Galenstock 3586m - Fels- & Eisausbildung SAC Uto


Publiziert von Bombo , 20. Juli 2008 um 02:26.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:16 Juli 2008
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR   CH-VS 
Zeitbedarf: 1 Tage
Aufstieg: 1045 m
Abstieg: 1045 m
Strecke:Albert-Heim-Hütte - Tiefengletscher - Galenstock - gleiche Route zurück
Unterkunftmöglichkeiten:Albert-Heim-Hütte SAC, Hotel Tiefenbach, Sidelenhütte SAC
Kartennummer:LK 1:25000, Bl 1231 "Urseren"

Der majestätische Galenstock - Fels- & Eisausbildung live vor Ort

Wer die Wanderwege verlässt, sich an kantigen Steinen versucht und das frühmorgendliche Knirschen der Gletscher-Eiszacken liebt, der sollte als Minimum eine Ausbildung in Fels und Eis absolviert haben. Zusammen mit dem Bergführer Germi Steiner, www.germi.ch, hat der SAC UTO diese 4-tägige Ausbildung auf dem Tiefengletscher organisiert und durchgeführt.

Laufmethodik, Wetterkunde, Kartenlesen, Fels- und Eisgrundkenntnisse, Klettern im Fels, Gehen am Seil, Spaltenrettung bzw. Flaschenzug, Selbstaufstieg, 1. Hilfe, etc. - Themen, welche uns in diesem Kurs in Theorie und Praxis aufgezeigt wurden. Viele "Hikrs" haben diese Ausbildung bereits hinter sich, weshalb ich mich hier im Bericht lediglich noch auf die "Königsetappe" konzentriere - die Tour auf den Galenstock 3586m.

Die Galenstock-Tour - Sommer wie auch Winter - wurde schon  zahlreich hier auf hikr.org beschrieben und mit tollen Bilder dokumentiert. Wer aber wie ich diese Tour geniessen durfte, besitzt automatisch das Bedürfnis, mind. mit ein paar unvergesslichen Bilder diese Tour zu dokumentieren - ich für meinen Teil fasse die Tour nochmals kurz zusammen - mehr als Konklusion eines für mich unvergesslichen Touren-Tages.

Abmarsch um 05.00 Uhr in der kulinarisch gut geführten, räumlich jedoch sehr verstaubten und alten Albert-Heim-Hütte. Welch prächtiges Wetter uns heute erwartet - am Himmel leuchten noch immer die Sterne, am Horizont sieht man bereits das schwache Rot der Sonne, welche irgendwo im Osten der Welt noch manch einem Menschen einen wärmenden Sonnenstrahl schenkt. Trotz des noch jungen Tages ist es verhältnismässig bereits warm - schöner könnte ein Tagesbeginn kaum sein.

Den Steinmannlis und blau-weissen Markierungen folgen wir in westlicher Richtung, lassen das Chräiennest links liegen und steuern die östliche Seite des Tiefengletschers an. Unter der Führung unseres Bergführers Germi steigen wir ohne Steigeisen in nordwestlicher Richtung auf dem Gletscher Richtung Höhenlinie 3100 auf. Das Gletschhorn 3305m mit seiner zackigen Felsformation hinterlässt manchem Galenstock-Gänger ein kaltes Schaudern, ebenso könnte man ein ähnliches Schauermärchen über den nördlich gelegenen Tiefenstock 3515m schreiben. Dunkle, spitzige und abweisende Felsspitzen ragen in den Himmel und lassen einem schnell vergessen, dass nur wenige Kilometer talwärts die Furkastrasse und die schwarzen Rauchfahnen der Dampfbahn ihre Spuren hinterlassen.

Welch Glück wir doch nur haben - ständig wacht der Galenstock über uns - keine Wolke, keine Windfahne, einfach nichts stört dieses majestätische Bild dieses schönen Grenzberges, welcher die Kantone Uri und Wallis miteinander verbindet. Genauso hatte ich es mir immer vorgestellt, wenn ich an den Galenstock dachte - einfach traumhaft.

Am nördlichsten Punkt der "Felsinsel" (liegt ziemlich in der Mitte von Galenstock, Tiefenstock und Gletschhorn) steigen wir mit Steigeisen ausgerüstet die nun steilere Ostseite des Tiefengletschers auf. Guter Trittschnee erleichtert uns das Aufsteigen und so erreichen wir schon in kurzer Zeit den Südlichen Tiefensattel 3406m, welcher mit einem Fixseil ausgerüstet ist. Dieses im Winter sicherlich hiflreiche Seil kann man im schneelosen Sommer getrost auslassen - geradezu einladend sind die griffigen und gut formierten Felsen, welche den kurzen aber steilen Aufstieg in den Sattel erleichtern. Unmittelbar nach dem Sattel wechselt man die Bergseite und steht nun westwärts mehr oder weniger ausgesetzt, jedoch stets mit guten Felsgriffen oder -tritten versehen. An einer "heiklen" Stelle hat es sogar noch einen Bohrhaken. Aufgepasst auf loses Gestein - der Permafrost verliert leider auch in dieser Region an Stärke.

Schon nach wenigen Minuten verlässt man die Westseite und steht am Anfang des mit Schnee und Eis bedeckten Verbindungsgrat, welcher zum Gipfelaufbau des Galenstocks führt. Hier war ich eher ein bisschen enttäuscht - habe ich mich doch auf eine spannende Blankeis-Gratüberschreitung vorbereitet und die Fotos, welche ich von hikr.org kenne entsprachen diesem angetroffenen Bild leider nicht. Statt Blankeis begegneten wir perfektem Trittschnee - die einzige Gefahr bestand lediglich im Legen der Aufstiegsspur, welche nicht zu nahe an der Wechte durchführen sollte. Klar, manch einer war sicher froh um diese "perfekten" Verhältnisse - aber zugegeben, so eine Blankeis-Ueberquerung wäre sicherlich auch spannend gewesen. Doch eben, für eine Gruppe mit 14 Teilnehmer hätte es nicht besser sein können.

Am Gipfelaufbau-Fels angelangt durften wir nochmals unser klettertechnisches Können (II. Grad) unter Beweis stellen - dank den perfekten Felsen, wo man ununterbrochen sich mit dem Seil sichern konnte - es hat auch noch Sicherungsstangen - war auch dieser Aufstieg der wahre Traum und noch bevor man es richtig realisieren konnte, standen wir auf dem Gipfel des Galenstock 3586m. Praktisch kein Wind, eine Fernsicht, wie man es sich nur träumen kann. Die Berner Alpen zum Greifen nah, das Mont-Blanc-Massiv den Horizont regierend und die ganzen Zentralschweizer Alpen untertänisch zu Füssen - welch ein Genuss auch einmal dieses unvergessliche Gipfelpanorama geniessen zu können.

Mindestens so schön war es aber auch, dass alle Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer, mitunter auch vorsichtige und unerfahrene Gipfelstürmer, den Gipfel erreicht haben - die Freude in den Gesichtern liess Bände sprechen.

Den Abstieg meisterten wir auf der Aufstiegsroute - auch hier konnten wir die gelernte Theorie nochmals in die Praxis umsetzen - kurzes Seil, langes Seil, Felssicherung, Bergschrund-Uebersteigung, etc. - ein super "Uebungsgebiet", um all das umzusetzen, was wir zuvor im trockenen oder auf dem Uebungsgrat nordöstlich des Gr. Bielenhorn gelernt haben.

Abgeschlossen wurde diese Tour noch mit einer Praxisübung eines Standbaus auf dem Gletscher, die Voraussetzung für den Flaschenzug, welchen wir am Tag darauf in Schritt und Tritt bzw. Schritt und Zug angeschaut haben.

Dieser Tag wird für mich dank den perfekten Wetterbedingungen, des hervorragenden Teamspirits meiner eigenen Seilschaft, der guten Stimmung der Gruppe und natürlich des kompetenten Know-hows unseres Bergführers unvergesslich bleiben.


Historische Anmerkung:

Der Galenstock wurde am 18. August 1845 von Eduard Desor, Daniel Dollfuß und seinem gleichnamigen Sohn, geführt von den einheimischen Bergführern H. Währen, M. Bannholzer, P. Brigger und H. Jaun, erstbestiegen. Unangeseilt erlitt der junge Dollfuss beim Abstieg durch einen Absturz mit der Wächte nach ca. 25 Metern schmerzhafte Verletzungen.



Tour mit SAC Uto & Germi Steiner, www.germi.ch





Tourengänger: Bombo


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