Vom Söllereck über 10 Gipfel zur Mindelheimer Hütte - 2 Tage über dem Kleinwalsertal


Publiziert von Andy84 , 11. Juli 2014 um 17:38.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum: 8 Juni 2014
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   D 
Zeitbedarf: 2 Tage 11:00
Aufstieg: 2300 m
Abstieg: 2580 m
Strecke:34 km
Unterkunftmöglichkeiten:Fiderepasshütte, Mindelheimer Hütte
Kartennummer:AV BY2 Kleinwalsertal Hoher Ifen, Widderstein

Das wunderschöne Wetter am Pfingstwochenende wollten wir für eine gemütliche 2 Tagestour in unseren heimischen Allgäuer Alpen nutzen.
Im Gebiet um das Fellhorn waren wir im Winter einige Male mit den Tourenski unterwegs, jetzt sollte es dann doch auch mal im Sommer hierher gehen. Das die Runde größtenteils nicht allzu ruhig werden wird war uns klar, kein Wunder wenn am Söllereck, am Fellhorn und an der Kanzelwand Seilbahnen unzählige Touristen nach oben befördern, wobei ich gestehen muss das auch wir heute einen kurzen Abschnitt mit der Seilbahn zurücklegten. Bei angekündigten 35 Grad an diesem Samstag kann man sich das auch mal eingestehen.

Los geht's am Parkplatz der Söllereckbahn, mit der wir dann die 300 Meter bis zur Bergstation zurücklegen. 10,50 € für eine einzelne Bergfahrt sind aber schon eine richtige Frechheit, aber zum Glück ist das ja heute eine Ausnahme.
Am Söllerhaus vorbei geht's auf dem breiten Fahrweg in Richtung Fellhorn. Nach gut 15 Minuten zweigt auf ca. 1490 Hm rechts ein kleiner Pfad den steilen Hang zum Söllereck hinauf ab. Man sollte dabei schauen das man den Pfad unterhalb des Zauns erwischt. Wir sind den Pfadspuren oberhalb des Zauns gefolgt und sind dadurch den gut 50-55° steilen Hang kerzengerade aufgestiegen. Ging zwar schnell aber war unnötig schweißtreibend. Auf Kammhöhe treffen wir dann auf den normalen Aufstiegsweg, der gemächlich über den Nord-Osthang nach oben zieht.
Auf teils schwachen Wegspuren geht es nun am Kamm entlang weiter zur breiten Fläche des Söllerecks. Einen genauen Gipfelpunkt kann man jedoch nicht ausmachen.
Bald nach dem Söllereck trifft man wieder auf den normalen Wanderweg auf dem man das Söllereck südseitig umgeht.
Schlagartig ist es auch wieder mit der Ruhe vorbei. Ist ja auch nicht verwunderlich, die einfache Wanderung von der Söllereckbahn zur Fellhornbahn zieht Unmengen an Touristen an. So wundern wir uns heute auch bald nicht mehr über die Ausrüstung manch anderer, von Chucks über Polo-Ralph-Lauren Polohemden bis hin zu komplett einparfumierten Schicki-Micki-Tu...n kommt uns alles entgegen.
Wir fühlen uns hingegen mit unseren 35 Liter Rucksäcken und normaler Wanderausrüstung leicht fehl am Platz. Manch einer fragt sich bestimmt was wir mit so einem großen Rucksack hier denn vorhaben.
Aber damit muss man hier oben nunmal leben.
Da hilft nur eins, einfach weiter laufen ;-)
Aber hier geht es noch, beim Fellhorn wird es erst so richtig schlimm.

Der Söllerkopf ist dann auch schnell erreicht und wir wollen auch noch einen kurzen Abstecher auf den Hauptgipfel unternehmen. Vor dem ersten Aufschwung deponieren wir unsere Rucksäcke und folgen dem kleinen Pfad erstaunlich einfach hinüber zum Hauptgipfel (T4). Ein gewisses Maß an Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sollte schon vorhanden sein, ausgesetzt ist es teilweise schon.
Am Gipfelstecken machen wir eine kurze Rast in vollkommener Ruhe bevor es wieder zurück in den Trubel geht. Ich nehm mal an das wir wahrscheinlich die einzigen an diesem schönen Tag sind die den Übergang zum Hauptgipfel angehen.
Beim Rückweg merken wir schon das wir von den "Bergtouristen" beobachtet werden und zurück am Vorgipfel werden wir aufmerksam bestaunt. Sätze wie "Den steilen Grat sind die Grat gegangen" und "Hät net gedacht das man da drüber kann" sind zu hören. Wir schmunzeln nur und gehen weiter.
Bald ist dann auch der Schlappoltkopf erreicht, den ich diesen Winter schon mit den Skiern besucht hab. Wir gehen allerdings gleich weiter und bahnen uns durch die Menschenmassen hindurch so gut wie möglich den Weg hinauf zum Fellhorngipfel, an dem gut 80-100 "Wanderer" nach dem anstrengendem 75Hm-Aufstieg von der Bergstation ihre wohlverdiente Rast machen.
Wir machen nur ein schnelles Foto, klopfen am Kreuz ab und weiter gehts.
Unten im Gundsattel wählen wir dann kleinen Umweg über den Gundkopf. Nur ein paar Meter vom Gundsattel entfernt fliesst ein kleines eiskaltes Bächlein in dem  wir erstmal die Füße kühlen und sind überrascht. In den gut 10 Minuten kommen gerade mal 5 Personen vorbei. Gerademal ein paar Meter entfernt laufen sie sich halb übern Haufen.
Der Gundkopf ist dann auch schnell erreicht, der Abstecher zur Gehrenspitze lohnt mit einem schönen Tiefblick. Danach geht's zur Kanzelbahn Bergstation, wo wir eine etwas längere Mittagspause einlegen.
Danach geht es hinüber zur Kanzelwand. Der kleine Gipfelaufbau wird dabei zunächst nordseitig umgangen und dann von Süden angegangen. Oben das gleiche Spiel wie auf dem Fellhorn, kurzer Abklatschen am Kreuz, ein schnelles Fotos und schon geht es weiter.
Unten in der Scharte geht es dann weiter auf dem kleinen Pfad direkt auf dem Kamm weiter und sofort haben wir unsere Ruhe. Bis zur Hammerspitze begegnen uns nur noch 4 andere Wanderer.
Dieser Abschnitt ist jedoch der anspruchsvollste Abschnitt des heutigen Tages. Geht es bis zur tiefsten Einschartung dieser beiden Gipfel noch recht einfach hinunter, ist der Aufstieg nicht mehr für den "Bergtouristen" gedacht. So gut es geht bleiben wir auf Gratkante, einmal steigen wir über eine nette II-er Stufe nordseitig wieder auf den Grat auf. Hätte man aber auch leichter machen können. Nach dem kurzen Aufschwung geht es wieder deutlich einfacher weiter auf den Gipfel, den wir komplett für uns alleine haben und dies auch bei einem wunderschönen Gipfelpanorama geniessen.
Normalerweise hätten wir uns hier aufgeteilt, Jürgen und ich wollten die Hochgehrenspitze-Schüsser- Überschreitung angehen und Diana über den Wanderweg zur Fiderepasshütte nehmen, aber da sich Diana nicht allzu wohl fühlte, entschlossen wir uns alle für die Umgehung. Die Überschreitung läuft ja nicht davon und bietet sich für eine nette Nachmittagsrunde an.
So geht es hinab zur Wannenalpe und unter den beiden vorher genannten Gipfeln hinauf zur schön gelegenen Fiderepasshütte wo wir uns erstmal jeder eine schöne kühle Maß Russ gönnen. Ein leckeres Abendessen und noch ein paar isotonische Sportgetränke später geht es dann an die Nachtlagergestaltung.
Der wird hat zwar gemeint das ein paar Plätze im Lager freigeworden sind, aber wir wollten lieber die Nacht unter dem Sternenhimmel verbringen. So bekamen wir freundlicherweise ein paar Wolldecken und Matten und machten es uns abseits der Hütte bequem.
Bevor es ans Schlafen ging durften wir noch einen wunderschönen Sonnenuntergang geniessen.

Am nächsten Tag stellten wir uns den Wecker auf halb 6, wurden aber eh von den ersten Sonnenstrahlen geweckt. Der Sonnenaufgang über der Höfats und dem Allgäuer Hauptkamm war einfach nur atemberaubend.
Unser Nachtlager schnell zusammengepackt und ein kurzer Frühstück später machen wir uns dann auch schon auf den Weg hinauf zur Fiderescharte. Während sich die anderen schon ihr Klettersteiggeschirr anlegen mach ich einen kurzen Abstecher hinüber zum Saubuckelkopf, der von der Scharte in gut 5 Minuten erreicht ist (T4, I)
Weiter gehts an den Einstieg des Mindelheimer Klettersteiges. Leider fühlte sich Diana immer noch nicht gut und da es auch ihr allererster Klettersteig wäre und sie ein bisschen Schiss davor hatte entschlossen wir uns den Klettersteig doch nicht anzugehen.
So packten wir uns Klettersteigzeug wieder ein und machten uns auf zum Normalweg hinüber zur MIndelheimer Hütte. Der Weg ist recht angenehm und bietet schöne Ausblicke hinüber auf die Rappenseeberge. Die Mindelheimer Hütte haben wir dann auch aufgrund unseres hohen Tempos schnell erreicht und machen eine kurze Mittagspause bevor es hinauf zur Kemptner Scharte geht.
Während sich Diana und Jürgen bereits an den Abstieg ins Wildental machen, mach ich noch einen kleinen Abstecher hinauf zum Kemptner Köpfle, welches nach gut 10 Minuten erreicht ist. Der Gipfelaufbau kann über verschiedene Wege angegangen werden, ich wählte eine kleine Verschneidung weil ich wenigstens kurz kraxeln wollte (II).
Ein paar Fotos später geht es auch zurück zur Scharte und dann hinab ins Wildental.
Der Weg ist aufgrund der Altschneefelder recht abenteuerlich, die Seile sind teilweise nicht zu Unrecht angebracht. Im unteren Teil weichen wir auf ein großes Schneefeld aus auf dem es Knieschonend schnell hinab geht. Am Wildenbach gönnen wir uns eine kurze Erfrischung bevor es vorbei an der Hinterwildenalpe hinab ins Tal geht. Mit jedem Meter den wir tiefer kommen wird es spürbar wärmer.
Das Highlight im Abstieg ist der imposante Wasserfall des Wildenbachs.
Vorbei an einigen Alpen gelangen wir nach Höfle, wo wir allerdings den Bus knapp verpassen und anstatt anderhalb Stunden zu warten gehen wir zu Fuß weiter bis nach Hirschegg, von wo es mit dem Walserbus zurück an den Parkplatz der Söllereckbahn geht.

Schwierigkeiten:

- steiler, teils wegloser Aufstieg zum Söllereck  T4,   allerdings richtigen Weg verpasst
- Übergang Söllerkopf Hauptgipfel T4, abschüssig
- Übergang Kanzelwand - Hammerspitze  T4+, I
- Abstecher zum Saubuckelkopf  T4, I
- kurzer Aufschwung Kemptner Köpfle T4, II
- Abstieg ins Wildental von der Kemptner Scharte  T4
Rest einfache Wanderung bis T3


Fazit:

Eine wirklich aussichtsreiche Runde, auf der man allerdings etwas resistent sein sollte gegen die vielen "Seilbahntouristen".
Der Abschnitt zwischen Söllerkopf und Fellhorn ist sehr überlaufen und der Weg gleicht einer Bergautobahn.
Wir sind allerdings auch selbst Schuld wenn man an einem Traumwochenende an Pfingsten diese Tour macht.
Einziger Wermutstropfen bleibt das die eigentlich geplante Schüsser-Überschreitung und der Mindelheimer Klettersteig nicht begangen wurde, aber das wird bald nachgeholt.


Tourengänger: Andy84, JL83, Diana


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