Wildgärst-Rundtour mit Sonnenaufgang


Publiziert von Eltitas , 30. Oktober 2013 um 13:42.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum:26 Oktober 2013
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 1 Tage 11:00
Aufstieg: 1900 m
Abstieg: 1900 m

Um 04.20h starte ich beim Hotel Wetterhorn in Grindelwald mit meiner langen Wanderung. Mein Ziel: Ich möchte den Sonnenaufgang kurz nach 08.00h auf dem Wart-Sattel (2700m) erleben... Ich staune, obwohl nur noch der halbe Mond sein Licht spendet, ist es hell genug, dass ich ohne Stirnlampe laufen kann. Kein Mensch weit und breit. Absolute Stille - bis auf das "U-hu" einer Eule, welches ich mehrere Male aus recht grosser Entfernung vernehme. Am Himmel steht direkt über der grossen Scheidegg "der Grosse Wagen".  Wenn möglich folge ich dem Bergweg, ab und zu verpasse ich im Mondlicht eine Abzweigung und so gehts manchmal auch einfach mitten auf der Fahrstrasse aufwärts. Um 05.55 ist es soweit: ich stehe auf der Grossen Scheidegg. Ab hier lege ich die ca. 3 Kilometer bis zur Alp Oberläger joggend zurück - ich will wirklich um 08.00 auf dem Wart-Sattel sein! Und das sind noch 800 Höhenmeter, und ich hab nur noch 1.5 Stunden Zeit. Nach wie vor strahlt der halbe Mond derart hell vom Himmel, dass ich ohne Stirnlampe das Tälchen hinaufsteigen kann! Hätte ich niemals so erwartet! Irgendwann kurz nach 07.00h beginnt die Dämmerung - ich muss das Tempo nochmals etwas verschärfen, damit ich tatsächlich um 08.00h auf der Wart oben bin... Ungefähr auf 2440 Metern beginnen die ersten Schneefelder - ab ca. 2550 ist die Schneedecke mehrheitlich geschlossen. Richtig schönes Hochtourenfeeling kommt da auf! Beste Verhältnisse, Trittschnee vom allerfeinsten. So ist das Steigen noch fast angenehmer als auf den Steinen... Ja, und dann, 40 Höhenmeter unterhalb der Wart, geht die Sonne auf. Ich bleibe 10 Minuten lang stehen und schaue mir das Spektakel an. Danach bin ich halb erfroren, es geht ein unglaublich kalter, sehr kräftiger Wind. Ich bin dankbar, gehts weiter aufwärts. Die Gipfelflanke ist wie jedesmal, wenn ich bisher auf dem Wildgärst war, komplett abgeblasen und schneefrei. Um 08.45h stehe ich auf dem Wildgärst. Eigentlich wollte ich hier meine erste Pause seit dem Start vor 4 Stunden 25 Minuten einlegen, aber ich halte es keine Sekunde länger als nötig aus. Ich habe kalt. Unglaublich kalt. Und jetzt gehts leider nicht mal mehr aufwärts... Die Wanderstöcke kann ich nicht mehr in den Händen halten, sonst frieren mir die Finger ab. Die Wanderstöcke müssen in den Rucksack. Leider habe ich vergessen, Handschuhe einzupacken gestern..... Ich renne den Gipfelgrat runter und renne gleich weiter in Richtung Häxeseeli. Ab Wart ist wieder alles komplett eingeschneit. Ich hoffe, dass irgendwann in den nächsten Minuten dieser starke Wind etwas zurückgeht - sonst bleibt mir nix anderes übrig, als Weiterzurennen...Mir gefällts - und noch viel mehr gefällt mir das Seelein, das weit unten schon blinzelt. Endlich, nach über 1.5 Stunden Sturmwind, legt sich die Stärke etwas zurück und es ist wieder einigermassen auszuhalten. Trotzdem geht es zügig weiter. Ich habe Hunger. Bin jetzt seit mehr als 4.5 Stunden ohne Pause am marschieren und möchte endlich Frühstücken.... So gerne hätte ich dies auf dem Wildgärstgipfel getan (jedenfalls hatte ich mir zuhause ein "romantisches Joghurt-Zmorge in den ersten Sonnenstrahlen auf dem Wildgärstgipfel" vorgestellt), aber dann wär ich wohl für immer oben geblieben!

Um 09.25h erreiche ich das teilweise von einer Eisschicht überzogene Häxeseeli. Leider scheint die Sonne noch immer nicht. Der Wind geht immer noch ziemlich zügig. Trotzdem, ich muss mal was essen, also gibts hier mein Zmorge. Nach 5 Minuten gehe ich weiter. Schon wieder zittere ich am ganzen Körper vor Kälte... Bis zum Hagelseeli bleibt die Landschaft verschneit, aber gut zu begehen. Ich sehe über 10 Schneehühner und ein paar Gämsen. Die Strecke vom Häxeseeli zum Hagelseeli  hat sich doch nochmals recht in die Länge gezogen... Mit meinen 1900 Höhenmetern Aufstieg in den Beinen spüre ich jetzt jeden Gegenanstieg in den Oberschenkeln... Macht nüt, ich geniesse trotzdem weiterhin jeden Meter. Die Gegend ist wunderschön. Jetzt, wo alles verschneit ist, hat es nochmals seinen eigenen Reiz. Das Hagelseeli erreiche ich um 10.40h Hier wechselt die Landschaft schnell von Winter auf Herbst. Herrlich - endlich kann ich mal eine Pause machen, ohne zu frieren!

Nun wandere ich zum Bachalpsee hinunter. Weil die Gondelbahn auf die First nicht mehr fährt, hat es keinen einzigen Wanderer. Dafür finden hier momentan die fitten Biker ihr wahres Paradies... dürfen jetzt endlich den Höhenweg zum Faulhorn befahren, was ihnen im Sommer verboten ist...

Um 12.00h erreiche ich die menschenleere First. Nochmals setze ich mich kurz hin und geniesse die geniale Aussicht. Noch nie war ich ohne jegliche andere Menschen auf der First. Herrlich!

Nun steige ich über steile Grashänge direkt hinunter in Richtung Bort und weiter auf verschiedenen Bergwegen - oft aber auch direkt über abgemähte Wiesen runter nach Mühlebach und dann das letzte Stück aufwärts zum Hotel Wetterhorn.

Nach 11 Stunden sind die ca. 30 Kilometer Strecke und ca. 1900 Meter Aufstieg erwandert - und ich um viele wunderschöne Erlebnisse reicher!

Tourengänger: Eltitas


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