Das Einschlafen mit dem Generatorgeräusch war etwas gewöhnungsbedürftig, ging aber irgendwann doch. Ausgeruht und voller Bergtatendrang packten wir den Tag an und stampften in den erwachenden ROTEN Morgen. Das Wetter sollte heute einigermassen - eben wechselhaft - gut bleiben ausser mit prognostiziertem starkenm Wind und der war über die Gräte nicht ohne!
Ich freute mich auf eine Mixed-HT mit Klettereinlagen am Pollux und freudig erkraxelte ich die Kletterpassagen. Ausser bei der Schlüsselstelle (Platte), welche mit dicken Seiltauen entschärft ist, keine grosse Exponiertheit. Daher fühlte ich mich total sicher und hatte kein mulmiges Gefühl in der Magengegend. An der Madonna-Statue angekommen begrüsste uns ein zunehmender, böiger Wind mit einer empfindlichen Frische. Kapuze tief ins Gesicht gezogen und nahe an Flo's Hintern hoch über den Firngrat. Zum Glück kamen Dominik mit Bruno und Thomas auch bald für ein kurzes Gruppenbild und dann husch wieder flott runter!
Die Idee war die Überschreitung zu machen, doch es lag viel zu viel Schnee in den Passagen und es war einfach zu heikel. Beim Ab Klettern waren die stellenweise vereisten, dicken Taue etwas eklig wie auch meine - an einer Stelle - 10 cm zu kurzen Beine. Dafür hat Frau einen Gion der mit kurzem "Füdlihebe" nett behilflich ist ;-).
Unten angekommen warteten wir noch auf unsere zweite Seilschaft und tranken rasch was. Die einladende Castorflanke schaut aus der Distanz wie ein Spaziergang aus, doch weit gefehlt DER braucht doch etwas Puste. Angekommen am Bergschrund lümmelte z igg Minuten eine spanische Seilschaft im Abstieg nervend herum. Wir schlängelten uns geschickt manövriert von Flo um diese "etwas gefährliche" Situation herum und wurden dann auch noch angekeift.
Beim Einstieg zur Gratüberschreitung blies der böige Wind ganz schön heftig. Kurz musste ich Flo sagen, dass es mir nicht mehr ganz so wohl sei. "Ganz ruhig, tief in die Knie, Pickel gut einrammen und kleine Schritte machen - das packst du Nicole" waren seine beruhigenden Worte. Gesagt getan und es ging besser als gedackt und rasch standen wir auf dem höchsten Punkt des Castor! Zum Verweilen war es nicht einladend daher gleich zum Sattel runter der erstaunlicherweise praktisch windstill lag. Somit konnten wir Dominik, Thomas und Bruno bestens zusehen wie sie den Castor überschritten.
Das Wetter schien aufzureissen und enthüllte gar den höchsten Schweizer auf dem ich vor 4 Tagen stand - JA, es erfüllte mich mit Stolz :). Das Monte-Rosa Gebiet öffnete seine Tore. Entzückende Blicke zum Liskamm und nächsten Zielen der Spagetti-Tour...es war einfach nur schön. Wir machten uns auf zum Abstieg zur Rif. Sella. "Wer hat noch nicht genug?" erfragte Flo. "Da hat es noch ein kleiner Gipfel am Weg". Hmmmmm....nö, ohne Wind ja und ich wollte meine Power einteilen.
Dominik übernahm die Seilschaft mit Bruno und Gion. In die Berggeschichtsbücher geht nun die leider erfolglose Überschreitung des Namen gebenden Piz Merde (Perazzispétz P3906) ein. Die Drei kämpften sich noch mindestens 2 Stunden an diesem Piz ab und kamen müde, erschlagen dennoch innerlich jubelnd zur Sella-Hütte zurück mit mindestens 2 Orden hängend an der Bergessiegerbrust - wir waren stolz auf euch! :-))))
Auf den folgenden Tag war das schlechteste Wetter vorhergesagt mit Schneefall welcher dann auch abends einsetzte und über Nacht ca. 20 cm Neuschneebrachte.
....und übrigens gibt es auf den italienischen Hütten nebst leckerem Genepi und Pasta auch WLAN und Steckdosenleisten :-), nur an das Plumsklo muss Mann/Frau sich halt gewöhnen ;-).
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