Im Herzen von Italien stellt sich der Gebirgszug des Gran Sasso d'Italia mächtig dem adriatischen Küstenland entgegen. Schroff erhebt er sich aus der Weite des Landes und braucht mit den Alpen keinen Vergleich zu scheuen. Am Schönsten zeigt sich das kleine Gebirge von Isola del Gran Sasso d'Italia, von wo aus die steilen Nordabstürze das Bild beherrschen - allen voran beeindruckt der wilde Corno Grande, unumstrittener Regent des Gran Sasso. Östlich von ihm zeigt sich mit dem Monte Brancastello ein lieblicheres, aber keinesfalls langweiliges Ziel, das nahezu ausschließlich von Süden angegangen wird. Viel lohnender ist allerdings der weite Anmarsch von Norden - hier findet man völlige Einsamkeit und kann in Ruhe den fantastischen Blick hinüber zum Regenten genießen. Eine eindrucksvolle Tour ganz im Banne des Corno Grande!
Die Tour beginnt in der Kehre, wo die Teerstraße von San Pietro nach Macchia di San Pietro in einen Schotterweg übergeht. Auf ihm durch dichten Buchenwald bergan bis zu einer Verzweigung, wo man dem Hauptweg nach links folgt. Nach einer Rechts-, einer Linkskehre und einem relativ geraden Stück verzweigt sich das Sträßchen und man wählt den linken Ast, der in Kehren zu einer Almhütte hinauf führt. Hier tritt man aus dem dichten Wald heraus und erreicht den Beginn des Nordkamms. Der Corno Grande - bisher durch den dichten Wald verdeckt - tritt erstmals in Erscheinung... und wie!
Direkt am Kamm geht's weglos durch Gras steil aufwärts. Ausweichen in die Flanken bringt nichts, am Kamm geht's deutlich besser. Man gewinnt rasch an Höhe, die Ausblicke werden auch immer besser. Zwei unbedeutende Zwischenerhebungen (darunter die Cima delle Fienare) werden überschritten und durch eine Einsattelung geht es an den Gipfelaufbau heran. Stets dem Kamm folgend aufwärts zu einem Vorgipfel, von dem aus sich das Restprogramm zeigt - wie ein Laufsteg leitet der unschwierige Kamm hinüber zum Nordgipfel des Monte Brancastello, von dem der Hauptgipfel mit Gipfelzeichen nur noch einen Katzensprung entfernt ist. Die Aussicht ist gigantisch - vor allem der Kontrast zwischen stark bewaldeter Nord- und scheinbar vegetationsloser Südseite fasziniert. Noch mehr weiß allerdings der nahe Corno Grande die Blicke auf sich zu ziehen - was für ein Berg! Und im Nordosten die Adria... welch eine Aussicht!
Der Rückweg verläuft auf der bereits bekannten Anstiegsroute und hat doch etwas Neues zu bieten - beim Abstieg blickt man stets über das weite Land in Richtung Adria... ein schöner Kontrast zum Corno-Grande-Blick beim Aufstieg!
Schwierigkeiten:
Durch Wald zur Almhütte: T1 (leicht, aber schwer zu finden).
Via Nordkamm zum Monte Brancastello: T3 (völlig weglos, Orientierung ab Beginn des Kamms einfach; relativ steiles Grasgelände).
Fazit:
Eine wunderbar aussichtsreiche 4*-Tour für Freunde der großen Einsamkeit. Hier ist wohl kaum jemals ein Mensch unterwegs, weder ist eine Beschilderung vorhanden, noch gibt es Trittspuren. Der Nordanstieg ist eine Tour der Kontraste: wilder Corno Grande versus weites Land und dicht bewaldete Nord- versus verödete Südseite. Achtung: auf der beschriebenen Tour gibt es keinerlei Möglichkeit, Wasservorräte nachzufüllen!
Mit auf Tour: Delphi.
Kategorien: Abruzzischer Apennin, 4*-Tour, 2300er, T3.
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