Durchs blumenreiche Fatlar zur Niederelbehütte


Publiziert von Grimbart , 5. Juli 2014 um 18:28.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Verwallgruppe
Tour Datum: 3 Juli 2014
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Paznaun   A 
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 1240 m
Abstieg: 1200 m
Strecke:Kappl, Nederle - Ulmich - Fatlar - Kappler Kopf - Niederelbehütte - Untere Seßladalpe - Ruhesteinkapelle - Kappl, Dorf
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit den ÖBB nach Landeck-Zams, weiter mit der Buslinie 4240 (Paznauntalbus) nach Kappl, Nederle oder Kappl, Ulmich-Brücke.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit der Buslinie 4240 von Kappl, Dorf, nach Landeck-Zams, Bahnhof.
Unterkunftmöglichkeiten:Niederelbehütte (DAV)
Kartennummer:Kompass WK-Nr. 41 oder 42 (Verwallgruppe/Silvretta bzw. Landeck/Nauders/Samnaungruppe)

Über den Vorarlberger Tellerrand geblickt reizte mich diesmal eine Bergtour hinter dem Arlberg. Beim Schmökern in meinen zahlreichen Wanderführern wurde ich auf die Rundtour durchs Fatlar zur Niederelbehütte aufmerksam. Angepriesen wegen seiner üppigen Alpenflora schien mir diese Bergtour im mir noch von Kinder- und Jugendtagen bekannten Paznaun zu dieser Jahreszeit besonders reizvoll.

 

Mit der ersten Railjet-Verbindung ging es in aller Früh über den Arlberg nach Landeck. Kurz vor 7:30 Uhr dort angekommen wartete am Bahnhofsvorplatz bereits der Paznauntalbus für die Weiterfahrt nach Kappl. Als Startpunkt wählte ich den Kappler Weiler Nederle.

Von der Haltestelle in Nederle folgt man für wenige Minuten der Paznauntalstraße talein, bis rechterhand das Anliegersträßchen nach Ulmich abzweigt. Diesem folgt man hinauf bis zur Pension Alpenheim. Dort scharf nach links in eine kleine Gasse und bald einmal sehr steil an einer Tennausfahrt vorbei durch Wiesen und lichten Wald hoch zu einer kleinen Kapelle. Der teils kniehohe Pflanzenbewuchs im Zusammenspiel mit den Regenfällen des Vortages sorgte dafür, dass meine Hosen knieabwärts vollkommen durchnässt waren als ich bei der kleinen Kapelle ankam. Abzippen kam aber nicht in Frage, die Aufgabe der Trocknung sollte der Sonne zukommen; und die ließ mich auch nicht im Stich.

Von der Kapelle verläuft der Weiterweg nach links durch aufgelockerten Wald bis zu einem kleinen Bach, der gequert werden muss. Gleich nach Querung des Baches ist aufgrund des schmalen Steigleins und des dichten Gräser- und Pflanzenbewuchs in dem abschüssigen Gelände bei Nässe Vorsicht geboten. Das Steiglein weist auf wenigen Metern lediglich Fußbreite auf. Danach legt der Steig deutlich an Steilheit zu und führt im Zick-Zack durch den Wald hoch bis zu einer kleinen Lichtung mit einer alten verfallenen Heupille. Ein Holzbänklein am Wegesrand lädt zur Verschnaufpause ein. Gegenüber ragt bereits die formschöne Pyramide der Vesulspitze in den Himmel.

Nach der Lichtung wendet sich der Steig – nun in mäßiger Steigung – dem aus dem Fatlar abfließenden Alschnerbach zu. Das Rauschen des Baches bereits hörend, nähert man sich der Waldgrenze und den unberührten Bergwiesen des Fatlars. Den Rugglekopf und die Rugglespitze vor Augen wandert man ab der Waldgrenze auf schmalem Steiglein hoch zu einem ersten Absatz. Den rot-weiß-roten Markierungen folgend steigt man nun über die üppigen und blumenreichen Bergwiesen hoch zum kleinen Riepasee. Mittlerweile zeigt sich auch der namensgebende Gipfel im Talschluss, die mächtige Fatlarspitze. Die zahlreichen im Gelände verteilten Steinfundamente und Mauerreste zeugen noch von der ehemaligen Nutzung der Bergmähder im Fatlar.

Der Steig selber führt oberhalb des glasklaren Riepasees vorbei. Ich ließ es mir jedoch nicht nehmen auf einem kleinen Pfad zwischen Alpenrosen zu dem kleinen See abzusteigen. Das Blockgelände im Umkreis des Sees bot nach gut 2¼ h Aufstieg die idealen Voraussetzungen zu einer ersten Verpflegungsrast. Der Blick in die frisch verschneiten Gipfel der Samnaungruppe tat ihr Übriges.

Nach gut 20 Minuten Pause an diesem idyllischen Fleckchen stieg ich wieder hinauf zum Wanderweg und auf diesem hinein ins Fatlar. Ein wenig ungewöhnlich fand ich auf einmal die Stille. Hatte man bis zum Riepasee noch das Rauschen des Alschnerbachs in den Ohren, war nach dem Riepasee auf einmal kein Plätschern mehr zu hören. Dort wo der Bach rauschen sollte, erstreckte sich ein riesiges Geröllfeld. Im Talschluss war der Gebirgsbach aber zu erkennen, er musste also doch irgendwo im Talboden fließen? Des Rätsels Lösung offenbart sich später. Vor dem Geröllfeld versickert der Alschnerbach und fließt im Untergrund weiter, bis er beim Riepasee wieder ans Tageslicht gelangt.

Auf einer Höhe von etwa 2.100m wendet sich der Steig nun dem rechterhand aufsteilenden und üppig bewachsenen Hang zu. In mehreren Serpentinen überwindet man diese Steilstufe bis man die Bergmatten unterhalb des Seßgratjochs erreicht. Nun zwischen Alpenrosen und in angenehmer Steigung über die grünen Matten hinüber zum nahen Seßgratjoch mit seinen zwei Materialseilbahn-Hüttchen.

Die Niederelbehütte zum Greifen nahe wartete vor der Einkehr noch der Kappler Kopf. Diesen erreicht man in einer guten ¼ Stunde. In leichtem Auf und Ab wandert man über den breiten Kamm hinüber zum Gipfelkreuz. Die Aussicht übers Paznaun und in die Samnaungruppe ist jedenfalls lohnenswert. Bekannte Silvrettagipfel wie das Fluchthorn und der Piz Tasna runden das Panorama ab. Blickfang Nummer eins ist jedoch die unvergleichliche Vesulspitze. Im Westen und Norden beeindrucken die Fatlarspitze und die Seßladgruppe. Von einer ganz ungewohnten Perspektive zeigt sich der Regent des Verwalls, der Hohe Riffler: Er wirkt eher schmächtig als wuchtig, geradezu ein wenig schüchtern reckt sich sein Gipfel gegen das Azur des Himmels.

Auf gleichem Weg gings wieder zurück zum Seßgratjoch und in Serpentinen hinunter zur Niederelbehütte. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, das ich in meinem Zeitplan war. Es bestand also kein Grund zur Eile und so ließ sich die Aussicht in die Samnaungruppe bei einem Radler in aller Ruhe genießen. Trotz der Nähe der Kappler Bergbahnen (Anm.: die Niederelbehütte kann von der Diasalpe in gut 2¼ h über den Kieler Weg erreicht werden) hielt sich der Andrang an diesem Tag in Grenzen (an Wochenenden und zur Hauptsaison wird das aber wohl anders sein).

Für den Abstieg nach Kappl durch das Seßladtal hatte ich 2¼ Stunden veranschlagt. Kurz vor 14 Uhr brach ich dann schließlich auf. Der Steig führt von der Niederelbehütte hinunter zum nahen Seßsee (Anm.: der Karabschluss mit der kecken Rugglespitze ist ein ideales Fotomotiv), über den aus dem Seßsee abfließenden Seßladbach hinüber an den Rand der Steilstufe und im Zick-Zack neben dem schäumenden, in Kaskaden über die Steilstufe hinabstürzenden Seßladbach hinab zu einer Wegverzweigung. Hier hält man sich rechts und wandert durch ein schier endloses Meer an Alpenrosen – den munteren Seßladbach stets zur rechten – hinunter zu einem Alpweg. Die Kehren des Alpweges abkürzend achtet man auf die rot-weiß-roten Markierungen, die schmale Bergwege durch Alpenrosenhänge als Alternative zum eintönigen Fahrweg anbieten.

Wieder auf dem Alpweg angelangt wandert man schließlich auf diesem in einer Schleife hinunter zu einer Brücke und über diese hinüber. Im Anschluss geht’s entlang des rauschenden Seßladbachs hinaus zur Unteren Seßladalpe. Nach einer Kehre versäume man nicht die Abzweigung hinab nach Kappl. Ein gelber Wegweiser an einem einzeln stehenden Baum weist den Weg nach rechts. Der Steig führt nun über Alpgelände am Hang entlang unterhalb des Waldes talwärts. Über Stock und Stein und zwischen bereits verblühten Alpenrosen und Zwergsträuchern erreicht man schließlich hoch über dem Seßladbach den Wald. Durch den aufgelockerten Wald weiter bergab und schließlich sehr steil auf schmalem Steig im Zick-Zack hinunter zu einer Forststraße. Hier nach links und abermals über den Seßladbach. Auf der Forststraße nun talauswärts und in zwei Kehren hinab zur Ruhesteinkapelle.

An dieser vorbei und in der folgenden Kehre geradeaus wandert man in Richtung Kappl durch den Wald. Schließlich auf einem rechts abzweigenden Waldpfad unterhalb der Dias-Seilbahn hindurch (Anm.: wenn man dem Forstweg treu bleibt muss man eine kurze Gegensteigung in Kauf nehmen) und der Kappler Weiler Egg ist erreicht. Nun auf der asphaltierten Straße – an der Bushaltestelle „Eggerweg“ vorbei – bis zu einem Schuppen mit dem Hinweisschild „Abkürzung Dorfzentrum – 3 Minuten“. Hier rechts von der Straße ab und in einer Kehre hinunter zur Kirche von Kappl.

Da ich im Abstieg doch schneller als veranschlagt war überbrückte ich die Wartezeit auf den Bus im nahen Dorfcafé. Im Bus waren zunächst nur Stehplätze zu vergeben. Erst ab See hatte sich dann der Bus geleert. Am Bahnhof von Landeck angelangt war dann Klamottenwechsel angesagt. Und auch der Hohe Riffler zeigte sich wieder so wie gewohnt: erhaben und mächtig mit dem Flirscher Ferner.

 

Gehzeiten:

Kappl, Nederle – Ulmich – Riepasee (ca. 2' 10'') – Seßgratjoch – Kappler Kopf (ca. 1' 15'') – Seßgratjoch – Niederelbehütte (ca. 20'') – Untere Seßladalpe (ca. 50'') – Ruhesteinkapelle (ca. 40'') – Kappl, Dorf (ca. 30'')


Tourengänger: Grimbart


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

WS-
29 Jun 15
Drei Gipfel über der Niederelbehütte · Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II
T2
14 Sep 19
Kreuzjochspitze (2919m) · Tef
II
14 Jul 15
Zwei Klettergipfel über der Kieler Wetterhütte · Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II
T2
13 Aug 17
Von der Diasalpe zum Seßsee · Grimbart
T4 II
T6- II
21 Aug 21
Rugglespitze (Westgipfel) · Plauscher
T4
26 Aug 07
Saumspitze (3039m) · belvair
T2
7 Jul 15
Kappler Kopf 2'404m · stkatenoqu

Kommentar hinzufügen»