über den Lägerngrat


Publiziert von Bergbursche , 22. September 2013 um 20:34.

Region: Welt » Schweiz » Aargau
Tour Datum:19 September 2013
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-AG   CH-ZH 
Zeitbedarf: 3:00
Aufstieg: 600 m
Abstieg: 600 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem PW bis zum Parkplatz in der Rebbergstr. in Wettingen. Dort ca. 8 Parkplätze (kostenfrei)

Auf auf, in die Berge!

Doch was tust Du, wenn Dir nur wenig Zeit zur Verfügung steht und eine Anreise bis in die Alpen schon die ganze Zeit auffressen würde?

Klar, mehr Zeit nehmen oder ein schnelleres Auto kaufen könnte helfen.
Tipp: Ein schnelleres Auto hilft bei uns hier in der Schweiz aber nur bedingt. Besser ist das Geld nicht in das Auto zu investieren, sondern für die fälligen Bussen aufzusparen.
Pro-Tipp: Spare noch mehr und leiste Dir einen Fahrer, den Du zwingst zu schnell zu fahren (z.B. per Eispickel den Fuss auf dem Gaspedal runterdrücken). Dann verlierst nicht Du sondern er seinen Führerausweis.


Leider entfallen bei mir aufgrund des spontanen Entschieds alle Möglichkeiten, sodass ich mich nach Wettingen und somit zum Lägerngrat aufgemacht habe. Da hat es dann wenigstens diverse Alpinmerkmale - Grat, Stein, Ausgesetztheit usw. - die man einfach zu einer Alpentour zusammenschustert. Blende einfach bei der Umsicht die städtische Umgebung aus. Denke Dir einfach, es wären alles seltsam geformte Felsen, perfekt zum Bouldern und teilweise sogar für Mehrseillängen geeignet!

Also auf zum Parkplatz in der Rebbergstrasse in Wettingen, die Wanderfinken an die Füsse getackert und los. Gleich beim Einstieg in die Route hat es eine deutliche Warnung. 
Oha!
Nur für Geübte!
Die extreme Stadtnähe verleitet dann wohl doch den ein oder anderen Unbedarften mit ungeeigneter Besohlung und/oder in sonstwie nicht unbedingt zuträglichem Zustand dort hinaufzusteigen. Andererseits, stell Dir vor an jeder Stelle in den Alpen hätte es ein solches Schild, wo es wie hier wäre. Der Schilderwald in Zürich wäre eine kahle Lichtung dagegen!
Hinweis: Auch wenn der Grat aufgrund seiner Ausgesetztheit und der Form dazu neigt ein wenig wie ein Laufsteg auszusehen, ist er nicht der geeignete Ort für eine Modenschau. Es empfiehlt sich daher auf modische Accessoires zu verzichten. Mädels, Ballerinas oder hohe Hacken sind nicht Gratgeeignet und liebe Männer, auch FlipFlops oder Segelslipper gehören nicht nach hier oben!
Tipp: Aufgrund des reichhaltigen Angebotes guten Weines in der Umgebung sollte die Tour vor der ausgiebigen Weinverkostung erfolgen. Du  könntest sonst das Phänomen der SAC-Skala Spontanverschiebung erleben und aus der angenehmen T3 Wanderung wird plötzlich ein S und aus dem Lägerngrat der Eiger Mittellegigrat.


Ansonsten startest Du nach wenigen Metern über Asphalt direkt auf dem Grat und kannst diesem nahezu beliebig lange folgen, zumindest so lange, bis Du am Ende angekommen bist. Zwischendrin gibt es immer wieder Möglichkeiten, an denen Du den Grat verlassen kannst.
Also, verlassen kannst Du ihn an fast jeder Stelle, aber diese Variante ist nicht empfehlenswert, sondern mindestens schmerzhaft!

Folge einfach dem Weg über den Grat, verlaufen ausgeschlossen. Geniesse die waldige Atmosphäre und wenn Du noch ein wenig Sonne dabei hast, wirkt alles ein wenig verträumt und gar zauberhaft. Teils könnte man meinen, gleich kommen Fabel- und Feenwesen dahergelaufen. Wenn Du also ein paar Feenflügel Dein eigen nennst...

Bevor die Tour richtig Fahrt aufnimmt, bekommst Du per Wegweiser noch einmal den unmissverständlichen Hinweis: Vorsicht, Felsgrat*!
Jawohl, Vorsicht ist vorm Felsgrat* geboten.

Sobald Du den eigentlichen Grat erreicht hast, geniesse die Aussicht und zücke die Kamera. Du bist nun weit oberhalb von Baden, fern des städtischen Trubels. Jedoch je nach Wochentag mitten im Trubel auf dem Grat, denn so ganz alleine ist es da eher selten.

Zu einem Zeitpunkt Deiner Wahl kannst Du den Grat verlassen. Ich empfehle Dir in Laufrichtung nach rechts abzubiegen, denn sonst wird der Weg zum Auto etwas länger. Ich habe den gpx Track leicht nachgearbeitet, damit dort ein besserer Weg angezeigt wird.
Tipp: Wenn Du auf Tuchfühlung mit dem Unterholz der Lägern gehen möchtest, dann schreib mich an. Ich gebe Dir gerne den original-Track. Dieser führt Dich durch Schlammpfützen (Ich garantiere eine Eintauchtiefe bis über den Knöchel), Gestrüpp (mit und ohne Dornen, je nachdem worauf Du so stehst), engen Baumbestand (Wolltest Du schon immer mal engen Rindenkontakt mit Ganzkörperbesamung?) und munteren Rutschpartien.

Der Weg führt Dich nun entlang des Waldrandes zurück zum Parkplatz. Dabei passierst Du etliche Weinhänge, an denen zur jetzigen Zeit schon viele pralle Trauben auf Ihre Veredelung warten. Sei also nicht ungeduldig und pflücke sie unreif ab, wo doch jeder weiss, dass eine Weintraube erst dann reif ist, wenn sie in flüssiger Form vergärt in der Flasche erhältlich ist!

Viel Vergnügen
Mats

Jeder Tag ist ein Geschenk und kein verbrieftes Recht
Daher schenke Deinen Tagen Leben und nicht Deinem Leben Tage



*Felsgrat, der gemeine
Exkurs: Wir begegnen diesem possierlichen Kameraden ausschliesslich in der freien Wildbahn, wo er sich grundsätzlich in der unmittelbaren Nähe von Bergen und ähnlichen Erhebungen aufhält. Meist von langgezogener, gedrungener Gestalt schlängelt er sich durch die Landschaft. Trotz seiner extrem guten Anpassung an die Umgebung ist er meist leicht zu erspähen. Er hat oft eine ausgesprochen ausgeprägte Hangneigung. Gelegentlich kleidet er sich mit umweltverträglichen Materialien aus Blattwerk, Holz und Schnee.
Bis anhin sind sämtliche Versuche der Haltung in Gefangenschaft gescheitert. Die Nachzucht gestaltet sich daher als unmöglich. Jedoch ist zu beobachten das es zu seltenen Spontanvermehrungen in der Natur kommen kann.
Eine artgerechte Haltung in Naturreservaten und Schutzzonen wurde mehrfach erfolgreich durchgeführt, jedoch ist der Mehrwert dieser Massnahme im Sinne der Nachhaltigkeit eher in Frage zu stellen, da Abnutzungserscheinungen oder Erosion fast ausschliesslich durch unkontrollierbare Dritte erfolgen (Wetter, der fiese Spiessgesell ganz vorne weg). Bei manchen Felsgraten konnte eine ausgeprägte Tendenz zur Selbstverstümmelung beobachtet werden, in Fachkreisen Bröckelisation genannt.
Dennoch ist der gemeine Felsgrat derzeit nicht vom Aussterben bedroht.
Zu den mit ihm in Symbiose lebenden Tieren gehören neben der unzähligen Menge an Kleingetier und Insekten vor allem die Gemse und der Mensch, wobei letzterer den Felsgrat gerne mit allerlei Zusatzgerät bearbeitet, um sich zu behaupten.
Von langfristigen Schäden für den Felsgrat ist bisher nichts bekannt, da sämtliche Massnahmen oberflächlich durchgeführt werden. In Anbetracht der kurzen Nutz- und Verweildauer durch den Menschen kann davon ausgegangen werden, das die meisten Felsgrate das durch den Menschen eingebrachte, schmückende Beiwerk innert kürzester Zeit (ca. 10000 Jahre), meist noch in ihren Jugendjahren, wieder abstossen.

Tourengänger: Bergbursche


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Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

silberhorn hat gesagt:
Gesendet am 23. September 2013 um 12:30
Dein witziger Bericht ein Vergnügen!!!

Nicole hat gesagt:
Gesendet am 24. September 2013 um 12:38
...kann ich mich anschliessen - herrlich!


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