"Alter Weg" auf den Ebinger Turm (Schaufelsen)


Publiziert von simba , 26. August 2014 um 13:30.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwäbische Alb
Tour Datum:25 August 2014
Klettern Schwierigkeit: VI (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Sigmaringen ins Donautal. Ca. 3 Km vor Hausen im Tal nach einer Rechtskurve großer Parkplatz links (vor dem Bahnwärter-Häuschen)

Schon lange bevor der Begriff "Highline" zum Outdoor-Jargon zu zählen war, wurde am Schaufelsen im Donautal dem todesmutigen Balancieren (oder eher Hangeln) über dem Abgrund gefrönt, wie man heute im Landesarchiv Baden-Württemberg bewundern kann. Gespannt war das Seil (und nicht die Slackline ;)) zwischen dem Ebinger Turm, einem imposanten, kreuzgeschmückten Felsturm am linken Rand des Schaufelsmassivs, und dem türme- und zackenreichen Albtrauf knapp 15 Meter gegenüber. In Anbetracht des auf dem Bild ersichtlichen Besucherandrangs muss das Erreichen des Felsturms via Seilbrücke ein recht beliebtes Vergnügen zu damaliger Zeit gewesen sein.

Der verrostete Befestigungsring für das Seil auf der Albtrauf-Seite kann heute noch in der letzten Seillänge des "Alten Wegs" auf den Ebinger Turm bewundert werden. Überhaupt ist diese fünf Seillängen zählende Kletterroute heute die einzige Möglichkeit den zerklüfteten Turmgipfeln des Schaufelsmassivs am Ebinger Turm nahe zu kommen. Denn ein Betreten der Felsköpfe ist aus Gründen des Naturschutzes nicht mehr gestattet, weshalb auch nicht mehr der Ebinger Turm selbst, sondern der noch höhere Turm am Trauf den Endpunkt der Route bildet. An schönen Sommerwochenenden steht man an dessen Gipfel nur ca. 30 Meter Luftlinie von den Besuchern der Aussichtsplattform am Schaufels, die diese von der Stettener Albhochfläche einfach erwandert haben, und doch ist jeder Punkt für sich vom anderen her unerreichbar.

Doch nicht nur die Geschichte rund um das Massiv und die Lage der Route an sich sind außergewöhnlich, auch die Kletterei spielt in dieser Liga. Dabei geht es weniger um die Seillängen 1 bis 3 und 5, die mit gut griffiger, steiler und gut gesicherter Riss- und Verschneidungskletterei im unten 6. und oben 5. Grad aufwarten, als die Seillänge Nr. 4: Vom Kopf eines überhängenden Pfeilers unterhalb weiterer Überhänge muss 10 Meter (im 4. Schwierigkeitsgrad) abgestiegen werden. Ein kleingriffiger Quergang (mit dem einzigen Haken der Seillänge, V+) bringt einen hinüber zum nächsten Pfeiler, den man in steiler Risskletterei für 10 Meter ersteigt (Fixkeil + Köpflschlinge + weitere Keilmöglichkeiten), um auf dessen Kopf wieder Stand zu beziehen. Man erhält einen u-förmigen Seilverlauf und eine Seillänge in der der Nachsteiger über die Hälfte hinweg zum Vorsteiger "bestimmt" wird und froh ist, wenn dieser in der Abkletterpassage einige mobile Sicherungen hinterlassen hat.

Der Abstieg erfolgt durch 3maliges Abseilen (30, 45, 25m - 50m-Halbseile), wobei zum Kettenstand auf dem Pfeilerkopf nach der ersten Abseillänge etwas hingependelt werden muss. Beim Abziehen in dieser Abseillänge verhängt sich der Knoten gerne im linken Riss unterhalb des Ausstiegs, weshalb hier auf den Seilverlauf besonders geachtet werden muss. Ansonsten bietet die Abseilerei einen herrlichen Einblick in die Historie des Kletterns am Ebinger Turm, den überall können steile, mit rostigem Altmetall garnierte Linien bestaunt werden.

Im Zustieg ist zu beachten, dass nicht vom Hauptmassiv des Schaufelsens her gequert werden darf, sondern nur der Pfad, der nach ca. 150 Metern vom Parkplatz entlang der Straße in Richtung Hausen gesehen beginnt, erlaubt ist. Zuoberst führt dieser über einen kurzen Klettersteig mit Bügeln und Fixseilen zum Einstieg. Es bietet sich an mit den Rucksäcken bis dorthin aufzusteigen, denn das untere "Rucksackdepot" bietet eher wenig Platz und man landet beim Abseilen ohnehin in etwa 10 Meter rechts des Einstiegs der Route.

Alles in allem bei dem derzeit sehr unsicheren Wetter ein veritabler Ersatz für eine richtige Alpinklettertour!

Material: 50er Halbseile, Klemmkeile und Schlingen (um die gute Absicherung zu ergänzen und insbesondere die Abkletterpassage abzusichern)
Topo: Panico - Donautal
ACHTUNG: Aus Naturschutzgründen (Dohlenbrut) unterliegt der Ebinger Turm einer flexiblen Sperre. Im Oktober darf ab 12 Uhr, im November und Dezember ganztags geklettert werden. Von Januar bis idR Mitte Juli (flexibel) ist das Klettern untersagt, danach wieder erlaubt!

Tourengänger: simba


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