finden. Allerdings kann man die Route schon von den Hütten ganz gut einsehen. Knapp hinter den Hütten befindet sich inmitten einer Wiese eine Bank an einem großen Stein (Bild 33). Hier zweigen die zarten Spuren nach rechts im spitzen Winkel ab, und führen zunächst flach durch Wiesen, an markanten kleinen Birken vorbei und schließlich an den Waldrand. Sie ziehen daraufhin in den Wald hinein, werden aber bald dürftiger und verlieren sich teils auch komplett. Steigt man aber am Waldrand auf der logischen Linie weiter auf, stößt man bald auf den rechten Ast einer unten gabelförmigen Geröllzunge (im Bild 33 links oben zu sehen). Diese verfolgt man nun am besten am rechten Rand straight nach oben (im Abstieg gut abfahrbar), die erste Markierung befindet sich (sauber zugewachsen) etwa 50m in Aufstiegsrichtung rechts davon. Einfacher, als diese aufzustöbern, ist es wohl, die Schuttrinne mehr oder weniger bis zum Beginn des Felsriegels zu verfolgen und oben dann nach rechts zu queren. Unterhalb der Felswand stößt man unweigerlich irgendwann auf die üppig markierte Pfadspur, die den Riegel in einer kleinen Rinne überwindet (auch in Bild 33 zu erahnen). Weiterhin folge man diesem bisweilen etwas undeutlichen, aber stets zu erkennenden Wegerl, das sich geschickt durch die Wände mal durch Latschengassen, mal durch Wiesenrampen schlängelt (T3), um schließlich im freien Gelände herauszukommen (andertalb Stunden etwa vom markierten Weg). Obgleich dort oben weitere einzelne Markierungen anzutreffen sind, sollte und kann man sich nicht auf diese verlassen. Die letzte relevante Markierung in Aufstiegrichtung befindet sich am Ende der Latschenzone auf einem kleinen grasigen Absatz (zu erkennen auf Bild 27). Hier ist ein Steinmann und ein von oben gut sichtbarer Punkt, aber diese Stelle MUSS MAN IM ABSTIEG UNBEDINGT WIEDERFINDEN, SONST WIRD'S UNGEMÜTLICH!!!! Das folgende Gelände ist extrem unübersichtlich, zunächst tendenziell noch eher grasig, oben dann eine weitläufige, mond-artige Karstfläche. Wir queren diese geneigte Fläche tendenziell in der Falllinie des Hornbachtals, bis oben eine deutliche Scharte sichtbar wird. Diese peilt man nun an, ein wenig mehr gen Norden haltend. Die Routenführung ist hier beliebig, technisch ist das Gelände durchwegs einfach (T3). Eine gute Stunde seit Verlassen der letzten Markierung erreichen wir die Scharte zwischen dem Südgipfel und dem Hauptgipfel. Zunächst statten wir dem höchsten Punkt einen Besuch ab. Von der Scharte sind's hierauf etwa 10min in nettem, unterhaltsamen Gelände (T4-, wahlweise auch I). Um viertel nach zwölf, also nach gut dreieinhalb Stunden stehen wir nun am höchsten Punkt des Großen Wilden, durchaus zufrieden, muss man sagen!

Jetzt haben wir uns eine Pause redlich verdient, insbesondere natürlich wegs der genialen Blicke zum Hochvogel und zur Steilgrasbastion Höfats. Auf den Übergang zum Hauptgipfel verzichten wir, er ist deutlich anspruchsvoller als der Rest der Tour. Lohnt auch nur, um GK und GB inspizieren zu können. Dafür steigen wir aber nach der ausführlichen Jausn noch auf den Südgipfel (T3+), von welchem man den Kleinen Wilden recht schön einsehen kann. Nach weiterem Päuschen heißt's nun aber Abschied nehmen von diesem tollen, einsamen Ort, nicht zuletzt ziehen schließlich Wolken von Westen heran, und die Nebelgefahr wollen wir minimieren. Zurück geht's einfach durch das Karstgelände, nach einer guten Stunde treffen wir wieder ein bisschen erleichtert auf die Markierung, die uns den Weg retour in's Jochbachtal weist. Weitere 75min brauchen wir für diesen Weg, dann sind wir wieder unten an den Jochbachhütten, wo erst mal die Füße gekühlt werden. Eine knappe Stunde ist's von hier noch nach Hinterhornbach, die wir nun ohne Eile zurückschlendern können - schließlich fallen wir quasi vom Ende der Tour in unser Zimmer, das ist schon auch was schönes! Gute acht Stunden waren wir unterwegs, und die sollte man dringend auch veranschlagen, nicht wegen größerer technischer Schwierigkeiten, sondern wegen der problematischen Orientierung. Ansonsten hat man an diesem Berg aber ein Naturerlebnis der Extraklasse, das schon irgendwie seinesgleichen sucht...!


Tourengänger: maxl, Fabse_94


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Kommentare (4)


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Nic hat gesagt:
Gesendet am 22. September 2014 um 21:31
Klasse Tour! Wie würdest du den Übergang zum Nordgipfel beurteilen? Möchte gern nächstes Jahr über den Nordgrat auf den Großen Wilden. Alternativ euren Anstieg mit Nordgipfel.

VG Nico

maxl hat gesagt: RE:
Gesendet am 23. September 2014 um 01:04
merci! Der Übergang auf den NG ist für Dich sicherlich kein großes Problem - aus der Nähe betrachtet sicherlich ein IIer, gut markiert, schon ausgesetzt, aber durchaus machbar. Über unsere Route bietet der Nordgipfel halt kaum einen zusätzlichen Gewinn - die verlängerte Rast auf dem HG ist da schon eine Option:-)

Kauk0r hat gesagt: RE:
Gesendet am 25. September 2014 um 14:36
Vom Hauptgipfel zum Nordgipfel kommt man auch ohne einen richtigen IIer hin. Die mit verblassenden Punkten markierte Route direkt am Grat dürfte II sein. Allerdings kann man auch aus der Scharte (hier ein größerer Spreizschritt, davor etwas Kraxelei) auf einem Band in die Ostflanke queren und dann eine etwas brüchige Rinne hoch zum Grat (vielleicht I+, teils ordentlich gestuft) und in Kürze zum Nordgipfel.

Nic hat gesagt: RE:
Gesendet am 24. August 2017 um 12:54
Die Variante durch die Ostflanke scheint mir heikler zu sein. Direkt am Grat ist's zwar luftig, aber der Fels ist fest und die Kletterei nicht besonders schwer.


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