Herbstliches Bellinzonese: Motto della Croce - Sasso Guidà - Carena


Publiziert von TomClancy , 8. November 2013 um 23:10.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum: 7 November 2013
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Portola-San Jorio   CH-TI 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 900 m

Heute führt mich mein Weg ins Bellinzonese. Die Hügel hinter Bellinzona haben mich schon länger gereizt: so nah und doch (mir) unbekannt. Die kürzer werdenden Tage verlangen ein strafferes Zeitmanagement und so bietet sich Bellinzona im Winterhalbjahr an als geeigneter Ausgangspunkt für Tagestouren aus der Deutschschweiz.

Als ich in Luzern umsteige, ist es beinahe noch finster: die Stadt erwacht langsam aus dem Schlaf. Beim KKL überbrücke ich die Wartezeit bis zum 0718-Zug. Beim Aussteigen erwartet mich in Bellinzona kühle Tessiner Luft. In Anbetracht der vor mir liegenden 1500 Höhenmeter verzichte ich jedoch auch meine Faserpelzjacke und starte mein Unterfangen: erstes Zwischenziel ist der Motto della Croce. Vor genau drei Jahren habe bereits den Motto della Croce bei Tesserete besucht und bin nun entsprechend gespannt, ob auch derjenige von Bellinzona eine ähnlich spektakuläre Aussicht bietet. Um es vorweg zu nehmen – ich werde nicht enttäuscht. Vorerst steht nun aber die abwechslungsreiche Strecke auf den Motto della Croce an. Erst geht es durch die Aussenquartiere von Bellinzona, dann durch einen mächtigen Kastanienwald mit vielen ehrwürdigen Baumriesen. Kastanien liegen zwischen mächtigen Laubschichten. Etwas höher folgen dann die Birken, die ihrerseits durch die Buchen abgelöst werden. Zu guter Letzt ist dann die Lärche der Baum der das Bild prägt. Lange führt der Weg so durch den Wald, bis kurz vor dem Zwischenziel das Kreuz auf dem Motto della Croce durch die Bäume erahnt werden kann. Was dann folgt ist schlicht spektakulär: ich trete aus dem Wald auf einen regelrechten Balkon und das sich jetzt bietende Panorama raubt mir für einen Moment den Atem. Ich setze mich auf die Steinbank 1000 Meter über Bellinzona und lasse nun einfach für einige Minuten die Szenerie auf mich wirken.

Nach dem Eintrag ins Gipfelbuch wende ich mich der zweiten Etappe zu, dem Weg zum Sasso Guidà. Dieser Teil der Tour ist flacher und hat oft den Charakter einer Gratwanderung, ohne aber irgendwo ausgesetzt zu sein. Nachdem ich bis zum Motto della Croce meine physischen Grenzen etwas ausgelotet habe (die Skitourensaison steht ja vor der Tür!), lasse ich es nun gemächlicher angehen. Ich geniesse die Sonne, die herbstlichen Waldgerüche und das Summen der Insekten, die die letzten warmen Tage zu geniessen scheinen. So erreiche ich rechtzeitig zur Mittagsrast den Sasso Guidà. Zwei Tessiner sind gerade im Begriff zusammen zu packen. Wir wechseln noch einige Worte, bevor sie mich der Einsamkeit und Ruhe des Gipfels überlassen: Zeit für ein ausgiebiges Nickerchen in der herbstlichen Sonne. Vom Waffenplatz Isone knattert es gelegentlich vertraut herüber – Erinnerungen an die Rekrutenschule werden wach. Vor über dreissig Jahren habe ich als junger Bursche hier den Tessin und das Outdoor-Leben unter rauen Bedingungen kennen und lieben gelernt. Dieses Jahr ist diese alte Liebe wieder entflammt – SEMPER FI!

Nachdem das Znüniböxli geplündert ist, gilt es leider aufzubrechen: heute ist einer dieser Tage, an denen man doch glatt vergessen könnte, nach Hause zu gehen… Nichts desto trotz mache ich mich nun auf Richtung Carena. Erst geht es noch einige hundert Meter dem Grat entlang, dann folgt ein typischer Tessiner Express-Abstieg: in engen, steilen Kehren führt der knöchelhoch mit Laub bedeckte Weg durch die Wälder nach unten. Ich lasse es einfach laufen und so erreiche ich in einer ordentlichen Zeit Carena gerade rechtzeitig für den Sonnenuntergang. Das nächste Postauto kommt erst in einer Stunde. Das gibt mir die Gelegenheit in der Dorfbeiz ein Bier zu trinken. Dort treffe ich Matthias wieder, den ich am Morgen schon kurz gesehen habe. Seine kurzweilige Gesellschaft vertreibt mir in angenehmer Weise die Wartezeit aufs Poschi. Es ist immer wieder spannend, unterwegs mit Unbekannten ein Stück des Wegs zu teilen und im Gespräch ein Fenster eine andere Welt zu öffnen. So vergehen die Minuten wie im Flug und unversehens ist es Zeit das Poschi zu besteigen. Der Chauffeur meistert souverän enge Kurven und NATEL-Bedienung gleichzeitig und bringt uns unaufgeregt und sicher nach Bellinzona. Es ist bereits dunkel, als ich den Zug besteige, das Herz voll toller Eindrücke und schöner Gedanken. Die Landschaft oberhalb Bellinzona hat es mir angetan – hier komme ich sicher wieder einmal hin!

Tourengänger: TomClancy


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Kommentare (2)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 9. November 2013 um 14:25
eine herrliche Rundtour!

lg Felix

TomClancy hat gesagt: Allerdings!
Gesendet am 9. November 2013 um 14:27
Ich hab auch einen Traumtag erwischt (dank gleitender Arbeitszeit!)

Liebe Grüsse

TC


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