Tochuhorn über den Nordgrat


Publiziert von RomanP , 12. Juli 2014 um 23:35.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:12 Juli 2014
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   Hopschusee   Hopschu   Simplon   Simplonpass   Sempione   See   Seeli   Pass   passo   col   Bergsee 
Aufstieg: 655 m
Abstieg: 655 m
Strecke:Simplonpass-Hopschusee-Gälmji-Nordgrat-Ostgipfel-Westgipfel
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Auto auf den Simplonpass, Parkplatz beim Hotel Simplonblick Mit dem Öv Postauto ab Brig Bahnhof
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Dito Ausgangspunkt.
Unterkunftmöglichkeiten:Hotels und Restaurants auf dem Simplonpass
Kartennummer:Wanderziel Gipfel Oberwallis, 1289 Brig

Das Warum

Ursprünglich wollten wir bei der Weissmieshütte am Jegihorn klettern gehen, anschliessend von der Almagellerhütte die Weissmiesüberschreitung (wäre unsere erste Hochtour gewesen) machen und dann noch am Dri Horlini klettern.
Da das miese Wetter der vergangenen Tage aber nahezu unsere gesamten Ferienpläne zunichte gemacht hat, betätigten wir uns halt an ungeplanten Orten auf nicht geplanten Pfaden.


So fuhren wir also am Samstag morgen um 7 Uhr in Saas-Grund mit Ziel Simplonpass los, wo wir dann mit Tankstopp um etwa halb 9 Uhr ankamen. Der Wetterbericht sagte bis zum Mittag ein Nebel-Sonne-Gemisch voraus. Das Wetter zeigte sich dann aber eher neblig-wolkenverhangen was uns etwas zögern lies.
Nach kurzem besprechen der möglichen Alternativen entschieden wir uns einfach mal los zu laufen um zu schauen wie sich das Wetter entwickelt.

Die Tour

Gestartet sind wir beim Parkplatz des Hotels Simplonblick. Zuerst ging es zum steinernen Adler, da vorallem Mema diesen endlich mal aus der Nähe sehen wollte. Nach einer kurzen Fotosession wanderten wir auf einem der zig kleinen Pfade weiter Richtung Hopschusee, welchen wir westlich umgingen. Wir gelangten auf die Alp Hopsche, wo schon fleissig gearbeitet wurde. Sie waren dort wohl gerade daran Steine zu zertrennen und dieses Geräusch sollten wir dann auch vom Gipfel wieder hören, aber nur hören denn gesehen haben wir dann Nullkommanichts, dazu aber später.
So wanderten wir auf ansteigenden markierten Bergwegen Richtung Gälmji, wobei wir unterwegs immer mal wieder Halt machten um diverse Tiere zu beobachen bzw. abzubilden.

Besonders zu erwähnen ist hierbei das Alpenschneehuhn. Wir folgen unseres Weges als ich ungewollt eine Handvoll Küken aufscheuchte, was ich aber zunächst gar nicht bemerkte. Mir fiel aber das Weibchen (auf der anderen Seite des Weges) auf, welche mit breiten Flügeln auf uns zu rannte. Da wir dieses Gehabe aber zunächst gar nicht richtig deuteten und keine Anstalten machten den Durchgang zu ihren Küken freizugeben, sah sie wohl ein dass wir doch etwas zu grosse Brocken sind und sie fing an bergauf (in die falsche Richtung!) zu rennen, derweil sich die Küken bereits im hohen Gras versteckt hatten. Wir machten uns dann natürlich sogleich auf, den Weg zwischen Mutter und Kücken freizugeben, was aber die Mutter erst allmählich begriff und auf Irrwegen dann wieder zu ihren Jungen fand.

Angekommen bei der Gälmji, nahmen wir den Weiss-Blau-Weissen Weg, der, nun steiler werdend, in ein paar Kehren auf ein kleines Plateau führt. Anschliessen geleitet der Weg zu einem Schuttfeld. Der direkte Weg auf dieses wurde aber durch ein kleines Schneefeld versperrt, weshalb wir auch den einfachsten Weg auf das Schuttfeld verpassten.
Es führen nicht nur wbw-Markierungen über dieses Schuttfeld, nein es ist sogar ein (kunstvoller) Weg mit Steinplatten angelegt.
Vielen Dank an die Erbauer für diese wohl aufwändige und mühsame Arbeit.
Dank diesem Plattenweg kann man dieses Feld so bequem queren wie sonst wohl nur selten ein Schuttfeld.

Anschliessend an die Querung geht es über einen einigermassen steilen Schroffenhang hinauf wo man nach kurzer Zeit am Einstieg zum Nordgrat steht. (T4- /T4)
Dort angekommen studierten wir nochmals das Wetter, welches sich unverändert wolkig mit immer mal wieder aufkommenden Nebelschwaden zeigte. Wir beschlossen den Grat in Angriff zu nehmen, zumal es noch trocken war und die Meteorologen Regen erst um die Mittagszeit angekündigt hatten (für einmal lagen sie damit sogar Richtig).

Der Nordgrat

Der Nordgrat besteht vornehmlich aus grossen Blöcken, je höher man kommt aber auch aus loserem Gestein.
Grösstenteils ist der Fels fest und zuverlässig, dennoch würde ich den Griffen und (Felstritten) nicht blindlings vertrauen. Es hatte doch ein paar Stellen wo wir plötzlich die halbe Platte in der Hand hielten.
Auf weiten Strecken ist es (auch für uns nicht so geübte) angenehm, anregendes Kraxeln im I-ten Grad, nie sehr ausgesetzt dennoch würde ein Sturz oder Ausrutschen wohl ungut ausgehen.
Es gibt sicher eine, meiner Meinung nach zwei II-er Stellen die es zu klettern gibt, welche aber nicht sonderlich schwierig und auch ziemlich kurz sind.

Im Wanderführer Wanderziel Gipfel Oberwallis wird noch beschrieben dass man einzelne Kletterstellen in der Ostflanke umgehen könnte, doch bin ich derselben Meinung wie der Autor, dass dies keine Vereinfachung darstellt. Das Gelände in der Ostflanke ist steiles Schroffengelände mit eher vielen losen Steinen. Ist man aber absolut sicher im T5/T6 Gelände unterwegs, könnte ein gelegentliches Ausweichen in die Ostflanke durchaus anregend/lohnenswert sein.
Für uns aber war der Grat die sicherere und lohnenswertere Route.


Je höher man am Grat kommt umso mehr legt sich das Gelände und ist man einmal auf dem Ostgipfel, geht es in einem angenehmen ab und auf über schuttiges Gelände auf den Westgipfel.
Da wir noch nicht wirklich erfahrene Alpinwanderer sind, hatten wir doch einen Moment länger als in anderen Berichten und im Führer angegeben. Da wir aber in erster Linie sicher unterwegs sein wollten war das akzeptabel für uns. Kurz nach dem Ostgipfel fing es leicht an zu regnen aber nur so wenig, dass das begehen der Felsen immer noch absolut problemlos war. Angekommen auf dem Westgipfel regnete es zwar etwas stärker, so dass wir die Regenkleidung montierten, da der Abstieg aber absolut unproblematisch ist, beunruhigte dies uns nicht.
Schade war nur das just in dem Moment, als wir auf dem Hauptgipfel standen und die eigentlich tolle Aussicht geniessen wollten, von allen Seiten Nebelschwaden heraufzogen, so dass wir absolut nichts sahen. Einzig die Geräusche des Steintrennens der Arbeiter auf der Alp Hopsche hörten wir sehr gut.
Infolge des einsetzenden Regens und des fehlenden Panoramas hielten wir die Gipfelrast kurz, ein paar Schlucken Tee und ein Riegel und wir machten uns wieder an den Abstieg. (T5 II)

Der Abstieg

Vom Westgipfel führt ein rwr-Markierter Wanderweg über die breite Grasschulter hinab Richtung Undre Rossusee. Wir verliessen aber den Gratrücken sobald als möglich über die teils steilen Grashänge Richtung Süden. Wir wanderten Querfeldein über weite Grashänge bis wir wieder auf Pfade kamen die uns an die Vergabelung führten wo wir im Aufstieg rechts weg Richtung Gälmji abzweigten. Wir wanderten auf demselben Weg zurück zum Hopschusee umliefen diesen aber auf der Nordseite und kamen so wieder zurück zum Parkplatz.

Das Fazit

Die Tour hat uns sehr gut gefallen, die Kraxelei war schön und auch das Gebiet um den Simplonpass empfanden wir als sehr hübsch und abwechslungsreich.
Auch bin ich sehr zufrieden, glücklich und etwas stolz, da es für Melanie alias Mema die erste Ü T3+ Tour war und dann gerade ein T5 II. Da die Tour wirklich problemlos gemeistert wurde darf ich wohl davon ausgehen dass es von uns bald noch mehr Berichte von Touren in solchem Gelände zu lesen geben wird.


Tourengänger: RomanP, Mema


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