Zur Burg Landskron und über die Hügel im Leymental


Publiziert von ABoehlen , 30. April 2014 um 15:58.

Region: Welt » Frankreich » Alsace
Tour Datum: 7 April 2014
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: F   CH-SO 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 390 m
Abstieg: 390 m
Strecke:Flüh - Landskronberg - Leymen - Heiligenbrunn - Wessenberg - Palmen - Chlingler - Rodersdorf, 13 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Flüh
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Rodersdorf
Kartennummer:LK1066 Rodersdorf, 1067 Arlesheim

Und wieder soll's nach Basel gehen und natürlich erinnern wir uns, welche Probleme der betreffende Zug in der Vorwoche gehabt hat und sind gespannt, welche Überraschung uns heute erwartet. Aber alles klappt bestens – kein defekter Zug blockiert das Gleis und keine Schlange ist an Bord, somit kommen wir planmässig in Basel SBB an. Weiter geht es heute mit dem «Drämmli». Diese Fahrt ist sehr spannend. Durch teils recht abenteuerliche Gleiskonstruktionen «kratzt» das gelbe Tram mit der Nummer 10 quer durch die Stadt zum Zoo hinunter und dann immer weiter in die Vororte hinaus. Hinter Therwil wird die Umgebung allmählich ländlicher und bald ist nur noch ein Gleis vorhanden, was für ein Tram eher ungewöhnlich ist. Gegen Flüh hin rücken die bewaldeten Juraberge immer deutlicher ins Blickfeld und die felsigen Abhänge lassen erkennen, warum der Ort diesen Namen trägt. Wir steigen hier aus. Gleich am Ende des Bahnhofareals liegt die Staatsgrenze; dahinter beginnt Frankreich – und die Tramlinie geht weiter! Auch dies ist alles andere als alltäglich. Den Rest der Strecke werden wir später am Tag noch kennenlernen. Erst mal wird gewandert!

Heute ist Montag, der 7. April. An genau diesem Tag bin ich schon mal hier gewesen – im Jahre 2003. Das Wetter damals: Bedeckt, leichter Schneefall, windig, sehr kalt. Und heute: Sonne pur! Die Jacke verschwindet schon im Dorf im Rucksack, das T-Shirt genügt. Auch so werden wir bald ins Schwitzen kommen!

Vom Bahnhof (379 m) spazieren wir ein Stück ins Dorf hinauf, biegen aber bald auf einen Fussweg ab, der rechterhand sehr steil den Landskronberg emporsteigt. Die Markierung bezeichnet ihn als «Grenzwächterweg». Zu diesen Grenzwächtern scheinen auch einige Hunde zu gehören, die uns aus einem eingezähnten Gelände heraus unentwegt ankläffen. Gute 20 Höhenmeter «begleiten» sie uns, aber dann ist ihr Areal an einem Zaun zu Ende, während wir weiter bergauf wandern können. Jetzt ist Ruhe und wir geniessen die Aussicht über das Tal von Flüh.

Auf ca. 500 m erreichen wir die Klippen am Grat des Landskronberges und queren die Staatsgrenze. Nun ist es nicht mehr weit zum 533 m hohen Gipfel, wo sich die Ruine von Château du Landskron befindet. Die imposante Anlage begeistert mich! Das Herumstöbern in den alten Gemäuern ist sehr interessant und ich fühle mich geradezu in eine Fünf Freunde-Erzählung versetzt, und an die Beschreibung von Faynights Castle erinnert! Der Bergfried, der höchte und stärkste Turm einer jeden Burg, war ursprünglich nur durch einen schmalen Zugang vom Palas her zu erreichen, den man auch heute in Ansätzen noch erkennen kann. Um ihn den Besuchern zugänglich zu machen, wurde aber von der anderen Seite her eine metallene Wendeltreppe errichtet, über die man den mächtigen Turm leicht erreicht. Im Innern ist es relativ dunkel, denn nur durch schmale, schlitzförmige «Fenster» dringt etwas Licht ein. Von zuoberst, der so genannten Wehrplatte, wo sich in einer Ecke der alte Messpunkt 558.7 befindet, geniessen wir einen überwältigenden Rundblick, der auf zwei schönen Panoramatafeln erläutert wird. Aber auch der Blick über die Burganlage ist beeindruckend. Wie sich diesem Blick vor Jahrhunderten präsentiert haben könnte, wird in den Zeilen des Baselbieter Politikers und Autors Paul Jenni deutlich:

Sie gewahrten tief unten die Gebäude des unteren Burghofes – Stallungen, Scheune, Gesindehaus und Werkstätten – die sich schutzsuchend an die Ringmauer lehnten. Lärmige Geschäftigkeit drang herauf. Der obere Hof lag verlassen da, die Gräfin hatte sich mit den Kindern in den kühlen Palas zurückgezogen. Auf der anderen Seite schweiften die Blicke weit ins Land hinaus. Von fernher warf ein Flüsschen blitzende Strahlen herüber, und durch Wiesen und Wälder schlängelte sich im prallen Sonnenlicht wie ein träger Wurm ein Strässchen, auf dem zwei Kaufmannswagen schwerfällig talaufwärts krochen. Ringsum aber, unter der zitternden Luft, lagen schläfrig die dunkelbewaldeten Hügelzüge des Juras.
Paul Jenni, Auf Burg Bärenfels, SJW Nr. 556, 1969

Wir halten uns noch eine ganze Weile in der Burganlage auf und studieren die diversen interessanten Informationstafeln. Dann aber wandern wir weiter und folgen dem schönen Gratweg, der uns vorbei an weiteren überwachsenen Mauerresten und über Pt. 525 zum Rand des Kalksteinbruchs führt, wo der Weg steil nach Leymen hinunterführt. Bei Pt. 378 überqueren wir die Schienen und rechts davon befindet sich ein stattliches Bahnhofsgebäude. Kaum zu glauben, aber dies ist «nur» eine Tramhaltestelle – die einzige der ungewöhnlichen Tramlinie 10  auf französischem Boden!

Steil geht es nun ins Dorfzentrum hinunter und auf der D9bis weiter zur Birsig, dem tiefsten Punkt heute (339 m). Entsprechend steigt das Gelände anschliessend wieder an. Durch blumenreiche Wiesen, das Anwesen Heiligenbrunn (403 m) passierend, betreten wir ein sehr ausgedehntes und einsames Waldgebiet. Picknickplätze gibt es hier keine, daher verspeisen wir unser bescheidenes Mittagessen auf einem Baumstamm. Ausser einem Biker kommt sonst niemand vorbei.

Nach dem Essen geht es auf dem Gratweg bergauf zum 529 m hohen Wessenberg, wo der dichte Wald aber keine Aussicht zulässt. Es folgt ein kleiner Pass (Pt. 507) und erneut ein Anstieg zum Plateau von Palmen (529 m). Südwärts führt nun unser Weg bis zum Grenzstein 60 (Pt. 474), wo wir wieder Schweizer Boden betreten. Statt dem markierten Weg folgen wir nun aber noch ein Stück der Grenze, wo es ebenfalls einen Weg gibt, der allerdings ziemlich ruppig ist. So gelangen wir an den Rand des grossen Waldes. Auf der anderen Talseite können wir nun schon unser Ziel, den Ort Rodersdorf erkennen, welchen wir nach einiger Zeit erreichen. Etwas erhöht am Hang befindet sich die Tram-Endstation (391 m) mit einem ebenfalls stattlichen Bahnhofsgebäude. Das Restaurant ist leider geschlossen, weshalb wir mit dem nächsten Tram Richtung Basel fahren.

Diese Reise führt uns erstmal wieder nach Frankreich, wo wir unsere heutige Wanderroute kreuzen. In Flüh schliesst sich dann der Kreis, aber bis Basel dauert es von dort noch eine ganze Weile. Nach dem Umziehen geht es wie letzte Woche nach Olten ins Bahnhof-Buffet, wo wir den Wandertag bei einem leckeren Essen gemütlich ausklingen lassen.

Tourengänger: ABoehlen, Stini


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Kommentare (1)


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countryboy hat gesagt:
Gesendet am 30. April 2014 um 16:53
...Flüh und Landskron. Wieder mal ein Bericht, der schöne Kindheitserinnerungen aufleben lässt. :-)


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